Jonathan Lee - Der große Fehler / The Great Mistake

  • Kurzmeinung

    easymarkt3
    Der berühmteste vergessene New Yorker Andrew Haswell Green – Interessanter historischer Rückblick!
  • Den Klappentext fand ich sehr mysteriös und konnte mir nicht viel darunter vorstellen, gerade deshalb hat mich das Buch gereizt. Es gibt im Roman zwei Erzählstränge: zum einen die Ermittlungen zum Mord an Andrew Haswell Green durch Inspektor McClusky 1903 und zum anderen das bemerkenswerte Leben des Andrew Haswell Green (geboren 1820). Durch die Rückblenden auf sein Leben taucht man in das 19. Jahrhundert ein und da er ein langes und abwechslungsreiches Leben geführt hat, fand ich es ausgesprochen interessant und gut recherchiert. Ich hatte noch nie von ihm gehört, obwohl er so viel für New York geleistet hat und finde, dass es dem Autor genial gelungen ist, Andrew H. Green in diesem Roman lebendig werden zu lassen. Der Schreibstil ist poetisch und humorvoll und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, so sehr hat es mich gefesselt. Zum Romanende erklärt sich der Buchtitel und ergänzend findet sich noch ein Interview mit dem Autor. Dieses fand ich sehr interessant, da er schildert, wie er recherchiert hat und welche Teile Fiktion oder Realität sind. Toll gemacht und unbedingt empfehlenswert!

  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „Der große Fehler“ zu „Jonathan Lee - Der große Fehler / The Great Mistake“ geändert.
  • Vielschichtig und mit feiner Feder geschrieben


    Interessant geschriebener Roman. Zuerst beschreibt Jonathan Lee genau und detailgetreu was Andrew Green getan hat, an jenem Freitag, den 13. November 1903, bis er erschossen wurde. Wir erfahren sogar, dass er seinen Kaffee aus exakt 36 Kaffeebohnen gebrüht haben will, was seine Haushälterin für ihn kochen will. Danach schwenkt der Fokus auf seine Kindheit auf einer Farm außerhalb New Yorks. Eine Kindheit und erste Jugendzeit in der so vieles unausgesprochen bleibt. Diese wechselnden Perspektiven, aus Andrews Sicht, aus den Erzählungen von Mrs.Bray, der Haushälterin und den Ermittlungen von Inspector McClusky werden zum Schluss Andrew Greens Leben, Bild und Werk vor unseren Augen entstehen lassen. Und auch den Mord an Andrew Green unspektakulär und der Wahrheit entsprechend aufklären.


    Wenn wir das Buch als Krimi betrachten, ist es ein „Raskolnikow“ Krimi oder Inspector Columbo Krimi. Will sagen, wir kennen das Opfer, wir kennen den Täter, wir müssen nur noch erfahren, weshalb die Tat geschah.


    Wenn wir das Buch als historischen Roman betrachten, ist es eine hoch interessante Abhandlung über New York, wie Brooklyn ein Teil von New York wurde, wie der Central Park zustande kam, wie und mit welchen Geldern (Achtung, Spoiler: korrupte Gelder) die Brooklyn Bridge gebaut wurde.


    Betrachten wir das Buch als einen biographischen Roman: Die agierenden Personen im Buch sind reale, historisch attestierte Personen. Die Homosexualität der beiden Freunde Andrew und Samuel wird sehr diskret und wie nur am Rand behandelt, obwohl sie das Leben der beiden bestimmt hat, mit der ständigen Angst der Entdeckung, der Verdrängung der Gefühle, die nie und unter keinen Umständen offenbart werden dürfen, oftmals auch in der Abgeschiedenheit ihrer Privaträume.


    „Der große Fehler“ – worin besteht er denn eigentlich? Ist es ein Fehler einen Menschen zu lieben, mit einer Liebe die die gesellschaftlichen Konventionen der Zeit nicht erlauben? Dann ist es aber nicht der Fehler des Individuums, sondern ein kollektiver Fehler der Gesellschaft. Ist der Mord an Andrew H. Green ein Fehler? Ja, auf jeden Fall, Mord ist immer ein Fehler, nur in diesem Fall ist der Fehler banal und brutal und sinnlos zugleich: Cornelius Williams hält Andrew Green für einen anderen und erschießt ihn. Eine Verkettung von Zufällen führt zur Verwechslung und zur Bluttat.


    Das Buch wird von einem feinen, tiefsinnigen, oftmals hintergründigen Humor durchwebt, ab und zu werden ein paar Szenen von geradezu grotesker Intensität erzählt, wie z.B. die Szene in der der angetrunkene Zoopfleger seine Elefantendame Topsy durch die Straßen New Yorks reitet und Topsy mit dem Kopf in der Tür der Polizeiwache steckenbleibt während sich die Polizisten innerhalb des Gebäudes in die Zellen in Sicherheit bringen. Unübertroffen ist auch die Begründung, mit der Mrs. Bray eine Gehaltserhöhung argumentiert und gewinnt.


    Wahrscheinlich ist die Episode mit Topsy auch die ultima ratio für das Titelbild des Buches. Auf jeden Fall passend.

  • Das Konzert kaum miteinander verbundener Momente


    Was zunächst anmutet wie ein Krimi wegen des Mordes gleich zu Beginn, entpuppt sich schnell als eine Gesellschaftsstudie der Stadt New York um die Jahrhundertwende einerseits und andererseits das Porträt eines Bildungsaufsteigers, der aus einfachen Verhältnissen stammend sich aufschwingt zu einem prägenden Kommunalpolitiker und Baumeister.


    Sensibel und mit aller gebotenen Diskretion ziehen sich Greens Homosexualität und die damit verbundenen Benachteiligungen durch die Kapitel, die seinen Lebenslauf umreißen und sich abwechseln mit den Abschnitten über die polizeilichen Ermittlungen. Diese spielen sich im Rotlichtmilieu ab, und Lee versteht es in amüsanter Weise, die Verklemmungen und den Rassismus der damaligen Zeit in den Dialogen zwischen dem Inspektor und der erfolgreichen farbigen Bordellwirtin zu decouvrieren. Auf dem Höhepunkt von Greens Schaffen schlägt der Tonfall leicht ins Pathetische um.


    Hervorragend dargestellt wird Greens Erwachsenwerden in Trinidad, wo er befremdet durch die Natur und das Verhalten der Kolonisatoren einen Reifungsprozess durchläuft und seine Position bezüglich gesellschaftlicher Konflikte erwirbt. Dabei erleichtert die sprachliche Subtilität der Darstellung nicht gerade die Verständlichkeit des Textes, auch in den Zeit- und Ortssprüngen muss man sich zurechtfinden.


    Wer sich nicht nur für die Umstände der architektonischen Gestaltung von New Yorker Flagships interessiert, sondern sich auch in die dahinter stehende Mentalität der Gründerjahre einfühlen möchte, wird diesem Roman so manches Aha-Erlebnis verdanken.

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  • Eine Form der Unsterblichkeit


    New York hat einem einzigen Mann viel zu verdanken: u.a. den Central Park, den Bronx Zoo, die Public Library und das Metropolitan Museum of Modern Art. Dabei wurde Andrew Green als Kind eines armen Farmers geboren, arbeitete als Verkäufer in einem kleinen Laden und auf Trinidad für einen Zuckerrohrplantagenbesitzer. Schließlich wird er mit 83 Jahren vor seinem Wohnhaus in New York erschossen. Ein umtriebiges Leben, das auf fatale Weise endet.


    Jonathan Lee hat Andrew Green ein kleines literarisches Denkmal gesetzt. Bisher sind die öffentlichen Gedenkstätten eher spärlich gesät, angesichts seiner immensen Leistungen.

    Lee läßt uns an Greens Leben in blumigen, ausschweifenden und kunstfertigen Sätzen teilhaben. Dabei fokussiert er sich sehr oft auf die Innenansicht des Protagonisten und weniger auf sein äußerliches Leben. Fast wie eine Marotte erscheint die Vorliebe des Autors für die dreifache Wiederholung eines Wortes oder einer Wortfolge (Epizeuxis), dieses Stilmittel verwendet er auffallend häufig. Auch kommt das Buch ohne Anführungszeichen in der wörtlichen Rede aus, was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig ist. Die Sprache des Romans entschädigt aber für diese "Mankos".

    Green ist von Beginn an ein Charakter, der in allem Potential und Verbesserungsmöglichkeiten sieht. Zielstrebig verfolgt er sein Begehren, ein Gentleman in New York zu werden, nicht ohne die eine oder andere List anzuwenden oder sich zu verstellen. Seine homosexuelle Neigung stürzt ihn mehrfach in Krisen und bestimmt in weiten Strecken sein Leben. Seine Haushälterin Mrs. Bray ist mir der liebste Charakter, gewitzt und zupackend. Die Figur des Inspector McClunsky, der den Mord an Green aufklären soll, kann ich nicht richtig greifen, sie erscheint mir etwas wirr. Die Spannung zieht das Buch nicht aus dem Krimianteil, also dem Tod des Protagonisten, sondern aus seinem ungewöhnlichen Leben. Und das wäre auch der größte Kritikpunkt, denn das kommt meines Erachtens zu kurz. Über die bedeutenden Projekte hätte ich gerne mehr erfahren, denn die Schnipsel und Szenen, die der Autor uns zuwirft, sind wirklich unglaublich interessant.

    Die Kapitelüberschriften des Buches sind übrigens die Namen der Tore des Central Parks, immer auch mit einer inhaltlichen Entsprechung, das ist sehr schön gemacht. Das Cover-Motiv des Elefanten findet seinen Bezug im Roman zu Inspector McClusky. Der Titel des Buches wird mehrfach im Text erwähnt und läßt sich auf unterschiedliche Art deuten, auch dies ein bemerkenswerter Aspekt des Romans.

    Insgesamt ein Roman in einer eigenwilligen, blumigen Sprache, die Atmosphäre erzeugt. Wie unter einem Brennglas werden einzelne Lebensepisoden des Protagonisten sehr detailliert geschildert, die für die Entwicklung der Person relevant sind. Bei den Nebenfiguren war das gelegentlich etwas viel. Mir scheint, dass das hektische Großstadtleben mit seinen vielen verschiedenen Facetten hier abgebildet werden soll, so wie Green einst mit den Tornamen des Central Parks die Facetten der Stadt abbilden wollte.

    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, hätte mir aber mehr Informationen zu den interessanten Bauprojekten Greens gewünscht. Für alle New York Fans ist das Buch ohne Frage ein Gewinn.

  • Am Freitag, den 13.11.1903 wird Andrew Haswell Green 83jährig vor seinem Haus in New York mit fünf Schüssen getötet, der Täter, Cornelius Williams, wird direkt verhaftet, jedoch ist das Motiv unklar, so bleibt u. a. die Frage, welche Rolle Bessie Davis spielt, die Inspektor McClusky nach längerer Suche endlich findet.


    Ich kannte tatsächlich Andrew Haswell Green nicht, bevor ich diesen Roman las, dabei hat er in New York einiges erschaffen, so z. B. den Central Parc. Neben der Suche nach dem Motiv erzählt Jonathan Lee auch das Leben dieses Mannes, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte.


    Jonathan Lees Erzählung hat mir von Anfang an gut gefallen. Schon die Benennung der einzelnen Kapitel mit den Namen der Eingänge des Central Parcs hat etwas. Der Autor erzählt hochwertig und mit feinem Humor – nicht immer chronologisch – verschiedene Episoden aus Greens Leben, die insgesamt ein gutes Bild auf diesen interessanten Mann werfen, der leider viel zu wenig bekannt ist bzw. unverdient in Vergessenheit geraten ist.


    Auch wenn es in diesem Roman um einen Mordfall geht, ein Krimi ist er in meinen Augen nicht, der Fokus liegt auf Andrew Haswell Greens Lebensgeschichte, parallel dazu, aber in geringerem Umfang werden die Geschehnisse nach dem Mord an Green erzählt. Der Autor hat zweifellos gut recherchiert, mir hat allerdings ein Nachwort von ihm gefehlt, das Interview im Anhang ist zwar okay, ich empfand es aber als weniger informativ als erhofft.


    Der Roman hat mir gut gefallen, ich habe Neues über New York erfahren und einen interessanten Mann kennengelernt, der leider unverdient in Vergessenheit geriet, und hoffe, dass die Erinnerung an ihn durch diesen Roman wieder neu belebt werden kann, auch wenn dieser nicht immer leicht zu lesen ist, möchte ich ihn doch uneingeschränkt empfehlen und vergebe gerne volle Punktzahl.

  • Der berühmteste vergessene New Yorker Andrew Haswell Green – Interessanter historischer Rückblick!


    Andrew Haswell Green und seine Errungenschaften: Parks, Brücken, Museen. Seine Bemühungen, ein faireres, geordneteres öffentliches Schulsystem in New York einzurichten, als er Präsident des Bildungsrates war. Seinen unermüdlichen Kampf gegen die Korruption als oberster New Yorker Rechnungsprüfer. Seine maßgebliche Rolle bei der Gründung der ersten großen öffentlichen Bibliothek der Stadt, nach dem Tod seines von Büchern besessenen Freundes Samuel Tilden 1886. Oder dass die bestehende City of New York mit Brooklyn, dem westlichen Queens County und Staten Island zu dem Greater New York verbunden hatte.


