Milena Agus - Die Frau im Mond

  • Kein bisschen kitschig, einfach nur wunderschön!



    Die Ich-Erzählerin, die Enkelin, erzählt uns das Leben ihrer Großmutter.


    Diese stammt aus einer Bauernfamilie auf Sardinien. Sie ist die
    Älteste und hat noch zwei jüngere Schwestern. Als diese ins
    heiratsfähige Alter kommen, träumt die Protagonistin von der großen
    Liebe, ihrer Meinung nach ist der Mensch nur aus diesem Grund auf der
    Welt. Ihre vielen Verehrer, denn sie ist eine Schönheit, vertreibt sie
    allerdings mit anrüchigen Gedichten und schönen Augen. Zu direkt und
    aufdringlich will man meinen, doch das liegt im Naturell der
    Liebessüchtigen. Als sie während des Krieges immer noch alleine ist,
    und die Gefahr besteht, dass sie als alte Jungfer enden würde, wird sie
    von ihren Eltern an den einzig verbleibenden Verehrer verheiratet. Doch
    es ist eine Ehe ohne Liebe!?


    Soll sie ihr ganzes Leben so fristen, ohne ihren großen Traum zu
    erleben? Man hält sie ja für ein wenig verrückt, als “Die Frau vom
    Mond”, die nur sehnsüchtig auf ihr Glück wartet.


    Mir hat diese Erzählung ganz ausgesprochen gut gefallen. Sie ist
    intensiv, phantasievoll und sehr gefühlvoll ohne in Herz-Schmerz zu
    verfallen. Und dennoch ist einem danach das Herz leichter.

  • Auch mir hat das Buch sehr gut gefallen. Obwohl es teilweise eine depremierende Geschichte ist und ich Protagonistin nicht wirklich verstehen konnte, habe ich beim Lesen ein ganz tolles Gefühl gehabt. Es ist ein wohlfühl Buch ohne das es in Kitsch abrutscht. Einfach in einer tollen Sprache geschrieben die einen mitfühlen läßt.

  • Ich freute mich sehr auf diese Lektüre, jedoch muss ich sagen, ganz nett aber...
    Die Geschichte klang für mich etwas gar arg verworren womit sie viel vom Charme einer zarten Liebesgeschichte verlor.


    Zudem das kannst du mich Büchkrümmel sicher aufklären, habe ich etwas absolut nicht verstanden.

    Und dann:

    Denn:


    Dann fragte ich mich ebenso, warum dieser Titel? Im italienischen heisst das Buch "Mal di Pietre" = "Steinleiden" was absolut passend gwesen wäre.


    Wobei ich sagen darf die Atmospäre Sardinien ist wunderbar beschrieben, herb, sinnlich und voller Leben. Man erkennt das Milena Agus diese Insel liebt und das vermittelt sie gekonnt dem Leser.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

    Einmal editiert, zuletzt von serjena ()

  • Meinst du mich, serjena? :-,


    Ja, es waren Ungereimtheiten mit diesem Heft, daran kann ich mich noch erinnern. Mir war das allerdings gar nicht so wichtig. Was vom Buch übrig bleibt, ist ganz klar die Atmosphäre und ein Gedanke: Man hat etwas auf dem Einkaufszettel stehen, steht vor dem Regal und findet es nicht, obwohl man direkt mit der Nase davor steht.
    Wenn ich das Buch zur Unterhaltungsliteratur einstufe, hat es dieses Genre um ein Vielfaches ausgefüllt.

  • :uups: Sorry, habe eben erst jetzt bemerkt dass ich deinen Namen falsch geschrieben habe. :flower:
    Bin jedoch froh dass dir die Ungereimtheiten ebenfalls aufgefallen sind.


    Wenn ich das Buch zur Unterhaltungsliteratur einstufe, hat es dieses Genre um ein Vielfaches ausgefüllt.

    Ich finde es schade wenn ein Buch auch in diesen Belangen nicht stimmig ist, es schadet der Qualität auf jeden Fall.


    Nun denn "Schwamm darüber", ich habe es gelesen und dementsprechend bewertet.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Das ist eine wirklich nette Erzählung, ich war ganz angetan! Mit einfachen sprachlichen Mittel wird die typische südliche Atmosphäre, hier das karge, trockene, bäuerliche Sardinien vermittelt. Diese Stimmung wurde sehr gekonnt und wunderbar eingefangen.


