Karin Seemayer - Bergleuchten

  • Kurzmeinung

    Bartie
    gut recherchiert, sehr schön erzählt, lehrreich und unterhaltsam
  • Kurzmeinung

    Emili
    Eine solide, gut recherchierte, authentische Geschichte mit Längen.
  • Klappentext

    Göschenen, 1872: Helene begleitet ihren Vater oft auf seinen Fahrten über den gefährlichen Gotthardpass. Als ein Tunnel durch den Berg gebaut werden soll, fürchten die Fuhrhalter um ihre Existenz, die Bergarbeiter aus Italien sind Anfeindungen ausgesetzt. Auch wenn ihre Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof anbieten, weiß Helene, dass sie eine Verbindung zu dem temperamentvollen Italiener niemals billigen würden – und doch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Als es im Tunnel immer häufiger zu schweren Unfällen kommt, muss sie schon bald um Pieros Leben bangen.


    Über die Autorin

    Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.


    Mein persönliches Fazit

    Das Buch hat mir insgesamt ganz gut gefallen.

    Am interessantesten fand ich dabei den historischen Hintergrund, vor dem die Geschichte spielt. Der Gotthardtunnel und seine Entstehung sind ein tolles Setting. Und es ist der Autorin auch gut gelungen, die Entstehung dieses Bauwerks in die Story einzubinden, ohne den Leser mit allzu vielen Details zu langweilen. Die Beschreibungen der Orte, der Berge und Wiesen fand ich sehr gelungen. Ich konnte mir mühelos die Bergwiesen und das Bergpanorama vorstellen.

    Auch die Darstellung der Dorfbewohner war für dieses Buch gut ausgearbeitet. Ja, den Figuren fehlt es hier und da ein wenig an Tiefe. Dafür sind die Dorfbewohner mit ihren unterschiedlichen Facetten, die kulturellen Umstände der damaligen Zeit und auch die sozialen Gepflogenheiten sehr schön beschrieben. Es fällt sehr leicht sich vorzustellen, wie sich dieses beschauliche Örtchen von den Arbeiten und Arbeitern regelrecht überrannt gefüllt haben muss.

    Die Liebesgeschichte zwischen Helene und Pierro war wirklich schön und hat die Geschichte für mich abgerundet.


    Insgesamt ein angenehm leicht zu lesendes Buch, dem an einigen Stellen ein kleines bisschen mehr Dramatik doch ganz gut getan hätte, das ich aber trotzdem sehr gerne gelesen habe, weil das Gesamtpaket einfach stimmig ist.

  • Ein Lesevergnügen für mich!


    Viele historische Fakten rund um den Bau des 17 Kilometer langen Gotthardtunnels über acht Jahre von 1872 bis 1880sind hier detail-getreu in Romanform angenehm lesbar verpackt, inkludiert sogar eine Liebesgeschichte zwischen einer Schweizerin aus Göschenen und einem stark angefeindeten Italiener. Die technische Entwicklung in Bezug auf druckluftbetriebene Bohrmaschinen als auch diverse Sprengstoffmaterialien – ob nun Schwarzpulver oder das sehr explosive Dynamit - damit wird der Arbeitsalltag der im Tunnel arbeitenden Trupps auch in seiner Gefährlichkeit sehr anschaulich. Diese Arbeitsbedingungen unter Zeitdruck, Hitze, Staub, Lärm, Enge, Gestank, schlechter Hygiene und mangelhafter Unterbringung und Ernährung sprechen für sich. Entsprechend hoch war die Todesrate. Insgesamt war es natürlich eine große Meisterleistung der damaligen Ingenieur- und Vermessungstechnik – das perlt klar aus dem Inhalt überzeugend lebhaft heraus. Die Existenz von Genießverhören in der damaligen Schweiz ist neu für mich. Über das Auftreten des »Tunnelwurms« - Ancylostoma duodenale – und seine medizinische Bekämpfung konnte ich leider keine weiteren Informationen finden. Ein sehr interessanter historischer Lesestoff.