    Seine Kritiker nannten es den Großen Fehler von 1898 und hinterfragten, wie er dadurch, dass er Brooklyn seine Unabhängigkeit genommen habe, den Titel »Vater von Greater New York« verdienen konnte.


    Der Titel des Buches ‚ Der große Fehler‘ könnte sich auch beziehen auf die Verwechslung des oben genannten Opfers mit dem Geschäftsmann John F. Platt, dem Liebhaber von Hannah Elias, denn Andrew Haswell Green wurde 1903 vor seiner Haustür durch fünf Schüsse fälschlicherweise erschossen - ein großer Fehler, der auf dem Faible einer Hure für Spitznamen basierte. Ein Fremder hielt ihn für einen anderen Mann mit dem Kodenamen Mr. Green.


    Das Cover zeigt einen Elefanten und nimmt damit Bezug auf Topsy und ihren Pfleger Mr. Ault. Liquidiert sollte diese tierische Kreatur auf Coney Island werden, nachdem ihr angetrunkener Pfleger auf dem Nacken des Tieres den Luna Park verlassen hatte und einen Menschenauflauf auf ihrem weiteren Weg auf der Surf Avenue verursachte. Da bei Verhaftung des Tierpflegers der Elefant jedoch im Türrahmen des Polizeipräsidiums stecken blieb und laut trompetete, suchten zwei Polizisten in einer Zelle Zuflucht. Doch Inspector McClusky, der zuständige Kommissar im Mordfall von Andrew Haswell Green, kritisierte die Feigheit und auch überzogene Reaktion der Polizei in dieser Sache.

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    Literarisch, biographisch, aber kein Krimi.


    Erzählt wird anhand intensiver historischer Recherchen, angereichert mit der dichterischen Freiheit geschuldeten Ergänzungen, das Leben des Andrew Haswell Green: ein Leben, welches auch nicht frei von Fehlern, Irrtümern und verpassten Gelegenheiten war. Die Geschichte an und für sich ist hochinteressant, auch das Eintauchen in das historische New York und die damalige Gesellschaft. Man erhält einen guten Eindruck von der damaligen Zeit und den Lebensumständen. Der Roman weist viele sozialkritische Elemente auf, geht dabei jedoch nicht sehr in die Tiefe. Es reicht aus, um das soziale Anliegen des Andrew Green deutlich werden zu lassen, seine recht einfache Herkunft und eine schwierige Kindheit haben ihn geprägt.


    Jonathan Lees Schreibstil ist anspruchsvoll und komplex, sehr erzählerisch, leider wenig lebendig. Die Erzählung wechselt zwischen der Biographie von Green und dem Geschehen ab dem Mordfall Green. Auf das Buch hatte ich mich sehr gefreut, das erste Drittel hat mir gut gefallen, beim zweiten Drittel find ich an zu ermüden und zum Ende hin habe ich mich nur noch durchgekämpft. Zu viele langatmige Passagen, die um die eigentliche Handlung herum gestrickt waren. Das Covermotiv, der Elefant, taucht immerhin in einer Nebengeschichte tatsächlich auf, wobei er wohl eher als Symbol für groß zu sehen ist (interessant die Gestaltung des Motivs mit dem NY-Stadtplan auf Zeitungspapier). Ich hatte auch gehofft, mehr über die Arbeit und die Verdienste von Andrew für New York und sein Lebenswerk zu erfahren.


    Das Buch schien mit der Distanz eines Historikers geschrieben zu sein, die ein Einfühlen in die Protagonisten schwer macht. Die Auflösung des Mordfalls war nicht überraschend und der Anteil an Ermittlungsarbeit war bezogen auf den Umfang des Romans nur gering. Das Interview mit dem Autor am Ende des Romans kann man ruhig zuerst lesen, ohne dass vom Buchinhalt zu viel verraten wird. Insgesamt wurden meine Erwartungen nicht erfüllt.

  • Zu Unrecht vergessen


    Jonathan Lees Roman „Der große Fehler“ trägt dazu bei, dass der Visionär Andrew Haswell Green aus der Vergessenheit geholt wurde. Dieser Mann lebte von 1820 bis 1903. Er gilt als "Vater des Großraums New York". Die Stadt verdankt ihm den Central Park, die New York Public Library, das American Museum of Natural History, das Metropolitan Museum of Art, den Bronx Zoo, die unter seiner Verantwortung entstanden. Er hat New York geprägt wie kaum ein anderer und doch ist er heute nahezu unbekannt.


    Der Roman stellte für mich keine leicht zu lesende Lektüre dar. Lee wählte einen ungewöhnlichen Sprachstil, der sich m. M. nach an die Sprache der damaligen Zeit anlehnte. Die historische reale Figur des Andrew Green und die ihn umgebenden Menschen werden der Leserschaft in einer recht ausschweifenden Erzählung nahegebracht. Dazu gehören Nebenhandlungen mit Personen und Begebenheiten, die ins Nichts führen, endlose Schachtelsätze, detaillierte Beschreibungen von Bagatellen. Wer sich durch die verschiedenen Eigenwilligkeiten (bspw. mehrmalige Wiederholung von Wörtern oder Sätzen) der an und für sich schönen Sprache des Autors kämpft, wird u. a. belohnt mit aufschlussreichen Seiten zur Geschichte New Yorks und der besonderen Entwicklung der Stadt. Die einzelnen Kapitel sind überschrieben mit den Toren des Central Parks (z. B. Scholars Gate) und lehnen sich an den Inhalt an.

    Es ist ein ziemlich intensiv erzählter Roman, bei dem fast jeder Satz eine tiefere Bedeutung zu besitzen scheint. Ganz stieg ich nicht dahinter, glaube ich. Auf den wenigen Seiten werden viele Erkenntnisse untergebracht. Doch mir fiel es schwer, alles zu verstehen. Mir scheint, als würde viel auch zwischen den Zeilen vermittelt und da fehlen mir die Kenntnisse zu New York, zur Person Greens, zu seinem Umfeld, zur Geschichte... Es sind sehr viele Feinheiten im Text. Keine einfache Lektüre! Eine ungewöhnliche Lektüre!

    Ungewöhnlich ist schon der Beginn des Romans. Am Freitag, den 13. November 1903 wurde Andrew Green durch fünf Schüsse unmittelbar vor seinem Zuhause ermordet. Über mehrere Handlungsstränge wird rückwärts das Leben Greens beleuchtet. Ich lernte nebenbei einige skurrile Charaktere kennen. Licht ins Dunkel brachten erst die letzten Seiten. Vorher rätselte ich, warum sollte man einen Menschen wie Andrew Green umbringen?


    Für mich war das Buch nicht geeignet zum Hintereinanderweglesen. Zum Glück konnte ich es in einer Leserunde mit Anderen diskutieren.


    Fazit:

    Diese Geschichte fußt auf einem wahren Ereignis und berichtet aus dem Leben und vom Sterben des visionären Städteplaners Andrew H. Green. Er lebte in einer Zeit voller Vorurteile, Klassenunterschiede und Rassendiskriminierung. Aus schwierigen Verhältnissen stammend, gelang es ihm trotz kleiner und großer Fehler ein sinnvolles, erfülltes Leben zu führen. Dieser Roman sollte erreichen, den vergessenen Mann wieder ein wenig ins Bewußtsein der New Yorker zu bringen.


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  • Plötzliches Ende eines ambitionierten Lebens

    Andrew Haswell Green, der Schöpfer des großartigen Central Parks in New York, wuchs im ländlichen Milieu unter ärmlichen Umständen auf. Seine Mutter starb, als er 12 war, und sein Vater kann ihm die Mutter nicht ersetzen. Im Gegenteil, er wird vom Vater regelmäßig geschlagen und bekommt viel Arbeit und Verantwortung aufgebürdet. Er nimmt dies alles hin, indem er versucht, seine Aufgaben zu optimieren. Prägend für ihn sind sein Ordnungssinn und seine Verträumtheit. Als er sich seinem Freund Sam zu sehr nähert, verbannt ihn sein Vater nach New York, unter dem Vorwand, dass er dort mehr Geld verdienen könne. Auch dort erwartet ihn ein hartes und entbehrungsreiches Leben, aber sein unentwegter Ehrgeiz lässt ihn aufsteigen, so dass er schließlich großen Anteil an der Gestaltung New Yorks hat.

    Der vordergründige Fehler liegt darin begründet, dass Green im Alter von 83 Jahren durch einen Irrtum vor seiner Haustür erschossen wird. In Andrews Leben haben sich jedoch noch mehr Fehler ereignet, so dass der Titel eine Mehrfachbedeutung hat. So ist das Buch im Prinzip eine Biographie, die Andrews vielseitiges und ambitioniertes Leben beleuchtet. Nach und nach erschließen sich dem Leser immer mehr Details aus der Vergangenheit Die Ermittlungen zum Mordmotiv sind eher Nebensache, werden aber durch den zeitweise schwächelnden Inspektor McClusky aufgeklärt.

    An den Schreibstil musste ich mich zunächst gewöhnen, denn die Sätze sind teilweise sehr lang und verschachtelt, so dass ich anfangs einiges mehrfach gelesen habe. Aber es lohnt sich, denn man findet sich in einer anderen Welt wieder, die Inhalte der mitunter anspruchsvollen Sätze sind sehr prägnant und spiegeln die Charaktere hervorragend wieder.

    Der permanente Perspektivwechsel zwischen Andrews Kindheit und Jugend auf der einen Seite und sein Leben rückblickend in New York auf der anderen Seite haben mich teilweise etwas verwirrt. Enttäuschend fand ich, dass einige Nebenhandlungsstränge einfach im Sande verliefen, während man gern noch mehr erfahren hätte.

    Sehr informativ hingegen fand ich die historische Betrachtung des Lebens zu jener Zeit, die Schilderung des damaligen New York und auch die missliche Lage der Homosexuellen in dieser Zeit.

    Alles in allem fand ich das Buch sehr packend und informativ, die Lektüre hat mich mit ausdrucksstarken Charakteren bekannt gemacht. Eine klare Leseempfehlung!

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  • Bis zum Ende durchgehalten


    So, nun ist die Quälerei endlich zu Ende! Ohne Leserunde hätte ich abgebrochen. Natürlich hat auch dieses unsägliche Buch so seine Momente, die eher den weiblichen Protagonisten zu verdanken sind: Mrs. Bray und Bessie. Und nur da kommt auch Farbe ins Spiel – etwas Farbe – in der zweiten Hälfte.


    Die männlichen Figuren kommen ausnahmslos sehr dröge und sperrig daher: Andrew und der Inspector McClusky.


    Es geht in dieser literarischen Biographie um Andrew Haswell Green, der im hohen Alter von 83 direkt vor seiner Haustür ermordet wird, von einem Schwarzen. Andrews Haushälterin, Mrs. Bray ist mehr oder weniger eine Zeugin dieses Mordes und sie findet auch im Buch mehrfache Erwähnung.


    Andrew Haswell Green wird auch der Vater von Greater New York genannt, er ist der wesentliche Schöpfer des Central Parks, der York Public Library, des Museums of Modern Art und von etlichen anderen Museen.


    Wie eingangs bereits bemerkt, habe ich das Buch nicht gern gelesen, es hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Die Kapitelüberschriften sind nach den Toren des Central Parks benannt, eigentlich eine ganz gute Idee, aber oft ohne erkennbaren Zusammenhang zwischen der Namensgebung und dem Kapitelinhalt.


    Die erste Hälfte des Buches holpert und springt in den Zeiten: Andrews Kindheit und Jugend, der Umzug vom Land nach New York, die furchtbare Lehre und später die Arbeit, alles humor- und zusammenhanglos runtergerasselt. Aufzählungen, wie der frühe Tod der Mutter, später kommen die Ersatzfrauen des lieblosen Vaters, der Andrew beim Abschied zuflüstert: „Du hast Schande über uns gebracht, Andrew.“ (Seite 174)


    Schon damals wimmelte es nur so von Betrügereien, Korruption und Fehlern im System.


    Da gefiel mir das Zitat auf Seite 88: "Es war schier unglaublich, wie man die öffentlichen Kassen plündern und dennoch mit ein, zwei dummen Behauptungen die Herzen der Leute auf seiner Seite halten konnte." Das gelingt heute in besonderem Maße, da die Mainstream-Medien viel mächtiger und breiter gestreut sind, als damals.


    Oder, Seite 288: „Und auch nachdem Samuel die Präsidentschaft durch eine ganze Reihe von Betrügereien und Fehlern gestohlen worden war, kam der Ausflug nicht zustande.“ Kommt einem – ja nicht nur aus USA – äußerst bekannt vor.


    Die Reichen und Mächtigen, die so gern ihre Namen an prominenten Gebäuden vermerkt sahen und nur dann auch bereit waren, etwas zu spenden, die scherten sich aber wohl nicht um die Hygiene in den Straßen der Stadt. Und um „Die von Fliegen angefressenen Toten in den Gassen.“ (Seite 121)


    In der zweiten Hälfte des Buches kommen die Damen zu Wort und das tut dem Lesefluss ganz gut. Die brillante Bessie Davis hat nicht nur den Männern der damaligen Zeit gut gefallen, sondern auch mir und dem Inspector McClusky. Auch die Haushälterin von Andrew, Mrs. Bray hat es faustdick hinter den Ohren.


