Charles Dickens - Harte Zeiten (ab 11.01.2021)

  • Ich hab noch kein Buch von Mark Twain gelesen, muss ich gestehen.

    ich bin schockiert.......:shock:

    Wie wäre es denn mit einem Versuch bei den dunklen Schriften. Dieses hier z,b.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • Ich hab noch kein Buch von Mark Twain gelesen, muss ich gestehen.

    ich bin schockiert.......:shock:

    Wie wäre es denn mit einem Versuch bei den dunklen Schriften. Dieses hier z,b.

    Ich weiß, Asche auf mein Haupt :pale: Wenn ich ein ungekürztes, unbearbeitetes Original bekommen kann, dann hört sich diese skurrile Geschichte sehr interessant an. :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Kapitel 11 und 12


    Hallo, ich bin noch da. :lol::winken:

    Ich habe eben noch diese 2 Kapitel gelesen und kam damit auch wieder besser klar. Das Buch ist schon komisch zu lesen für mich. :lol:


    Wo fang ich an...


    Also ich sehe das wie Squirrel und würde denken das Bounderby verheiratet ist und sich über Scheidung informiert hat deswegen.

    Vielleicht ist seine Frau auch nicht mehr am Leben? :-k


    Ich finde ihn in der Unterhaltung mit Steffen sehr herablassend, egoistisch und dumm. Er hilft ihm in keinster Weise.... So ein blöder Hammel. :wuetend:

    Das was er vllt gutes über die Ehe sagt, wenn man das denn so sieht wie er, das glaube ich ihm kein Stück.... Das sieht er doch selbst mit Sicherheit nicht so....

    Und ich finde auch, klar, man muss sich nicht bei jedem Pups scheiden lassen, aber alles hat seine Grenzen. Und ich kann verstehen das Steffen hier die Scheidung haben möchte und finde das auch gesund das er das möchte. Ich hoffe er findet dafür einen Weg....


    Sunniva1 könntest du bitte über deine Beiträge schreiben, zu welchem Kapitel du schreibst? Das spoilert sonst und ich würde mich gern überraschen lassen. :)


    Ich denke auch das die Bauernfrau seine Mutter ist. Ich könnte mir vorstellen, das Bounderby keinen Kontakt mehr zu ihr hat weil sie unter seinem Niveau ist. :(

    Und dafür spricht ja dann irgendwie auch wieder, dass seine ganze Geschichte nur gelogen ist, was ich auch glaube.


    Hm, vllt sind seine Eltern geschieden und er schämt sich dafür?

    Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.

  • Sunniva1 könntest du bitte über deine Beiträge schreiben, zu welchem Kapitel du schreibst? Das spoilert sonst und ich würde mich gern überraschen lassen.

    Dieser (nochmaligen) Bitte schließe ich mich an. :) Wenn Kapitel in der Überschrift stehen, können wir selbst entscheiden ob wir den Post schon lesen oder nicht. Unfreiwillig gespoilert werden ist nicht schön.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

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  • Bis Kapitel 11



    Ich hätte noch eine Spekulation zu Bounderby und seinem Wissen über das Scheidungsprozedere: was, wenn er sogar noch verheiratet ist, sich damals eine Scheidung nicht leisten konnte und nur deswegen so gut darüber Bescheid weiß :scratch: Wir wissen rein gar nicht drüber ihn

    Das wäre auch eine interessante Möglichkeit.


    Im günstigsten Fall stirbt sie freiwillig an den Folgen ihres Alkoholismus - aber damit würde Dickens thematisch etwas aus der Hand geben, das wäre einfach zu elegant, also als Lektor würde ich ihm nicht dazu raten :) !

    Nein, das wäre wirklich zu leicht und würde zu Dickens auch nicht passen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie durch ihre Trunkenheit einen Unfall erleidet, aber Steffen in Verdacht gerät sie umgebracht zu haben.


    Nimmt niemand Anteil an dem Schicksal seiner alkoholkranken Ehefrau?

    In diesem Fall nicht. Ich habe bei einer meiner Tanten gesehen was Alkoholismus ausrichtet, dann noch bei der Mutter meines Patenonkels und bei einer Schulfreundin war es der Vater, der regelmäßig Frau und Töchter verprügelte. Da liefen ganz entsetzliche Dinge ab. Mitleid bzw. Mitgefühl habe ich allerdings bei trockenen Alkoholikern. In unserer heutigen Gesellschaft scheint Alkohol immer dazuzugehören und da ständig zu widerstehen ist jeden Tag eine neue Aufgabe, der man sich stellen darf.


    Ich finde auch dieses Buch das zynischste, düsterste, böseste Buch, dass wir bisher überhaupt von Dickens gelesen haben. Wie seht Ihr das?

    Aber sowas von.



