Andreas Pflüger – Ritchie Girl

  • Klappentext/Verlagstext

    Paula Bloom kehrt nach ihrer Ausbildung in Camp Ritchie, Maryland als amerikanische Besatzungsoffizierin in ein zerstörtes und gebrochenes Deutschland zurück, das sie vor neun Jahren über Nacht verlassen hatte. Als Tochter eines amerikanischen Geschäftsmannes führte sie im Berlin der Nazizeit ein Leben im goldenen Käfig. Ein Leben, das eine Lüge war. Jetzt glaubt Paula, dass sie niemals vergeben kann. Nicht den Deutschen. Und nicht sich selbst.

    Während in Nürnberg über die Hauptkriegsverbrecher gerichtet wird, arbeitet man in einem Camp der US-Army nahe Frankfurt längst wieder mit Nazitätern zusammen. Im Maschinenraum des Kalten Krieges haben Pragmatiker das Sagen, an deren Zynismus Paula verzweifelt. Hier trifft sie auf Johann Kupfer, einen österreichischen Juden, der den Amerikanern seine Dienste anbietet. Er behauptet, der größte Spion des Zweiten Weltkriegs gewesen zu sein. Paula soll herausfinden, ob das die Wahrheit ist. Doch wer die Wahrheit sucht, muss sie auch ertragen.

    In einem Roman von ungeheurer erzählerischer Wucht schreibt Pflüger über Schuld und Scham, aber auch über Hoffnung und die Kraft der Liebe.


    Der Autor

    Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken gehören Theaterstücke, Drehbücher für Kino- und Fernsehfilme, Hörspiele und Romane. Die Reihe um seine blinde Ermittlerin Jenny Aaron, bestehend aus Endgültig, Niemals und Geblendet, erscheint seit 2016 im Suhrkamp Verlag.


    Historischer Hintergrund

    Camp Ritchie

    Ritchie Boys ... and Girls


    Inhalt

    Lieutenant Paula Bloom ist als Kind einer deutschen Mutter in Berlin aufgewachsen und nach einem Studium in den USA in Camp Ritchie dafür ausgebildet, als Besatzungsoffizierin in Deutschland eingesetzt zu werden. Als Tochter eines amerikanischen Geschäftsmannes lebte sie in einer Villa im Grunewald und absolvierte das Französische Gymnasium der Stadt. Ihr Auftrag in Deutschland: zurzeit der Kriegsverbrecher-Prozesse soll sie den österreichischen Juden Johann Kupfer verhören, der behauptet, im II. Weltkrieg ein wichtiger Spion gewesen zu sein. Dass Kupfer von einer Frau befragt wird, soll ihm schmeicheln und zu Aussagen verführen, die seiner Behauptung widersprechen könnten. Paula verfolgt eine eigene Agenda, sie will das Schicksal ihres Jugendfreunds Georg aufklären. Über dessen Verblieb gibt es widersprüchliche Informationen und Kupfer könnte über entscheidende Hinweise verfügen. Rückblenden führen zu Paulas Ankunft mit dem amerikanischen Militärtransport in Italien, zu ihrer Kindheit in Berlin und zu ihrer Flucht aus Deutschland. Zunächst rätselhafte Andeutungen wecken Neugier auf die Persönlichkeit einer verwaisten, staatenlosen Armeeangehörigen, die wie Stefan Heym und andere prominente Emigranten in Camp Ritchie in Methoden psychologischer Kriegsführung ausgebildet worden sind. U. a. wollen die amerikanischen Besatzer abgehörte Gespräche zwischen Angeklagten der Nürnberger Prozesse auswerten und benötigen dazu Muttersprachler mit exzellenten Deutschkenntnissen. Im Bloomschen Haushalt in Berlin gingen prominente Zeitgenossen aus Kultur und Politik ein und aus, so dass Paula vermutlich höchst glaubwürdig mit Kupfer Konversation betreiben konnte und dabei evtl. Widersprüche aufdecken. Für Paula Bloom erweisen sich die Befragung von Johann Kupfer wie auch Gespräche mit ihrem Kollegen Sam als Katalysator dafür, sich mit der Vergangenheit ihres Vaters in Berlin auseinanderzusetzen. Welche Geschäfte Bloom Senior in der Reichshauptstadt betrieb, dafür hat Paula sich für eine studierte Historikerin bisher bemerkenswert wenig interessiert.