    Auf die von Serjena beschriebenen Ungereimtheiten weiß ich auch keine Antworten, obwohl ich das Buch mit diesen Bemerkungen im Hinterkopf gelesen habe. Mich störte es allerdings auch nicht sonderlich, wenn es auch schade ist, dass auf so wenigen Seiten Unstimmigkeiten entstehen.


    Den Originaltitel finde ich auch passender und auch schöner, doch der deutsche Titel besagt eigentlich auch, worum es im Buch geht und wird auch inhaltlich darauf Bezug genommen (die Großmutter ist "anders", wird auch von den Mitmenschen als "vom Mond" beschrieben).


    Die Geschichte der Großmutter ist nicht spektakulär, es ist eine recht ruhige, unaufdringliche Erzählung und erinnerte mich oftmals an Bertina Henrichs "Die Schachspielerin". , auch hier versucht eine Frau, aus den Traditionen auszubrechen.


    Ganz besonders gut hat mir die Beziehung zwischen der Erzählerin (Enkeltochter) zur Großmutter gefallen. So gefühlvoll, so liebenswert, so wichtig für die beiden.


    Ein Büchlein, das ich nur jedem empfehlen kann, mit seinen gerade mal 130 Seiten genau das Richtige für einen gemütlichen Nachmittag!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Welche Rolle spielen erfahrene Wirklichkeit und lebendige Träume im Leben?


    "Falls ich dich nie kennenlernen sollte, lass mich wenigstens spüren, wie sehr ich dich vermisse."


    Die Geschichte spielt im Sizielien der 40ger Jahre bis heute. Die Hauptfigur, die Grossmutter der Autorin, befand sich lebenslang auf der Suche nach der grossen Liebe. Gibt es die grosse Liebe im realen Leben überhaupt oder ist sie doch nur Fantasie? Die Antwort der Grossmutter liefert ihr Tagebuch, von der Enkelin kommentiert und erzählt - bis zur Enthüllung des verblüffenden Lebensgeheimnisses der Grossmutter, ganz zum Schluss.
    Ich fand das Buch und die Lebensweisheit der unbezwingbar romantischen Grossmutter zum dahinschmelzen - manchmal tragisch, meistens amüsant. Wer dieses Buch nicht versteht, der kennt solche Probleme nicht und muss der glücklichste Mensch auf Erden sein. Allen anderen kann es ein Trost sein. Keine Frage, so eine Erzählung erhält von mir 5 Sterne.




    Anmerkung zu vorigen Rezis: Ich las keine Ungereimtheiten. Ich las über eine Grossmutter, die es bisweilen faustdick hinter den Ohren hatte und die......... mehr wird nicht verraten.


  • Ich fand das Buch und die Lebensweisheit der unbezwingbar romantischen Grossmutter zum dahinschmelzen - manchmal tragisch, meistens amüsant.

    Genau!



    Ich durfte das Buch im Urlaub verschlingen u fand es total genüsslich!

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • serjena: so wie Headline es in seinem Spoiler beschreibt, habe ich die Geschichte auch verstanden - und damit lösen sich all die Ungereimtheiten.


    Eigentlich wollte ich wollte ich nur in dieses Büchlein hinein lesen, und ehe ich mich versah, hatte ich es fast durch. Auf dem Buchrücken steht ein Kommentar von Elke Heidenreich: "In zwei Stunden gelesen. Geweint, glücklich gewesen...Wunderbar!" Ich brauchte zwar vier Stunden zum lesen, habe nicht geweint aber mit einem Lächeln im Gesicht über diese raffinierte Großmutter habe ich das Buch dann zugeschlagen!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Missliche an neuen Büchern ist, dass sie uns hindern, die alten zu lesen.
    J.Joubert

    Einmal editiert, zuletzt von Melli2505 ()

  • Headline
    Melli2505
    Eigentlich bin ich kein Freund ein gelesenes Buch nochmals zu „sezieren“.
    Ich zweifle keinen Augenblick an den romantischen Vorstellungen der Grossmutter, dass sie sich etwas bewahren wollte, was für sie sehr kostbar war.