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Das Tor zum Süden
    Göschenen, 1872: Helene begleitet ihren Vater oft auf seinen Fahrten über den gefährlichen Gotthardpass. Als ein Tunnel durch den Berg gebaut werden soll, fürchten die Fuhrhalter um ihre Existenz, die Bergarbeiter aus Italien sind Anfeindungen ausgesetzt. Auch wenn ihre Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof anbieten, weiß Helene, dass sie eine Verbindung zu dem temperamentvollen Italiener niemals billigen würden – und doch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Als es im Tunnel immer häufiger zu schweren Unfällen kommt, muss sie schon bald um Pieros Leben bangen.
    Die epische Geschichte eines kühnen Bauvorhabens und einer Liebe, die nicht sein durfte


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.
    Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Die Tochter der Toskana«, »Das Gutshaus in der Toskana«, »Sterne über der Toskana«, »Die Sehnsucht der Albatrosse« und »Das Geheimnis des Nordsterns« sowie die drei Bände ihrer Amisch-Saga »Der Himmel über Amerika« lieferbar.


    Allgemeines
    Erschienen am 19.06.2023 im Aufbau Verlag als TB mit 477 Seiten
    Gliederung: Prolog – Roman in sieben Teilen mit insgesamt 49 Kapiteln – Epilog – Nachwort – Verzeichnis historischer Persönlichkeiten – Glossar
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsorte und -zeit: Göschenen (Schweiz) und Airolo (Italien), 1872 bis 1882


    Inhalt
    Nachdem der Warenverkehr zwischen den Ländern nördlich und denen südlich der Alpen jahrhundertelang unter großen Beschwernissen und Gefahren mit Fuhrwerken über den Gotthardpass gelaufen ist, beschließt man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einen Eisenbahntunnel durch den Berg zu bauen. Unter der Leitung des Schweizer Bauunternehmers Louis Favre beginnt im Jahr 1872 der Bau von der nördlichen Seite im Dorf Göschenen, auf italienischer Seite wird ebenfalls mit den Tunnelarbeiten begonnen.
    In Göschenen leben viele Einwohner, so auch der Vater von Helene Herger, von ihrer Arbeit als Fuhrhalter und manche von ihnen fürchten, durch den Bau eines Eisenbahntunnels ihre Lebensgrundlage zu verlieren. Doch der Bau wird ungeachtet der Proteste vorangetrieben. Für die Bauarbeiten werden viele Italiener als Mineure angeworben, auch diesen stehen viele Göschener Bürger wegen deren angeblich „lockeren Sitten“ ablehnend gegenüber. Als Helene und der italienische Mineur Piero, der bei ihrer Familie zur Untermiete wohnt, sich ineinander verlieben, scheint dieser Beziehung keine Zukunft beschieden…


    Beurteilung
    Der Roman, der einige fiktive Protagonisten in ein gründlich recherchiertes historisches Umfeld stellt, schildert überaus eindrucksvoll die gigantische Meisterleistung, die Ingenieure und Hunderte einfacher Bergleute im Verlauf des Tunnelbaus vollbringen. Die Arbeitsbedingungen im unbelüfteten überhitzten Tunnel sind unmenschlich, viele Arbeiter kommen ums Leben – teilweise durch Unfälle bei Sprengungen mit dem sehr empfindlichen Dynamit oder durch Steinschlag, aber auch durch Krankheiten wie z.B. eine Staublunge. Ein Streik der Tunnelarbeiter im Jahr 1875 bringt keine wesentlichen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, denn die Bauherren stehen unter massivem Zeitdruck.
    Es gelingt der Autorin sehr gut, das technische Vorgehen bei den Bohrungen anschaulich und für Laien verständlich zu schildern. Auch das gesellschaftliche Umfeld in dem traditionsverbundenen Bergdorf und die Konflikte zwischen den Einheimischen und den italienischen Arbeitern werden eindrucksvoll verdeutlicht. Die Infrastruktur des Dorfes ist überfordert, es gibt nicht genug Unterkünfte für die Arbeiter, die sich teilweise mit Anderen ein Bett teilen müssen und in Wechselschichten schlafen.
    In die Handlung rund um den Tunnelbau ist eine schöne, glaubwürdige Liebesgeschichte ohne überzogene Sentimentalität eingebettet. In diesem Zusammenhang sind sowohl die Charaktere der beiden Liebenden als auch ihrer Familien differenziert ausgestaltet.
    Der Anhang des Romans enthält ein Verzeichnis in den Tunnelbau involvierter Persönlichkeiten und ein Glossar mit Fachbegriffen aus dem Tunnelbau, die das Verständnis des bergmännischen Laien erleichtern.