    Fazit

    Andreas Pflüger besetzt einen authentischen historischen Hintergrund zusätzlich zu Personen der Zeitgeschichte mit einer fiktiven Frauenfigur, deren Persönlichkeit ich beinahe interessanter fand als die historischen Fakten, die Pflüger im Nachwort penibel von seiner Fiktion trennt. Ob Paula sich deutsch, amerikanisch oder eher „displaced“ sieht wie Stefan Heym bei seiner Rückkehr nach Deutschland, ermöglicht deutschen Lesern einen Perspektivwechsel. Andreas Pflüger und Bodo V. Hechelhammer als Historiker regen im Nachwort darüber hinaus dazu an, den politischen und wirtschaftlichen Hintergrund für die Nürnberger Prozesse kritisch zu bewerten. Warum nur 4 Sterne? Für ein harmlos als „Roman“ vermarktetes Buch finde ich die Handlung einen Tick zu verschachtelt und die Menge an genannten prominenten Namen – ohne kommentiertes Personenverzeichnis – zu groß.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • In Camp Ritchie war das Ausbildungslager der US-Armee. Hier wurden auch die Ritchie Boys ausgebildet. Es handelte sich um junge Deutsche – nicht nur Boys -, die gegen die Nazi-Diktatur arbeiten sollten. Auch Paula Bloom kehrt nach ihrer Ausbildung dort als Besatzungsoffizierin zurück nach Deutschland, dass sie vor Jahren Hals über Kopf verlassen hatte. In Nürnberg werden die Prozesse gegen Kriegsverbrecher geführt und die Amerikaner arbeiten pragmatisch mit den Deutschen zusammen, auch wenn diese nicht unbescholten sind. Paula wird auf den österreichischen Juden Johann Kupfer angesetzt, der behauptet, der größte Spion während des Zweiten Weltkrieges gewesen zu sein.


    Ich habe schon einige Bücher des Autors Andreas Pflüger gelesen und wollte auch diesen Roman unbedingt lesen. Es ist keine leichte Kost, die uns der Autor hier serviert.


    Paula Bloom ist eine sympathische junge Frau, die als Tochter einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Geschäftsmannes in Berlin aufgewachsen ist. Nach ihrer Flucht in die USA stellte sie fest, dass ihr Leben eine einzige Lüge war. Sie ist innerlich zerrissen und empfindet Scham und Schuldgefühle. Mit diesen Gefühlen ist sie allerdings nicht alleine, auch ihr Kamerad Sam empfindet so. Paula sieht die verheerenden Auswirkungen des Krieges. Die pragmatische Art der Amerikaner mit der Aufarbeitung der Vergangenheit umzugehen, bringt Paula zur Verzweiflung. Niemand will gewusst haben, was geschehen ist. Keiner zeigt Reue und alle betrachten sich als Opfer. Paula kann den Deutschen nicht verzeihen, aber genauso wenig sich selbst, denn ihr Verhalten hat auch zu Verhaftung und Deportation geführt, ohne dass sie sich dessen bewusst war. Nun versucht sie ihre große Liebe und muss erkennen, dass sie sich auch in Georg getäuscht hatte.


    Vieles was hier geschildert wird, ist schwer zu ertragen. Trotzdem hat mich die Geschichte von Anfang an gepackt und ich konnte Paulas Gefühle gut nachvollziehen. Es ist ein Roman, der einen noch lange beschäftigt.


    Absolute Leseempfehlung!