    Nein es ist das, was die Autorin im Kapitel 15, Seite 105 schreibt. Denn wenn man dies sorgfältig durchliest, hatten die beiden (immer gemäss der Autorin) keinen Kontakt mehr nach den Thermen.
    Somit entsteht eine gewisse Irritation des Geschehens.
    Dennoch eine freie Interpretation darf jeder Leser für sich selbst finden. :wink:
    LG
    Serjena

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Ich hatte das Buch schon einige Male in der Buchhandlung in der Hand, nun werde ich es wohl doch bald kaufen. Ich bin richtig neugierig auf die Geschichte geworden.
    Vielen Dank für die schönen Rezensionen!


    Liebe Grüße von der buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Eine wunderschöne Geschichte! :drunken: Ich war zwar noch nie auf Sardinien, aber ich konnte mir die Insel sehr gut vorstellen. Über die Ungereimtheiten, die Serjana angesprochen hatte, bin ich anfangs auch gestolpert, aber nach dem Ende des Buches hat sich die Geschichte für mich wie in dem Spoiler von Headline dargestellt.

  • Ehrlich gesagt konnte mich diese Geschichte überhaupt nicht begeistern. Vom Klappentext hatte ich mir eigentlich etwas anderes erwartet, da dieser doch eine Liebesgeschichte ankündigt. Die hab ich leider vermisst und auch mit der Sprache konnte ich mich leider nicht anfreunden. Im Großen und Ganzen wusste ich auch nicht wirklich, was mir diese Erzählung sagen wollte und eine Aussage habe ich vermisst. Schade!


    Lene

    Die Zeit vergeht. Sie weiß es nicht besser.
    (Erich Kästner)

  • Eine sehr schöne Geschichte über die Träumereien einer Sardin. Die kleinen Ungereimtheiten empfinde ich als einen Teil ihrer Träume, denn wo steht geschrieben, dass Träume wahr sein müssen. :wink:
    Mir bescherte dieses Buch jedenfalls einen wunderschönen Abend.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Willa Cather, Die Frau, die sich verlor

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Mir hat das Buch nicht so gut gefallen. Am Anfang fand ich es noch wunderschön, vor allem der Stil der Autorin, die leise und sanfte Sprache, hat mir gut gefallen. Aber nach und nach hat sich die Begeisterung gelegt. Der Stil wurde irgendwie "derber"? So habe ich es empfunden. Und das Schicksl der Personen konnte mich nicht fesseln. Schade, wo doch der Einstieg so wunderbar war.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: gibt es von mir.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Nachdem ich viel postives über Milena Agus gehört habe und in einem Anfall von Begeisterung für die Gestaltung der Bücher, habe ich mir bei einer Schnäppchenaktion drei ihrer Werke zugelegt. "Die Frau im Mond" ist nun das letzte das ich gelesen habe und ich muss leider sagen, vermutlich auch das letzte das ich je lesen werde.
    Ihr Schreibstil an sich gefällt mir im Grunde gut. Ich empfinde es als angenehme Abwechslung, dass die Geschichte einmal nicht durchgängig erzählt wird, mit Erklärungen für jeden Schritt, sodass am Ende alles bis ins Detail aufgeschlüsselt ist, sondern aus vielen kurzen Episoden besteht, die trotz allem ein zusammenhängendes, aussagekräftiges Bild ergeben. Agus kann mit wenigen Worten eine Stimmung skizzieren und eine sehr intensive Atmosphäre erschaffen, sodass die eigentliche Handlung gar nicht so entscheidend ist.
    Obwohl die Geschichte also einen bleibenden Eindruck hinterlässt, bin ich enttäuscht. Ich kann nicht umhin zu merken, dass alle drei Bücher, die ich bisher gelesen habe, im Grunde aus den gleichen Versatzstücken bestehen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen und damit zu viel zu verraten: Es dreht sich immer um einen besonderen Ort, eine Familie in der Mitglieder abwesend sind (geistig oder körperlich), Frauenfiguren auf der Suche und dazu passende Mentoren, Musik, Einsamkeit, die Frage wo Besonderheit endet und Wahnsinn beginnt, und und und...
    Alle diese Motive und Versatzstücke sind für sich genommen perfekt um eine wunderbare Erzählung zu schaffen, aber wenn sie immer wieder in der gleichen Verbindung auftreten und man das Gefühl bekommt, nur eine leicht veränderte Variante einer gleichbleibenden Urgeschichte zu lesen, dann werden selbst die besten Ideen irgendwann farblos und austauschbar :(
    Wem solche melancholischen, aus der Zeit gefallenen Erzählungen zusagen, dem kann ich durchaus eins von Milena Agus Werken empfehlen, aber meiner Meinung nach kann man es dann auch bei dem einem belassen. Von mir nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "We're all stories in the end. Just make it a good one." - The Doctor