    Wären meine Erfahrungen nicht derart direkt und mich persönlich betreffend, würde ich evtl. heute etwas anders reagieren, aber ich hab auf die harte Tour lernen müssen, dass Mitleid nicht hilft, ganz im Gegenteil.

    Das ist wirklich eine harte Tour :(


    Stopp. Also ich wünsche niemandem, an Alkohol zu sterben.

    Ich habe lediglich überlegt, wie Dickens bzw. der Erzähler seine Fäden weiterspinnt.

    Und da wäre das eine Option.

    Ja, ich weiß, dass es eher sarkastisch ausgedrückt war und sich auf Dickens Art zu "plotten" bezog. :friends: Aber es klang für mich trotzdem etwas hart. Ich weiß aber, was du meinst.

    Bei mir ist es auch so, ich unterscheide da fein zwischen Wirklichkeit und Erzählung, wenn mich das eine oder andere auch mal an tatsächliche Personen oder an persönliche Erlebnisse erinnert. Und spekulieren wie er die Fäden weiterspinnt macht bei Dickens ganz besonders viel Spaß. :)



    In meiner Ausgabe hört sich Mr. Sleary so an:

    Ach du liebes bisschen, das klingt ja noch entfernter von lispeln wie bei meiner Ausgabe :shock:


    Oh, die nächste Lese-Baustelle auf meiner Liste :ergeben: Ich hab noch kein Buch von Mark Twain gelesen, muss ich gestehen.

    Da hast du ja noch viele schöne Lesestunden vor dir :D Abgesehen von dem Lesetipp von taliesin (das Buch liegt noch auf meinem SuB, im Moment ist es mir etwas zu düster, was für ein Witz, wenn ich überlege wie düster gerade unser Dickens ist :lol:) würde ich dir unbedingt seine Klassiker Tom Sawyer & Huckleberry Finn oder "Sommerwogen" ans Leserherz legen. Bei letzterem lernt man Twain unglaublich gut kennen.


    Aber Dickens nennt ja die Fabriken Feenpaläste.

    Ich glaube es war irgendwas wegen des Lichteffektes von außen in der Dunkelheit oder so. Wenn ich die Stelle finde, sage ich Bescheid.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Farast

    Naja, für mich haben gerade Klassiker trotz ihrer Fiktionalität auch immer einen Bezug zur Realität, beziehungsweise bilden reale Verhältnisse ab - gerade wenn diese - wie bei Dickens - gesellschaftskritisch angelegt sind. Da versuche ich dann schon den Verhältnissen der Charaktere gewissen Respekt zu zollen und dies auf die Realität zu übertragen und darüber nachzudenken/für mich etwas daraus zu lernen oder auch mitzunehmen. Es gibt viele Frauen wie Steffens Ehefrau in dieser Welt und ich habe Mitgefühl mit ihnen. Bei den trockenen Alkoholikern gebe ich dir Recht, ebenso bei dem immer zur Verfügung stehenden Alkohol. Ich habe aufgrund meiner eigenen Erfahrungen noch nie auch nur einen Tropfen davon zu mir genommen.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


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  • Erstes Buch

    Dreizehntes Kapitel

    Rahel


    So wie draußen der Sturm tobt, so tobt es auch im Innern von Steffen.

    Es hatte mich schon etwas überrascht, Rahel in Steffens Wohnung vorzufinden, die Steffens Ehefrau, die leider immer noch namenlos ist, auf der Bitte der Hauswirtin hin pflegt. Rahel ist der Fels in der Brandung für Steffen. Sie kümmert sich liebevoll um die Betrunkene, pflegt mit zarter Hand deren Wunden.


    Übrigens fand ich es bemerkenswert, dass die Hauswirtin Rahel gerufen hatte. Selbst wenn Rahel mal die Freundin war, könnte sie doch nicht so ohne weiteres alleine in Steffens Wohnung hinein, da ihre Freundin mehr oder weniger bei Bewusstsein ist und in dem Fall nicht gerade als Anstandsdame funktionieren würde. Das war doch eine recht konservative Zeit, die bestimmt so ihre eigenen Spielregeln hatte.


    Sie war ihre Freundin. Also hat Stephens sich für die falsche Frau entschieden!

    Das kam jetzt tatsächlich überraschend und erklärte für mich so einiges. Wieso sie sich überhaupt um Steffens Ehefrau kümmert, warum sich Steffen und sie so lange schon kennen.


    Es heißt ja, dass man im Traum seine unbewältigten Gefühle, Ängste und Gedanken sortiert. Dafür wäre dann wohl Steffens Traum recht deutlich. So einfach scheint er sich die Trennung von seiner Frau nicht zu machen. Die ganze Situation beschäftigt ihn sehr. Er hat das Gefühl, dass sich ihm alle mit Abscheu zuwenden. Man merkt schlicht seine innere Zerrissenheit.


