Klappentext
Als die junge, Letitia Glover auf Sherlock Holmes Türschwelle auftaucht, um mehr über das Schicksal ihrer verschollenen Zwillingsschwester zu erfahren, nimmt sich Enola dieses Falls an. Es scheint, dass Letitias Schwester, Felicity Glover, den Earl of Dunhench geheiratet hat und laut einer knappen Notiz desselbigen verstorben sei. Aber Letitia ist überzeugt, dass das nicht die Wahrheit sein kann.
Enola lässt das Schicksal der jungen Frau nicht kalt und sie begibt sich undercover auf die Spuren der vermeintlich Toten, denn die Notiz des Earls ist verdächtig vage und die Sterbeurkunde wirft noch mehr Fragen auf. Sie findet bald heraus, dass dies nicht die erste Frau des Earls ist, die plötzlich und aufgrund mysteriöser Umstände verstirbt.
Enola steht vor ihrem bisher vielleicht düstersten Fall. Wird sie ihn mithilfe von Sherlock aufklären können?
Meine Meinung
Dieser neue Band war für mich jetzt schon eine große Überraschung! Der Vorgänger liegt ja mittlerweile schon über 10 Jahre zurück und war eigentlich als Abschluss der Reihe gedacht - und ich denke, dass die Verfilmung hier sehr dazu beitragen hat, sie jetzt doch fortzusetzen.
Ich hatte etwas Sorge, dass die Autorin durch die lange Zeit vielleicht nicht so gut anknüpfen kann, aber das war unbegründet 
Zur Einleitung gibt es wieder ein paar Worte von Sherlock Holmes - hier eine Art Zusammenfassung aller Abenteuer, die Enola bisher erlebt hat und wie die "Familienzusammenführung" im letzten Teil es für sie zumindest soweit den Vorteil gebracht hat, sich nicht mehr vor ihren Brüdern verstecken zu müssen. Und auch wenn Sherlock sie hier in ihrem Drang, eigenständig zu denken, zu handeln und zu leben unterstützt, ist Enola natürlich noch immer den aufgezwängten Konventionen unterworfen, die die Frauen zur damaligen Zeit unterdrückt haben.
Nancy Springer ist sich ihrem Stil treu geblieben und ich hab mit Begeisterung verfolgt, wie die forsche und erwachsen werdende Enola in ihrer forschen Art einen neuen Fall annimmt.
Als Letitia Glover vom Tod ihrer Zwillingsschwester erfährt, glaubt sie keinen Moment an deren Wahrheitsgehalt, da die Nachricht und die Umstände einige Rätsel aufweisen. Dieses Mal jedoch hat sie die Unterstützung von Sherlock und ich fand es äußerst erfrischend zu verfolgen, wie die beiden sich zusammenraufen und tatsächlich zusammenarbeiten.
Die Beschreibungen der Schauplätze lassen das historische London aufleben und ich liebe die vielen kleinen Details, die über die standesgemäße Kleidung, die Konversationen und die schwierigen Einzelheiten der Gepflogenheiten der Umgangsformen einfließen. Das war schon eine sehr eigentümliche Zeit aus heutiger Sicht mit den ganzen Etiketten, die man einhalten musste und die kompliziert erscheinen. Nicht nur die Frauen, auch die Männer.
Interessant finde ich immer wieder, dass anhand der Kleidung sofort auf den Stand geschlossen werden konnte und man dadurch (wenn man das Geld hatte sie sich zu leisten) zur Täuschung als Lord oder Lady auftreten konnte. Dazu das geltende Wort eines Gentleman, das an sich nie angezweifelt wurde, außer es gab Anlass dazu.
Allerdings gab es natürlich auch viele Schattenseiten und auch wenn die Damen hofiert wurden, hatten sie wenig Rechte, vor allem gegenüber ihrem Ehemann, der recht willkürlich mit seiner anvertrauten Frau verfahren durfte. Hier darf ich nicht zuviel verraten, da ich ansonsten spoilern würde, aber es gab damals wirklich grausame Möglichkeiten, sich seiner Frau "zu entledigen".
Das Gesamtpaket hat mich wieder überzeugt und ich bin mit Spannung den Ermittlungen gefolgt. Der gewohnt, leicht zu lesende Stil mit einem passenden historischen Flair, die Fragen um das verzwickte Rätsel und das dramatische Ende haben mich perfekt unterhalten. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn noch weitere Fortsetzungen kommen.
Schade nur, dass die Cover jetzt geändert worden sind. Die ersten sechs Bände sahen toll aus - und einheitlich.
Mein Fazit: 5 Sterne
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Verlag: Knesebeck