    2019 gelesen: 0 gehört: 0 (2018: 25/13) aktiver SUB: 75

  • Jetzt musste ich doch endlich mal das Buch zu meinem Nicknamen lesen. Obwohl ich erst seit einiger Zeit weiß, dass es ein Buch mit diesem Namen gibt.
    Die Erzählweise las sich flüssig für mich und das Buch hat mich schon in seinen Bann gerissen. Die verrückte Großmutter konnte ich zum Teil schon verstehen und fand das Buch insgesamt sehr gut gelungen. Für mich deshalb :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

  • Sie ist schön und klug und sprachverliebt, obwohl sie nur wenige Jahre die Schule besucht hat, doch die sardische Bauerntochter, deren Namen wir nicht erfahren, findet dennoch keinen Mann. Zu eigen ist sie, und die Liebesgedichte, die sie verfasst, stoßen ihre Verehrer mit ihrer Leidenschaftlichkeit eher vor den Kopf, als dass sie sie faszinieren.


    1943 nimmt ihre Familie einen vor den Bomben des 2. Weltkrieges geflüchteten Mann auf, der bei einem Angriff seine Frau verloren hat. Man ist sich einig, dass das der perfekte Ehemann für die Widerspenstige ist (die so widerspenstig eigentlich gar nicht ist, nur ein wenig anders als die anderen, von ihrer Familie aber als verrückt eingestuft wird), und sie fügt sich zähneknirschend in ihr Schicksal, doch mit Liebe und Zärtlichkeit ist diese Ehe nicht gesegnet - und auch nach Jahren nicht mit Nachwuchs.


    Man schickt die nicht mehr ganz junge Frau zur Kur aufs Festland, und dort kommt es zu einer Begegnung, die sie ihr Leben lang nicht vergessen wird.


    Ihre Geschichte wird im Rückblick von ihrer Enkeltochter erzählt. Man fragt sich anfangs, warum gerade diese Erzählform gewählt wurde, doch am Ende des Buches ergibt es Sinn. Ebenso gewöhnungsbedürftig ist das komplette Fehlen von Namen im Buch. Etwas, das ich normalerweise nicht mag, mich hier aber gar nicht gestört hat, zum einen, weil das Buch sehr kurz ist und zum anderen, weil die Figuren so gut charakterisiert wurden, dass Namen wirklich nicht notwendig waren.


    Dreh- und Angelpunkt des Buches ist das oben erwähnte Zusammentreffen der einsamen Frau, die förmlich ausgehungert ist nach Wärme und Liebe, mit einem Kriegsheimkehrer, der ihr so vieles geben kann, was sie bei ihrem Mann und überhaupt in ihrem heimischen Umfeld vergeblich sucht: angeregte Unterhaltungen, Liebe zu Literatur und Musik, Lachen, Zuneigung.


    Es ist nur eine recht kurze Zeitspanne, die die beiden miteinander verbringen, aber dieser Mann lässt sie ihr ganzes restliches Leben lang nicht mehr los, immer wieder kehrt sie in Gedanken zu ihm zurück, sucht ihn sogar heimlich, versucht von der Begegnung zu zehren.


    Der Autorin gelingt es ausgezeichnet, mit viel Zartgefühl, aber ohne Pathos eine nach außen hin unspektakuläre Geschichte zu etwas ganz Besonderem zu machen, mit einer bittersüßen Note (hier passt das eigentlich kitschige Wort mal ausnahmsweise hin), die mich sehr berührt hat.