Agatha Christie - Die Autobiographie/An Autobiography

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Interessanter Einblick in Agatha Christies Welt, Gedanken und Einstellungen. Manche interessanten Details fehlen.
  • Agatha Miller wird 1890 als Tochter eines wohlhabenden amerikanischen Geschäftsmannes in Devon geboren und wächst sehr behütet auf dem Familiensitz auf. Schon als Kind liebt sie es, stundenlang alleine im großen Garten umherzustreifen und sich Geschichten auszudenken, was ihr Umfeld eher merkwürdig findet.


    Der erste große Bruch in Agathas Leben kommt, als der Vater durch dubiose Geschäfte viel Geld verliert und wenig später stirbt. Ihre Mutter versucht, alles einigermaßen am Laufen zu halten, man verbringt den Sommer wie immer in Frankreich und schließlich wird Agatha auch auf verschiedene Schulen in Frankreich geschickt, mit wechselndem Erfolg, und beginnt später ein Musikstudium.

    Als der erste Weltkrieg ausbricht, meldet sie sich freiwillig als Krankenschwester und arbeitet auch in Apotheken – wo sie sich auch einige Kenntnisse über giftige Substanzen aneignet, die sie später in ihren Romanen verarbeitet hat.


    Ihre Ehe mit dem Luftwaffenoffizier Archibald Christie ist ein Desaster, denn der Gatte glänzt häufig durch Abwesenheit und lässt sie schließlich für iene ander Frau sitzen. Dafür kann sie ihren ersten schriftstellerischen Erfolg feiern und legt mit “Das fehlende Glied in der Kette” den Grundstein zu einer langen Karriere als Krimiautorin (auch wenn sie das zu der Zeit noch nicht ahnt und eher ein wenig damit hadert, sich vertraglich zu weiteren Büchern verpflichtet zu haben).


    Neben der Schriftstellerei und der Musik ist Christies große Leidenschaft das Reisen. Insbesondere der Orient hat es ihr angetan, mit all den faszinierenden geschichtlichen Stätten. Auf diesen Reisen lernt sie den Archäologen Max Mallowan kennen, der später ihr zweiter Ehemann werden wird und den sie immer wieder auf seinen Ausgrabungsreisen begegnet. Die teils abenteuerlichen Erlebnisse auf diesen Reisen gehörten für mich zu den spannendsten Kapiteln in ihrer Autobiographie.


    Insgesamt lesen sich Christies Memoiren sehr angenehm, mit einem gewissen altmodischen Charme in lockerem Plauderton erzählt. Ein paar ihrer Ansichten über die Ehe wirken aus heutiger Sicht überkommen, aber das verwundert auch nicht bei einem Buch, das vor fast 50 Jahren erschienen ist. Die berühmte Verschwinde-Episode wird übrigens mit keinem Wort erwähnt, was aber auch nur konsequent ist, weil sie darüber ja auch sonst nie gesprochen hat. Aber auch ohne Aufklärung des mysteriösen Vorfalls ist das Buch lesenswert und erzählt von einem Leben, das deutlich bewegter war, als ich angenommen hätte.

  • Hier noch der Link zur Originalausgabe. Ein bisschen ärgere ich mich, dass ich das Buch nicht auf englisch gelesen habe, das wäre bestimmt eine noch charmantere Erfahrung gewesen.