Nelson DeMille & Thomas Block - Mayday

  • Originalausgabe:
    Nelson DeMille & Thomas Block
    Mayday
    Time Warner (Softcover/1997)
    ISBN 0-7515-2184-1
    474 Seiten
    Euro: 8,50


    Dies ist ein neues Buch, das gleichzeitig ein Altes ist. „Mayday“ wurde von den beiden Autoren erstmals 1979 vorgelegt und hatte damals einen ziemlich großen Erfolg. Diese Ausgabe von 1997 ist von der Grundstory das gleiche Buch, allerdings wurden die beschriebenen politischen Zusammenhänge der Realität der ausgehenden 90er Jahre angepasst, was es gerade für jüngere Leserinnen und Leser vereinfachen dürfte, der Handlung und den Hintergründen, sowie den Motivationen der Figuren zu folgen.


    Eine Straton 797 befindet sich auf ihrem Überschallflug in 60.000 Fuß Höhe über dem Atlantik. Die Crew und die Passagiere sind relativ entspannt, denn das Flugzeug ist in dieser Höhe mit keinerlei Wetter gestraft und höchsten Jetstreams könnten es irgendwie behindern. Als diese gemeldet werden ändert die Maschine ihren Kurs leicht um diesen auszuweichen und fliegt weiter.


    Dummerweise bringt diese Kursänderung die Maschine in einen Luftraum in dem die Navy einen Waffentest mit einer speziellen Luft-Luftrakete durchführen möchte, die allerdings nach den internationalen Verträgen noch nicht einmal entworfen werden dürfte. An Bord der U.S.S. Nimitz überwachen Captain Sloan und Admiral Hennings den Flug einer F18, die mit diesen Raketen eine Sonde abschießen soll. Eine letzte Meldung über die Offenheit des betreffenden Luftkorridors wurde nicht empfangen, aber Sloan geht davon aus, dass in den letzten paar Minuten keine Änderung eingetreten ist und gibt grünes Licht für diesen Versuch. Aus etwa 500 Meilen Entfernung nimmt die F18 Zielkennung auf. Dabei fällt dem Piloten auf, dass zwei Ziele in seinem Radar auftauchen, aber da die F18 öfter Radarschatten auffängt und er ja weiß, dass er bis auf das Ziel hier oben alleine ist, korrigiert er die Einstellung und feuert die blinde Rakete ab. Diese geht zielgerecht los und beim Verfolgen des Fluges auf dem Radar sieht der Pilot erschrocken, dass wieder zwei Ziele in seinem Zielradar sind, die sich immer weiter voneinander entfernen. Durch seine Sensoren und Mikrochips gesteuert, sucht sich die neue Waffe das größere Ziel ein, wie es ihr einprogrammiert wurde um Abwehrmaßnahmen zu blockieren.


    So schlägt die Rakete in 60.000 Fuß Höhe in die Straton ein und pulverisiert einen Teil des Rumpfs und die Radioantennen. Durch die Dekompression werden etliche Passagiere aus dem Flugzeug gerissen und durch den geringen Druck in dieser Höhe können die Lungen der Überlebenden trotz Sauerstoffmasken keinen Sauerstoff aufnehmen. Die Crew bringt die Maschine in einen schnellen Sinkflug, kann aber weder die Passagiere im Rumpf noch sich selber retten. Nur 5 Personen überstehen dieses Manöver weitestgehend unbeschädigt in einem Speiseaufzug und in einigen Toiletten, deren Türen nach innen aufgehen und die weitestgehend druckdicht sind mit einer eigenen Luftversorgung. Alle anderen Personen an Bord tragen auf Grund des Sauerstoffmangels schwere Gehirnschäden davon, die sie teils unfähig machen, sich zu bewegen und sie zum teil in eine Art lebenden Toten verwandeln. Einer der „glücklichen“ Passagiere ist ein Pilot, der allerdings nur kleinere Maschinen gewohnt ist und dieser versucht vom Cockpit aus mit der Fluggesellschaft aufzunehmen um sich von dieser auf eine Landebahn lenken zu lassen. Da aber die Funkgeräte ohne Antennen nicht funktionieren, muss er sich einer Art von Fernschreiber bedienen, was dies etwas umständlicher macht. Hinzu kommt, dass einer der Verantwortlichen und ein Versicherer der Gesellschaft kein wirkliches Interesse daran haben, eine Maschine mit etwa 300 langzeitig zu pflegenden Geisteskranken in Empfang zu nehmen, so dass der Pilot nicht unbedingt verlässliche Informationen bekommt. Und Captain Sloan möchte auch weiterhin die neue Waffe geheim halten, weswegen von allen unbemerkt immer noch eine F18 hinter der Straton herfliegt, die noch eine Rakete zur Verfügung hat. Die Situation ist also ernst, aber dafür hoffnungslos.


    Spannend, spannend, spannend. LESEN!

  • Ein schon etwas älteres Buch, dafür aber wahnsinnig spannend.