    Fazit
    Ein rundum gelungener Roman um den Bau des Gotthardtunnels 1872 bis 1882, der den Menschen, die unter unmenschlichen Bedingungen dort arbeiteten und teilweise ihr Leben verloren, ein würdiges Denkmal setzt!

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    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ein sehr gut recherchierter Roman, der mich von der ersten Seite an mit genommen hat in die damalige Zeit der Menschen, Fuhrwerke und anstehenden Neuerungen. Wie immer sind nicht alle Menschen offen für Neues, aber die Menschen die sich öffnen können es viele Male nur bis zu einem gewissen Punkt. All das schafft die Autorin mit ihren Roman gefühlvoll voll rüber zu bringen. Aber auch wie zur damaligen Zeit unter widrigsten Bedingungen gearbeitet wurde, ohne den Zeigefinger zu heben. Sehr schön auch, das die Liebesgeschichte hier nebenher läuft und nicht die unmittelbare Hauptgeschichte ist und trotzdem man dem entgegen fiebert ob und wie werden sie es schaffen :wink: Leider kam mal wieder der Schluss viel zu schnell.

    Es war mir ein Lesevergnügen dieses Buch zu lesen :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Penibel recherchiert und gekonnt erzählte Geschichte vom Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels


    Dieser historische Roman entführt uns in das 19. Jahrhundert zum Bau des Gotthardtunnels. Neben der der imposanten Tunnelbaustelle spielen die Schweizer Landschaft sowie die Liebesgeschichte zwischen der Schweizer Fuhrhalterstochter Helene und dem Italienischen Mineur Piero eine große Rolle.


    Der historische Roman ist penibel recherchiert und gekonnt erzählt. Wir erfahren von Alteingesessenen, die jeden Fortschritt ablehnen und dafür auch den Riss in der Dorfgemeinschaft hinnehmen. Wieder andere sind die großen Profiteure des acht Jahre langen Bauvorhabens.


    Daneben erhalten wir Einblick in die gefährliche Arbeit der Tunnelbauer, deren Leben oft aufgrund von technischen und finanziellen Problemen aufs Spiel gesetzt wird. Die Ausbeutung der Arbeiter ist obligat, Sicherheitsvorschriften werden, wenn überhaupt vorhanden, nicht eingehalten bzw. ignoriert. Als dann die vorwiegend italienischen Arbeiter streiken, werden sie niedergeschossen bzw. als Aufwiegler des Landes verwiesen.


    Gleichzeitig erleben wir den erhebenden Augenblick des Durchstichs mit, als sich die beiden Tunnelröhren an der richtigen Stelle treffen.


    Im Anhang finden sich Zahlen, Daten und Fakten zu diesem Bauwerk.


    Fazit:


    Ein gelungener historischer Roman, der Fakten und Fiktion geschickt verquickt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • „Bergleuchten" der Autorin Karin Seemayer erzählt von der 10 Jahre dauernden Realisierung des 17 km langen Gotthardtunnels, die 1872 unter der Leitung von Louis Favre in Angriff genommen wird. Das Vorhaben stößt nicht nur auf Zustimmung, sondern kritisch sehen die Fuhrunternehmen den Bau, die mit ihren Pferdekutschen für den Warenaustausch von Nord nach Süd über den Gotthardpass ein einträgliches Geschäft haben. Sie fürchten um ihre Existenz und proben den Widerstand. Doch kann der Fortschritt nicht aufgehalten werden und als erster entschließt sich der Fuhrunternehmer Franz Herger, für die Gotthardbahngesellschaft zu arbeiten.


    Rund um das 10jährige Großereignis des Gotthardtunnelbaus erzählt Karin Seemayer eine ansprechende Geschichte, die sich an tatsächliche Ereignisse und Personen anlehnt. Symbolisch verbindet sie den Einschnitt in den Berg mit den Umbruch im Leben der eher verschlossenen Berglandschaft. Äußerst informativ und gut recherchiert ist die Schilderung der Planung und Realisierung des Jahrhundertwerkes und die Darstellung der schwierigen Lebensbedingungen der italienischen Arbeiter. Auch die gesellschaftlichen Veränderungen in dem 300 Seelendorf Göschenen, das innerhalb kürzester Zeit weit mehr als 1000 Einwohner zählen wird, ist authentisch getroffen. Der gute lineare Aufbau des Romans, die treffenden Landschafts- und Personenbeschreibungen, die Einblicke in das Leben in dem engen Tal mit seinen strengen Sitten und die Wandlung, die durch die Zuwanderung der Arbeiter einhergeht, machen die Geschichte attraktiv und spannend. Dass der Roman auch eine Liebesgeschichte mit genügend Dramatik bietet, ist für viele Leser sicher ein Schmankerl und rundet die Geschichte zudem emotiv ab.

