Peter Wehle - Teufelskoller

  • "Cui bono?" - das ist hier in St. Nepomuk die Frage

    Wotan Perkowitz, angehender Psychologe und Sohn eines Wagner-Fans möchte in der Abgeschiedenheit des Lungaus seine Abschlussarbeit schreiben. Seine Tante Agathe, die Apothekerin von St. Nepomuk stellt ihm hierzu ihre Almhütte zur Verfügung. Almhütte ist jetzt nicht ganz die richtige Bezeichnung, enthält das Refugium doch alles was der moderne Mensch so braucht: von Dusche bis Kühlschrank, von Mikrowelle bis Internet.


    Der Einzug in die „Hütte“ bleibt nicht unbeobachtet. Kurz darauf wird Wotan unsanft aus dem Schlaf gerissen: Unweit der Almhütte ist eine Frau bestialisch ermordet worden. Barbara Koller ist das Opfer. Barbara ist unbequem, selbständig und die Namensvetterin einer vor 333 Jahren als Hexe hingerichtete Lungauerin. Der Aberglaube an Hexen und Dämonen feiert fröhliche Wiederauferstehung. Oder war der eh nie ganz weg? Weil, was der Bauer nicht kennt, …


    Daher ist vorerst einmal Wotan dringend verdächtig. Ein Zuagraster aus der großen Stadt, der muss doch mit dem Ritualmord an Barbara zu tun haben.


    Bei näherer Betrachtung findet Wotan ein paar Ungereimtheiten und als alter Krimifan stellt er sich und den Dorfbewohnern die Frage „Cui bono?“ (Wem nützt es?).


    Bis jedoch die wahren Hintergründe des Mordes aufgeklärt werden können, gibt es noch weitere Tote. Gekonnt führt Peter Wehle seine Leser mehrmals an der Nase herum. Auch ich bin ihm das eine oder andere Mal ein wenig auf den Leim gegangen.


    Sehr intensiv sind die Geschehnisse rund um die historische Barbara Koller dargestellt, die Witwe nach einem Abdecker war und am Rande der Gesellschaft ihr Leben fristete. Die Hinrichtung Barbras und ihres Sohn Jakob löste eine der größten und brutalsten Hexenverfolgung im deutschsprachigen Raum aus. Die Inquisition ermordete mehr als 130 Frauen, Männer und Kinder.


    Fazit:


    Trotz aller Tragik in der Vergangenheit kommt hier in der Gegenwart Peter Wehles humorige Feder durch. Gerne gebe ich 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)