    Sehr explizit wurden ja die beiden Flaschen am Bett der Ehefrau beschrieben und ich war schon die ganze Zeit über gespannt, wann sie Dickens punktgerecht einsetzen wird. Die folgende Situation hatte dann auch eine ganz besondere Atmosphäre. Steffens Ehefrau wird dabei so unbarmherzig hart beschrieben, wie sie sich einer Flasche zuwandte, wie es sich wohl um die mit dem Gift handelte, wie Steffen fasziniert wie das Kaninchen vor der Schlange saß und dem ganzen tatenlos zusah. Und letzten Endes war es Rahel, die die Situation auflöste und mit liebevoller Hand dem Becher entwand, auskippte und den Rest der Flasche dazu.

    Rahel ist da wirklich wie ein Engel für Steffen, zu gut für diese Welt.


    Das Kapitel ist schon recht obsessiv was Steffen betrifft. Wie Sunniva1 schon schrieb, da hat er wohl die falsche Frau gewählt. Ich bin schon neugierig wieso sie zur Trinkerin wurde. Nur so ein Gedanke, der nicht unbedingt Sinn machen muss, vielleicht hatte Steffen schon immer heimlich für Rahel geschwärmt. Wenn dem so wäre, bin ich gespannt wieso er sich ausgerechnet für die Andere (wie gesagt, ich habe noch keinen Namen gelesen) entschieden hatte. Vielleicht Pflichtgefühl oder so aus irgendeiner Situation heraus. Nur mal rein ins Blaue spekuliert.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Erstes Buch

    Vierzehntes Kapitel

    Der große Fabrikant


    In dem Kapitel habe ich zu meinem Erstaunen so etwas wie Menschlichkeit in Gradgrind sehen zu können. Zwar hatte sich Cilchen nicht zu einer guten Schülerin mausern können, wie er es sich schon denken konnte, aber er hat tatsächlich in ihr die guten Seiten entdecken können. Und zu meinem größten Erstaunen muss er sie wohl auf seine Art liebgewonnen haben. Wenn auch noch viel Luft nach oben in seiner Entwicklung ist, finde ich diese Punkte doch recht bemerkenswert.

    Cilchen selbst ist für mich noch liebenswerter geworden. Für mich ist sie wie ein Lichtstrahl in diesem Buch.


    Die Zeit hat -außer das auch Luise und Thomas älter wurden- auch für Gradgrind eine Veränderung gebracht, er ist jetzt Mitglied des Unterhauses. Besonders zugetan scheint Dickens dem Unterhaus wohl nicht so wirklich zu sein :lol:


    Das Luise mittlerweile eine Jungfrau wurde und ins heiratsfähige Alter kommt, scheint Gradgrind tatsächlich ein wenig zu schaffen, aber vor allem zu erstaunen. Er wurde nachdenklicher, als er es normalerweise ist.

    Über das Wie der Ankündigung eines ernsten Gespräches zwischen Vater und Tochter musste ich dann doch schmunzeln. Es wirkt so unbeholfen, so hölzern auf seine Art.


    Erschreckend die Entwicklung von Thomas. "Papa Bounderby" hat ihn gut, nach seinem Vorbild, erzogen. Und was er seiner Schwester andeutet und ihr klarmacht ist fern von einem Jux. Er hätte sie zu gerne an seiner Seite bei Bounderby.


    Beachtenswert fand ich noch diesen letzten Auszug des Kapitels:


    Zitat von S. 148 Insel Ausgabe

    Es sah ganz so aus, als ob sie, zuerst im Feuerschein ihres Kamins daheim, und dann in der feurigen Glut draußen, herauszufinden versuchte, was für eine Art von Gewebe es wohl sein werde, das die alte Spinnerin Zeit - diese größte und längst vorhandene aller Spinnerinnen - aus jenen selben Fädchen spinnen würde, die sie bereits zu einem Weibe versponnen hatte. Aber ihre Arbeitsstätte ist eine verborgene Stätte - ihr Werk ein Werk, das geräuschlos arbeitet, und ihre Hände sind stumme Hände.

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  • Es gibt viele Frauen wie Steffens Ehefrau in dieser Welt und ich habe Mitgefühl mit ihnen.

    Ich bin in der Regel ein sehr mitfühlender Mensch, aber in dem Punkt geht es schlicht bei mir nicht. Hätte ich Mitgefühl oder Mitleid dann würde es ein alkoholkranker Mensch gnadenlos ausnutzen und ich würde ihm in dem Moment kein Stückchen helfen. Alkoholkranke Menschen können richtige Energie-Vampire sein. Hier ist es mehr oder weniger gut erklärt, was ich mit dem Wort meine. Das ist mein Weg, wenn du Mitgefühl haben kannst, dann ist das doch in Ordnung :friends:


    Naja, für mich haben gerade Klassiker trotz ihrer Fiktionalität auch immer einen Bezug zur Realität, beziehungsweise bilden reale Verhältnisse ab - gerade wenn diese - wie bei Dickens - gesellschaftskritisch angelegt sind.

