Highlights und Enttäuschungen des Jahres 2023

  • Meine Highlights des Jahres 2023

    01. Anita Brookner "Tugend und Laster" [OT: Family and Friends, Übers. Melanie Walz, EA 1985]
    Roman. Sittenbild einer Familie, das durch die scharfsinnige Beschreibung menschlichen Verhaltens, von Sehnsüchten und Zögerlichkeiten auf eine schwer erträgliche Weise wahrhaftig und sehr eindrücklich ist.


    02. Margaret Laurence "Eine Laune Gottes" (Manawaka #2) [OT: A Jest of God, Übers. Monika Baark, EA 1966]
    Roman. Eine 34-jährige Lehrerin im dauernden, schuldbehafteten Tochterzustand und wie sie sich befreit: Grandios!


    03. Nick Drnaso „Acting Class“ [OT: Acting Class, Übers. Karen Köhler & Daniel Beskos, EA 2022]
    Comicroman. Ein sehr beunruhigendes Buch! Erschütternde Sinnsuche einiger verlorener Seelen. Phänomenal gezeichnet, meditativ, relevant.


    04. Nora Krug „Heimat. Ein deutsches Familienalbum“ [OT: Belonging. A German Reckons With History and Home, Übers. Nora Krug, EA 2018]
    Comicmemoir über eine durch den Krieg zerrissene Familie, über Heimat, die es nur als Verlusterfahrung gibt. Ehrlich, anrührend, grandios!


    05. Edward Abbey "Die Einsamkeit der Wüste: Eine Zeit in der Wildnis" [OT: Desert Solitaire: A Season in the Wilderness, Übers. Dirk Höfer, EA 1968]
    Nature Writing. Nimmt langsam Fahrt auf. Die Wüste in ihrer ganzen existenzialistischen Pracht. Gewaltig, rumpelig, rüde und hoch poetisch!


    06. Anke Kuhl „Manno! Alles genau so in echt passiert“ [EA 2021]
    Comicgeschichten für Kinder. Großartig, wie Kindheit in Lachen, Verzagtheit, Überschwang, in zu vielen und zu wenig gemachten Gedanken wiederaufersteht! Unbedingt lesen!


    07. Nan Shepherd "Der lebende Berg" [OT: The Living Mountain, Übers. Judith Zander, EA 1977]
    Natural Writing. Ein literarisches Fest des Seins in der Welt voll feiner Beschreibungen der Natur. Frei fließend, undogmatisch, befreiend!


    08. Mariko Tamaki & Jillian Tamaki "Ein Sommer am See" [OT: This One Summer, Übers. Tina Hohl, EA 2014]
    Comicroman. Ein fantastisches Buch. Unsicherheit, Wandel, Teenage Angst. Gute, authentische Figuren. Tolle Dialoge. Famose Zeichnungen.


    09. Anita Brookner "Winterreise nach Venedig" [OT: A Friend from England, Übers. Marion Zerbst, EA 1987]
    Roman. Weibliche Rollen im Klassengegensatz, gewohnt scharfsichtig charakterisiert in Verhalten und Einschätzung.


    10. Mikael Ross "Der Umfall" [EA 2018]
    Comicroman. Leben als Umfallen und wieder Aufstehen: Wunderbar erzählter Comic aus Neuerkerode, einem "Dorf für Menschen mit geistiger Behinderung", lauter authentische Charaktere und Szenen! Ganz groß!


    11. Paul Biegel „Eine Nachtlegende“ [OT: Nachtverhaal, Übers. Verena Kiefer, EA 1992]
    Fantasyroman für Kinder. Phänomenales Spätwerk. Fast ein Biegel-Destillat. Humorvoll, anregend. Der Tod als menschliche Gnade, die den Geistwesen verwehrt ist.


    12. Édith (d.i. Édith Grattery) "Der Mitternachtsgarten" [OT: Le Jardin de minuit, Übers. Tanja Krämling, EA 2015]
    Comic. Was für eine wunderbare "Geistergeschichte" über Erinnerungen, kindliche Sehnsüchte und das Wesen der Zeit. Traumhaft illustriert!


    13. Michael Ende „Das Schnurpsenbuch“ [EA 1969]
    Reime und Verse. Extrem elegant gereimte Gedichte und Sprüche mit sprachlichem Witz und schönem Einverständnis in kindlichen Eigensinn und Aufbegehren. Neu illustriert von Maja Bohn.


    14. Paul Biegel „Eine Geschichte für den König“ [OT: Het sleutelkruid, Übers. Lotte Schaukal, EA 1964]
    Roman in Geschichten für Kinder. Großartige Fabulierkunst, die Vorleser und Zuhörer fesselt. Manchmal disparat, aber extrem gut gebündelt. Erhaben!


    15. Taiyō Matsumoto "Sunny 1" (Sunny #1) [OT: Sunny, Übers. Martin Gericke, EA 2011]
    Manga. Sehr behutsam erzählte Geschichten über die Kinder eines Waisenhaus. Trifft den Tonfall in Wort und Bild. Großartig!


    Meine Enttäuschungen des Jahres 2023

    01. Simone Buchholz „Unsterblich sind nur die anderen“ [EA 2022] … 1,5*
    Roman. Ein Murks: nichts wird ausgeführt, nur Versatzstücke nebeneinandergestellt, kein apartes Mystery, aber hohle Skurrilität.


    02. Kei Murayama "Destiny of the Mushrooms" [OT: きのこ人間の結婚 / Kinoko Ningen no Kekkon, Übers. Victoria Zach, EA 2014] ... 2*
    Manga. Wirkt in allen Bereichen unfertig, dabei ist die Ausgangslage und das World Building vielversprechend. Keine Tiefe, kein wirkliches Ende.


    03. Jon Fosse „Der andere Name: Heptalogie I-II“ (Heptalogie #1) [OT: Det andre namnet. Septologien I–II, Übers. Hinrich Schmidt-Henkel, EA 2019] … 0,5*
    Roman. Komme mit dem stammelnden, sich wiederholenden, unkünstlerisch statischen Stil nicht zurecht. Wohin soll das führen? Kein Vergnügen, keine Anregung, quälend: Abbruch!

    White "Die Erkundung von Selborne" (115/397)

    Kellendonk "Buchstabe und Geist" (83/170)

    Figura/Mizielińscy "Wölfe" (89/262)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińscy (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 59 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)