    Ein Überschallflugzeug wird versehentlich von einer Rakete getroffen. Dadurch und druch den enormen Druckabfall sterben Passagiere oder erleiden Hirnschädigungen, die sie zur Verwirrtheit und zu aggressivem Verhalten führen. Nur 5 Passagiere, die sich in besonderen Räumen befanden (Toiletten), überstehen dies ohne nennenswerte Schäden. Darunter ein Hobbypilot. Dieser versucht, sich und die anderen Passagiere wieder heil auf die Erde zu bringen. Ein Versuch, der zum Scheitern verurteilt ist. Unter anderem, weil es auf festem Boden Stellen gibt, die dieses Flugzeug lieber am Boden des Pazifiks sehen würden, samt aller Passagiere. Sie setzen alles daran, dass dies auch eintreffen wird. Man erfährt auch einiges über die Flugzeugtechnik, das war ganz interessant.



    Ein Roman, der von der ersten bis zu letzten Seite einfach nur spannend ist und den ich in einem Rutsch durchlesen musste. :thumleft:

  • Im Zuge des SuB-Abbaus habe ich dieses Buch nun endlich vom Alt-Sub genommen und gelesen. Während des Lesens fiel ein Zettel aus dem Buch. Der Kassenbon vom Kauf mit dem Datum 19.10.2000. Fast 12 Jahre vegetierte es hier auf meinem SuB.
    Schade, denn es war unerwartet spannend. Obwohl man dieses Thema bereits aus vielen Filmen und Romanen kennt, wurde es weder langweilig, noch wirkte es überholt. Trotz seines hohen Alters - die Erstausgabe erschien 1979 - hatte man nicht den Eindruck, dass alles schon alt, verstaubt und überholt wirkte. Nelson DeMille und Thomas Block ist ein sehr spannender Thriller gelungen, der mich wirklich gefesselt hat.
    Nicht so gut fand ich, dass es zu klare Grenzen zwischen gut und böse gab. Das hätte ich gern etwas verwischter gehabt. Und das Barry wirklich nur an die Bösen geriet, die alle nur ihr eigenes Wohl und ihre eigene Karriere im Kopf hatten. Auch das Ende war mir ein wenig zu sehr Bruce Willis "Stirb langsam" mäßig. Allerdings mag ich die Filme und kann deshalb gut mal darüber hinwegsehen, dass es recht hollywoodartig ist.
    Vier Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Wer nach dem Klappentext geht (Überschallflugzeug, militärische Drohnen, illegale Waffen-Aktivitäten) gerät schnell auf die falsche Fährte. Weder hat man den Buchinhalt schon bei „Airport '80 – Die Concorde“ so oder so ähnlich gesehen, noch reiht es sich in die üblichen Stories über Flugzeugkatastrophen ein, wo ein knorriger Himmelhund in knarzender Lederjacke am Mikrophon versucht, den tapferen, aber leider unkundigen Sportpiloten die Landung einer Boeing zu ermöglichen. Stattdessen sind Helden und Idealisten sehr dünn gesät, das Buch orientiert sich auffallend an Szenarien, die vermutlich im höchsten Grade realistisch wären. Es herrscht die sehr pessimistische Sicht der Institutionen vor, beide US-Autoren scheinen erheblich vom gesellschaftlichen Klima am Ende der 1970er geprägt: Militär und Big Business haben durch den „Tonkin-Zwischenfall“, My-Lai-Massaker und Watergate-Affäre ihre Unschuld und erheblich Vertrauen verloren.


    Zum Inhalt: Ausgehend von einem irrtümlichen Beschuß des Überschalljets „Straton 797“ im Rahmen eines geheimen und illegalen Raketenversuchs der US-Navy ergeben Vertuschungsversuche des Militärs und Nachlässigkeiten und sträfliche Inkompetenz der Fluggesellschaft eine fortwährende Eskalation der Geschichte. In den Hierarchien der beteiligten Institutionen werden von Anfang an vor allem Ränke geschmiedet und anderen Beteiligten Fallen gestellt, um eigene Fehler verbergen und die Schuld glaubhaft anderen zuschieben zu können. Das Leben der Passagiere von Flug 52 ist für die jeweiligen Cliquen nebensächlich, da sie ausschließlich von egoistischer Karriere-Fixierung und persönlichen Animositäten erfüllt sind.


    Durch diese Eskalation werden aus den unschuldigen Opfern im havarierten Flugzeug plötzlich unbequeme Zeugen einer illegalen Waffenerprobung und Ursache der drohenden Zahlungsunfähigkeit von Fluggesellschaft und Versicherung. Zum Besten aller Beteiligten wäre es daher, wenn sie zügig über dem Pazifik abstürzen würden, folglich sabotiert der Vizepräsident der Fluglinie in eigener Person die Landung von Flug 52 und ein Navy-Commander beabsichtigt, das Flugzeug und ein paar unliebsame Mitwisser zu liquidieren.


    Das Buch ist packend geschrieben, durch die originelle Idee, durch Dekompression in der Stratosphäre hirngeschädigte Passagiere wie Zombies im Flugzeug agieren zu lassen und die kriminellen Aktivitäten einzelner Offiziere und Manager kann ständig Unvorhergesehenes passieren – Spannung bis zur letzten Seite.