Originaltitel: Sostiene Pereira
Inhaltsangabe (nach Amazon von Buch der 1000 Bücher, gekürzt)
Schauplatz ist Lissabon im Sommer 1938 zur Zeit der Salazar-Diktatur. Pereira, verantwortlich für die neue Kulturseite der katholischen Abendzeitung Lisboa, sucht einen freien Mitarbeiter, der Nachrufe auf bedeutende Schriftsteller schreiben soll. Er stellt den begabten, jungen Monteiro Rossi an, der gerade seine Dissertation in Philosophie publiziert hat und dringend Geld benötigt. Sein erster Nachruf auf den spanischen Schriftsteller Federico Garía Lorca (1898–1936), der von seinen politischen Gegnern ermordet wurde, ist wegen seiner antifaschistischen Ansichten »nicht zur Veröffentlichung geeignet« und würde niemals die Zensur passieren. Obwohl Pereira auch alle weiteren Nachrufe Monterios wegen ihres revolutionären Inhalts für unbrauchbar hält, bewahrt er sie auf und bezahlt Monteiro für seine Arbeit.
Das bisher ruhig verlaufene Leben des unpolitischen Pereira, der in der Vergangenheit lebt, wird durch die Nachrufe seines Mitarbeiters und durch weitere Begegnungen mit regimekritischen Menschen in seinen Grundfesten erschüttert. Die Freiheitsideale Monteiros erwecken das Interesse des alternden Journalisten am Leben und an den gegenwärtigen politischen Ereignissen. Monteiro gelingt es, ihn zu überreden, einem spanischen Widerstandskämpfer ein sicheres Versteck zu besorgen.
Pereira ist ein Mann im Alter von ca. 50 Jahren, ein Einzelgänger, der das, was ihn bewegt, mit einem Foto seiner verstorbenen Frau bespricht, der immer dasselbe Café besucht, dort immer das gleiche isst und trinkt (Omelette und Limonade). Er ist übergewichtig, kurzatmig, herzkrank und übersetzt für seine Zeitung französische Literatur ins Portugiesische. Von den politischen Umwälzungen bekommt er nur am Rande etwas mit; sie interessieren ihn zunächst nicht.
Pereira erklärt, er habe ihn an einem Sommertag kennengelernt. ... Pereira scheint sich in der Redaktion aufgehalten zu haben, er wußte nicht, was er tun sollte, der Herausgeber war auf Urlaub, und er befand sich in der unangenehmen Situation, die Kulturseite zusammenstellen zu müssen, ... So beginnt das Buch. Es scheint also einen unbekannten Erzähler zu geben, dem Pereira erklärt, was in den letzten Monaten geschehen ist.
Durch diese ungewöhnliche Erzählperspektive erreicht der Autor sowohl die Unmittelbarkeit einer Ich-Erzählung als auch die Sicht von außen durch einen unbeteiligten Zuhörer. Man fragt sich das ganze Buch über, wer es ist, der Pereiras Zeugenaussage aufnimmt, aber erst im Nachwort lüftet der Autor sein Geheimnis, das gleichzeitig Pointe ist und den Leser rundherum zufrieden stellt.
(Leider wird es von Amazon in der Artikelbeschreibung und dem Zitat aus dem Buch der 1000 Bücher verraten.)
Ein Buch, das mir rundherum gut gefallen hat, trotz des schweren Themas leicht und trotz des politischen Inhalts persönlich. Sehr empfehlenswert.
Zum Autor:
Antonio Tabucchi (* 23. September 1943 in Vecchiano bei Pisa) ist ein italienischer Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Übersetzer.
Tabucchi studierte Geisteswissenschaften in Paris und Pisa. An der Universität Genua wurde er Professor für die portugiesische Sprache und Literatur. Sein Werk Erklärt Pereira (Sostiene Pereira), das in der Zeit der Salazar-Diktatur spielt, machte ihn bekannt und gilt bis heute als seine wichtigste Arbeit. Es wurde 1995 von Roberto Faenza mit Marcello Mastroianni in der Hauptrolle verfilmt. (kopiert bei wikipedia)
Der Film wird am 6.11. um 23.25 in Bayern 3 gesendet.
Das Buch gibt es auch als Taschenbuch für 8,00 €; diese Ausgabe habe ich wegen des passenderen Covers gewählt.