Schiffsmeldungen von E. Annie Proulx

  • Zum Inhalt:
    Die Geschichte von Quoyle, dem Pechvogel, der nach sechs aufreibenden Ehejahren von einer notorisch untreuen Frau an der wilden und schönen Küste Neufundlands ein neues Leben beginnt, dies mit seiner Tante, die ihn zu dieser Aktion überredet und seinen beiden kleinen Töchtern.
    Im laufe eines eisigen Winters lernen die Quoyles die Geschichten und Geheimnisse ihrer neuen Nachbarn kennen, von denen einige ihre Freunde werden.


    Mein Kommentar - bisher:
    hmmm. ich hab das buch geschenkt bekommen und es aus dem regal gegriffen, um mal was "anderes, unbekanntes" zu lesen. Ich bin jetzt beim ersten Drittel und weiß nicht, ob mir die erzählung und vor allem der erzählstil gefallen soll oder nicht. irgendwie ja, weil die geschichte von quoyle interessant ist - irgendwie nein, weil mir eben der erzählstil noch nicht wirklich behagt.
    aber egal, jetzt wird weitergelesen!

  • Ich habe Schiffsmeldungen jetzt vor einiger Zeit gelesen, doch ich muß gestehen, daß ich mir immer noch nicht über mein abschließendes Urteil einig bin. Proulxs wirklich einzigartiger Erzählstil und ihr ebenso faszinierender Umgang mit der Sprache sind beeindruckend, und man kann deutlich erkennen, weshalb das Buch bei Literaturpreiskomitee wie bei Kritikern so beliebt war. Die sehr gedichthafte Sprache erlaubt ihr, die Geschichte fast mehr in den Aussparungen denn im Geschriebnen zu erzählen, ein sehr gewagtes Unterfangen, das jedoch zum Teil atemberaubende Szenen hervorbringt ... Wie gesagt, zum Teil. Oft hatte ich das Gefühl, daß es nicht nur Aussparungen sind, sondern das zwischen den so meisterhaft eingesetzten Worten gelegentlich schlicht Leere lauert - das Lesen des Buches wird zum Laufen über Eisschollen, bei dem der Leser darauf vertrauen muß, daß Proulxs Text ihn tragen wird, und wer zweifelt, ertrinkt in der eisigen See (und erwacht nicht notwendigerweise wieder von den Toten :wink: ). Oder etwas einfacher ausgedrückt, die Figuren sind immer nur so lebendig, bewegend, vielschichtig wie der Leser ihnen oder besser gesagt Proulx zugesteht.


    Es ist, wie ich feststelle, ein Buch, das recht lange nachwirkt, grundsätzlich ein weiterer Beweis seiner Qualität. Nachdem ich anfangs fast froh war, "endlich" die letzte Seite erreicht zu haben, ertappe ich mich immer häufiger bei der Überlegung, mir das Buch noch einmal vorzunehmen. Ich werde es sicher auch tun. Und ich vermute fast, daß es sich dann zu einem meiner Lieblinge entwickeln könnte ...


    Gruß
    Ute

  • JuleBule


    Es erstaunt mich, daß Du das über das englische Original sagst. Nach den (zugeben wenigen) Auszügen der deutschen Fassung zu urteilen, die ich gelesen habe, verliert das Buch in der Übersetzung stilistisch sehr, aber im Original sind es gerade die spröde Sprache und die karge Erzählweise und ihre genaue Entsprechung in der Landschaft, der Mentalität der Figuren und der gänzlich unspektakulären Handlung, die das Buch auszeichnen. Aber Geschmäcker sind natürlich verschieden, und zugebenermaßen ist die Sprache gewöhnungsbedürftig, ebenso wie die oberflächlich so ereignislose Handlung. Und es gibt hier im Forum ja recht viele, die mit dem Buch nichts anfangen konnten, allerdings hatte ich das bislang vor allem auf die deutsche Fassung geschoben.


    Gruß
    Ute

  • Übrigens lief vor mehreren Wochen der Film im TV. Ich war dabei ziemlich überrascht, daß er sich doch sehr an das Buch angelehnt hat, ein paar kleine Änderungen gab es natürlich schon, aber alles in allem hat der Film mich sehr überzeugt.


    Ich werde mir auf jeden Fall gelegentlich das Buch wieder schnappen und nochmals lesen.

  • "Schiffsmeldungen" ist eines der ganz wenigen Bücher, die ich beim ersten Lesen nach kurzer Zeit genervt weggelegt habe, die sich aber beim zweiten Anlauf als lohnend herausgestellt haben. Vielleicht muss man in der richtigen Stimmung sein für dieses Buch, sich auf den Schreibstil einlassen können. Die Geschichte Quoyles hat mich jedenfalls sehr berührt. Als sozialer Aussenseiter, Verlierer im Job und Fussabtreter erst seiner Eltern und dann seiner nymphomanischen Frau vegetiert er in den USA jahrzehntelang dahin (anders kann man es kaum nennen), bis er sich entschliesst, nach Neufundland auszuwandern. Wo er endlich anfängt, richtig zu leben, Freunde zu finden, wo er zum ersten Mal in seinem Leben anerkennende Worte zu hören bekommt, wo er letztlich eine Heimat findet. Dazu beschreibt die Autorin sehr eindringlich Land und Leute dieses kargen Landstrichs. Das alles kommt auf völlig unkitschige und doch gefühlvolle Art daher und man wird es sicher nicht so schnell nach dem Lesen vergessen.

  • Nachdem ich anfangs fast froh war, "endlich" die letzte Seite erreicht zu haben, ertappe ich mich immer häufiger bei der Überlegung, mir das Buch noch einmal vorzunehmen. Ich werde es sicher auch tun. Und ich vermute fast, daß es sich dann zu einem meiner Lieblinge entwickeln könnte ...


    Genauso ging es mir mit diesem Buch auch.
    Es war stellenweise wunderschön geschrieben, dann aber wieder war es sooo langatmig... war doch ein merkwürdiges Leseerlebnis. Aber hinterher habe ich immer noch viel an das Buch gedacht und ich denke, dass es wirklich ein Buch ist, für das man in der richtigen Stimmung sein muss und auf das man sich sehr einlassen muss.