    Ich verstehe dich da gerade nicht. Was hat das jetzt damit zu tun, dass ich für mein Leben gern bei Dickens spekuliere? :) Das heißt doch nicht, dass ich nicht im gleichen Moment die Missstände übersehe, die er anspricht.

    Wobei Dickensche Figuren für mich hin und wieder sehr überzogen wirken, was ja auch seinen literarischen Grund hat, aber das führt jetzt vermutlich wirklich zu weit. :uups:

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  • Ich verstehe dich da gerade nicht. Was hat das jetzt damit zu tun, dass ich für mein Leben gern bei Dickens spekuliere?

    Mir geht es nur darum inwiefern man diese Spekulation betreibt. :)


    Kapitel 13

    Rahel


    Für mich entwickelt dieses Buch eine wahre Sogwirkung. :shock: Das hätte ich zu Beginn der Geschichte gar nicht für möglich gehalten.

    Es hatte mich schon etwas überrascht, Rahel in Steffens Wohnung vorzufinden, die Steffens Ehefrau, die leider immer noch namenlos ist, auf der Bitte der Hauswirtin hin pflegt. Rahel ist der Fels in der Brandung für Steffen. Sie kümmert sich liebevoll um die Betrunkene, pflegt mit zarter Hand deren Wunden.

    Rahel ist wundervoll! :love: Ich habe eine große Achtung vor ihr und finde es bemerkenswert, dass sie sich sowohl um die Ehefrau, als auch um Steffen sorgt.


    Interessant finde ich, dass Steffen über die "Ungleichheit" im Tode nachdenkt. Er wägt damit Leben gegeneinander ab, was höchst unmoralisch ist. Er findet es schade, dass ein "guter" Mensch stirbt, wohingegen seine Ehefrau noch am Leben ist. Gut, dass Rahel an seiner Seite ist...sie ist tatsächlich wie ein Engel, der ihm derart schreckliche Gedanken austreiben kann.


    Warum befindet sich eigentlich ein Vorhang vor dem Bett der Ehefrau? War das damals bei erkrankten Menschen so üblich, das man sie abschirmte? Ich finde das eigentlich ganz gut.


    Auch frage ich mich, ob Rahel nicht zu gut von Steffen denkt oder aber ob sie ihm ganz bewusst ins Gewissen redet, als sie erwähnt, dass sein Herz zu rein ist, um seiner Frau etwas anzutun. Ahnt sie etwas von seinen dunklen Gedanken?


    Die "Giftflasche" stellt eine Möglichkeit für Steffen dar...eine "Verführung zum bösen". Und er sitzt tatsächlich tatenlos da, einzig Rahel rettet seine Frau vor dem sicheren Tode.

    da hat er wohl die falsche Frau gewählt. Ich bin schon neugierig wieso sie zur Trinkerin wurde.

    Ich finde das so hart ausgedrückt. :uups: "Die falsche gewählt." Zu dem Zeitpunkt, als er sie ehelichte scheint sie zumindest die richtige für ihn gewesen zu sein. :) Wir können doch nie wissen, was mit unseren Ehepartnern/Partnern einmal geschieht oder nicht geschieht.


    Und wie sie zum Alkohol gekommen ist: War man denn damals schon so sehr über die Folgen des Alkoholkonsums aufgeklärt? Vielleicht konnte seine Frau die Folgen gar nicht so recht abschätzen und ist eher "blind" in dieses Dilemma gelangt, weiß bis heute nicht, wie das geschehen konnte?


    Was mir auch aufgefallen ist: Rahel erwähnt, dass die Ehefrau, sobald es ihr etwas besser geht, wohl wieder gehen wird. Damit nutzt sie Steffen ja gar nicht derart aus? Sie ist lediglich nach Hause gekommen, um zu ruhen...zu überleben. Aber wenn sie danach wieder geht, dann will sie ihm vielleicht gar nicht weiter zur Last fallen. :cry:


    Mir hat die Illustration übrigens gut gefallen: Steffen, Rahel und seine Ehefrau in der kleinen Kammer. :)


    Wollen wir hoffen, dass Rahel ihn weiterhin vor dem "bösen" in sich bewahrt.


    Kapitel 14

    Der große Fabrikant

    In dem Kapitel habe ich zu meinem Erstaunen so etwas wie Menschlichkeit in Gradgrind sehen zu können. Zwar hatte sich Cilchen nicht zu einer guten Schülerin mausern können, wie er es sich schon denken konnte, aber er hat tatsächlich in ihr die guten Seiten entdecken können. Und zu meinem größten Erstaunen muss er sie wohl auf seine Art liebgewonnen haben.

    Das hat mich auch überrascht, aber ich finde es sehr schön. :love: Und ich gönne Cilchen diese kleine Zuwendung von Herzen. :)

    Erschreckend die Entwicklung von Thomas. "Papa Bounderby" hat ihn gut, nach seinem Vorbild, erzogen. Und was er seiner Schwester andeutet und ihr klarmacht ist fern von einem Jux. Er hätte sie zu gerne an seiner Seite bei Bounderby.

    Was vermutlich bedeutet, dass Luise Bounderby tatsächlich heiraten soll? Zumindest denke ich, dass Gradgrind dies beim nächsten Gespräch anbringen wird. :cry: Irgendwie behagt mir das gar nicht. Sollte dem so sein, hoffe ich, dass Bounderby gut mit ihr umgeht. Sie sagt, sie würde immer an Tom denken und sich erinnern wie lieb sie ihn hat. :-? Aber würde sie - ihrem Bruder zuliebe - der Ehe zustimmen? Hat sie eine andere Wahl? Wieder starrt sie die meiste Zeit über in das Feuer.


    So wie es aussieht nehmen die "harten Zeiten" für einige Charaktere mehr und mehr zu.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


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  • Bis Kapitel 13

    lediglich bei dem Begriff "muddle" im Original.

    Da würde dann die Übersetzung mit "Kuddelmuddel" besser passen.

    Nein, das wäre wirklich zu leicht und würde zu Dickens auch nicht passen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie durch ihre Trunkenheit einen Unfall erleidet, aber Steffen in Verdacht gerät sie umgebracht zu haben.

    Deinen Gedanken finde ich bisher am schlüssigsten!

    Stephens Traum würde nämlich gut dazu passen. Dieser wirre Traum von Gesetzestafeln zeigt, wie sehr ihn seine Ehe-Situation beschäftigt. Er fühlt sich quasi von den Gesetzen umstellt und findet keinen Ausweg.

    Und dann dieser Traum von seiner Hinrichtung. Das fand ich sehr beklemmend. Der Traum wäre, wenn wir Deine Vermutungen hernehmen, dann weniger ein Angsttraum oder eine Warnung, sondern eine Prophetie.

    Und ich habe nach wie vor den Eindruck, dass die Figur des Stephen so angelegt ist, dass er nicht glücklich wird, sondern dass er an den Verhältnissen zugrunde geht.

    Und spekulieren wie er die Fäden weiterspinnt macht bei Dickens ganz besonders viel Spaß.

    Das finde ich auch!

    Mich interessiert bei jedem Buch immer auch das Handwerkliche: welchen Erzähler haben wir, wie beginnt der Roman, welche Figuren treten auf, wie sind sie gezeichnet, wie verknüpft er die Fäden der Handlung und so fort - ich will dem Autor einfach ein bisschen in die Karten schauen bei seiner Arbeit. Und dieses Vergnügen will ich mir auch nicht nehmen lassen.


    Das ist schließlich auch eine Art, der Leistung des Autors Respekt zu erweisen.

    Wie ein Zaubertrick, eine Illusion, die für ihn geplatzt ist.

    Oh - danke - das passt perfekt!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Zu Kapitel 14


    Die personifizierte Zeit, der "große Fabrikant" - mir haben diese Passagen richtig gut gefallen. Er beschreibt die Zeit mit Begriffen der Industrie, eine ungewöhnliche Idee, und so schöne Formulierungen fallen ihm da ein:


    Zitat

    "Derselbe große Fabrikant, fortwährend mit einer unermesslichen Mannigfaltigkeit von Arbeit in jedem Entwicklungszustande beschäftigt, brachte auch Cili in seinem Mühlwerke vorwärts und arbeitete sie wirklich zu einem ganz hübschen Artikel heraus."

    Im Gegenzug putzt er das Parlament herunter: eine "schmutzige Maschine", eine Versammlung von Blinden und Tauben, er hat keinerlei Respekt.

    Welche Erfahrungen hat Dickens wohl mit dem Gesetzgeber gemacht?

    Offensichtlich keine guten.


    Menschlichkeit in Gradgrind

    Du hattest weiter oben von Deinem "Leserherzchen" geschrieben - also diese Seite an Gradgrind hat mein Leserherzchen berührt und erfreut. Gradgrind bemüht sich um Gerechtigkeit Cili gegenüber, er sieht ihre Grenzen und Fähigkeiten. Ein Lichtblick!

    Ob er seinen Sohn Thomas, diesen Filou, auch so sehen kann?

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Warum befindet sich eigentlich ein Vorhang vor dem Bett der Ehefrau? War das damals bei erkrankten Menschen so üblich, das man sie abschirmte? Ich finde das eigentlich ganz gut.

