Über den Autor: Robert Galbraith ist das Pseudonym von J.K. Rowling, Autorin der Harry-Potter-Reihe und des Romans »Ein plötzlicher Todesfall«. Die ersten vier Cormoran-Strike-Romane, »Der Ruf des Kuckucks«, »Der Seidenspinner«, »Die Ernte des Bösen« und »Weißer Tod« erklommen die Spitzenplätze der internationalen Bestsellerlisten und wurden für BBC One als große TV-Serie verfilmt, produziert von Brontë Film and Television. (Quelle: Randomhouse.de)
Inhalt: Cormoran Strike ist gerade zu Besuch bei seiner Familie in Cornwall, als er von einer Frau angesprochen wird, die ihn bittet, ihre Mutter, Margot Bamborough, ausfindig zu machen, die 1974 unter mysteriösen Umständen verschwand.
Strike hatte es noch nie mit einem Cold Case zu tun, geschweige denn mit einem, der bereits vierzig Jahre zurückliegt. Doch trotz der geringen Erfolgsaussichten ist seine Neugier geweckt, und so fügt er der langen Liste an Fällen, die er und seine Arbeitspartnerin Robin Ellacott gerade in der Agentur bearbeiten, noch einen hinzu. Robin selbst hat mit einer hässlichen Scheidung und unerwünschter männlicher Aufmerksamkeit zu kämpfen – und dann natürlich mit ihren Gefühlen für Strike…
Strikes und Robins Nachforschungen zu Margots Verschwinden führen sie auf die Fährte eines vertrackten Falls mit Hinweisen auf Tarotkarten, einen psychopathischen Serienkiller und Zeugen, die nicht alle vertrauenswürdig sind. Und sie merken, dass sich selbst Fälle, die schon Jahrzehnte alt sind, als tödlich herausstellen können ... (Quelle: Randomhouse.de)
Meine Meinung:
Wer es bis hierhin noch nicht verstanden hat, dies ist Teil 5 der Reihe zum Londoner Privatdedektiv Cormoran Strike. Wer die ersten Teile noch nicht gelesen hat, dem empfehle ich chronologisch vorzugehen. Zwar wird man problemlos Strike und Robin beim Lösen des Falls folgen können, jedoch machen unsere Hauptfiguren eine durchaus lesenswerte (und nicht unwesentliche!) Entwicklung durch, die hier nahtlos an die vorangehenden Teile anschließt und somit ein bisschen Vorwissen zu den bisherigen Ereignissen durchaus eine große Portion zum Lesevergnügen beiträgt.
Vorab sei erwähnt: Ich bin ein großer Fan von Cormoran Strike und verschlinge jedes Buch, sobald ich es in die Finger bekomme. Einerseits sind dadurch meine Erwartungen immer entsprechend hoch, andererseits habe ich aber auch einen „Soft Spot“ für das Ermittlerduo, so dass es grundsätzlich bei mir schwer wird von irgendeinem Gedankenfetzen Strikes gelangweilt zu werden.
In gewohnter Manier folgen wir dem mürrischen Privatdedektiv und seiner - mitten in einer Scheidung befindlichen - Agentur-Partnerin Robin bei der Bearbeitung eines Falls um eine verschwundene Frau. Während mich der Kriminalfall im Vorgänger nicht ganz so packen konnte, war ich doch bei diesem hier wieder ganz Feuer und Flamme. Eine vor 40 Jahren verschwundene Ärztin, ein potentieller Serienkiller, aber nicht die geringste Spur, die das tatsächliche Schicksal der Frau belegen könnte. Die Umstände ihres Verschwindens waren mysteriös, der damalige Polizeiermittler offenbar nicht mehr ganz bei Sinnen. Strike und Robin haben es nicht leicht noch überhaupt irgendwelche neuen Erkenntnisse zu erlangen, schließlich wurde der Fall schon vor langem ad acta gelegt und einige Zeugen sind mittlerweile gar nicht mehr greifbar. Aber Strike wäre nicht Strike, wenn er da nicht doch in der Polizeiakte auf die ein oder andere Ungereimtheit stoßen würde, die weder ihn noch Robin in Ruhe lässt.
Im englischen Original hat das Buch 944 Seiten – der längste Strike bisher. Meines Erachtens völlig berechtigt, schließlich haben Strike und Robin jede Menge um die Ohren. Für mich war jedenfalls keine einzige Seite langweilig. Mich fasziniert es, wie J.K. Rowling es schafft jeden Moment in ihren Büchern wichtig erscheinen zu lassen. Jeder Unterhaltung folge ich wie ein Luchs, jede Beobachtung könnte die Lösung sein und nicht ein Gespräch wirkt überflüssig. Zudem liebe ich London als Schauplatz! Mittlerweile gibt es für mich nichts Schöneres als mit Strike an einem verregneten Herbsttag in einem Pub zu sitzen und seinen Gedankengängen zu folgen. Ein jährliches Date, was ich gar nicht mehr missen mag. Man sitzt übrigens im Laufe eines Buchs sehr oft mit Strike in einem Pub. Aber das ist in London jetzt auch nicht gerade ungewöhnlich.
Die besondere Dynamik zwischen Robin und Strike zieht sich auch in diesem Teil fort. Sie nimmt natürlich einen bedeutenden Anteil im Buch ein, aber für meinen Geschmack genau richtig portioniert, so dass der eigentliche Fokus – der zu untersuchende Fall – nicht gestört wird. Und da beide sich mittlerweile in anderen Ausgangspositionen befinden, bekommt das Zusammenspiel der beiden wieder eine neue Note, so dass die spannungsgeladene Atmosphäre zwischen beiden nicht abnehmen will. Sowohl Strike als auch Robin befinden sich aktuell in schwierigen Phasen ihres Lebens, aber insbesondere bei Strike häufen sich die Probleme derart, dass er sich nicht mehr in vollem Umfang seiner Kanzlei widmen kann (und das will mal was heißen!).
Charaktere und Persönlichkeiten machen für mich die Reihe aus. Wer J.K. Rowling bereits durch die Harry-Potter-Bücher kennt, wird verstehen, wenn ich sage, dass sie einfach unheimlich gut darin ist eine spannend gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Die Liebe zum Detail ist meiner Meinung nach so perfekt, dass jede Situation und jede Persönlichkeit greifbar wird, ohne mit Belanglosigkeiten zu langweilen. Bei Zeugenbefragungen sind nunmal nicht nur die Dialoge von Bedeutung, die Schauplätze sind so lebendig, dass die Umgebungen zu einem ganz eigenen Charakter werden und Strike hat so viel Witz und Charme und Ecken und Kanten, dass man schnell mal eben 500 Seiten weglesen kann, ohne es so richtig zu merken. Zumindest geht das mir so. Der Fall ist verworren und hält deshalb stetig bei Laune.
Fazit: Ein sehr gelungener 5. Teil, der viele Aspekte vorweisen kann, um durchweg unterhaltsam zu bleiben. Spannende Charaktere, neue Herausforderungen und – vor allen Dingen – ein mitreißender Cold Case, der ganz und gar nicht leicht zu knacken ist. Allen voran Strike und Robin, die den Leser mit ihrer einzigartigen Dynamik durch den Fall führen. Einziger Kritikpunkt meinerseits ist, dass ich jetzt schon wieder so lange auf den nächsten Teil warten muss (der aber wohl bereits in Arbeit ist).