Thomas Mann - Der Zauberberg

  • Kurzmeinung

    ManuH
    Krankheit, Tod, Liebe, Übernatürliches, Philosophisches in internationaler Gesellschaft vor dem 1. Weltkrieg, 7 Jahre Ku
  • Der Zauberberg – Thomas Mann


    Ich möchte Euch gerne erklären, warum ich den Zauberberg so gerne lese, und dadurch Th. Mann Fan geworden bin.


    Ganz abgesehen davon, was große Lit.- Professoren oder Interpretationen über dieses Werk erzählen, für mich hat es einen anderen Grund:
    Ich liebe den Schnee und die Berge, die Abgeschiedenheit, die Gemütlichkeit und jene Atmosphäre, wie sie in diesem Buch Seite für Seite beschrieben wird.
    Hans Castrop ist ein gesunder Mensch und fährt seinen Vetter besuchen, auf 2 Wochen, daraus werden 7 Jahre. Er lernt viele Menschen kennen, den Demokraten Settembrini, den Kommunisten Prof. Naphta, eine weibliche Schönheit, die ständig die Türen zuknallen lässt, einen Seemann und, und, und. Er wird in die Psychoanalyse eingeweiht, er entdeckt die Astronomie, die Botanik, dazu lebt er in einer Umgebung, die keine Wünsche offen lässt. Schnee von September bis Mai.
    Er kann im Grunde machen und tun was er möchte, und hat keine Sorgen.


    Das Leitmotiv, die Zeit, wird ständig herausgearbeitet, was philosophische Gedanken auslöst. Überhaupt, mein Geist geht bei jedem Lesen auf neue Entdeckungsreisen.


    Aber keine Angst, es ist nicht wahnsinnig kompliziert geschrieben, man muss kein Germanistik - Student sein, um es zu begreifen; manche Dialoge zwischen Settembrini und Naphta sind sehr fachsimpelnd, die habe ich beim ersten Lesen ein wenig übersprungen.
    Auch ist es ratsam ein Exemplar mit Übersetzung zu kaufen, denn das Kapitel wo Hans und Clavdia flirten, ist in französisch geschrieben, das war damals so üblich.


    Zudem:
    Wer sich mit Homöopathie beschäftigt, wird auch das Mittel Tuberculinum finden; wer nach der Charakteristik des Mittels und der Patienten sucht, findet alles dazu im Zauberberg.
    Alles im Exzess, im Rausch, bis zum Vergasen (trinken, feiern und was das Leben so bietet.)
    Ein schöner Exkurs für angehende Heilpraktiker.

  • Liebe Heidi Hof und hallo auch an alle anderen!


    Hab den Zauberberg jetzt schon echt lang auf meinem SUB liegen und drau mich nicht so recht drüber.
    Hab bis jetzt von Thomas Mann Tristan und Tod in Venedig gelesen (bei letzterem auf den Film gesehen) und war bei beiden Werken wirklich begeistert. Also hab ich gleich auch Doktor Faustus gekauft - und war restlos enttäuscht. Das Buch war so fad, dass ich es als einziges Werk in meiner langen Lesekarriere in der Mitte abgebrochen hab und weggelegt hab (nachdem ich mich wochenlang damit abgequält hab). Bis auf ein einziges Zitat hat mir an dem Buch überhaupt nichts gefallen. Das Zitat möchte ich dir und allen anderen dafür nicht vorenthalten (ich kanns auswendig): "Es gibt Menschen, mit denen zu leben nicht leicht, doch die zu lassen unmöglich ist." Dank dieses Satzes hat sich für mich die Quälerei mit diesem Werk irgendwie dann doch gelohnt.


    Jetzt bin ich aber echt unschlüssig, ob ich mich über den Zauberberg wagen soll. Es ist nämlich so, dass ich Bücher nicht anlese - bis auf die eine Ausnahme. Wenn ich sie beginne, dann lese ich sie auch fertig.
    Irgendwie hast du mir nämlich mit deiner Rezension schon Lust drauf gemacht. Vielleicht im Sommer, wenn mehr Zeit ist...

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Ich habe jetzt etwas mehr als vier Kapitel gelesen. Anfangs fand ich nicht sehr leicht in Manns Ausdrucksweise und Schreibstil hinein. Allzu vieles erschien mir veraltet. Aber nach etwa 50 Seiten hatte es mich "gepackt". Und je weiter und je mehr ich lese, umso besser gefällt mir dieser Schreibstil. Er passt sehr gut in unsere hektische Zeit, in der alles nach der Uhr ablaufen muss und man fünf Dinge auf einmal zu erledigen hat. Wie wohltuend der Gedanke, viele Wochen oder gar Monate keine schwierigeren Verpflichtungen zu haben als pünktlich die Mahlzeiten, die Spaziergänge und die Ruhephasen einzuhalten.


