Original: 2018 (2.durchgesehene Auflage)
KLAPPENTEXT:
Was haben das Verschwinden von Apfelsorten, das Auftreten von Politikern in Talkshows, religiöser Fundamentalismus und der Kunst- und Musikmarkt miteinander gemeinsam? Überall wird Vielfalt reduziert, Unerwartetes und Unangepasstes zurückgedrängt. An die Stelle des eigentümlichen Inhalts rückt vermeintliche Authentizität: Nicht mehr das »was« zählt, sondern nur noch das »wie«. Thomas Bauer zeigt die Konsequenzen auf, sollten wir diesen fatalen Weg des Verlustes von Vielfalt weiter beschreiten.
(Quelle: Klappentext)
BEMERKUNGEN:
Titel des Buches und originelle Schlüsselworte helfen beim Verständnis des an sich gut gut geschriebenen und gegliederten Essays von Thomas Bauer. Geht es um die “Vereindeutigung” mag unsere erste Reaktion ja sein “gut so – wollen wir mal eine eindeutige Sprache sprechen und klar Schiff machen!” Doch im Sinne Bauers bedeutet dieses Schlüsselwort vielmehr eine Vereinheitlichung: daneben zählt dann nichts mehr. Es gibt nur eine Deutungsmöglichkeit! Das wäre dann nicht nur ein Verlust an Mehrdeutigkeit, sondern auch an Vielfalt. Nicht nur eine Einengung, sondern sogar eine Reduzierung des notwendigen Spielraums, der jeder Wahl zugrunde stehen sollte. Insofern eine Verarmung, ja, gar die Gefahr eines Fundamentalismus’, der nichts anderes mehr neben sich stehenlässt! Dem Fundamentalismus entgegengesetzt wäre eine Gleichgültigkeit, die nicht besser ist.
In diese Richtung geht die Forderung einer “Ambiguitätstoleranz”: wir haben das Vage, Ambige, mancher Gegebenheiten zu akzeptieren. Und nicht nur hinzunehmen, sondern sie quasi als Notwendigkeit einer freien Wahl hoffend anzunehmen!
Der Autor betrachtet Religion, Kunst, Musik und Sexualität unter den Begriffen der Eindeutigkeit, der Bedeutungslosigkeit und des Authentizitätswahnes. Es ergeben sich interessante Darstellungen.
Aufgrund seiner Spezialisierung als Islamwissenschaftler kommen ua auch von daher sehr interessante Beobachtungen. So war der Islam vom Ursprung her und über Jahrhunderte tolerant und “vieldeutig”. Fundamentalisten hätten mit dem ursprünglichen Islam nicht viel gemein.
Auf gerade mal hundert Seiten schafft es Bauer komlexe Themen recht zugänglich vorzustellen. Ich fand also sehr viel Input zum Nachdenken und kann das Heft nur empfehlen!
AUTOR:
Thomas Jürgen Bauer (* 27. September 1961 in Nürnberg) ist ein deutscher Arabist und Islamwissenschaftler. Er legte 1980 sein Abitur am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Oberasbach ab und studierte anschließend von 1980 bis 1987 Islamwissenschaft, Semitische Philologie und Sprachwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Mit der Arbeit Altarabische Dichtkunst wurde er 1989 promoviert. Danach arbeitete er ein Jahr als Wissenschaftlicher Assistent an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und anschließend von 1991 bis 2000 wieder an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo er sich 1997 mit der Arbeit Liebe und Liebesdichtung in der arabischen Welt des 9. und 10. Jahrhunderts habilitierte.
Im Jahr 2000 folgte Thomas Bauer einem Ruf auf die Professur für Islamwissenschaft und Arabistik an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Im selben Jahr wurde er Direktor des Instituts für Arabistik und Islamwissenschaft. Von 2002 bis 2005 war er Direktor des Centrums für Religiöse Studien an der Universität Münster. Im akademischen Jahr 2006/2007 war Bauer Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin im Projekt „Die Kultur der Ambiguität“.
Thomas Bauer veröffentlichte über 40 Publikationen in Fachzeitschriften. Schwerpunkte sind historische und sprachwissenschaftliche Untersuchungen.
Publisher : Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag; 2., durchgesehene Auflage, Nachdruck (9 Feb. 2018)
Language : German
Paperback : 104 pages
ISBN-10 : 315019492X
ISBN-13 : 978-3150194928
Dimensions : 9.8 x 1 x 14.7 cm
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Verlag: Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag
