John Scalzi - Androidenträume/The Android's Dream

  • Bei einem diplomatischen Zwischenfall der gelinde gesagt skurrilen Art kommt ein Diplomat der Nidu ums Leben. Die ganze Welt hält den Atem an, denn die politisch recht bedeutungslos gewordene Erde ist angewiesen auf ein gutes Auskommen mit den Bewohnern diverser anderer Planeten, und insbesondere die mächtigen Nidu sollte man tunlichst nicht verärgern.


    Doch das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen, und eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit, einen verheerenden Krieg abzuwenden: den Nidu ein Schaf der Rasse "Androidenträume" zur Verfügung zu stellen, das für die strengstens reglementierte traditionelle Krönungszeremonie ihres nächsten Herrschers benötigt wird. Das Dumme ist nur, dass diese Schafe äußerst selten sind und guter Rat teuer, wo man auf die Schnelle eines herbekommen soll.


    Unfreiwillig rückt Harry Creek, Spezialist des diplomatischen Dienstes für heikle Gespräche und Verhandlungen, in den Mittelpunkt des Geschehens, umso mehr, als er auf Robin Baker stößt, eine bis dahin völlig unauffällige Besitzerin einer kleinen Tierhandlung - die aber der Schlüssel zum Auftreiben des ominösen Schafs sein könnte.


    "Dirk Moeller didn't know if he could fart his way into a major diplomatic incident. But he was ready to find out." Ein Buch, das so anfängt, kann nur entweder völlig bescheuert oder aber auf abgedrehte Weise großartig sein.


    Für mich war "The Android's Dream" letzteres, ich habe mich prächtigst unterhalten mit diesem skurrilen Science-fiction-Abenteuer. Es dauerte anfangs eine Weile, bis ich die Figuren (und Behörden) auseinanderdividiert hatte, aber nach dieser kleinen Hürde hat mich die temporeiche Handlung ziemlich schnell gepackt. Die Welt steht am Abgrund, und doch beharken sich rivalisierende Ministerien nach Strich und Faden, während die Nidu ihrerseits Machtkämpfe um den Thron ausfechten und Harry Creek, Veteran eines sehr unschönen interplanetarischen Krieges, der jetzt eigentlich nur noch seine Ruhe haben will, steht mitten im Fokus der Ereignisse und muss um sein Leben fürchten, auf Robin aufpassen und gleichzeitig alle fünf Sinne beieinander haben, um keinen weiteren diplomatischen Zwischenfall auszulösen und das ganze Planetenbündnis zu gefährden.


    Das Ganze wird mit viel Ideenreichtum und Tempo erzählt, wobei vor allem auch die schlagfertigen Dialoge und Situationskomik inmitten von Actionszenen Spaß machen. Der bissig-humorvolle Blick auf die Absurditäten des Alltags und so manches Gespräch haben mich ein wenig an Connie Willis erinnert, was ja nie schlecht ist, und Scalzi überrascht bis zum Schluss immer wieder mit unerwarteten Wendungen, bis hin zum gelungenen Ende.


    Eine echte Entdeckung für mich - ich bin gespannt auf weitere Bücher von John Scalzi.