John Irving - Witwe für ein Jahr/ A Widow for One Year

  • Ich kann mich nicht gegen das Gefühl wehren, dass Irving sich mit Lesern und Kritikern einen Mordsspaß erlaubt. Allein vier Schriftsteller unter den Hauptpersonen, dazu eine Journalistin und ein Lektor! Und alle Schriftsteller schreiben Bücher, deren Themen sie aus ihren Autobiographien nehmen ohne dass man genau die autobiographischen Einzelheiten kennt. (Eddie schreibt z.B. ein Buch mit dem Titel "Sechzig Mal", weil er im Sommer 1958 ca. 60mal mit Marion geschlafen hatte, und Ruth schreibt sogar ein Buch mit einer Schriftstellerin als Hauptfigur.) Macht Irving selbst es nicht auch so?


    Macht er das nicht immer


    Wieder ein Irving-Buch, von dem ich begeistert bin. Nicht so skurill und von verrückten Personen bevölkert wie "Garp"


    Und es gab keine Bären, :wink: keine Ringer :wink: und Wien kam auch nicht vor :wink: und trotzdem war es ein typischer Irving :applause:


    Na, dann lies erst mal "Owen Meany"!!


    Da gehen die Meinungen weit auseinander, ich liebe Irving aber Owen Meany kann ich gar nicht leiden, vielleicht war es aber auch so gewollt, dass man ihn nicht mag, das Buch aber trotzdem nicht aus der Hand geben kann :lol: Ich mochte kleinen Matzerath in der Blechtrommel auch nicht und der ist ja das Vorbild für Owen.


    Ich habe das Buch auch sehr gerne gelesen, es war wieder ein richtiges Versinken in einer "Irving-Welt"


    Ja das war es und ich habe extra langsam gelesen, damit es nicht so schnell vorbei ist. :lol:


    Es ist für mich sehr ungewöhnlich, das ich eine Rezi mit der Bewertung des Buches beginne, aber bei diesem Buch kann man einfach nicht anders. Es birgt soviel trockenen Humor, das man einfach glauben muss, das es tatsächlich passiert ist, als ob es ein Tagebuch wäre. Und der Autor läßt so viele kleine Anekdoten und Geschichten einfließen, das die Heldin einem immer sympathischer wird, das die Menschen allgemein einem wirklich erscheinen, nicht bloß erfunden. Ich kann diese Geschichte um Ruth Cole, eigentlich dreht es sich immer um Marion Cole, nur wärmstens empfehlen. Es hat Tiefgang, Witz, Charme und eine gehörige Portion Menschlichkeit!!!


    Mehr kann man dazu nicht sagen.


    Schon nach dem ich den Roman das erste Mal gelesen hatte, wusste ich das ich es hier mit einem Lieblingsbuch zu tun bekommen hatte. Ein Wohlfühlbuch das ich nicht vergessen würde.


    Genauso ist es mir ergangen, in ein paar Jahren nochmals.


    So damit ist eigentlich alles gesagt und ich habe noch vier ungelesene Irving hier liegen. :cheers:

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Da gehen die Meinungen weit auseinander, ich liebe Irving aber Owen Meany kann ich gar nicht leiden, vielleicht war es aber auch so gewollt, dass man ihn nicht mag, das Buch aber trotzdem nicht aus der Hand geben kann Ich mochte kleinen Matzerath in der Blechtrommel auch nicht und der ist ja das Vorbild für Owen.


    Also die Figur Owen Meany mag ich auch nicht. Er ist ein besserwisserischer, wichtigtuerischer, unsympathischer Knopf, und trotzdem liebe ich das Buch. (Was man von der "Blechtrommel" gar nicht behaupten kann. Hier mochte ich weder den Protagonisten, noch die Geschichte.) Aber das eine hat mit dem anderen für mich nicht unbedingt was zu tun - also jetzt Sympathie für die Figuren und Sympathie für das Buch.

  • Welche Irvings hast Du noch vor Dir?


    Auf die Schnelle weiss ich es gar nicht, hab letzte Woche die Mittelgewichtsehe nach Hause gebracht und noch gar nicht ins Regal gestellt. :wink:


    Aber das eine hat mit dem anderen für mich nicht unbedingt was zu tun - also jetzt Sympathie für die Figuren und Sympathie für das Buch.


    Ein bischen sympathisch müssen sie mir schon sein, sonst mag ich das Buch dann auch nicht besonders.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Doch, Owen Meany finde ich cool. Ich mag den Kleinen mit der grässlichen Stimme. (Mit der Blechtrommel samt ihrem Protagonisten konnte ich dafür gar nichts anfangen.)

  • Witwe für ein Jahr" war mein erster Roman von John Irving nach sehr langer Zeit. Ich war ein wenig unsicher ob ich es durchhalten würde dieses umfangreiche Buch mit über 700 Seiten zu lesen.

    Tatsächlich hätte ich mir keine Gedanken darüber machen müssen, denn bereits von der ersten Seite an, ja vom ersten Satz an hatte mich dieser Roman in seinen Bann gezogen.

    Das Geschehen ist in mehrere Teilabschnitte unterteilt und wir begegnen der Hauptdarstellerin Ruth Cole an drei Wendepunketen in ihrem Leben.

    In Long Island als vierjährigem Kind, später als junger erfolgreicher Schriftstellerin in New York und Europa und zuletzt als Ehefrau, Mutter, Witwe und..... Ehefrau.

    Irving erzählt eine Geschichte die ihrerseits viele Geschichten enthält in die man eintauchen kann.

    Es geht um Beziehungen, um Loslassen, um Trauer, ums erwachsen werden, um menschliche Stärken und Schwächen.

    Auch wenn die Sprache für meinen Geschmack manchmal zu obszön ist, Situationen geschildert werden, die mich peinlich berühren und die ich mich nicht trauen würde laut vorzulesen, erzählt Irving die Geschichte mit solch einer Leidenschaft und Originalität, dass ich mich nicht davon lösen konnte. .

    Ich hätte mir also keine Sorgen machen müssen. Dieser wunderbare Tragikroman hat mir viel abgefordert, vor allem an Toleranz, mich aber gleichzeitig fasziniert.

    Wenn es die berühmten ersten Sätze eines Buches gibt, dann hier. Getoppt werden diese aber von den letzten Sätzen dieses Romans, die mich tief bewegt haben und das intensive Leseerlebnis zu einem für mich stimmigen Ende gebracht haben. Wie ein Aufseufzen , ein Zurücklehnen nach getaner Arbeit.