John Burnside - In hellen Sommernächten (ab 01.09.2022)

  • drawe : könntest du mir den letzten Satz kurz aufschreiben. Ich verliere mich gerade

    in den englischen Seiten. Danke

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • könntest du mir den letzten Satz kurz aufschreiben.

    Entschuldige, da denke ich nächstens dran.


    Der Abschnitt beginnt mit

    "Die folgenden Tage waren trist und wolkenverhangen." (S. 164 Tb)

    und endet mit

    "...dessen wir uns mehr oder weniger bewusst waren, über das zu schweigen wir aber beschlossen hatten" (S. 178 Tb)

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Entschuldigt bitte, wenn ich mich etwas kürzer bei unserem vierten Pensum halte, aber ich habe gerade erfahren, dass meine arme Mama wieder in die Augenklinik muss.


    Ich werde eure Kommentare und Diskussionen weiter verfolgen, aber Beruf und Alltag wollen sich gerade nicht um eine Leserunde herumbauen lassen.

    Oh wie schade, ich fand deine Beiträge sehr bereichernd und habe sie gerne gelesen.


    Allerdings kommt langsam aber sicher das Ende und der Abgabetermin in Sicht.

    Die Daumen sind für dich gedrückt!


    Und es ist ja tatsächlich so, dass es eine Menge Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir mit dem Verstand nicht fassen können.

    Das taucht in fast allen Romanen und auch in den Kurzgeschichten immer wieder auf.

    Auch in der jetzt demnächst erscheinenden Übersetzung von >Something like happy<

    (So etwas wie Glück).

    Das Buch ist ja mittlerweile erschienen und ich habe es vor dem Urlaub buchstäblich verschlungen. Ich kann es nur empfehlen :)



    Pensum 4

    Was meint die Mutter damit? Es hätte das gut gemacht indem er sich nicht bemüht hat, sich um Mutter und Tochter zu kümmern, er eine gute Entscheidung getroffen hat sie zu verlassen?

    Da habe ich anfangs auch gegrübelt. Im englischen klingt das wie folgt, wenn man

    "Staying put" einfach mit "zu bleiben" übersetzt, erklärt sich das besser.

    Er hielt es für besser, wenn er nicht bleibt, weil sein Bleiben die Situation nur verschlimmert

    hätte, Die Entscheidung des Vaters hat die Malerin wohl nicht arg getroffen.

    Über die Stelle habe ich auch gegrübelt. Danke für deine Übersetzungshilfe taliesin So macht es für mich wirklich mehr Sinn.

    Was jetzt die Mutter betrifft, sie hatte den Vater ihres Kindes ja nicht geliebt, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.


    Nun wie sie den Aufenthalt im Garten schildert, wobei der Übergang fließend ist, wann wir wir uns mit der 18Jährigen und der 28Jährigen, zwischen den Blumen bewegen. Somit leben die beiden Frauen immer noch gemeinsam in ihrem Haus. Wobei sich das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter in den Jahren seit dem Sommer mit den Vorfällen sehr verändert hat. Es scheint mehr eine Gemeinsamkeit zu sein, wie ein Nebeneinander her leben.

    Das war ja wirklich eine äußerst idyllische Szene mit den beiden. Es ist wirklich etwas schwierig wenn sich die Blickwinkel der 18jährigen und der 28jährigen ständig vermengen und man nie wirklich weiß, wer da gerade erzählt und ob das was da erzählt wird auch stimmt. Das macht für mich aber auch einen gewissen Reiz aus. Es ist ein ständig flirrendes Gefühl beim Lesen.

    Bei diesen Überlegungen ergibt der Satz, Sinn - dass ich mich eines Tages entschied unsichtbar zu werden

    Stimmt, du hast Recht. Danke dir!


    Mir ist nicht ganz klar, welche Bedeutung diese Mädchenbilder spielen, die sich in seinem PC findet. Er ist nicht pädophil, das steht fest, aber irgendwie sind die Grenzen doch auch fließend - die Freude an der Unschuld junger Menschen, die Freude an diesem Zwischenstadium zwischen Kind und Erwachsenen - also ich kann es noch nicht einordnen.