  • Ein Filmtitel aus den dreißiger Jahren lautet „Der Berg ruft“. Im Jahr 1872 ruft auch ein Berg oder vielmehr ein Schweizer Bauunternehmer namens Louis Favre, der einen Tunnel durch den Gotthard bauen will. Von zwei Seiten wird ein Loch in den Berg getrieben und in einigen Jahren soll es einen durchgängigen Tunnel geben, der den Transport über den Gotthard einfacher machen wird. Es strömen viele italienische Arbeiter nach Göschenen und nach Airolo. Die Einwohner der kleinen Orte sind nicht begeistert von Favres Vorhaben, doch die meisten fügen sich und nehmen den zusätzlichen Verdienst gerne mit. Auch Fuhrhalter wie Franz Herger wissen, dass sie die Pläne nicht verhindern können und machen ihre Geschäfte mit der Gotthardbahn-Gesellschaft. Hergers Freund Urs Gisler dagegen will sich nicht den Realitäten fügen und setzt damit viel aufs Spiel.


    Es ist ein gigantisches Unternehmen, den Tunnel durch den Berg zu treiben. Viele der Arbeiter werden dabei verletzt oder sterben. Die Bedingungen im Tunnel sind fürchterlich und kräftezehrend. Doch den Arbeitern bleibt nichts anderes übrig als durchzuhalten, müssen sie doch ihre Familien versorgen. So dauert es lange bis es zum Streik kommt, weil sie bessere Arbeitsbedingungen haben wollen. Aber auch Favre steht unter Druck, hat er sich doch auf ruinöse Vertragsbedingungen eingelassen. Am 29. Februar 1880 gelingt der Durchstich, was für die Arbeiter nach all der Schufterei unter schlimmsten Bedingungen ein besonderes Erlebnis ist. Favre selbst hat dieses Ereignis selbst nicht mehr erlebt.


    Vor diesem Hintergrund spielt die Geschichte von Helene Herger und dem Mineur Piero Caretti. Piero findet Unterkunft auf der Hergerhof und verliebt sich in die Tochter des Fuhrhalters. Doch Helenes Eltern würden diese Beziehung nie dulden.


    Wieder einmal konnte mich die Autorin Karin Seemayer mit ihrer Geschichte begeistern. Der Schreibstil ist wirklich fesselnd, so dass mich gut mit den Personen fühlen konnte. Die historischen Fakten sind perfekt recherchiert. Mich haben nicht nur die Verhältnisse im Tunnel erschüttert, sondern auch die katastrophale Unterbringung der Arbeiter. Das beschauliche 300-Seelen-Dorf Göschenen verändert sich von einem Tag zum anderen total. Spannungen bleiben nicht aus.


    Alle Charaktere sind wunderbar und authentisch dargestellt. Besonders gut gefallen hat mir Helene, die eine ungewöhnliche und starke junge Frau ist. Sie weiß genau, was sie will, doch das Schicksal meint es nicht immer gut. In Paula Bissig hat sie eine gute Freundin, die zu ihr steht und sie unterstützt. Aber auch Peter Gisler ist ein patenter junger Mann, auf den man sich verlassen kann. Schade, dass sein Vater Urs so verbohrt ist. Piero ist auch ein sympathischer Mensch, der mit Widrigkeiten in seinem Leben zu kämpfen hat.


    Sowohl der recht technische Teil dieses spannenden Romans, als auch die Liebegeschichte haben mir gut gefallen. Ich kann das Buch nur empfehlen!