  • Heimkehr in ein fremdes Land


    Eine Tour de Force durch das Deutschland nach dem Zusammenbruch, ein ehrgeiziges Romanprojekt, ein interessantes und informationsreiches Leseerlebnis - aber ….

    Widerstreitende Gefühle, schwankende Gewissheiten dominieren eine junge Frau, die eine Hölle durchschritten hat, glaubte, ihr entronnen zu sein, sich aber gezwungen sieht, in einer neuen Rolle in ihr altes Leben zurückzukehren.

    Unterschiedliche Loyalitäten kämpfen im Bewusstsein der Protagonistin Paula darum, die Oberhand zu erlangen. Sie war Tochter ihres Vaters, eines reichen amerikanischen Geschäftsmannes, der ohne Prinzipientreue sich auf Wirtschaftsverbindungen mit der Nazi-Industrie einließ. Sie war Freundin eines jüdischen Mädchens, das sie im Stich ließ. Und sie war die Geliebte eines Deutschen, den sie abwies, um dann umso dringlicher nach ihm zu suchen.

    Es ist eine Fülle an historischen Fakten, die den interessierten Leser in Bann ziehen, doch gleichzeitig muss eine ganze Reihe an eher befremdenden Charakteristika dieses Romans registriert werden.

    Die Figur der nach Deutschland heimkehrenden Paula, jetzt in der Rolle eines Geheimdienstoffiziers, bleibt seltsam blass. Ihre Attraktivität wird dauernd angesprochen, ebenso wie ihre permanenten Zweifel an sich selbst und den Menschen, die ihr nahestanden und -stehen. Ebenso wird konstant herausgestrichen, wie sehr sie sich abgestoßen fühlt von der Bereitschaft ihrer amerikanischen Landsleute, mit alten Nazis zusammenzuarbeiten, ebenso wie von der Neigung der Deutschen, wieder zur Tagesordnung überzugehen.

    Keinesfalls überzeugend muss auch der Kunstgriff des Autors genannt werden, die Figur seiner fiktiven Heldin mit dem who is who der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts biographisch zu verknüpfen. Ein Register aller realen Persönlichkeiten, die mit Paula persönlich verbunden sind, würde mehrer Seiten beanspruchen!

    Ärgerlich ist auch die Eitelkeit des Autors zu nennen, wenn er seine sprachlichen und stilistischen Pirouetten dreht: übermäßig gesucht die Ausdrucksweise, eine überbordende Verwendung von gewollt aparten Vergleichen und Metaphern, auch ein gelegentlich gezielt rüder Sprachgestus kommt zum Einsatz.

    Der Detailreichtum dieses aufwendig recherchierten Romans ist hervorzuheben, die Reserviertheit gegenüber der gestalterischen Umsetzung soll nicht verschwiegen werden.


    Mein Urteil: 3 Sterne

  • Geschichte kann so weh tun


    Das Ende des zweiten Weltkriegs ist zugleich die Geburtsstunde des Kalten Krieges, der Bundesrepublik und der DDR, viele europäischen Grenzen wurden neu gesetzt. Mit diesem Hintergrundwissen gewinnt der Roman an Brisanz. Es kommen viele historisch verbürgte Personen darin vor, fast könnte man sagen „leider“, denn es handelt sich um Hitlers Schergen die offen oder im Verborgenen den Völkermord und das Tausendjährige Reich erst ermöglicht haben. Und auch die Siegermächte werden im wahren Licht gezeigt. Einerseits haben sie heimlich, während dem NS-Regime und auch nach Kriegsbeginn noch mit deutschen Unternehmen kooperiert und am Weltkrieg mitverdient, andererseits sind sie nach 1945 eine Kooperation mit den Nazis eingegangen im gemeinsamen Krieg gegen den neuen alten Feind – die Sowjetunion unter Stalin. In diese Konstellation kehrt eine junge Deutsch-Amerikanerin in den letzten Kriegstagen nach Europa zurück. Sie arbeitet beim US-Geheimdienst, wird in Italien schwer verwundet, wird dann über Umwege nach Frankfurt versetzt. Sie soll herausfinden, ob Johann Kupfer in der Tat der Superspion für Canaris war, als der er sich jetzt ausgibt.