    Meines Wissens hat das nichts mit der Erkrankung zu tun. Der Vorhang hing ja schon vorher da. Man schirmte früher die Betten ab, auch in Häusern, in denen es eigene Schlafräume gab, wurde das so gemacht (Himmelbett, Baldachin etc.).

    Wenn man nicht gleich im Schrank schlief, halb sitzend...

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • drawe

    Danke für die Erklärung. Das klingt schlüssig und macht wohl auch Sinn, gerade in so kleinen Kämmerchen. :)

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

    :study: "Das Geisterhaus - Isabell Allende" (Minileserunde)



  • bis Kapitel 14

    Das Buch ist schon komisch zu lesen für mich. :lol:

    Inwiefern? Zumindest mit der Sprache der Zeit müsstest Du durch Jane Eyre ja auch vertraut sein.

    sehr herablassend, egoistisch und dumm

    Passt, eine genaue Beschreibung :lol:

    aber alles hat seine Grenzen. Und ich kann verstehen das Steffen hier die Scheidung haben möchte und finde das auch gesund das er das möchte.

    Das sehe ich genauso. Er hat ja nicht vorschnell eine Ehe in den Wind geschrieben, sondern ist in einer ziemlich hoffnungslosen Ehe gefangen, die ihn vermutlich in den endgültigen Ruin treiben wird. Wie drawe denke ich, dass Stephen als Charakter nicht für ein Happy End aufgebaut wurde. :(

    Mitleid bzw. Mitgefühl habe ich allerdings bei trockenen Alkoholikern. In unserer heutigen Gesellschaft scheint Alkohol immer dazuzugehören und da ständig zu widerstehen ist jeden Tag eine neue Aufgabe, der man sich stellen darf.

    Da stimm ich Dir voll und ganz zu :)

    Ich glaube es war irgendwas wegen des Lichteffektes von außen in der Dunkelheit oder so.

    Das ist mir schon klar, dass es faktisch :lol: daher rührt. Aber bisher hat Dickens meist Begriffe aus der Natur oder Gefühlen benutzt und dann noch ganz viele Bibelzitate und -verweise (viel mehr als in allen anderen Büchern). Jetzt greift auf ein absolutes Fantasieprodukt zurück: Fairy palaces. Warum ausgerechnet jetzt und warum für die monströsen Fabriken? Das ist ja ein sehr krasser Gegensatz (auch wenn mich Terry Pratchett gelehrt hat, dass Fairies zwar klug und schön sind, aber nicht notwendigerweise freundlich :loool:)

    So wie draußen der Sturm tobt, so tobt es auch im Innern von Steffen.

    Das ist wieder so genial geschrieben und beschrieben - der innere und äußere Sturm. Das sind die Passagen, für die ich Dickens so liebe :love:

    Übrigens fand ich es bemerkenswert, dass die Hauswirtin Rahel gerufen hatte. Selbst wenn Rahel mal die Freundin war, könnte sie doch nicht so ohne weiteres alleine in Steffens Wohnung hinein, da ihre Freundin mehr oder weniger bei Bewusstsein ist und in dem Fall nicht gerade als Anstandsdame funktionieren würde. Das war doch eine recht konservative Zeit, die bestimmt so ihre eigenen Spielregeln hatte.

    Das finde ich irgendwie gar nicht so verwunderlich. Betrachtet man die Lebensweise der Fabrikarbeiter, so sitzen sie alle ganz eng aufeinander in ihren fast Ghetto-artigen Stadtvierteln. Wenn man zwei Zimmer für eine Großfamilie hat, dann ist man reich. Meist hausen sie alle in einem engen Raum ohne Schloß an der Tür, viele Familien zusammen in einem winzigen Haus. Und das vermutlich auch schon über Generationen. Jeder kennt jeden und weiß wie er tickt. Und so weiß bestimmt die halbe Fabrik und das ganze Viertel um die Beziehungen zwischen Rachael, Stephen und dessen Frau. Ich fand es daher recht normal, dass die Wirtin Rachael kontaktiert hat. :-k

    So einfach scheint er sich die Trennung von seiner Frau nicht zu machen. Die ganze Situation beschäftigt ihn sehr.

    Wäre er der Typ für "einfach", dann hätte er einfach schon viele Jahre vorher sein Bündel geschnürt und wäre verschwunden. Arbeit hätte er auch woanders gefunden. Nein, der Typ für einfache Lösungen ist Stephen nicht.

    wie Steffen fasziniert wie das Kaninchen vor der Schlange saß und dem ganzen tatenlos zusah.

    Ich hatte in der Passage den Eindruck als ob sich Stephen in einer Art Wachtraum, gefangen zwischen Schlafen und Wachsein, befindet. Ein Zustand, in dem man nicht zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden und auch nicht aktiv handeln kann. Hat das noch jemand von Euch so empfunden beim Lesen?