  • Beitrag an bestehenden Thread angehängt :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Fesselnder Roman über das Jahrhundertbauwerk


    Schwere Zeiten stehen für die Fuhrhalter an. Sie drohen mit dem Bau des Gotthardeisenbahntunnels ihre Arbeit zu verlieren. Entsprechend sind nicht alle gut auf Monsieur Favre, den Patron, zu sprechen. Auch die Familie von Helene Herger aus Göschenen verdient ihr Geld mit der Fuhrhalterei. Doch im Gegensatz zu vielen anderen, geben sie sich mit ihrem Schicksal ab und versuchen das Beste daraus zu machen. Der Bau des Gotthard-Tunnels ist ein grosses Ereignis, wo viele Mineure aus Italien teilhaben wollen. Auch Piero möchte beim Durchstich als Mineur dabei sein und Geschichte schreiben. In Göschenen können sie ihn gut gebrauchen, jedoch ist die Wohnsituation nicht ganz einfach. Für die vielen Gastarbeiter gibt es fast keine Unterkünfte, manche vermieten ein Zimmer sogar an drei Leute gleichzeitig. Doch Piero hat Glück und findet Unterschlupf bei Familie Herger und muss sich sein Zimmer nicht teilen. Helene und Piero sind sich von Anfang an sympathisch und es ist nicht verwunderlich dass sich hier bald mehr entwickelt. Das alles sehr zum Unmut ihres Vaters, den das seine Tochter etwas mit einem Italiener anfängt kommt gar nicht in Frage. Die italienischen Gastarbeiter arbeiten unter widrigsten Bedingungen, viele Unfälle passieren im Tunnel, aber auch ausserhalb. Doch die Arbeiter lassen sich nicht alles gefallen und wehren sich mit einem Streik, doch dieser bringt das ganze erst recht zum Explodieren.


    ‘Bergleuchten’ erzählt die Geschichte des Tunnelbaus am Gotthard Ende des 19. Jahrhunderts. Eine spannende Geschichte in die man direkt abtaucht und schnellstmöglich zu Ende lesen möchte. Der Leser wird richtig ans Buch gefesselt und kann sich die Umstände sehr gut vorstellen. Das Buch hat mich an den Film erinnert, der vor einigen Jahren ausgestrahlt wurde. Ich konnte viele Passagen aus dem Buch dem Film zuordnen, was es für mich noch interessanter gemacht hat. Ein sehr flüssiger Schreibstil, der kurzweilige Lesestunden verspricht.


    Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um Familie Herger, Piero und die Gastarbeiter. Helene hat ein grosses Herz und einen eigenen Kopf, den sie unbedingt durchsetzen möchte. Ich fand sie eine sympathische, junge Frau, welche es aber in dieser Zeit sehr schwierig hatte. Selbst entscheiden oder aus der Reihe tanzen war nicht. Alles wäre gerade zum Dorfgespräch geworden. Der Italiener Piero kam mir teilweise als Hitzkopf rüber, der Provokationen liebt. Klar setzt er sich auch für die anderen ein, ich hatte jedoch das Gefühl, dass er die Grenzen seines Handelns nicht einschätzen konnte.


    Das Buch hat mir kurzweilige Lesestunden beschert. Ich kann das Buch sehr weiterempfehlen, man lernt einiges über die damalige Zeit und den Tunnelbau.

  • Der Gotthardtunnel ist auch heute noch eine der wichtigsten Verkehrsadern zwischen der Schweiz und Italien. 1872 begannen die Bahuarbeiten, die dann 1880 erfolgreich beendet wurden. Während der Bauarbeiten starben fast 200 Arbeiter und die Arbeitsbedingungen waren so miserabel, dass es 1875 zum Streik kam. Wie ging es den damals betroffenden Menschen und wie veränderte sich deren Lebensrealität?
    Genau darum geht es in dem hier vorliegenden Historienroman von Karhin Seemayer. Im Mittelpunkt steht die Fuhrmannstochter Helene und der Arbeiter Piero. Für das Fuhrgewerbe besteht durch den Bau des Tunnels die Gefahr im Raum Arbeitstätigkeit zu verlieren, da sie danach vielleicht nicht mehr gebraucht werden. Für die Arbeiter ist der Bau eine Chance ihren Lebensunterhalt unter katastrophalen Bedingungen zu verdienen. Kann aus diesen gegensätzlichen Interessen mit der Zeit eine Liebesbeziehung werden? Und wenn ja, hätte diese eine Chance?
    Als Leser*innen können wir tief in die damalige Zeit eintauchen und uns intensiv mit den Charakteren und ihren Wünschen und Träumen verbinden. Es fällt leicht, ihre Hoffnungen, Wünsche, Träume, und Trauer in sich aufzunehmen und so ein Bild von den Leben der "einfachen" Menschen in der damaligen Zeit zu erhalten.

