Lindsey Davis - "Den Löwen zum Fraß"

  • Marcus Didius Falco und sein unliebsamer neuer Sozius Anacrites haben sich als Steuerprüfer für Vespasian verdingt - ein lukratives Unterfangen, wie Falco hofft, denn neben einem großzügigen Honorar zählt er auf die ebenso großzügigen Bestechungsgelder der Steuersünder. Ihre erste Wahl fällt auf die lukrative, doch notorisch zwielichtige Unterhaltungsindustrie und die Zulieferer für die Gladiatorenspiele. Aber schon der erste lanista hat nicht nur die eine oder andere Leiche im Keller, sondern auch in seiner Gladiatorenschule: Leonidas, der als Henker dienende menschenfressende Löwe, liegt tot in seinem Käfig. Gerüchte von verfeindeten lanistae, verbotenen privaten Gladiatorenspielen und böswilligem Steuerbetrug verbreiten sich schnell, doch die Wahrheit offenbart sich erst, als auch Falco selbst auf dem blutgetränkten Sand der Arena steht.


    Falcos Ausflug in die Welt der Gladiatoren, der 10. Band um den "ersten Privatdetektiv der Weltgeschichte", ist wieder einmal ein großer Lesespaß. Lindsey Davis gelingt es in Den Löwen zum Fraß (Originaltitel Two For The Lions, 1998 ) von neuem, das große und das nicht ganz so große Rom unnachahmlich lebendig darzustellen. Nebenbei erhält der geneigte Leser auch noch lehrreiche Einblicke in die nicht immer glorreiche Welt der Gladiatoren - und, wie schon zuvor, Einblicke in die Unbilden, die ein zivilisierter Römer bei Reisen in die primitiven Provinzen auf sich nehmen muß. Aber gerade jene Reise ist in diesem Fall auch das (einzige) Manko des Buches, denn Falcos "Familienurlaub" in Kyrenaika und die Suche nach den letzten Knollen des legendären Silphium sind, wenngleich amüsant zu lesen, so doch grundsätzlich bedeutungslos für die Handlung und nehmen dem Roman zeitweilig Tempo und Richtung. Zur "Entschädigung" erfährt der Leser mehr über Falcos bunte Verwandtschaft, einschließlich Hund Nux - ein wiederkehrendes Vergnügen für die Fans dieser Krimireihe.


    Den Löwen zum Fraß ist unbedingt empfehlenswert für alle alten und neuen Freunde von Falco. :thumleft:


    Gruß
    Ute

  • Ich bin ja ein bekennender Falco-Fan, doch muss ich zu meiner Schande gestehen, dass mir der Inhalt dieses Buches kaum noch präsent ist. Ich erinnere mich allerdings schon noch daran, dass ich es mit großem Vergnügen gelesen habe.
    Die Falco-Bücher sind witzig, spannend und machen einfach Spaß. Und da ich mittlerweile auch großes Interesse an Falcos Privatleben habe, bin ich auch angesichts einer längeren Exkursion ins Familiäre nicht verstimmt, sondern vergnügt.



    grüße von missmarple

  • Hallo missmarple!


    Gruß
    Ute

    Some people juggle geese.

    Einmal editiert, zuletzt von Ute ()

  • Falco & Partner (sprich Ex-Schnüffler und Nervensäge Anacrites) haben einen offiziellen Auftrag des Kaisers an Land gezogen und sind als Zensusrevisoren Steuerschwindlern auf der Spur. Das ist zunächst nicht übermäßig spannend, doch im Zuge ihrer Arbeit erhalten sie ganz interessante Einblicke hinter die Kulissen der Spiele in den großen Arenen und den erbitterten Wettstreit zwischen den verschiedenen "Gladiatorenställen". Einer der Gladiatorentrainer macht verdächtig niedrige Angaben zu seinem Vermögen, was Falcos Spürsinn weckt. Und dann ist eines Tages ein Todesopfer zu beklagen. Ein prächtiger Löwe liegt tot in seinem Käfig in der Gladiatorenschule, in seiner Brust steckt ein abgebrochener Speer. Falco ist überzeugt, dass da was faul ist, und beginnt wieder einmal, inoffiziell zu ermitteln.


    Währenddessen herrscht auch bei seiner edlen Beinahe-Schwiegerfamilie große Aufregung: Quintus, der jüngste Sohn, ist mit der Freundin seines Bruders durchgebrannt und nach Tripolitanien verschwunden ... in eben jene Gegend, aus der die verfeindeten Gladiatorenbesitzer stammen ...


    Es dauert ziemlich lang, bis wir überhaupt mal eine Leiche haben, deren Todesumstände es zu klären gilt, und noch länger, bis wir es mit einem Mord an einem Menschen zu tun haben, und überhaupt wird es wie häufig in der Serie erst relativ spät richtig nägelkau-spannend, aber von Langeweile kann trotzdem nicht die Rede sein, denn Lindsey Davis glänzt wieder mit exzellent geschilderten Einblicken ins alte Rom, diesmal mit besonderem Augenmerk auf die legendären Gladiatorenkämpfe, mit und ohne wildem Getier, und in Falcos Familienleben mit Baby Julia und der herrlich unkonventionellen Helena an seiner Seite. Einzig seinen Kumpel Petro habe ich hier ein wenig vermisst - dafür hatte ich aber Spaß daran, Falcos widerwillige Zusammenarbeit mit seinem Lieblingshassobjekt Anacrites zu beobachten.


    Der Fall an sich war wie üblich ein bisschen verwirrend und vielleicht auch etwas konstruiert, was mich aber nicht weiter gestört hat, weil die Figuren so lebendig und der Erzählton so wunderbar anachronistisch-schnoddrig wie immer waren und auch der Humor, der im Vorgängerband für meine Begriffe ein wenig zu kurz kam, wieder so schön zum Tragen kam.


    Kurz, ein richtig guter Falco.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: