T.J. Klune - Die unerhörte Reise der Familie Lawson / In the Lives of Puppets

  • Kurzmeinung

    SirPleasant
    Leider hat es nicht meinen Ansprüchen genügt. Man kann es nicht anders nennen: Ich war enttäuscht.
  • Kurzmeinung

    Estelle Raven
    eine wunderschöne, fantasievolle Geschichte für Erwachsene
  • Liebe, die über Grenzen geht


    Familie Lawson, das sind der Roboter und Vater Giovanni Lawson, sein menschlicher Sohn Victor Lawson, ein sadistischer Pflegeroboter und ein überdrehter Staubsauger, lebt mitten im Wald, fernab der Stadt der elektrischen Träume. Auf der Suche nach neuen Ersatzteilen findet Victor den aussortierten und ramponierten Androiden Tom auf dem Schrottplatz und macht es sich zur Aufgabe, ihn zu reparieren. Plötzlich holt alle die Vergangenheit ein und Giovanni wird in die Stadt verschleppt, auf dem Weg Giovanni zu retten, erfährt Victor die ganze Vergangenheit der Maschinen. Kann er seine Gefühle einordnen und sein Leben akzeptieren?


    T.J. Klune erschafft auch in diesem Werk wieder außergewöhnliche Charaktere, allen voran den Pflegeroboter „Schwester Grob“ und den Staubsauger „Rambo“. Zwei Persönlichkeiten, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen können und an manchen Stellen dann doch etwas zu viel sind. Wer das Computerspiel Borderlands kennt, der findet in Rambo möglicherweise Ähnlichkeiten zum Allzweckroboter „Clap-Trap“. Giovanni, Victor und Tom bleiben hingegen ungewohnt blass, auch wenn sie an einigen Stellen berühren können. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass ihre Geschichte weniger ungewöhnlich ist und man Parallelen zu T.J. Kluges vorherigen Bänden wahrnimmt.

    Diese Ähnlichkeit hat die Geschichte leider auch vorhersehbar und spannungsarm gemacht, ebenso fehlte es komplett an Tempo. Dennoch gab es immer wieder tollen Einzelszenen, die trotz genereller Vorhersehbarkeit, berühren konnten.


    Die unerhörte Reise der Familie Lawson ist ein ruhiger Roman über Liebe, die über Grenzen geht und eine große Freundschaft, die alle Hürden überlebt. Alle die noch keinen Klune gelesen haben, werden bestimmt schöne Lesestunden verbringen, Klune-Kenner werden den Roman wohl vor allem an den Charakteren messen und ich bin mir sicher, dass diese das Potenzial dazuhaben, geliebt zu werden.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Das Thema KI ist ja momentan stark auf dem Vormarsch - und T. J. Klune hat hier sein ganz eigenes Konzept daraus gemacht. Die Evolution der Maschinen, die sich zu etwas weiterentwickeln, das (zumindest meine) Vorstellungskraft sprengt.

    Ich weiß auch gerade gar nicht genau, wo ich anfangen soll, weil ich bei dieser Geschichte so vieles zum Nachdenken hatte und die Idee so genial verrückt war, dass ich trotz dem kleinen Gedankenchaos in meinem Kopf immer weitergelesen habe, weil ich nicht davon losgekommen bin!

    Wir beginnen in dieser wunderschönen Lichtung, die man auf dem Cover bewundern kann. Giovanni Lawson ist ein Roboter, der sich hier fernab eine Zuflucht aufgebaut hat. Nach einem kurzen Einblick zu seiner Ankunft springen wir auch direkt 21 Jahre weiter, wo er sich dort ein richtiges Zuhause geschaffen hat. Mit seinem menschlichen Ziehsohn Victor, einem Pflegeroboter und einem kleinen Staubsauger-Roboter.
    Diese kleine Gemeinschaft hat sofort mein Herz gerührt. Allerdings musste ich mich auch an die Vorstellung gewöhnen, das Giovanni als Androide Gefühle hat - das passt einfach so gar nicht in mein Denken, was die eingangs erwähnte Entwicklung einer KI zum Ursprung hat. Wir alle wissen inzwischen, dass Computer lernfähig sind, wie auch immer das funktioniert, aber Entscheidungen aus Gefühlen heraus sind für mich einfach nicht möglich. Sie sind programmiert und handelt danach, was hier auch der Grundstock der Handlung ist. Mehr dazu kann ich allerdings kaum schreiben, da ich sonst zu sehr spoilern würde.

    Victor wird als asexuell beschrieben. Etwas, das noch kaum in der Buchwelt vorkommt, und hier auch echt schwer einzuschätzen ist. Wie entwickelt sich ein Mensch, der noch nie mit Menschen in Kontakt bekommen ist? Keine menschliche Wärme gespürt hat, keinen anderen Kindern, Frauen oder Männern begegnet ist, um überhaupt eine Art von Beziehung aufzubauen?
    Andererseits hat er in Giovanni einen äußerst liebevollen Ziehvater, der in seiner Erziehung wirklich mitfühlend und bestärkend einen tollen Job gemacht hat.

    Dazu kommt die tiefe Freundschaft zu den anderen beiden Robotern, die ziemlich abstrus ist. Der Pflegeroboter GROB, die ich mir immer als weibliche Krankenschwester vorgestellt habe, macht ihrem Namen nämlich alle Ehre. Alles was sie sagt und tut hat etwas "grobes" und anfangs fand ich ihre Kommentare auch oft unpassend - aber mit der Zeit muss man sie einfach mögen, denn hinter ihrer rauen Schale steckt ein weicher Kern. Auch wenn sie ihn mit größter Anstrengung zu verbergen sucht.
    Ihre neutrale Art, alles beim Namen zu nennen, bringt Victor oftmals in größte Verlegenheit, aber sie kann ja nicht anders und bringt damit eine Menge Humor mit ins Spiel.
    Rambo, der kleine Staubsauger, ist ein wahres Highlight :D Ängstlich, neugierig, naiv und pausenlos vor sich hinplappernd ist er einfach zu knuffig! Die Bilder die ich bei seinen Auftritten vor Augen hatte waren zu köstlich! Zum Beispiel wenn er plötzlich loszischt, weil er irgendwas entdeckt hat und einen wirbelnden Schweif Blätter hinter sich her zieht xD

    Ich war auch ständig am Rätseln, was Giovanni in diese Einsamkeit verschlagen hat. Vor was er geflohen ist und wie die Welt außerhalb ihres kleines Radius wohl aussieht. Das alles erfährt man dann auch, wenn die Reise schließlich losgeht.

    Ebenfalls Thema sind unverzeihliche Taten und das Verzeihen. Ich denke, jeder macht in seinem Leben gewisse Dinge oder trifft Entscheidungen, die ihm später leidtun. Allerdings ist es doch etwas anderes, ob das ein Mensch macht oder eine Maschine. Wie schon gesagt - Maschinen sind programmiert etwas zu tun und machen das, was ihnen gesagt wird. Sie haben kein Gewissen. Zumindest jetzt noch nicht.
    Was auch die Frage aufwirft: hat wirklich JEDER eine 2. Chance verdient?

    Das Gesellschaftsbild, dass sich hier herauskristallisiert, erinnert an manchen Stellen dennoch an die Gesellschaft. An Regeln, Normen, an Marionetten (wie man im englischen Titel sehen kann), die an Fäden von denen, die das Sagen haben, das tun was gewünscht wird.

    Am Ende gibt es ein wirklich spannendes Finale, das zu Herzen geht und mit dennoch etwas schwer gefallen ist, weil Mensch und Maschine für mich noch immer kein Bild ergeben, das zusammenpasst, wenn es um zwischen"menschliche" Beziehungen geht. Natürlich kennt man das zur Genüge aus vielen Science Fiction Büchern und Filmen, aber es fällt mir dennoch schwer, mir das vorzustellen.
    Insgesamt aber auf jeden Fall wieder eine sehr geniale Geschichte mit viel Tiefgang und zwei großen Helden als Nebenfiguren!


    Mein Fazit: 4.5 Sterne

    Weltenwanderer