Tobias Goldfarb - Waraka

  • Die Hoffnung, die Würde und die Zukunft


    Ein tyrannisches Regime will in einer grausamen Zeremonie den Prinzen Arkyn vor seinen Karren spannen - es erinnert entfernt an die Tribute von Panem. Dieser entzieht sich und flieht, wobei er mit seinem Seelentier Hurakan martialische Gefechte zu bestehen hat und das Mädchen Saga vom anderen Ende der Welt trifft.


    In den Gesprächen mit ihr gewinnt er immer mehr Klarheit über den Ursprung dieses Unrechtsstaats, der entstanden ist aus extremer Gier nach Gold und der damit verbundenen Unterjochung der Ureinwohner dieses Kontinents und dessen gesamter Natur, alles aufgebaut auf einem geschickt konstruierten Lügengebäude, das in erster Linie der Verbreitung von Angst dient.


    Regelrecht philosophische Passagen bilden den Überbau. Wenn zum Beispiel der Smilo den Gebrauch des Feuers und des Sprengstoffs in den Bergwerken kritisiert, kann man den Zusammenhang zu unserer heutigen Technikgläubigkeit herleiten. Überhaupt klingt in Hurakans Einwürfen gelegentlich Ironie durch, die die Abgründigkeit der Geschichte auflockert.


    Die Rolle der Träume bei der Aufklärung der Zusammenhänge stört mich: es ist meiner Ansicht nach ein billiges Mittel und dramaturgisch nicht sehr elegant. Aber in diesem Buch rechtfertigt sich deren Bedeutung durch die grundsätzliche Anlage der Story, die zwischen Traum und Wirklichkeit oszilliert und das auch immer wieder zum Thema macht ("Doch ein Traum einmal geträumt wird zu einer Wahrheit ..." S. 220).


    Als sich alle Wesen des Waldes miteinander verbünden, kommt es zum großen Showdown.


    Diesem spannenden Fantasyabenteuer mit Tiefgang und einer überzeugenden Botschaft wünsche ich viele jugendliche und erwachsene Leser.

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  • Frieden ohne Angst

    Das Buch fasziniert vom ersten Satz an. Dieser Fantasy braucht den Vergleich mit Harry Potter, Die Bestimmung, oder die Tribute von Panem nicht zu scheuen. Lebensechte Dialoge machen das Lesen angenehm. Die nachvollziehbaren Gedankengänge und logischen Handlungen des Prinzen lassen ihn liebenswert erscheinen. Er hat das Zeug zum wahren Helden. Und wie ein wahrer Held entschließt er sich aus dem goldenen Käfig auszubrechen, sich nicht den Befehlen Skarfs zu beugen und den Smilo zu retten, anstatt ihn zu töten. Prinz Arkyn rettet auch dem fremden Mädchen Saga das Leben. Zu dritt machen sie sich nun auf, die Berge zu erforschen, Arkyns Vater zu finden und die Menschen von Waraka von der Knechtschaft Skarfs und der Großen Schlange zu befreien. Kein leichtes Unterfangen. Interessant ist, wie Arkyn an diese riesige Aufgabe rangeht. Er will keine Menschen oder Tiere töten, er verlässt sich auf die Überzeugungskraft der Worte. Er kann mit Tieren kommunizieren und Menschen von der Richtigkeit seiner Gedanken überzeugen. So kann er schließlich den Sieg davontragen und Skarf als Betrüger entlarven.

    Der verhätschelte Prinz aus dem goldenen Käfig wird zum wahren Anführer und das Bindeglied zwischen den Menschen und den uralten Tierwesen von Waraka. Das offene Ende des Buches, mit dem ankommenden Schiff aus Sagas Heimat lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

    Das Buch ist in der Gegenwartsform geschrieben, im Hier und Jetzt. Als es mir bewusst geworden ist, war ich schon mitten im Geschehen im tiefen Wald. Goldfarb hat diese Erzählweise gewählt, um der Handlung mehr Präsenz zu geben, dem Leser mehr das Gefühl zu geben, “in echt” dabei zu sein. Kluger Schachzug. Im allgemeinen werden solche Bücher im Präteritum - der Legendenzeit erzählt. Aber vielleicht wollte der Autor auch auf die Aktualität seines Fantasy hinweisen: wenn die Konflikte auch noch so unüberwindbar erscheinen, der Krieg imminent oder schon ausgebrochen ist, man kann immer noch das Leben ehren und retten, mit Verhandlungen und verbalen Argumenten Frieden stiften, eine Botschaft die ankommt.

    Das Titelbild ist faszinierend. Die große Säbelzahnkatze die über die zwei verschlungenen Hände wacht, die dunklen Farben, die Wikingerschiffe im Hintergrund alles ist darauf ausgerichtet, das Interesse der jungen Leserschaft zu wecken. Und nach der Lektüre kann man die einzelnen Motive auf dem Cover auch genauer deuten.

  • Die Zukunft ist da

    Der junge Prinz Arkyn lebt in einem goldenen Käfig. Der Hohepriester Sharf bestimmt sein Leben und herrscht an seiner Stelle mit Angst und Schrecken. Er will ausbrechen und mit Hilfe seines Seelentiers, einem Smillo gelingt es ihm. Er trifft unterwegs auf Saga einem jungen Mädchen das eine weite Reise unternommen hat um das sagenumwobene Wakara die Heimat des Prinzen zu finden. Gemeinsam erleben sie Abenteuer mit dem Ziel den Menschen und den Tieren ihre Freiheit zurück zu geben.

    Dieses Buch war für mich eine gelungene Überraschung. Der Autor legt versteckte Spuren zu anderen bekannten Büchern, ich kann mir daher vorstellen das Kinder und Jugendliche dadurch neugierig werden. Gleichzeitig hat philosophische Gedanken ( kursiv gedruckt ) eingestreut. Die zum Nachdenken anregen. Vor allem weil sie Grundregeln des menschlichen Miteinanders betrachten. Toleranz, Freundschaft, Frieden, Menschlichkeit und Respekt herrschen vor. Genau so war es mit der Kritik an versteckte Manipulation. Der Autor macht subtil darauf aufmerksam und fordert dazu auf genauer hin zu hören und hin zu sehen.

    Abgesehen davon was mir als Erwachsene so gut gefällt, ist es ein sehr spannend geschriebenes Buch, der Prinz und seine Partnerin sind keine Superhelden, sie haben Angst und reagieren auch emotional. Sie zickt auch mal etwas, weil sie sich ihm überlegen fühlt. Also Figuren mit denen sich Jugendliche identifizieren können und im besten Fall auch versuchen etwas von deren Gedanken und Taten zu übernehmen.

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