Peter Wehle - Mord heilt alle Wunden

  • Nicht ganz so spritzig wie sein Vorgänger, trotzdem ein liebenswerter spannender Krimi aus Wien

    Wen die Erinnyen plagen ...


    In diesen zweiten Krimi bekommen es Hofrat Halb und sein Team mit mysteriösen Ereignissen zu tun. Doch eigentlich will sich der frischgebackene Hausbesitzer mit der Renovierung seines Zinshauses beschäftigen.


    Inhalt:


    Übernatürliche Kräfte scheinen im altehrwürdigen Museum für Kunstgeschichte der Weltreligionen ihr Unwesen zu treiben. Museumsnachtwächter Andreas Kandler hört, wie die grimmigen Rachegöttinnen, die Erinnyen, aus dem Bild „Die Flucht des Orest“ ihre grausige Botschaft hauchen. Zu Tode erschreckt, sucht Kandler bei seinem Sparvereinskumpel Horak Rat. Gut, dass dessen Enkelin Verena im Team des Hofrats arbeitet.


    Ohne handfeste Beweise, nur auf Grund seines Bauchgefühls beginnen der Hofrat und sein Team heimlich zu ermitteln.

    Existieren diese unheimlichen Stimmen wirklich? Oder hat Kandler Wahnvorstellungen? Oder braucht das schlecht besuchte Museum einen Hype, um zu mehr Einnahmen zu kommen?


    Doch dann passieren reihenweise allerlei Unglücksfälle im Dunstkreis des Sparvereins und des Museums. Zu allem Überfluss wird Hofrat Halb von einem Auto angefahren und leidet an einem temporären Gedächtnisverlust.

    Wie hängt das alles zusammen? Hängen diese Vorfälle überhaupt zusammen?


    Erzählstil/Spannung:


    Wieder ein Krimi, der sich mit den Eigenheiten der österreichischen Bürokratie beschäftigt. Nicht ganz so spitzig vielleicht wie sein Vorgänger.

    Die kleinen Seitenhiebe auf die Innenministerin sind schon ziemlich boshaft. Autor Peter Wehle spart nicht mit Anzüglichkeiten auf Presse und/oder Beamtenapparat. Seine Wortspiele mit dem Vornamen seines Chefs, ebenfalls Hofrat Ernst Straka sind diesmal nicht ganz so üppig.


    Es werden auch weniger Mehlspeisen verzehrt. So gesehen ist die Sachertorte auf dem Cover irreführend – ein köstlich, dampfender Schweinsbraten mit Kraut und Knödel wäre diesmal passender.


    Dieses winzige technische Detail, das in der Mitte des Buches erwähnt wird, ist dann tatsächlich der Schlüssel zu den Stimmen aus dem Bild. Gut verborgen, doch dem aufmerksamen Krimi-Leser wird es, ebenso wie mir nicht entgangen sein.


    Witzig finde ich die Idee, dass der Vorfall vom Museumsdirektor selbst inszeniert worden sein könnte. Es soll ja schon publicitygeile Museumsdirektoren gegeben haben, denen jedes Mittel Recht war, in die Schlagzeilen zu kommen.


    Die langen Telefonate im Vorlaut haben mich etwas gestört. Der Kampf mit dem Smart-Phone (innerfamiliär wir nennen es Wisch-Handy) finde ich recht lustig, da ich selbst nur einen „Telefonierknochen“ besitze.


    Fazit:


    Ein humorvoller Krimi, der einige Marotten der Wiener aufs Korn nimmt. Nicht ganz so toll wie „Kommt Zeit, kommt Mord“. Doch der dritte Fall für Hofrat Halb und sein Team steckt schon in den Startlöchern.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)