    Gutes Stichwort mit den Mädchenbildern.

    Mir war noch etwas aufgefallen, denn eigentlich fehlt noch ein Bild bzw. Bilder. Ich bin mir nur nicht sicher ob das eine Rolle spielt. Crosbie beobachtet und fotografiert gerne. Mag man von seinen Absichten halten was man mag. Ich persönlich fand es fragwürdig. Diese Bilder haben für mich nichts unschuldiges mehr, weil zumindest Liv ja nicht um Erlaubnis gefragt wurde. Mir kam der Gedanke, dass ihm Maia doch auch interessieren müsste. Immerhin ist sie ja auch in der Nähe seiner Hütte gesehen worden.

    Wurde hier nicht schon einmal geschrieben, dass Maia und Liv ein und dieselbe Person sein könnte? Ich weiß leider nicht mehr wer es war. Das wäre ja dann doch möglicher wie man im ersten Moment meinen könnte. Verschwinden kann ja so vieles bedeuten und muss nicht immer durch Tod sein.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Das Buch ist ja mittlerweile erschienen und ich habe es vor dem Urlaub buchstäblich verschlungen.

    So ging mir das beim ersten Lesen auch. Fasziniernde stories. Wirklich von feinsten. :love:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Pensum 4

    (bis: "That depends on what you mean by supernatural, I said."


    Es geht offenbar darum, dass sich der Maler/Künstler über das Malen der Welt vergewissert, weil er selber durch das Malen Teil der gegenständlichen Welt wird.

    Ich sehe diesen Teil über Kunst/Malerei eher als Einstieg in ein Gespräch mit Liv.

    Es liegt für Ryvold ja recht nahe dieses Thema zu wählen und damit auch das Thema

    Angelika, für die er wohl immer noch Gefühle hat.

    Dein Zitat habe ich mir auch angekreuzt. Die Mutter holt sich nur durch das Malen eine

    Beziehung zu dieser gegenständlichen Welt. Ohne das hat sie nichts was sie in dieser Welt hält. Dadurch wird es eher verständlich, dass sie die Malerei an erste Stelle setzt. Ohne

    die Malerei wäre sie verloren.

    in der Sage verwandelt sich Narziss in eine Blume, und das scheint mir das eigentliche Thema zu sein: die Verwandlung.

    Ist das nicht auch an Hinweis an Liv, die ja Verwandlung, also Veränderung, grundsätzlich

    ablehnt.

    Zitat

    But you can change, and that`s how the world continues.

    Die Ablehnung von Veränderung führt letztendlich dazu, dass es keine geistige Entwicklung

    mehr geben kann. Das Ergebnis wäre Stagnation.

    Wenn das als Anspielung auf Livs Lebensführung ist, stellt sich aber die Frage, ob Liv

    das auch verstehen würde und ihr Handeln verändert.

    Und ganz folgerichtig fällt Liv nun Kyrre ein.

    Und der würde mit diesem Hinweis darauf, dass die Welt viel seltsamer und auch gefährlicher ist als wir glauben, seinen Blick bezüglich des "Übernatürlichen" wieder bestätigen.


    Den Artikel von Verne lese ich mir jetzt noch durch. Dazu später.

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  • Ich sehe diesen Teil über Kunst/Malerei eher als Einstieg in ein Gespräch mit Liv.

    Ja und nein. Natürlich bietet sich das Thema an, aber für mich ist nicht nur der Gesprächs-Aufhänger, sondern ein echtes Thema.

    Ich springe kurz ein paar Seiten weiter, dorthin, wo Ryvold wieder auftaucht. Wieder trifft er Liv alleine ohne die Mutter an, und er scheint auch kein übermäßiges Interesse zu haben, auf die Mutter zu warten, trotz Livs Aufforderung. Er will ihr gar nicht unbedingt begegnen.

    Das heißt: er hat Liv etwas zu sagen.

    Und was sagt er ihr?

    Er verabschiedet sich auf eine ungewisse Zeit, wir erfahren nichts Genaueres, weder den Grund noch die Dauer seiner Abwesenheit. Er weiß es offenbar selber nicht. Er weiß nur: es verändert sich etwas. Siehe Narziss.