  • Geschichte, die zu Herzen geht


    Seit Generationen gehört einer der ältesten Fuhrgeschäfte in Göschenen dem Fuhrhalter Franz Herger. Er transportiert die Waren über den gefährlichen Gotthardpass, seine Tochter Helene begleitet ihn bei den Touren gern. Als Franz über den Bau des Gotthardtunnels erfährt, erklärt er sich bereit die Baumaterialien für die Baugesellschaft zu transportieren. Obwohl er mit seiner Entscheidung den Groll den anderen Fuhrhalter auf sich zieht, vergrößert er sein Geschäft und übernimmt die Transporte für die Baufirma. Auch das hochexplosive Dynamit gehört zu den Materialien, die Franz Herger für den Tunnelbau nach Göschenen bringt.


    Viele italienische Arbeiter kommen nach Göschenen, neue Geschäfte entstehen, Hotels und Unterkünfte für die Arbeiter wurden gebaut, der Ort wächst. Der Mineur Piero Caretti aus Piemont mietet ein Zimmer bei der Familie Herger, was nicht nur dem Vater Franz missfällt. Doch Helene verliebt sich in Piero und achtet nicht auf die Warnungen ihrer Eltern.


    Der historische Roman „Bergleuchten“ erzählt die Geschichte des Gotthardtunnels, deren Bau im Jahre 1872 begann. Die Bauarbeiten wurden unter schwersten Bedingungen durchgeführt; lediglich mit Hilfe der Bohrmaschinen gruben die Mineure zuerst das Loch im Gotthardberg aus, kämpften ständig mit diversen technischen Schwierigkeiten. Dann kamen die Krankheiten, medizinische Versorgung war unzureichend, viele Arbeiter starben. Auch der Lohn für diese schwere Arbeit war miserabel.


    Kein Wunder, dass es schließlich zum Arbeiterstreik kam. Dieses Ereignis wurde ausführlich in dem Roman beschrieben, denn auch Piero war daran beteiligt.


    Parallel zu der Baugeschichte erzählt Karin Seemayer über die Liebe zwischen Helene und Piero. Diese Beziehung wurde weder von Helenes Eltern noch von der Dorfgemeinschaft gebilligt. Letztendlich mussten die beiden einen hohen Preis für ihre Gefühle bezahlen.


    Sehr interessant stellt die Autorin das Leben in dem zuerst kleinen Bergdorf dar; erzählt über den arbeitsreichen Alltag der Familien, über die Rolle der Frau in der Familie, über die damals geltenden Gesetze, die vor allem die Rechte der Frau sehr einschränkten. Wunderschön beschreibt sie die Natur und die stolzen unnahbaren Berge, die mit ihrer Schönheit bezaubern.


    Bei dieser Lektüre habe ich das EBook gelesen und gleichzeitig dem Hörbuch gelauscht. Das Hörbuch, bei dem Aufbau Audio Verlag erschienen ist, wurde wunderbar von der Schweizer Schauspielerin Sophie Hutter vorgelesen. Mit ihrer klaren, empathischen Stimme ließ sie mich in die spannende Geschichte eintauchen. So zog vor meinem inneren Auge die wunderschöne, majestätische Bergwelt durch, sowie die duftenden Bergwiesen mit vielfältigen Pflanzen, die auch als Heilmittel damals dienten. Ich konnte die Gefühle der Menschen hautnah nachempfinden und den Geräuschen der schweren Arbeit im Tunnel zuhören.


    Die tragische Liebesgeschichte der Protagonisten und auch die schwerem Frauenschicksale in der damaligen Zeit haben mich sehr berührt; es sind die Vorkommnisse, die unwillkürlich auf die Tränendrüse drücken.


    FAZIT: eine lehrreiche, lesenswerte Geschichte! Ein unterhaltsames Hörbuch, dem ich gerne gelauscht habe. Beide Ausgaben des Buches sind absolut empfehlenswert!

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