    Insgesamt bleiben die Protagonisten seltsam blass und der Autor versteht es leider nicht, ihnen Leben einzuhauchen. Da hilft auch das Homosexuelle, was hier mal wieder sein muss – ein schwuler Andrew, ein (möglicherweise) schwuler Freund und eine lesbische Haushälterin – auch nicht weiter.


    Fazit: Sperrig, dröge, langweilig, zäh & blass – nicht empfehlenswert.

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  • Eine Hommage an den Vater des modernen New Yorks


    New York ist eine Stadt, die so ziemlich jeder - zumindest dem Namen nach - kennt. Und vom Central Park hat auch schon fast jeder einmal gehört. Aber dass ein Mann maßgeblich zur Entstehung von letzterem beigetragen hat, wissen wohl die wenigsten und seinen Namen noch viel weniger: Andrew Haswell Green.

    Jonathan Lee wagt das Experiment, über diese, in Vergessenheit geratene Person zu schreiben. Und das, wie er im Interview am Ende des Buches sagt, mit nur einer dürftigen Quellenauswahl. Lee beginnt seinen Roman mit der Ermordung von Green, die nie so richtig aufgeklärt werden konnte. Er springt anschließend zwischen verschiedenen Anekdoten über Greens Leben und an der Mordermittlung beteiligten Personen hin und her. Dies geschieht für meinen Geschmack leider recht chaotisch und lässt den wirklich roten Faden zum Teil vermissen. Darüber hinaus ziehen sich manche Erzählstränge auch wie Kaugummi in die Länge und bringen die Geschichte bzw das Bild von Green nicht wesentlich weiter.


    Lees Schreibstil erinnert in der deutschen Übersetzung an große amerikanische Literaten des vergangenen Jahrhunderts. Jedoch sind die Sätze auf deutsch oft etwas zu verschachtelt, dass der Lesefluss teilweise behindert wird. Dies mag jedoch auch der Übersetzung geschuldet sein, denn solch lange Schachtelsätze sind auf Englisch absolut unüblich und teilweise auch sprachlich gar nicht umzusetzen. Auch die vielen Schreib- und Grammatikfehler empfand ich recht störend. Darüber tröstet leider auch der humorvolle Stil von Lee nicht gut hinweg.


    Es freut mich, mehr über Andrew Green erfahren zu haben. Der Roman "Der große Fehler" war dafür auch teilweise geeignet. Besonders angenehm zu lesen war er jedoch leider nicht und ich hoffe sehr, dass in der Endfassung viele Schreib-, Grammatik- und Übersetzungsfehler ausgebessert wurden.

  • Es ist Freitag, der 13. November 1903, und für Andrew Haswell Green ist es wahrlich ein Unglückstag. Auf offener Straße, auch noch vor seiner eigenen Haustür, wird der 83-Jährige erschossen. Was steckt hinter diesem Mord? Und wie hat es der Sohn eines mittellosen Bauern geschafft, zu einer ruhmreichen Persönlichkeit zu werden?


    „Der große Fehler“ ist ein Roman von Jonathan Lee.


    Meine Meinung:

    Der Roman ist unterteilt in 33 kurze Kapitel. Sie sind benannt nach den Toren des Central Parks, eine schöne Idee.


    Der Schreibstil wirkt ein wenig altertümlich mit der antiquierten Ausdrucksweise. Für mich passt diese Sprache jedoch gut zur Geschichte. Sie verleiht dem Buch Charme.


    Der Protagonist ist ein interessanter Charakter, der ein erlebnis- und erfolgreiches Leben aufweisen kann und somit eine Menge Stoff für eine Romanbiografie bietet. Insgesamt glänzen in dem vorliegenden Werk aber die Nebenfiguren, vor allem die weiblichen.


    Inhaltlich ist der Roman in zweifacher Hinsicht reizvoll: Einerseits bringt der Autor seiner Leserschaft eine historische Person nahe, die sich auf mehreren Gebieten verdient gemacht hat. Andererseits geht es um einen Mordfall. Dieses Konzept ist vielversprechend und stellt einen guten Ansatz dar. Keine der beiden Erzählstränge ist jedoch komplett überzeugend umgesetzt. Für eine Kriminalgeschichte ist das Werk zu durchschaubar und wenig aufregend, für einen autobiografischen Roman ist es zu unvollständig.


    Obwohl ich bei diesem Roman keinesfalls eine durchweg spannende Handlung erwartet habe und deshalb mit dem gemächlichen Erzähltempo kein Problem hatte, haben mich einige Längen gestört. Das liegt daran, dass die Geschichte immer wieder ihren roten Faden verliert und einzelne anekdotenhafte Episoden eingeflochten sind. Manche davon sind sehr lesenswert und unterhaltsam, andere weniger fesselnd.


