Sigrid Nunez - Eine Feder auf dem Atem Gottes / A Feather On The Breath Of God

  • Von Schocks und Offenbarungen


    Sigrid Nunez ist eine meiner Lieblingsautorinnen, denn „Der Freund“ wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Ebenso, etwas abgeschwächt, „Was fehlt dir“. Hier schreibt sie ihr Debüt, autobiographisch, vom Aufwachsen in New York.


    Der Roman ist in vier Sequenzen unterteilt: Vater, Mutter, Ballett und ihre Liebe (nicht unbedingt die erste!).


    SN ist also ein Mix aus Deutschland, China und Panama. Möglicherweise schreibt sie deshalb so ungewöhnlich und bringt den Leser zum Nachdenken. Das schaffen nur die guten Romane.


    Der Vater, Chang, war nicht jemand, der nicht sprach, sondern jemand, dem niemand zuhörte. (S. 30) Eine traurige Figur mit viel Arbeit, wenig Kontakten nach außen. In der eigenen Familie fand er keine Zuneigung, von der viel jüngeren deutschen Frau schon gar nicht, aber auch nicht von den drei gemeinsamen Töchtern. Es bleibt ein Rätsel, warum diese Frau diesen Mann geheiratet hat.


    Von den zwei Schwestern erzählt SN hier wenig. Dafür spielt das Ballett eine große Rolle. Ich habe noch nie so viel Desillusionierendes über Ballett gelesen. Vom ständigen Hunger und den deformierten Füßen der Frauen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass sich das nur Sadisten anschauen. Oder dass die Erfinder und Trainer Freude am Quälen ihrer Schützlinge empfinden.


    Aber für Sigrid bedeutete das Ballett „Teil der Welt zu sein und sich ihr gleichzeitig zu entziehen.“ (S. 125) Diese wunderbare Möglichkeit zur Alltagsflucht bot ihr diese Kunst.


    Dann, zum Schluss, kommt die Liebe und sie ist kompliziert. Erfüllung im herkömmlichen Sinn kann es nie geben, das ist von Anfang an beiden klar. Vadim ist verheiratet und eine Trennung von der Frau kommt nicht in Frage. Hier ist ganz viel Illusion, Schönfärbung und ganz, ganz wenig Realität im Spiel. Aber ist die Liebe nicht immer so?


    Fazit: Sehr lesenswert, wenn man auf kontinuierliche Handlung verzichten kann. Gegen den Strich gebürstet eben. Aufpassen: mit viel Inhalt zwischen den Zeilen. Vier Sterne.

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  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Eine Feder auf dem Atem Gottes“ zu „Sigrid Nunez - Eine Feder auf dem Atem Gottes / A Feather On The Breath Of God“ geändert.
  • ninchenpinchen Autor*innennamen in der Titelzeile nicht vergessen - und hier noch das Original:

  • Blick auf die Vergangenheit

    "Eine Feder auf dem Atem Gottes" ist das autobiographische Werk der erfolgreichen Schrifstellerin Sigrid Nunez.

    Das Cover des Buches ist schlicht in rosa gehalten. Die Figur einer Tänzerin ist darauf abgebildet. Besonders hübsch ist es nicht und nur aufgrund des Covers hätte mich das Buch nicht angesprochen.

    Sigrid Nunez hat den Rückblick auf ihre Vergangenheit in vier Abschnitte unterteilt: so beschreibt sie im ersten Kapitel ihren chinesisch-panamaischen Vater, im zweiten Kapitel ihre deutsche Mutter, im dritten Kapitel ihr Heranwachsen und das vierte Kapitel handelt von ihrer Liebe zu einem Mann.

    Aufgewachsen in New York City, blickt die Autorin auf ihre eigenen Wurzeln zurück.

    Der Leser bekommt einen sehr klaren Blick auf ihr Heranwachsen, das Leben mit ihren Eltern und in wie weit ihre Kindheit sie für ihr späteres Leben geprägt hat.

    Sigrid Nunez Schreibstil ist flüssig, einprägsam und problemlos zu lesen.

    Bis auf ein paar klitzekleine Schwächen hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich würde eine Leseempfehlung aussprechen.

  • In einer älteren Übersetzung1996 bei Knaus, übersetzt von Bernhard Robben, Bertelsmann 1997 und als TB bei btb.