    Nur so ein Gedanke, der nicht unbedingt Sinn machen muss, vielleicht hatte Steffen schon immer heimlich für Rahel geschwärmt. Wenn dem so wäre, bin ich gespannt wieso er sich ausgerechnet für die Andere (wie gesagt, ich habe noch keinen Namen gelesen) entschieden hatte.

    Vielleicht hat aber auch gar nicht er entschieden - vielleicht hat ja Rachael entschieden, evtl. war sie ja gar nicht mehr frei. Wir wissen auch von ihr nicht, absolut gar nichts von ihrer Vorgeschichte. Ich gehe fest davon aus, dass wir das von Dickens noch erklärt bekommen, aber zur Zeit fallen wir alle in das Vorurteil, dass natürlich der Mann entschieden hat :lol:

    In dem Kapitel habe ich zu meinem Erstaunen so etwas wie Menschlichkeit in Gradgrind sehen zu können. Zwar hatte sich Cilchen nicht zu einer guten Schülerin mausern können, wie er es sich schon denken konnte, aber er hat tatsächlich in ihr die guten Seiten entdecken können. Und zu meinem größten Erstaunen muss er sie wohl auf seine Art liebgewonnen haben.

    Ja, es menschelt bei dem Guten. Leider nur sehr kurz, aber immerhin scheinen da ein paar Gefühle durch die harte Kruste der Fakten.

    Besonders zugetan scheint Dickens dem Unterhaus wohl nicht so wirklich zu sein :lol:

    Neeeee :totlach:

    drawe fragt ja auch, was Dickens wohl erlebt hat. Ich glaube, er nimmt den Regierenden schlicht übel, dass sie rein gar nichts tun, um den Menschen am unteren Ende der Gesellschaft zu helfen und ihnen das Leben wenigstens ein klein wenig zu erleichtern. Wer wenn nicht das Parlament und v.a. das Unterhaus hätte es in der Hand, per Gesetz so einige Dinge gerade zu rücken.

    Für mich entwickelt dieses Buch eine wahre Sogwirkung. :shock: Das hätte ich zu Beginn der Geschichte gar nicht für möglich gehalten.

    Das ist Dickens :love: Ist es das erste Buch von Dickens, das Du liest?

    Interessant finde ich, dass Steffen über die "Ungleichheit" im Tode nachdenkt. Er wägt damit Leben gegeneinander ab, was höchst unmoralisch ist. Er findet es schade, dass ein "guter" Mensch stirbt, wohingegen seine Ehefrau noch am Leben ist.

    Doch sind das nicht Gedanken, die vielen von uns schon mal durch den Kopf gegangen sind? Nicht ernsthaft im Sinne, das wir jemandem den Tod wünschen, aber doch flüchtig in Momenten, in denen wir schlechte Nachrichten erhalten oder enge, liebe und vertraute Menschen tragisch verlieren.

    Und wie sie zum Alkohol gekommen ist: War man denn damals schon so sehr über die Folgen des Alkoholkonsums aufgeklärt?

    Natürlich - getrunken wurde schon immer und die Wirtshäuser waren voll. Alkoholismus war auch damals schon verbreitet und für viele die einzige Flucht aus dem Elend. Unkenntnis ist ganz sicher nicht der Grund für ihr Abrutschen

    Sie sagt, sie würde immer an Tom denken und sich erinnern wie lieb sie ihn hat. :-? Aber würde sie - ihrem Bruder zuliebe - der Ehe zustimmen?

    Da sie im Gegensatz zu ihrem Bruder wesentlich weniger egoistisch ist, traue ich ihr das zu. Außerdem hat sie sich bestimmt schon Gedanken über ihre möglichen Wege in der Zukunft gemacht.

    Die personifizierte Zeit, der "große Fabrikant" - mir haben diese Passagen richtig gut gefallen. Er beschreibt die Zeit mit Begriffen der Industrie, eine ungewöhnliche Idee, und so schöne Formulierungen fallen ihm da ein:

    Und wenn Du das im Original erst lesen könntest - Dickens konnte so herrlich mit Sprache umgehen, das ist ein Traum. Und auch ein Grund für diese Sogwirkung, die jetzt auch Eleonorah spürt.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • zu Kapitel 13


    Ein Zustand, in dem man nicht zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden und auch nicht aktiv handeln kann. Hat das noch jemand von Euch so empfunden beim Lesen?

    Sprachlich war dieses Kapitel wieder ein Beweis für die brillante Erzählkunst des Autors.

    Das Bild des Sturms der sich aufbaut und dann die Überleitung in dieses Traum/Albtraum

    Szenario, das ja schon beinahe surrealistische Züge annimmt.