    Das deutsche Cover finde ich in optischer Sicht sehr ansprechend. Allerdings gibt es nur einen weniger direkten Bezug, was das Motiv angeht. Der englischsprachige Originaltitel („The Great Mistake“) wurde wortgetreu ins Deutsche übertragen.


    Mein Fazit:

    Mit „Der große Fehler“ hat Jonathan Lee eine interessante Persönlichkeit wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und Andrew Green zu recht eine Art Denkmal gesetzt. Leider verschenkt der Roman in seiner Umsetzung aber einen Teil seines großen Potenzials.


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  • ein fast vergessener Gutmensch

    Andrew H. Green, ein Pionier mit Visionen für die Menschen von NY und NY selbst, wird an einem Freitag den 13. von einem gut gekleideten schwarzen auf offener Straße erschossen. Einen ambitionierten Inspektor wird die Ehre zu Teil diesen Mord aufzuklären. Und so nimmt dieser Inspektor die Fährte auf, befragt den Täter, Bekannte, wälzt Dokumente und Aufzeichnung. So enthüllt er nach und nach den Lebensweg des alten Mr. Green von seiner Kindheit auf einer Farm, über seiner Jugend als Lehrling, als Aufseher auf Trinidad, den Anwalt, den Schöpfer des Central Parks, den Geistigen Paten für Musen und Bibliotheken. Und ganz nebenbei enthüllt er auch den Grund für sein frühzeitiges Ableben.



    Der Autor schafft es mit seinen eigenwilligen Schreibstil, den Leser in ein fernes Jahrhundert zu entführen. Keine Frage der Roman liest sich gut, wenn auch manchmal etwas langatmig, nicht zuletzt wegen so mancher Wiederholung. Aber ganz ehrlich ohne diesen Roman hätte ich vermutlich nie etwas von einem Andrew H. Green gehört, der nicht nur seiner Zeit weit voraus war, sondern das Wohl der Menschen im Auge hatte.



    Mit diesem Roman wird man nicht nur in eine andere Zeit versetzt man lernt auch den Lebensweg von Andrew H. Green kennen dem Vater von NY. Der Roman zeigt in einer ruhigen und neutralen Erzählperspektive den Lebensweg der Hauptperson Green auf. Wie er seine Kindheit und Jugend, seine Lehrlingszeit und sein Leben als Erwachsener verbrachte und auch mit wem. In gewisser Weise zeichnet er das alte amerikanische Kredo auf „ Vom Tellerwäscher zum Millionär“. Nur das Green aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammt von einer Farm und sich hochgearbeitet hat. Er hat alles in seiner Macht stehende getan um voranzukommen. Hat sich weitergebildet und dadurch eine sehr ungewöhnliche Karriere hingelegt. Bis zu jenem tragischen Freitag, war Andrew H. Green, ein Mensch, dem das Wohl der Menschen von NY am Herzen lag.



    Wem würde der Name Andrew H. Green etwas sagen? Wer würde ihn als Vater von NY im Hinterkopf haben oder gar als Schöpfer des Central Parks von NY? Wer würde vermuten dass er hinter Musen und Bibliotheken steckt? Andrew H. Green war nicht nur vielseitig interessiert sondern auch äußerst talentiert. Für seinen Status den er mit 80 Jahren hatte, musste er sein Leben lang hart arbeiten und kämpfen. Gerade weil er aus äußerst bescheidenen Verhältnissen stammte wusste er wie wichtig es war, dass die Zugangsquelle für Bildung und Erholung möglichst niedrig schwellig sein muss. Dem widmete er sein Leben. Doch sein größtes Glück blieb ihm leider verwehrt, was nicht zu letzt auch an den damaligen Wertesystem lag. So offen wie man heute mit Homosexualität umgeht, so scheu verhielt man sich zur damaligen Zeit. Und jenes zurückhaltende Wesen und eine fatale aneinander Kettung von Fehlern führte zu einem großen Fehler, zum Nachteil von Andrew H. Green.



    Fazit: Ein Roman der den geistigen Horizont erweitert und einen in eine andere Zeit entführt. Auch wenn der Erzählstil gewöhnungsbedürftig ist, wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, hat man seine Freue an dem Roman. Manche Vermächtnisse gehen im Laufe der Jahrhunderte verloren, eines wird mit diesem Roman wieder ans Licht gezogen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

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