    Liv erkennt in dem kurzen Gespräch Gemeinsamkeiten zwischen Ryvold und sich: auch er zieht sich von Menschen zurück, weil er sonst nicht mit ihnen klarkommen kann. Liv nennt das "Rückzug", was für sie nicht Kapitulation bedeutet, sondern die "willentliche Entscheidung, sich der Gesellschaft nicht aufzudrängen" (S. 184).

    Bei solchen Stellen habe ich übrigens immer mehr das Gefühl, dass Burnside von sich selber spricht.


    Aber zurück zu Ryvolds Abschied: Er verabschiedet sich recht geheimnisvoll. "Ich weiß nicht, was geschehen wird", sagt er (S. 187), und es ist "alles in der Schwebe" (ebda). Wie wahr. Da ist wirklich alles in der Schwebe, was die weitere Handlung angeht.

    Trotzdem:

    Ryvold Rückzug kommt mir wie eine Flucht vor. Ryvold ahnt etwas, er sieht etwas kommen, er weiß vielleicht selber nicht was - aber er spürt, dass etwas geschehen wird. Und dem entzieht er sich.


    Wenn das als Anspielung auf Livs Lebensführung ist,

    Ja, das kann man so lesen, denke ich, aber nicht nur. Ich glaube, er meint allgemein die Veränderungen der Dinge und Gegebenheiten, und ich selber sehe immer den Zusammenhang mit den Huldra-Geschichten.

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  • Ich springe kurz ein paar Seiten weiter, dorthin, wo Ryvold wieder auftaucht.

    Wenn Ryvold noch einmal auftaucht, ändert das die Lage ein wenig. Dann wird die Begegnung auch bedeutungsvoller als ich bisher annahm.

    Da hilft nur............ :study:


    Ich glaube, er meint allgemein die Veränderungen der Dinge und Gegebenheiten, und ich selber sehe immer den Zusammenhang mit den Huldra-Geschichten.

    Wenn man an diesem Punkt noch weitergeht, könnte man auch Ryvolds Anmerkungen

    zur Malerei und damit zur Mutter, die sich nur in der gegenständlichen Welt befindet

    wenn sie malt, auf die Huldra Thematik anwenden. Das ist ein sehr interessanter Punkt.

    Du hast recht, wenn du sagst, dass sich dieses Thema immer wieder einbringt.

    Liv sagt im Text auch einmal, dass die Sache noch lange nicht gelöst ist.

    Zitat

    -and all the time I was waiting for something to happen. Something that would

    bring the story to a close.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

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    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • Danke euch beiden drawe und taliesin für die ausführliche Besprechung dieser Begegnung - ich habe zwar dies gelesen aber außer der Scene über Narziss blieb alles andere unverständlich, ich sah keinen Sinn darin.

    Werde mich somit nochmals etwas damit beschäftigen

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Danke euch beiden drawe und taliesin für die ausführliche Besprechung dieser Begegnung - ich habe zwar dies gelesen aber außer der Scene über Narziss blieb alles andere unverständlich, ich sah keinen Sinn darin.

    Werde mich somit nochmals etwas damit beschäftigen

    Das geht mir ähnlich, die eine oder andere Frage, die sich mir beim Lesen auftat, bekommt jetzt Sinn. Vielen Dank an euch allen.


    Kurz noch eine Frage zu meiner Orientierung; geht es ab nächsten Donnerstag mit dem fünften Abschnitt weiter oder verweilen wir noch ein wenig? Und dann noch die Frage wie weit seid ihr schon?

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  • Kurz noch eine Frage zu meiner Orientierung; geht es ab nächsten Donnerstag mit dem fünften Abschnitt weiter oder verweilen wir noch ein wenig? Und dann noch die Frage wie weit seid ihr schon?

    Ich schließe mich Deiner Frage an!

    Ich habe das Pensum 4 gelesen und habe heimlich bis S. 211 weitergelesen ("...griff sie nach dem Hörer und begann zu wählen.")

    Wenn man an diesem Punkt noch weitergeht, könnte man auch Ryvolds Anmerkungen

    zur Malerei und damit zur Mutter, die sich nur in der gegenständlichen Welt befindet

    wenn sie malt, auf die Huldra Thematik anwenden. Das ist ein sehr interessanter Punkt.

