Als bekennender Marklund-Fan möchte ich euch auch dieses Buch von ihr vorstellen. Und zugleich auf Maries Frage zu Paradies in einem anderen Thread (Ich lese gerade ... Prime Time) eingehen.
"Aus der Amazon.de-Redaktion
Zwei brutale Morde im Stockholmer Freihafen, und schon laufen die Recherchen des "Abendblatts" auf Hochtouren. Natürlich nicht ohne Annika Bengtzon, Jung-Journalistin in der Nachtschicht, neugierig, bohrend, nicht locker lassend. Mafia? Drogenhandel? Skrupellose Machtspiele in Unterweltkreisen?"
Die Amazon-Rezensionen sind sehr unterschiedlich. Und was einige dort kritisieren (der große Anteil von Annikas Privatleben) fand ich gerade gut.
Allerdings muss man m.M. nach "Studio 6" schon gelesen haben, bevor man sich zum Paradies begibt, weil man dann erst Annikas Reaktionen verstehen kann, sonst wirken manche ihrer "Gefühlsausbrüche" sicher übertrieben.
Da ich zudem "Olympisches Feuer" schon kannt, was zeitlich hinter "Paradies" liegt, war ich natürlich auch neugierig, ...
wie Annika ihren späteren Mann Thomas kennenlernte. Und diese Geschichte fand ich ausgesprochen interessant und lesenswert. Und da störte mich auch nicht die Liebesszene zwischen den beiden, die ein Amazon-Rezensent so kritisiert. Und als Annikas geliebte Großmutter starb, musste ich sogar weinen, so nahe ging mir das.
Den Krimi an sich fand ich zwar durch die verschiedenen Handlungsstränge (Morde im Freihafen, Zigarettenschmuggel, Jugoslawen-Mafie, obskure Stiftung) teilweise etwas kompliziert, aber durchaus lesenswert.
Ich mag es einfach, wie Annika recherchiert, sich an eine Story festbeißt, sicher auch mit viel Glück an die richtigen Informanten kommt und ihre Kämpfe in der Redaktion austragen muss.
Super finde ich die Art von Marklund, wie sie mit kursiv gedruckten tagebuchmäßigen Einschüben von Alia die Spannung erhöht und zu einem wirklich gelungenen und überraschenden Lösung kommt.
Und auch die Art, wie sie ihre Bücher beendet, mit einzelnen Zeitungsartikeln und Meldungen, die die einzelnen noch offenen Fragen klären, finde ich äußerst gelungen.
Der logische Knackpunkt ist wirklich die Frage, die Marie aufwirft, die mir aber beim ersten Lesen des Buches überhaupt nicht aufgefallen ist, weil ich einfach zu gespannt auf Annikas Recherche und den weiteren Verlauf des Buches war.
Marie fragt:
"SpoilerWarum meldet sich Rebecka bei der Zeitung, damit über "Paradies" berichtet wird? Ein völlig absurdes Verhalten für eine Betrügerin, der es eigentlich wichtig sein müsste, nicht in der Öffentlichkeit zu erscheinen?"
Ich denke, dass Rebecka sich etwas Publicity wünschte. Sie war ja darauf angewiesen, dass sowohl Klienten als auch zahlende Gemeindeverwaltungen auf die Stiftung aufmerksam gemacht werden. Sie hat sicher nicht damit gerechnet, dass ihre Stiftung so hartnäckig hinterfragt wird und ist wohl - und da stimme ich dir zu - blauäugig davon ausgegangen, dass es einen tränenreichen Artikel über die armen verfolgten Frauen gibt, denen das bestehende Sozialsystem nicht helfen kann. Und ich glaube schon, dass daraufhin einige Sozialarbeiterinnen in den dezentralen Gemeindeverwaltungen voll auf die einmalige Stiftung abgefahren wären.
Aber du hast sicher Recht, es wäre klüger und stimmiger von Marklund gewesen, wenn Annika auf eine andere Art und Weise auf das "Paradies" aufmerksam gemacht worden wäre.
Fazit: Für mich war das "Paradies" auch beim zweiten lesen an keiner Stelle langweilig, und ich freue mich nach wie vor, wenn ich wieder etwas Neues von Annika Bengtzon lesen kann. Klar kommt sie bei Marklund oft bei ihrer Recherche in persönliche Bedrängnis und Lebensgefahr, was sicher nicht allzu realistisch für den Alltag einer Krimanal-Reporterin ist, aber es ist ja auch nicht realistisch, dass beispielsweise Miss Marple in so viele Mordfälle "stolpert" und trotzdem liebe ich ihre Fälle (Wobei ich hier nicht Miss Marple mit Annika Bengtzon vergleichen möchte. Sie sind einfach völlig verschieden)
grüße von missmarple