Kate Grenville - One life

  • Die australische Schriftstellerin erzählt in ihrem Buch die Lebensgeschichte ihrer Mutter Nancy Russell. Nance hatte es nicht leicht in ihrem Leben. Ihre Familie zog so oft um, dass sie und ihre Brüder oft bei Verwandten untergebracht wurden, um wenigstens teilweise eine geregelte Schulbildung zu bekommen. Anders als ihre Mutter machte Nance eine Ausbildung als Apothekerin und erfüllte sich ihren größten Wunsch: sie eröffnete ihre eigene Apotheke. Aber die Zeit, in der sie lebte, war noch nicht bereit für eine Frau, die ihr eigenes kleines Geschäft und dazu noch eine Familie hatte.


    Nances Geschichte beginnt mit der ihrer Mutter, deren Familie sich allen Wünschen in den Weg stellte. Aus einem Teenager mit Hoffnungen und Träumen wurde eine verbitterte Frau, die mit einem Mann verheiratet war, der nicht sie erste Wahl war. Ständig auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen, zogen sie und ihr Mann um, sobald sich anderswo eine bessere Möglichkeit bot, deren Verwirklichung meistens scheiterte. Deshalb war die Familie oft getrennt, aber zu der räumlichen kam auch die emotionale Trennung dazu.


    Wie sehr Nance diese Zeit beeinflusste, merkt man: sie wirkt immer distanziert und zeigt keine echten Gefühle. Nie macht sie den ersten Schritt, sondern wartet lieber an und lässt sich eine Chance entgehen. In der Ausbildung und im Beruf ist sie erfolgreich, aber im Australien während der Depression bringt sie das nicht weiter. Im Gegenteil: arbeitende Frauen werden immer noch mit Misstrauen betrachtet.


    Ihre Ehe ist etwas, das mehr passiert ist, als dass sie ihren Mann wirklich heiraten wollte, dementsprechend unglücklich ist sie in der Beziehung. Nur für ihre Kinder empfindet sie echte Liebe und tut alles, damit sie glücklich sind. Viele ihrer Versuche scheitern, aber nicht an ihr, sondern an äußeren Umständen. Jedes Mal muss sie sich der Schadenfreude ihrer männlichen Umgebung stellen. Aber sie gibt nicht auf und schafft es, ihre Träume zu verwirklichen.


    Nances Geschichte ist wie die Zeit, in der sie liebt, großenteils deprimierend. Ich fand sie auch zäh erzählt, dabei weiß ich, dass Kate Grenville durchaus fesseln schreiben kann. So bemerkenswert ich Nances Leben finde, hat mich die Geschichte davon doch nicht beeindruckt.

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    Eine deutsche Ausgabe ist noch nicht erschienen.