Noelle Chatelet - Mit dem Kopf zuerst / La tête en bas

  • Noelle Chatelet "Mit dem Kopf zuerst", Originaltitel "La tête en bas"


    Inhaltsangabe von Amazon:
    Denise ist ein Mädchen – aber nur dem Namen nach. Sie fühlt sich nicht wie eins, im Gegenteil: Denise möchte ein Junge sein. Am Ende der Kindheit stellt sich heraus: Sie ist auch einer - jedenfalls halb. Denn im Körper von Denise existieren beide Geschlechter, Junge und Mädchen. Sie bekommt Brüste, aber auch einen kleinen Penis. Nach langen schmerzhaften Kämpfen mit dem Anderssein und der eigenen Identität fällt Denise eine Entscheidung: Sie will Paul sein, nur noch Paul.


    In einer sehr poetischen, bildhaften Sprache beschreibt die Autorin aus der Ich-Erzähler-Sicht die Geschichte von Denise, die Paul wird. Ein sehr subjektives gefühlvolles Buch, das die innere Widersprüchlichkeit zwischen dem, was sie / er ist und dem, was sie / er sein will in seiner Verzweiflung und seinem Schmerz darstellt, angefangen von der Kindheit mit den Wünschen "Ich wäre lieber ein Junge" über die Pubertät mit der Entdeckung der Zweigeschlechtlichkeit und den ersten sexuellen Erfahrungen (mit Frauen) bis zum Selbstmordversuch und dem Aufenthalt in der Psychiatrie.
    Was die Intensität diesen Erlebens angeht, ist das Buch hervorragend.


    Aber nicht alles hat mich überzeugt: Die Eltern akzeptieren nach kurzem Widerstand, dass die Tochter ein Sohn ist. Das ist mir zu einfach, auch wenn der Vater sich eigentlich einen Sohn gewünscht hatte. Dass sie, um ein gutes Verhältnis zum Kind zu behalten, dessen Eigenart akzeptieren müssen, ist klar; dass aber diese Entscheidung, die lebensverändernd auch für die Eltern ist, ohne erkennbares Ringen oder eine Auseinandersetzung getroffen wird, ist fragwürdig.
    Nicht ganz deutlich wird auch, worin für Denise / Paul der Unterschied zwischen ihrem Frau- und ihrem Mannsein besteht. Als Kind gibt es zwei Gruppen: Ein weiche, die weinen darf, und eine, die Fußball spielt. Als Jugendliche und Erwachsene bestimmt sich Denise-Paul fast nur über die Sexualität, andere Aspekte werden nicht betrachtet.


    Zur Autorin: Noelle Chatelet ist Dozentin für Kommunikationswissenschaften in Paris. Sie hat Romane, Erzählungen und Essays veröffentlicht. 1987 erhielt sie den Prix Goncourt de la Nouvelle, 1996 den Prix Anne de Noailles der Académie Francais für "Die Dame in Blau".


    Marie

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  • Erst jetzt bin ich dazu gekommen, das Buch zu lesen.


    Die Geschichte ist wirklich sehr poetisch, intensiv und gefühllvoll erzählt, also von der Sprache her, fand ich es schön, leicht und fliessend zu lesen, was mich weniger überzeugt hat, ist eine gewisse Leichtigkeit, die ich bei der Geschichte empfunden habe, ich weiß nicht,


    wie ich das am besten ausdrücken soll, fehlende Tragik des Ganzen oder so ähnlich, denn ich kann mir irgendwie nicht vorstellen,


    dass es sich in der Wirklichkeit so anfühlt :scratch:

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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