    Ich habe die Stellen so gelesen und immer den Bezug zum großen Thema (also die Themen Verschwinden, Huldra, Wirklichkeit und Nicht-Wirklichkeit bzw. das Bewusstsein davon etc.) im Hinterkopf gehabt.

    Mir würde das Buch sonst in lauter Einzelteile zerfallen.

    Vielleicht tun wir uns leichter, wenn wir nicht nur einzelne Szenen betrachten, sondern immer das ganze Kapitel, also von Sternchen zu Sternchen. Burnside hat sich bestimmt was gedacht bei dieser Einteilung.

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  • Ich habe das Pensum 4 gelesen und habe heimlich bis S. 211 weitergelesen

    Mit Pensum 4 bin ich jetzt auch durch. Bis Donnerstag könnten wir den Rest

    besprochen haben, oder?

    Fehlen würde jetzt noch die letzte und schon recht traurige Begegnung mit

    Ryvold und die vielsagende Begegnung mit Martin Crosby. (da hat mir das Verhalten

    der Mutter sehr gut gefallen) .

    Bei dem Vorgehen nach Sternchen bräuchte ich eure Hilfe, weil die in der englischen

    Version nicht da sind. Ich habe da nur Absätze und weiß nicht, ob die auch den Sternchen

    im Deutschen folgen. Eigentlich könnte man davon ausgehen, aber............ :-k

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    William Shakespeare


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  • Ja bis Donnerstag bin ich sicher durch mit Pensum vier.


    Allerdings bin ich eigentlich gar nicht glücklich, denn erscheint es euch überhaupt nicht eigenartig dass Liv nun mit einem dieser Freier - Ryvold - so vertrauliche Gespräche führt. Sie welche doch diese gemieden hat wenn es ihr möglich war.


    Jedoch etwas ist mir noch eingefallen, denn nachdem Liv den Artikel von Frank Verne gelesen hat, hat sie nochmals -Seite 178 -über das unfertige Bild nachgedacht. Was die Mutter ihr wohl damit sagen wollte. Es ist doch gut möglich dass die Malerin damit zum Ausdruck brachte - wie die Entwicklung von Liv genau in diesem Zustand welches das Bild wiedergab erstarrt blieb.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Es ist doch gut möglich dass die Malerin damit zum Ausdruck brachte - wie die Entwicklung von Liv genau in diesem Zustand welches das Bild wiedergab erstarrt blieb.

    Ja, das ist gut möglich - ich vermute, dass wir das erst nach der Gesamtlektüre richtig sehen können.

    Ich selber deute mir die Sache mit dem Bild anders: die Mutter sieht in der Tochter Dinge, Wesenszüge, Eigenschaften - egal wie man es nennen will - sie sieht in der Tochter also Dinge, die sie nicht in einen Gegenstand, sprich: ein konkretes Bild verwandeln kann. Damit wären wir wieder bei der Narziss-Thematik, die Ryvold anspricht.


    Zu Crosbie:

    da hat mir das Verhalten

    der Mutter sehr gut gefallen) .

    Sie unterstellt Liv amouröse Absichten (?), wenn sie sagt: " Läufst du denn nicht ständig aus dem Haus, um ihn zu besuchen?"

    Damit bagatellisiert sie Livs Besuche bei Crosbie. Liv reagiert "schockiert" (S. 193). Meine Vermutung, siehe weiter oben, dass sie Crosbie beschützen will und deswegen auch diese Mädchenbilder gelöscht hat, wird hier bestätigt. Liv ist eindeutig besorgt, "denn allein seine Schwäche, sein Laster ... hat die Huldra zu ihm geführt."


    Vielleicht bin ich auch nur betriebsblind? Vielleicht kann man das auch anders lesen?


    Der letzte Satz ist sehr unheimlich, finde ich.

    Zitat

    Wie war es für ihn, jenes eine als Geschenk zu bekommen, von dem er geglaubt hatte, es nur durch Diebstahl erlangen zu können?

    Das kann sich nur auf die Fotos der jungen Menschen beziehen. Und auf die Huldra/Maia, die ihm eine Gefälligkeit (welcher Art?) erweist.


