Band 5 der Matthew Corbett Reihe
(Band 1 und 2 wurden im deutschen geteilt)
Verlagsinfo
Matthew Corbett hat einen lukrativen, wenn auch ungewöhnlichen Fall angenommen: Er soll eine schöne Frau zu einem Kostümball eskortieren. Was als angenehme Abwechslung beginnt, verwandelt sich jedoch schnell zu einem Mordfall. Ein sechzehnjähriges Mädchen wurde auf einer der örtlichen Plantagen erstochen, und ihr mutmaßlicher Mörder – ein Sklave – ist in den Schutz der nahe gelegenen trügerischen Sümpfe geflohen … (gekürzt)
Meine Meinung
Ich mag diese Reihe um Matthew Corbett wirklich sehr gerne! Das Setting im historischen New York lässt einen total in diese Zeit abtauchen, weil der Autor sich auch perfekt darauf versteht, diese Atmosphäre der damaligen Zeit aufleben zu lassen. An manchen Stellen wirkt es fast etwas anstrengend beim lesen, aber der Stil ist einfach großartig! Die vielen Wortspielereien und ineinander verwobenen sinnbildlichen Anspielungen geben den Geschichten immer etwas ganz besonderes!
Anfangs scheint allerdings ein bisschen der Wurm drin zu sein - ob es an der Übersetzung liegt? Ich nehme es an, den grade im ersten Drittel stimmen manche Sätze für mich nicht und ich bin einige Male über kleine Fehler gestolpert. Das gibt sich aber dann zum Glück und die Handlung hat mich auch wieder total in den Bann gezogen!
Der ungewöhnliche Auftrag, den Matthew wider Willen annimmt, führt ihn mit der schönen Pandora Prisskitt auf einen Ball, der plötzlich eine völlig unerwartete Wendung nimmt. Ich hab mich etwas gewundert, warum sich der Autor so sehr mit diesem Ereignis beschäftigt, hat es doch nichts mit dem angekündigten Mord zu tun, doch die Zusammenhänge werden dann immer klarer.
Alles in allem war es ein famoses Fest gewesen - bis dieser schwarzbärtige, finsterhaarige Stier des Waldes durch die duftigen Vorhänge hereingetrampelt kam.
Zitat Seite 12
Sehr raffiniert verbindet McCammon Matthews immerwährende Neugier, die ihn sich schließlich auf dem Fluss der Seelen wiederfinden lässt, auf den Spuren eines brutalen Mörders.
New York ist zu dieser Zeit sehr im Wachstum begriffen: mit Pferdekutschen, kleinen Läden, flanierenden Damen und Gentleman usw und im Wachstum begriffen - allerdings auch durch Armut geprägt und überfüllt mit Einwanderern und dem über alles hängendem Gestank der Kloake und Hafenanlagen.
Die relativ kurze Reise, die unseren Protagonisten in das sumpfige Hinterland führt, macht indes deutlich, dass schon wenige Stunden von New York entfernt eine völlig andere Ordnung herrscht.
Kleine Ansiedlungen mit wenigen Menschen, die sich gerade so über Wasser halten können, Farmen mit Sklaven als Arbeitern, die die Felder bearbeiten und viele raue Burschen, die in der Stadt kaum Chancen hätten auf legale Weise zu überleben. Rohe Witze, Spott und Gewalt prägen ihr Leben und Matthew muss all sein Gespür aufwenden, um zwischen ihnen auf der Suche bestehen zu können.
Ein Charakter ist mir dieses Mal besonders ans Herz gewachsen, auf den ich allerdings nicht näher eingehen möchte, um nicht zu spoilern. Seine Entwicklung ist Dank Matthews Einsatz jedenfalls rührend zu verfolgen!
Die Menschen kamen ihm jetzt eher wie der Sand und die Farbpigmente vor, aus denen er seine Flaschen herstellte; was aus ihnen werden würde, zeigte sich erst, wenn man ihnen die Luft und Freiheit von Möglichkeiten schenkte.
Zitat Seite 318
In diesem Band ist die Handlung eingeschränkter als im letzten, konzentrierter und nicht so komplex und dadurch etwas intensiver. Um die Sümpfe und den "Fluss der Seelen" gibt es allerlei Gerüchte - ein Fluch, der über dem Wasser hängt, die Ufer bewandert mit lebenden Toten und andere Schrecknisse, die im Schilf und den Wäldern lauern. Dazu der Treibsand, Alligatoren und giftige Schlangen ... ein Ort, den man lieber meidet, als sich immer tiefer darin zu verstricken. Hier fühlt man sich wirklich mitten dabei und riecht das brakige Wasser, fühlt sich verfolgt von den stechwütigen Mücken und spürt die lauernde Gefahr all der abergläubischen Geschichten, die sich um das Sumpfland ranken.
Durchweg fesselnd und mit vielen Überraschungen gespickt.
Was mich ein bisschen gestört hat ist die kursive Hervorhebung. Man kennt diesen Kniff um Wörtern Bedeutung zu verleihen und sie hervorzuheben, was ich zwar in Maßen mag, hier aber teilweise oft schon aufgedrängt gewirkt hat. Ich lese es dann doch lieber mit meiner eigenen Betonung und Deutung und möchte nicht in jedem dritten Satz darüber stolpern.
Der Schluss überrascht mit einer bitteren Wendung, die sehr neugierig macht wie Matthews Weg weitergehen wird und ich hoffe, dass auch der nächste Band bald übersetzt wird
4.5 Sterne für das neue, spannende Abenteuer mit Matthew Corbett!