Michael Winterhoff - Warum unsere Kinder Tyrannen werden

  • Inhalt:
    Warum sind Kinder heute so, wie sie sind: narzisstische, egozentrische kleine Tyrannen?
    Michael Winterhoff, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, berichtet in seinem Buch "Warum unsere Kinder Tyrannen werden" über seine Beobachtungen aus seinem Berufsalltag und stellt Theorien auf, warum dies so ist. Mithilfe von Beispielen aus Schule, Alltag und aus seiner Praxis versucht er, die Erziehungsmethoden und -fehler der heutigen Eltern.


    Angefangen wird das Buch mit einem Zitat von Pink Floyd: "We don't need no education, we don't need no thought control, no dark sarcasm in the classroom, teachers, leave them kids alone".
    Danach erklärt Winterhoff innerhalb von neun Kapiteln den aktuellen Stand der Erziehung der Kinder, zieht dazu Beispiele hinzu und stellt Lehrer vor, welche in ihrem Alltag überfordert sind.
    Dann stellt Winterhoff die Wichtigkeit einer geregelten psychischen Entwicklung vor, und dass diese Entwicklung gewährleistet sein muss, da sonst schwere Fehlentwicklungen auftreten.
    In den nächsten Kapiteln stellt er seine Theorie über diese Fehlentwicklungen vor: "Von der intuitiven Erziehung zur Symbiose" (Kapitel 4).
    Dazu geht es von verschiedenen Stufen der Beziehungsstörung zwischen Eltern und Kind aus: Partnerschaftlichkeit, Projektion und Symbiose. Dazu wird die These erläutert und mit vielen Beispielen untermauert, u.a. erklärt Winterhoff, wie es zu Gewalt gegen Kinder kommen kann und wie Cyberbulling zustande kommt, und wie die Zukunft aussehen könnte.


    Meine Meinung:
    Obwohl dies sich nun so anhört, als würde der Autor nur auf den Eltern, Lehrern und Erziehern rumhauen, ist dies nicht so. Denn auch die Gesellschaft trägt einen Teil zu diesen Fehlentwicklungen dar.
    Insgesamt ist das Buch sehr interessant und sehr logisch aufgebaut. Dadurch, dass er selbst Kinder- und Jugendpsychiater ist, kennt er die Thematik nur zu gut. Dieses Buch zeigt eine erschreckende Entwicklung in der Psyche der Kinder auf, aufgrund einer Erziehung, die sich äußerlich positiv entwickelt hat, innerlich jedoch sehr große Schäden zulässt und es niemand verhindert. Nichtmal verhindern will, sondern dieses Verhalten wird sogar noch von Staat, Schule und Kindergarten unterstützt. Daher ist dieses Buch schon längst überfällig!


    Genug Beispiele findet man ja selbst im Alltag oder im Fernsehen: Man muss nur Sendungen wie "Die Super-Nanny" oder "Die Schulermittler" einschalten und man findet sehr viele Paradebeispiele, welche sehr gut zu diesem Buch passen würden.


    Was mich an dem Buch jedoch etwas stört ist der Gedanke, dass er vielleicht seine Schweigepflicht verletzt. Er führt in diesem Buch viele Beispiele aus seinem Berufsalltag an, teilweise mit Namen und Alter. Auch werden viele Beispiele übernommen, wo ich nicht genau weiß, ob die Namen geändert worden sind oder ob sie einfach nur erfunden sind.


    Vielleicht sollten viele Eltern dieses Buch lesen, um vielleicht etwas durch ihre Kinder durchzublicken und ihre Kinder wieder kindgerecht zu erziehen. Jedoch ist die in diesem Buch "normale" Entwicklung eines Kindes, welches bis zu einem gewissen Lebensjahr über keine Persönlichkeit verfügt und meistens aus Lust und Laune heraus agiert, gesellschaftlich häufig sehr geächtet.
    Die Prognose, die Micheal Winterhoff aber abgibt, scheint keinerlei Verbesserungen zu zeigen, sondern nur, dass es nur schlimmer wird. Aber die Zukunft wird es zeigen...

    Bewertung:

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    *~* Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche) *~*


    :study: tbc


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  • Dank meinem wahnsinnig trotzigem fast Dreijährigen und weil ich das Buch nun endgültig verscherbeln möchte, habe ich es nun nochmals gelesen. Meine Meinung zum Buch hat sich nicht verändert :wink: Das Buch ist eine wissenschaftliche Abhandlung aber kein Ratgeber oder ein "Helferbuch" wie es andere Autoren bringen. Nützliche Ratschläge findet man nicht, dafür viele viele negative Beispiele und natürlich die allseits beliebten "so nicht"-Szenen.


    Und wieder habe ich mich gefragt: wer hat die beiden Kinder von Winterhoff aufgezogen und ERZOGEN? Liegen die Mängel der heutigen Kinder/Jugendlichen tatsächlich in "zu wenig Bewegung", Faulheit (Stichwort Buggyboard für ältere Geschwister - dieser Absatz hat sich vermutlich für lange lange Zeit in mein Gehirn eingebrandt)? Ich muss nicht ständig und ununterbrochen mit meinem Kind diskutieren (ich halte auch nichts von den Ratgebern die da sagen "auf Augenhöhe gehen und erklären" - wenn das Kind trotz oder wenn etwas zu machen ist, dann ist das so. Aber dieser befehlstonartige Tonfall den Winterhoff da anschlägt oder den die Eltern anschlagen sollen ("wenn ich das will, dann ist das so") gefällt mir trotzdem nicht.


    Nur in einem stimme ich Winterhoff zu: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.


    Ich kann das Buch mit gutem Gewissen auf den Flohmarkt geben und hoffe, dass es der nächste Leser ähnlich sieht wie ich. :-,