    Zitat

    Anfangs konnte er sein Glück sicher kaum fassen, aber ich denke, es ist ihm gelungen, daran zu glauben, bevor ihm das Geschenk wieder genommen wurde, bevor die Huldra ihre wahre Gestalt zeigte und ihm vom hellen Strand aus zuwinkte, während er willentlich ins Dunkel trat." (S. 195)

    Es geht hier wohl um eine Zuwendung, die Crosbie erfährt, vielleicht die Aufmerksamkeit Maias, die sich mit ihm trifft...?

    Bei dem Vorgehen nach Sternchen bräuchte ich eure Hilfe, weil die in der englischen

    Version nicht da sind. Ich habe da nur Absätze

    Dann sind die Sternchen jedenfalls nicht von Burnside, sondern vom Verlag. Trotzdem meine ich, dass sie eine sinnvolle Gliederung anbieten.

    Der letzte Satz dieses Crosbie-Absatzes lautet: "...während er willentlich ins Dunkel trat."

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


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  • Vielleicht bin ich auch nur betriebsblind? Vielleicht kann man das auch anders lesen?

    Glaube ich nicht..........Ich lese hier eher einen Zwiespalt zwischen Liv und der Mutter.

    Die Mutter sieht das sehr sachlich und will ihre Tochter schützen. Liv, dass sehe ich auch

    so, will Crosby schützen, sie sieht seine Schwäche und deshalb vermutet sie, dass er

    leichtes Spiel für die Huldra sein wird. Die Mutter sieht nur die Gefahr für die Tochter

    und handelt, wenn auch mit unfairen Mitteln, entsprechend.

    Ich habe da versucht mich in die Lage der Mutter zu versetzen. Sie hat da mein Verständnis.


    Diese sehr unheimlichen und dunklen Voraussagen von Liv bringen das Ganze wieder

    in den Bereich der alten Mythen. Die lockende Frauengestalt (hier ein junges Mädchen)

    gibt ein Geschenk und dieses Geschenk fordert von Crosbie einen Tribut. Die Huldra hat

    ihr nächstes Opfer gefunden.


    Dieses Dunkle, die lauernde Gefahr, ist vielleicht auch etwas das Ryvold spürt. Die letzte

    Begegnung von Liv und Ryvold weist zumindest darauf hin. Da gibt es auch eine sehr

    merkwürdige Szene.


    Trotzdem meine ich, dass sie eine sinnvolle Gliederung anbieten.

    Kann man ja ausprobieren. Ich muss halt nur wissen wo eure Sterne stehen...... :)


    Mir fällt gerade noch etwas ein bezüglich des Verhaltens der Mutter.

    Ein paar Seiten vorwärts und Liv reist nach England. Will die Mutter ihre Tochter für

    eine Zeit aus der Schusslinie entfernen. Das ging recht schnell und ist eine gute

    Gelegenheit.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

  • und will ihre Tochter schützen.

    Die Mutter sieht nur die Gefahr für die Tochter

    Das mag ja jetzt albern sein, aber ich freue mich direkt, noch einen Gleichgesinnten zu haben neben mofre. Seit der Sache mit dem unfertigen Bild hatte ich immer den Eindruck, dass sie diese Neigung der Tochter zum Zwielichtigen sehr richtig erkennt und sie schützen will. Zum Beispiel durch Verharmlosung.

    Aber vielleicht irren wir uns ja, wir werden sehen.

    Die lockende Frauengestalt (hier ein junges Mädchen)

    gibt ein Geschenk und dieses Geschenk fordert von Crosbie einen Tribut. Die Huldra hat

    ihr nächstes Opfer gefunden.

    Genau so habe ich die Stelle auch verstanden. Und das Geschenk würde in der Zuwendung bestehen.

    Das heißt:

    Crosbie wird Maia treffen und ihr in irgendeiner Weise verfallen.


    Will die Mutter ihre Tochter für

    eine Zeit aus der Schusslinie entfernen. Das ging recht schnell und ist eine gute

    Gelegenheit.

    Das würde eigentlich sehr gut passen! Der Gedanke gefällt mir gut!