    Und dazu diese hochinteressanten Charaktere. Ich sehe sie fast vor mir, obwohl auf das Aussehen viel weniger Augenmerk gelegt wird als auf den Charakter.


    Du hast zwar ein wenig gespoilert, Heidi, aber ich dachte mir schon bei ihrer ersten Begegnung, dass Clawdia in Hans Castorps Leben noch eine Rolle spielen wird.


    Danke Heidi, für den Tipp. Ich habe es noch keine Minute bereut, mich auf den Zauberberg eingelassen zu haben :thumright:

  • Danke Lancelot :oops:


    Sag mal, verstehst du alles was Settenbrini von sich gibt.
    Bist du schon bei Naphta? Keine Probleme?


    LG Heidi

  • Hallo Heidi,
    Naphta kenne ich noch nicht.
    Und Settembrini ist schon ein seltsamer Kauz. Ich gestehe, lange nicht alles zu verstehen, was er so daherredet. Einiges hat durchaus Hand und Fuß, aber dann wieder verzettelt er sich so, dass meine Gedanken abschweifen. Ist mir schon ein paarmal passiert. Vor allem gegen Ende des vierten Kapitels, wo er über seinen Großvater und über die "Quelle der Freiheit und des Fortschritts" spricht. Er hat anscheinend das Talent, alles ungeheuer kompliziert auszudrücken. Und dann wieder ist er sehr amüsant und auch präzise.

  • Also ich glaube ich muss es mir jetzt auch langsam mal zulegen. Bisher habe ich immer gedacht, dass es vielleicht zu anspruchsvoll ist und nicht leicht lesbar. Aber das klingt ja hier nicht wirklich so... Also ich werde dann mal sehen, dass ich es mir besorge... Bin ja schon richtig gespannt drauf... ;-)


  • Hallo Heidi,
    Naphtas Monologe waren für mich extrem schwer zu verstehen. Oft bin ich einfach ausgestiegne, hab ihn schwafeln lassen und das Ganze überlesen.
    Der typische weltfremde Professor, dessen Lebenszweck es ist, Vorträge zu halten und zu allem und jedem eine Meinung zu haben :roll:


    Hans Castorps ausgedehnter Aufenthalt entlockte mir erstmal Unverständnis. Mit der Zeit jedoch entwickelte ich vollstes Verständnis für seine Situation. Wer sich erst einmal an das süße Nichtstun gewöhnt hat und zudem über die nötigen Geldmittel verfügte, für den war der "Berghof" ja Paradies und Schlaraffenland zugleich. Erstaunlich, welche Mengen an Essen diese Kranken verschlingen konnten. Und ihre Gesellschaftsspiele: wirklich amüsant.


    Aber das Beste waren die Unterhaltungen. War Settembrini auch gewöhnungsbedürftig, Naphta mir schlichtweg unverständlich, Peeperkorn war phänomenal: so viele Worte, so viele abgehackte und unvollständige Sätze, und doch besaß er Charisma und Ausstrahlung, die sehr gut spürbar war.

  • Hallo Lancelot


    Dann geht es dir genau wie mir, nach der dritten Lektüre habe ich mir Settembrini vorgenommen, wollte alles verstehen was der Gute so quasselt. Wenn ich das Buch ein viertes Mal lese, werde ich Naphta auseinander nehmen.


    Peeperkorn ist ne Marke für sich, er hat schon voll aus dem Leben geschöpft, und trägt das gut nach außen.


    Es gibt ein Hörspiel zum Zauberberg, das habe ich letzten Winter nochmal gehört. 10 CD`s als Einschlafhilfe :drunken:


    Ja, ich mag die Leute vom Berghof, sie kommen mir vor als seien es schon Verwandte. So unterschiedliche Charakteren, und alles in einem Buch, mir gefällt das immer wieder.



    @ Morgana
    Keine Bange, immer ran. Nicht nur Th. Mann, auch Fontane, Goethe u.a., ich habe keinen Respekt mehr vor diesen Namen, ich lese sie, auch als "Nicht-Studierte". Falls ich mal was nicht verstehe, dann gibt es zum Glück jede Menge Sekundärliteratur, oder ich lege es beiseite, wie beispielsweise den "Simplizissimus", kommt Zeit kommt Rat, im Moment übersteigt das meinen Geist :mrgreen: noch.



