Antal Szerb - Die Pendragon Legende / ‎ A Pendragon Legenda

  • Dies ist einer meiner seltenen Re-Reads. Vor zwölf Jahren habe ich es gemeinsam mit daniii hier online gelesen und diskutiert und muss zu meiner Schmach gestehen, dass nichts, absolut nichts hängengeblieben ist. Und das, wo der Roman von 1934 (!) von einem Besuch auf einem unheimlichen Schloss in Wales handelt, auf das der Earl of Gwynedd den ungarischen, etwas umständlichen "Historiosoziologen" Janos Batký einlädt.


    Inhaltlich klingt es wirklich interessant: mehr zufällig (?) wird der Ich-Erzähler mit zwei anderen Männern von dem Earl eingeladen, der zudem Graf des Geschlechts Pendragon ist, dessen Familiengeschichte weit zurückreicht und einige höchst sonderbare Persönlichkeiten hervorgebracht hat, von denen die Bewohner des Dorfes glauben, sie trieben nachts auf der Ruine Pendragon ihr Unwesen. Kurz: es spukt auf Pendragon und auch auf Llanvygan wie auf jedem britischen alten Schloss, das etwas auf sich hält. Der Earl selbst ist ebenfalls ein schräger Vogel: Getreu dem Motto auf dem Familienwappen "Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches" tüftelt er an einer Formel zum Ewigen Leben. Nicht von ungefähr, hat doch der berüchtigte Asaph Pendragon aka mitternächtlicher Reiter den alchimistischen Orden der Rosenkreuzer gegründet, die so geheim sind, dass die Freimaurer sich dagegen wie Plaudertaschen ausnehmen. Aber man weiß immerhin, dass sie dem ewigen irdischen Leben auf der Spur waren, nachdem sie herausgefunden hatten, wie man Gold herstellt.


    Mit auf Schloss Llanvygan - dem Wohnsitz des Earls in unmittelbarer Nachbarschaft zu Pendragon - befinden sich der draufgängerische Maloney aus Connemara, der junge schöne Neffe des Earls, Osborne, und dessen Schwester Cynthia, in die Batký sich verliebt. Zumindest nachdem sich herausstellt, dass sie ihm auf Bildungsebene und intellektuell offenbar nicht das Wasser reichen kann, weil sie Béla Bartok für einen Russen hält. Und spätestens hier fing der Kerl an, mir komplett unsympathisch zu werden. Seine sexistische und oberflächliche Meinung über Frauen würde in einem aktuellen Roman vermutlich zensiert bzw. entschärft werden, denn sie zieht nicht nur überzeugten Feministinnen die Birkenstöcke aus. Und ich bin in der Hinsicht wirklich nicht empfindlich.


    Leider hat mir das den vielversprechenden Anfang etwas verdorben. Zwar lese ich überwiegend und bevorzugt über männliche Protagonisten, doch wer Frauen nur als hübsches Beiwerk versteht oder arglistige Ränkeschmiederinnen, kann nicht viel Menschenkenntnis besitzen. Mir kommt der belesene Janos Batký mindestens ebenso hohl vor wie Cynthia, die ihn wahrscheinlich ohnehin an der Nase herumführt. Denn welche anständige Frau entflammt schon für einen so erbärmlichen Chauvi? Oder sie ist tatsächlich so dumm, wie Batký vermutet.


    Die eigentliche Geschichte gefällt mir bisher ganz gut. Irgendwie ist die Atmosphäre spooky und alles sehr rätselhaft, was auf Schloss Llanvygan und auch außerhalb bei der benachbarten Pendragon-Ruine geschieht. Etwas langatmig erzählt, vielleicht, aber solange mich eine Story fesselt und ich mehr wissen will, ist das ok. Als Maloney, Osborne und Batký in der Nacht eine mysteriöse Entdeckung am See machen, hatte ich tatsächlich Gänsehaut. Es scheint fast schon so, als sei der Earl zumindest teilweise erfolgreich in seiner Forschung; das jedenfalls war mein Eindruck.


    Ich bin jetzt bei ca. 100 Seiten (etwas mehr als ein Viertel des Buches) und lese mit gemischten Gefühlen weiter. Einerseits bin ich natürlich gespannt auf die Lösung des Geheimnisses vom Earl und warum man den ungarischen "Doktor" hat holen lassen, der ganz zu Beginn einen Drohanruf erhält; andererseits vergällen mir die eindeutige Arroganz und Besserwisserei des ach so schlauen Protagonisten ein bisschen die Lesefreude. Ob eine vollständige Rezension folgt, kann ich daher noch nicht sagen. Ein Fazit werde ich auf jeden Fall dalassen.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Antal Szerb - Die Pendragon Legende“ zu „Antal Szerb - Die Pendragon Legende / ‎ A Pendragon Legenda“ geändert.
  • Schade. Der anfangs spannende und originelle Roman hat mich merkwürdig unbefriedigt zurückgelassen. Enttäuscht auch. Ich konnte dem wirren Treiben um die Geheimnisse der Pendragons respektive der Earls of Gwynedd nicht mehr folgen, als sich die Ereignisse überschlagen und herauskommt, dass der Spion auf Llanvygan arglos alles der Drahtzieherin mitteilt, seit der ungarische Doktor walisischen Boden betreten hat. Was genau, ist mir immer noch ein Rätsel. Ging es nun um eine Verschwörung, die Suche nach dem ewigen Leben oder einfach um einen irren Drogentrip, den der Autor seinen Erzähler Janos Bátky erleben ließ? Ich kann es nicht sagen. Was mich umso mehr irritiert, da ich immer gerne mitfiebere und mitrate und oft auf der richtigen Fährte bin.


    Vielleicht sind mir Bücher von solch hochgelobten Autoren einfach zu hoch und zu intellektuell, als dass ich sie durchschauen könnte. Oder es war zu heiß in den letzten Tagen mit 35° im Schatten. Hilfreich wäre wohl eine zweite Meinung, denn ich glaube schon, dass sich der gute Antal durchaus etwas dabei gedacht hat. Also wenn jemand das Buch gelesen und verstanden hat, scheut euch nicht, mir eure Erklärung mitzuteilen, so absurd sie auch sein mag. :wink:


    Der negative Wendepunkt für mich kam mit dem Verschwinden Cynthias. Bátky, Osborne und die resolute Deutsche Lene Kretsch - Anhängerin der neuen Sachlichkeit - machen sich auf die Suche nach ihr, wobei sie sich trennen. Bákty wirft wohl irgendwas ein; anders sind mir die absonderlichen Visionen nicht erklärbar, die ihn heimsuchen, als er auf einen würfelförmigen Felsen in der Pampa trifft, in (!) dem sich Dinge abspielen, die ich ziemlich grausig fand.



    Fazit: Leider kein tolles. Ich habe mit Staunen festgestellt, dass ich den Roman während der Leserunde vor über zehn Jahren mit drei Sternen von fünf bewertet habe, was ich als ziemlich gut bezeichnen würde. Wahrscheinlich ist mir durch den gemeinsamen Austausch damals einiges klar geworden, das jetzt immer noch nebulös und völlig konfus erscheint. Da ich mich an überhaupt nichts mehr erinnern kann bis auf die Axolotl als Versuchstiere des Earls, muss ich bei meiner aktuellen Bewertung einen Stern abziehen. Es tut mir selbst leid, da ich wie gesagt zu Beginn gefesselt war von der Geschichte, auch viele Sätze gelungen fand und das Setting und die spukige Atmosphäre genau mein Ding sind. Eigentlich.


    In der "Pendragon-Legende" kam für mich zu viel (Pseudo-) Intellekt und ein gegen Ende zu fantastisches Element vor, das in die eher nüchtern gehaltene Erzählung nach meinem Empfinden nicht gepasst hat. Ganz abgesehen davon, dass mir der Protagonist nicht sympathischer wurde im Lauf der Geschichte, vergebe ich angestrengte zwei Sterne.