    Liv betont aber, dass es ihre eigene Entscheidung sei. Diese wiederholten Betonungen haben mich verwundert, sie reitet direkt darauf herum - aber wir wissen ja, dass man ihr nicht alles glauben kann. Jedenfalls hat die Mutter in rasender Eile die Reise organisiert...


    Kann man ja ausprobieren. Ich muss halt nur wissen wo eure Sterne stehen

    Wir haben uns bisher auch mehr oder weniger an diesen größeren Absätzen entlang bewegt. Aber das ist keine große Mühe, immer die Anfangs- und Endzeilen dazuzusetzen, mach ich gerne.


    Ich bin gespannt, ob die Geschichte nun Fahrt aufnimmt und wie sich der England-Aufenthalt in dieses flirrende Spinngewebe der Erzählung einfügt!

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    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Das mag ja jetzt albern sein, aber ich freue mich direkt, noch einen Gleichgesinnten zu haben neben mofre

    Meine Einstellung zur Mutter unterliegt nun auch einer gewissen "Verwandlung"

    Wenn man sich die Geschichte einiger großer Maler vergegenwärtigt, bemerkt man

    schnell, dass all diese Leute die Kunst, die Leidenschaft für das Betrachten und Malen

    an erste Stelle gesetzt haben. Das tut die Mutter auch. Allerdings hat sie auch immer

    ein Auge auf ihre Tochter. Wir wissen zwar davon nichts, aber ich könnte mir vorstellen,

    dass Angelika auch ihre eigenen Informationen zu Martin Crosbie eingeholt hat. Vielleicht

    ist es aber auch nur das Gefühl einer Gefahr die da draußen lauert. All das würde mich als

    Mutter, oder auch Vater, extrem nervös machen.


    Zur Englandreise: ich bin mir nicht sicher ob da irgendwo Lösungen auf uns warten.

    Burnside bleibt ja gerne mal in diesem Spinngewebe der Erzählung haften. Er will

    dem Leser, wie er sagt, die Möglichkeit des Irrationalen offen lassen.

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    William Shakespeare


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  • Dass ich was Liv betrifft - dieses beschützen von Crosbie - nicht eurer Meinung bin habe ich schon einige Male erwähnt.

    Liv, dass sehe ich auch

    so, will Crosby schützen,

    Ich neige eher zu dieser Meinung -

    Offensichtlich hat er der Mutter erzählt, dass er sich von Liv "gestalkt" fühlt und sie wohl auch gebeten, Liv von ihm fern zu halten. Jedenfalls kann ich aus den Worten der Mutter nur entnehmen, dass sie ihm glaubt, weil sie ihre Tochter kennt.

    Zwar findet das Gespräch zwischen Liv und Ryvold über Narziss in Bezug zur Malerei statt, hat jedoch eine viel tiefere Bedeutung.

    Zitat

    Was ist Narzissmus? Narzissmus ist eine psychische Störung, bei der Menschen ein übersteigertes Gefühl der eigenen Wichtigkeit, ein tiefes Bedürfnis nach Bewunderung und einen Mangel an Empathie besitzen. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist insbesondere durch Selbstüberschätzung gekennzeichnet.

    Es ist unübersehbar und erschreckend wie diese Beschreibung auf Liv zutrifft, wenn man all ihre Gedanken, ihre Bemerkungen zu Allem was passiert zusammenfassend betrachtet.


    Letzter Abschnitt des 4. Wochenpensum

    Indem beschlossen wird das Liv nun zu ihrem Vater fliegen wird- es ist nicht die alleinige Entscheidung - ihre Mutter scheint sie fast zu drängen, beginnt etwas Neues. Es ist wie ein entfliehen von einer Insel in welchem die Personen gefangen erscheinen in einem Kollektiv von Täuschung und Selbsttäuschung sowie der Unzuverlässigkeit dem Glauben schenken zu können was man sieht, hört und sich erzählt.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • sondern die "willentliche Entscheidung, sich der Gesellschaft nicht aufzudrängen" (S. 184).

    Bei solchen Stellen habe ich übrigens immer mehr das Gefühl, dass Burnside von sich selber spricht.