    Wir erfahren immer mehr über die Verstrickungen der amerikanischen und deutschen Wirtschaft, über geheime Gespräche zwischen ranghohen Politikern auf beiden Seiten des Atlantiks, über den Verrat, der hüben wie drüben geübt wurde. Das Buch hat mir einen bitteren Geschmack hinterlassen.


    Der Historienthriller ist sehr spannend geschrieben, in verhältnismäßig kurzen Kapiteln gehalten, wobei jedes Kapitel mit einem Satz endet, der dem Leser den Atem stocken lässt. Entweder ist das ein kurzer Hinweis über gesuchte Personen, eine sehr persönliche Angabe zu einer der Hauptgestalten des Buches, eine Information oder ein Detail über Kriegs- oder Spionagehandlung. Dadurch werden wir regelrecht gezwungen weiterzulesen, mehr zu erfahren über Georg, IG Farben, Gaswagen oder Kaltenbrunner.


    Paula, die Hauptgestalt ist sehr schlagfertig, mit einer gesunden Prise Ironie gesegnet, scheut sie sich nicht auch ihre Vorgesetzten in ihre Schranken zu weisen. Sie kann den Deutschen nicht verzeihen aber auch sich selbst nicht. Sie hat zwar niemanden denunziert aber ihre Handlungen und Worte haben ohne ihr Wissen im Hintergrund zu Verhaftungen und Deportationen geführt. Das erfuhr sie erst später, als sie nach Deutschland zum Kriegsende zurückkehrte. Ihre große Liebe Georg, den sie nun, als der Frieden da war, überall sucht und alle nach ihm befragt, entpuppt sich als ein gewissenloser Mittäter und Nazischerge.


    Paula kann nicht verzeihen, nicht so lange kein einziger Deutscher Reue zeigt, beweist dass ihm das Geschehene leid tue. Kein einziger Deutscher ist bereit Verantwortung für seine Kriegstaten zu übernehmen. Alle haben nur Befehle ausgeführt, haben nicht gewusst, wo die Nachbarn über Nacht verschwanden. Und jetzt, als Deutschland ein Trümmerhaufen ist, lamentieren und jammern sie, sehen sich als Opfer und sind blökende Unschuldslämmer. Dies ist für Paula und für Sam, ihr Mitstreiter, unverzeihlich.


    Das Buch selbst ist wunderschön gestaltet, Schutzeinband, Lesebändchen, rot angeschnittene Seiten, mit einem sehr suggestiven Bild auf dem Einband das einerseits das Pentagon sein könnte, andererseits aber auch an das Reichsparteigelände in Nürnberg erinnert.

  • Ein etwas anderer Nachkriegsroman


    „Ritchie Girl“ von Andreas Pflüger ist ein etwas anderer Nachkriegsroman. Etwas anders in dem Sinne, dass Nachkriegsgeschichte aus einer mir bis dato ungewöhnlichen Perspektive präsentiert wird.


    Es wird aus der Sicht von Paula Bloom erzählt. Sie ist Amerikanerin, die ihre Kindheit und Jugend als Tochter eines Geschäftsmannes in privilegierten Verhältnissen in Deutschland verbracht hat – bis in die Nazizeit hinein. Noch vor dem Krieg ist sie nach Amerika gegangen, hat dort studiert, ist zum Ende des Krieges in die US Army eingetreten, wo sie es bis zum Lieutenant gebracht hat. Nun kommt sie zurück nach Deutschland und erhält eine Art Geheimdienst-Auftrag. Sie soll herausfinden, ob Johann Kupfer wirklich der legendäre Agent „Sieben“ ist.