    LG Heidi

  • Hi zusammen! :D


    Je mehr ich in diesem Forum schmöckere, desto interessanter wird es.
    Ich bin nämlich auch Thomas-Mann-Fan und finde den Zauberberg ebenso hinreissend.


    Das Hörbuch zusätzlich zum Buch lohnt sich, ist spannend wie ein Hörspiel!


    Den Doktor Faustus finde ich aber auch gut, lese ihn gerade in einer Leserunde im LC.


    Bye, Ivy

  • Hallo ihr büchernarren bin durch zufall auf euer forum gestoßen, weil ich sekundärliteratur zum zauberberg suche. Da ich im februar zwischenprüfung habe und der Zauberberg mein selbstgewähltes schwerpunktthema ist das Buch kenne ich mittlerweile innen- und auswändig aber die verschiedenen Strukturen zwischen entwicklungs und Zeitroman sowie die Philosophische Tragweite des Werkes sind ohne die nötige Sekundärliteratur kaum herauszuarbeiten also fals ihr links habt schreibt die bitte entweder an meine mail was super wäre oder hier ins forum meine mail :great-[email='sunflowers@t-online.de'][/email]
    Danke :study:


  • stecke auch gerade inmitten des grandiosen hörbuches, ich freu mich auf jede rund einstündige fahrt zur arbeit!


    was th. mann in diesem roman beschreibt, ist wirklich sehr interessant. und wie gedanken zu gesprochenen worten gewandelt werde, in person von gert westphal, ist ein ohrenschmaus! man kann sich jede person geanu vorstellen. man muss es einfach mal erlebt haben

  • Hallo an alle!


    Ich habe mir vor kurzem eine Rezension von der Zauberberg bei amazon.de durchgelesen, die mich dazu gebracht hat das Buch nicht zu kaufen, auch wenn der Leser das Buch anscheinend ganz toll fand.
    Unter anderem haben mir die Aussagen nicht zugesprochen, wie Mann es geschafft hat eine Geschichte, die in einem Satz gepasst hätte auf 1000 Seiten zu verpacken und das 10 Minuten lesen, einem wie eine halbe Stunde vorkommen.
    Deshalb hoffe ich hier ein paar Leute zu finden, die mich vom Gegenteil überzeugen!!!


    MfG Mandel :flower:

  • Das Wort "überzeugen" gefällt mir in diesem Zusammenhang nicht. Ich kann eine Empfehlung für ein Buch geben - und das möchte ich an dieser Stelle für den Zauberberg machen - aber sonst nichts.


    Man sollte v.a. bei Klassikern immer die Zeit bedenken, in der ein Buch geschrieben wurde. Manns Sprache (die ich auch nicht immer so toll finde) ist nicht mehr die Sprache des 21. Jahrhunderts, aber Inhalt und Aussage seiner Bücher bleiben aktuell.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Genau das Gleiche dachte ich mir auch, Marie.


    Ich kann ein Buch weiterempfehlen, aber die Leselust muss jeder freiwillig selber mitbringen, da hilft keine Überzeugung, das muss von selber kommen.


    Aber ist Th. Mann wirklich aktuell, Marie?
    Seine Gedanken, Themen, seine Sprache waren ja schon damals ziemlich konservativ, er hat ja aus diesem Grund häufig Krach mit seinen Bruder Heinrich gehabt. Trifft er heute den Zeitgeist, oder hat er nun so viele Fans, weil wir gerne ein wenig in der Vergangenheit lesen?


    Ist er >in< oder >out<?


    Was meinst du?



    Grüße Heidi

  • @ Heidi, es fällt mir schwer, darauf eine pauschale Antwort zu geben.


    Die Buddenbrocks kommen mir eher vor wie ein altes Gemälde, das ich mir an die Wand hänge, in das ich aber nicht eintreten kann. Mit andern Worten: Die Welt der Buddenbrocks ist mir beim Lesen immer fremd geblieben.


    Anders beim Zauberberg. Ich war etwa im Alter von Hans Castorp, als ich das Buch gelesen habe. Viele seiner Gedanken konnte ich nachvollziehen, wenn ich sie auf mich übertrug. Ob das heute noch so wäre, weiss ich nicht.


    Wer zum ersten Mal ein Buch von Thomas Mann lesen will, dem würde ich auf jeden Fall zu Felx Krull raten. In der Rückschau habe ich das Gefühl, dass sich bei diesem Roman auch Mannes Sprache lockerer lesen lässt als bei den andern.


    Was mir bis heute einen Riesenrespekt einflößt, was ich aber wahrscheinlich in meinem Leben nicht lesen werde: Joseph und seine Brüder.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)