    Auf diesen Post wollte ich die ganze Zeit noch antworten, weil dieses Thema im Roman

    sehr oft auftaucht.

    Burnside ist, das wissen wir aus einigen seiner Bücher, ein "Loner", ein "solitary man".

    Dieses Thema, Menschen die lieber bei sich selbst sind, alleine auf Spaziergänge,

    Wanderungen (hier Liv) gehen, sich gern des Nachts herumtreiben, in freier Natur, um

    sich sozusagen "far from the madding crowd" zu bewegen.

    Liv und Angelika sind da beste Beispiele für dieses Verhalten. Ich würde das auch nicht

    unbedingt in die Nähe des Narzismus einordnen. Sie leben halt weitgehend zurückgezogen

    und kümmern sich nur bedingt um die Ansichten und Einschätzungen anderer. In diesem

    Zitat wird das auch recht deutlich:

    Zitat

    ... but to teach herself that it doesn`t matter how other people see us. All that

    matters is the private self, the thing you are before you are the person that

    others make you out to be.

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    William Shakespeare


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  • Liv und Angelika sind da beste Beispiele für dieses Verhalten. Ich würde das auch nicht

    unbedingt in die Nähe des Narzismus einordnen.

    Soweit würde ich auch nicht gehen. Sicher: der Begriff leitet sich von der Sagengestalt ab, aber krankhafte Züge kann ich nicht erkennen. Ich bin aber kein Fachmann für psychische Störungen. Trotzdem finde ich serjena s Hinweis hilfreich: beim Begriff "Selbstüberschätzung" hat es bei gleich KLICK gemacht. Das passt zu Liv!

    Ich neige eher zu dieser Meinung -

    (Ich weiß leider nicht wie ich das Zitat mitkopieren kann...?)

    Ich sehe da keinen Unterschied zwischen unseren Auffassungen!

    Du betrachtest die Situation aus Crosbies Perspektive, und da kann ich Dir nur Recht geben: Crosbie fühlt sich gestalkt, und das kann ich gut nachvollziehen.


    Ich habe eher an Livs Motivation für ihr wirklich übergriffiges Verhalten gedacht und nach wie vor den Eindruck, dass sie ihn schützen will.

    Wir sollten weiterlesen, dann klärt sich das.

    Vielleicht :wink: ?


    Burnside ist, das wissen wir aus einigen seiner Bücher, ein "Loner", ein "solitary man".

    ... und einer, der sich dem Animismus näher fühlt als dem Christentum!


    Beim Buch "Elizabeth Finch" von Julian Barnes, das ich gerade lese, muss ich immer wieder an Burnside denken. Die Protagonistin regt nämlich die Beschäftigung mit Julian Apostata an, der mir bis dato unbekannt war :uups: . Aber das ist wirklich ein interessanter römischer Kaiser des 4. Jahrhunderts nach Christus, der das Christentum, eine Religion des Leidens, zugunsten des "Heidentums" zurückdrängen wollte; unter Heidentum verstand er alles Nicht-Christliche, die antike Götterwelt etc. und eben auch den Animismus und das fand er fröhlicher und lebenszugewandter. Ein sehr toleranter Kaiser!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


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  • Pensum 4

    Letzter Absatz: "Mutter fuhr mich" S. 195 - "ihm eine Postkarte zu schicken" S. 197


    Erst dachte ich, dass das nur eine kleine Überleitung ist zum nächsten Buch:

    Liv fliegt nach England.

    Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher.

    Kyrre weiß nämlich nun, dass Liv ein paar Tage verreist. Ob das eine Rolle spielt, dass er Bescheid weiß? Kyrre hat mit Reisen nicht viel am Hut, das passt auch zu seinem Wesen, wie wir es bis jetzt kennengelernt haben. Seine weiteste Reise führte ihn nach Narvik, aber weder Liv noch ihre Mutter gehen auf diese Mitteilung weiter ein.

    Und Kyrre wirft Liv zum Abschied "einen langen Blick" zu (S. 197). Das ist alles so bedeutungsschwer, finde ich. Nichts Leichtes, keine guten Wünsche für den England-Aufenthalt, kein bisschen SmallTalk wie "Guten Flug!" oder was man halt so sagt.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


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