Herbert Rosendorfer - Großes Solo für Anton

  • Der Finanzbeamte Anton L. erwacht eines Tages und muss erkennen, dass alle Menschen um ihn herum verschwunden sind. Nach den ersten Streifzügen durch die Stadt, der sich allmählich wieder die Tier- und Pflanzenwelt bemächtigt, macht er sich auf die Suche nach dem Warum und erkennt "Der Endzweck der Welt ist ein Buch".


    Vorab, für Leute die sich an "1 Personenstücken" nicht sonderlich erfreuen können, wird dieses Buch nicht ganz das Richtige sein, spielt sich doch vieles hier nur im Geiste von Anton ab. Lediglich in seinen Erinnerungen interagiert er mit anderen Personen - der verlorenen Welt. Alle anderen erwartet aber ein humorvoller Roman, der zwar durchaus seine Längen hat, dessen Schluss aber für alles entschädigen wird! Selten habe ich ein Ende gelesen, das überraschender war als dieses, vor allem vor dem Hintergrund dessen was man gelesen hat.


    Hier ein kleiner Auszug vom Anfang des Buches, der Anton ein klein wenig beschreibt :):


    [...] Anton L. war ein sogenannter Quartalsreiniger. In längeren Abständen, die sich bis zu einem halben Jahr hinziehen mochten [...] erfasste ihn das Bedürfnis sich zu reinigen. [...] Waren die Tage dieser Reinigungsexzesse vorbei, beschränkte sich Anton L. [...] oft ein halbes Jahr auf eine minimale Toilette [...]. Zu diesen Zeiten wechselte Anton L. auch seine Wäsche nicht, was dazu führte, dass er allmählich nicht mehr gut roch, es ist nicht zu leugnen, zumal er dann auch in der Unterwäsche schlief. Sowohl eine Stellung bei einer Bank als auch eine Stellung in einem Reisebüro war Anton L. wegen seines Geruches gekündigt worden. [...]

  • Dies ist einer von zwei Romanen, die mir meine Schwester mal geschenkt hat und womit sie mein Interesse für Rosendorfers Arbeit geweckt hat. (das andere war "Die goldenen Heiligen" über die Eroberung der Erde durch sehr bürokratische Außerirdische.) Beide Bücher kann ich durchaus empfehlen.

  • Ich fand diesen Roman sehr mittelmäßig.
    Ich mag zwar die "1 Personenstücke" sehr gern. ( z.B. "Die Wand"(Marlen Haushofer)) Es ist unglaublich interessant zu lesen, wie die einzelnen Autoren ihren Protagonisten in der Einsamkeit handeln lassen, gerade, weil der Mensch ja ein Rudeltier ist. Und sich isoliert komplett anders verhält.
    So fand ich das erste Dreiviertel des Romans sehr interessant, in dem beschrieben wird, wie sich Anton L.s Leben immer mehr den Umständen anpasst und er sich von seiner früheren hypochondrischen Identität entfremdet. Weniger gefallen hat mir das Buch an den Stellen, in denen diese ganze Sache mit dem "Weltbuch" anfing. Diese Passagen haben mich regelrecht gelangweilt. Das Ende war mir auch zu abstrus.
    Hinzu kommt noch, dass mich die Sprache Rosendorfers nicht besonders überzeugt hat.


    Trotzdem ein interessanter, lesenswerter Roman für Leser, die dieses Genre mögen. :thumright:

    Ich :study:
    J.M.Coetzee - Das Leben der Tiere
    Erzählungen von Franz Kafka
    Gedichte von Allen Ginsberg und Cummings