    Der Roman ist eine Verflechtung von Fiktion und Geschichtsfakten und es findet darin eine Menge politisches, zum Großteil moralisch fragwürdiges, Geplänkel statt, das bestimmt leider sehr realistisch ist. Der Autor ist ein Experte der Kriegs und Nachkriegsgeschichte und versteht es, in Wortbildern zu erzählen – eine sehr gute Kombination.


    Die einzelnen Kapitel sind meistens relativ kurz und ihre Überschriften selbst sind z. T. interessante Wortbilder. Das ist es, weshalb mir der Schreibstil des Autors besonders aufgefallen ist. Ich möchte behaupten, dass sich Andreas Pflüger dabei vor allem selbst erfundener, sehr treffender Metaphern bedient.


    Am Ende des Buches erklärt der Autor, was an seinem Roman Fiktion ist und was der Wirklichkeit entstammt. Trotzdem muss ich als Laie, was die geschichtlichen Ereignisse und Nazigrößen angeht, dazu sagen, dass es für meinen Geschmack einfach zu viele Einzelheiten sind. Die meisten davon habe ich ganz sicher ein paar Zeilen später schon wieder vergessen. Für ein belletristisches Werk sind es zu viele Fakten, die darin verwoben sind. Ein paar weniger hätten dem Roman keinen Qualitätsverlust beschert, sondern ihn etwas zu seinem Vorteil gestrafft.


    Trotzdem habe ich mich auf keiner Seite gelangweilt, was an dem wortgewandten Schreibstil und der gesamten Komposition dieses Buches lag. Neben der zentralen Aufgabe um den Agenten „Sieben“ hatte Paula Bloom einige persönliche Fragen zu klären. Die sind alle im Laufe des Buches zufriedenstellend beantwortet worden.


    Mein Fazit: Ein sehr guter, unterhaltsamer Nachkriegs-Roman.


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  • Der Autor macht es seinen Lesern nicht leicht!


    1946 kehrt Paula Bloom nach Deutschland zurück, in das Land, in
    dem sie aufgewachsen ist und das sie vor neun Jahren in Richtung Amerika verlassen
    hat. Als Tochter eines amerikanischen Geschäftsmanns und einer deutschen Mutter
    führte sie in Berlin ein wohlhabendes Leben. Doch ihr war schon damals bewusst,
    dass ihr Vater mit den Nazis kooperierte.

    Nun kehrt sie nach einer Ausbildung für Geheimdienstoperationen
    in Camp Ritchie, Maryland, als amerikanische Besatzungsoffizierin nach
    Deutschland zurück. In Frankfurt soll sie die Identität Johann Kupfers, eines
    österreichischen Juden klären, der angibt, der berühmt-berüchtigte Spion
    „Sieben“ zu sein und nun den Amerikanern seine Dienste anbietet. Doch Paula
    verfolgt bei der Suche nach der Wahrheit auch persönliche Interessen. Sie
    glaubt, Johann Kupfer könnte Informationen über ihre große Liebe Georg haben.

    Der Autor Andreas Pflüger macht es seinen Lesern nicht leicht.
    Selbst für historisch einigermaßen bewanderte und interessierte Leser ist die
    Vielzahl an Namen und Informationen anstrengend und erfordert Konzentration.
    Zudem ist die Hauptfigur Paula Bloom schwer zu fassen. Trotz ihrer Zweifel und
    ihrer Schuldgefühle bleibt sie eher fremd, kühl und distanziert. Es fällt
    schwer, ihre Gefühle nachzuempfinden, da diese oft nur angedeutet werden. Auch ihre
    Verhaltensweisen werden dem Leser nur allmählich verständlich, da Paulas
    Vergangenheit wie einzelne Mosaiksteinchen erst nach und nach offenbart wird. Andererseits
    fördert das natürlich den Spannungsaufbau.

    Pflügers Stil ist besonders, wirkt teils sachlich-nüchtern,
    knapp, mit schnellen Schnitten wie im Film. Unter dieser fast schon
    berichtartigen Ebene verbirgt sich aber großes Kino!

    Keine leichte Lektüre, aber eine in jedem Fall lesenwerte!

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