    Anfangs war es wohl wirklich ein tiefer und schrecklicher Traum, aber gegen Ende hatte

    ich auch das Gefühl, dass er in eine Zwischenwelt gezogen wird, in der er die Vorgänge

    beobachten aber nicht eingreifen kann. Die Szene in der die kranke Frau nach der

    Giftflasche greift und ihn dabei ansieht, er aber wie gefesselt dasitzt, ist wirklich aller Ehren

    wert. Großes Kino.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Bad Monkeys

  • das ja schon beinahe surrealistische Züge annimmt.

    Ja, so hab ich die komplette Szene empfunden, ich hab nur nicht die treffende Beschreibung gefunden. Dann ging es mir also nicht alleine so. :wink:

    Liest Du jetzt eigentlich das Original oder eine Übersetzung?

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Kapitel 14:


    Es ist schon ungewöhnlich, dass Rachel Stephens Frau pflegt. Aber, wie schon beschrieben, jeder kennt jeden, und wenn Stephens Frau Rachels Freundin war, ist es nichts Ungewöhnliches. Aber diese Szene der "Nachtwache" ist schon sehr beeindruckend. Der Wachtraum von Stephen, seine Inaktivität - ich weiß noch nicht, wohin das Ganze führt. Der Stärkere von beiden ist für Rachel. Es bleibt spannend!


    Kapitel 15:

    Nun ist es soweit. Tom ist zum Jüngling gereift und muss zu Mr. Bounderby in die Lehre.

    Und Mr. Gradgrind eröffnet Luise, dass Mr. Bounderby um ihre Hand angehalten hat. Er ist 50 und sie ist 20 und laut Statistik, ist dies nichts Ungewöhnliches. Luises Zustimmung zeigt mir, dass Dickens zeigt, dass sie gar keine Wahl hat. Welche hätte sie denn? Wenn sie annimmt, ist sie abgesichert. Um nichts Anderes geht es hier. Die Ehe war im 19. Jahrhundert in den allerwenigsten Fällen eine Liebesheirat. Diese Idee kam erst in der Romantik auf. Eine Ehe war eine Zweckgemeinschft. Der Ehemann ernährt die Familie und die Frau bekommt die Kinder und führt den Haushalt. Bin jetzt gespannt, wie es weiter geht. Mich erschreckt die Emotionslosigkeit

    von Luise in diesem Moment.

  • Dickens konnte so herrlich mit Sprache umgehen, das ist ein Traum.

    Ich habe es bei den letzten Leserunden sehr genossen, wenn das Original zitiert wurde!


    Zu Kapitel 15

    Mich erschreckt die Emotionslosigkeit

    von Kuise in diesem Moment.

    Die finde ich auch erstaunlich. Das Gespräch mit ihrem Vater hatte für mich etwas Gespenstisches. Nicht nur, dass der Erzähler das Ticken der Uhr mit dem Pochen auf einen Sargdeckel vergleicht...

    Luise teilt ihrem Vater mit, dass sie keine Kindheit gehabt hätte, und ich als Leser habe auf einen emotionalen Ausbruch, einen Vorwurf oder dergleichen erwartet. Nichts da.

    Statt dessen wieder der Blick ins Feuer.


    Ihr Blick geht aber auch nach Coketown in die "trübe Ferne", ins Düstere, wo am Horizont die Fabriken Bounderbys stehen. Diesen Blick malt der Erzähler richtig aus. Im Gespräch heißt es dann: "Der ferne Rauch ward sehr schwarz und dicht" und gegen Schluss "nichts als öder einförmiger Rauch" -

    Luises Blick in die Zukunft ist also alles andere als rosig.


    Aber sie hat Pläne, verstehe ich das richtig? Ihr Leben ist so kurz und sie möchte etwas vollbringen, für das sie geschaffen sei - und nur unter dieser Voraussetzung (und dass das Wort "Liebe" weiterhin vermieden wird) nimmt sie den Antrag an.

    Was für Pläne? Will sie alles in Rauch und Feuer aufgehen lassen?

    Sie ist für mich eine der Figuren, die nicht an den Umständen scheitern, sondern ihr Leben in die Hand nehmen können/wollen. Und die vielleicht auch ihr Glück finden, aber bestimmt nicht mit dem dicken und alten Bounderby.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Das ist Dickens :love: Ist es das erste Buch von Dickens, das Du liest?

    Ja, genau. :) Ich habe bisher noch nie etwas von ihm gelesen. Es beeindruckt mich sehr, wie Dickens es schafft den Leser zu fesseln und zu berühren. :thumleft: Habe noch "Große Erwartungen" auf dem SuB.

    "Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich." (Dietrich Bonhoeffer) :love:


    "Don't look to the left or the right, look up to the throne of God."


    :study: "Die Bibel - AT und NT" + Kommentare von William MacDonald (Langzeitprojekt) :flower:

    :study: "Das Geisterhaus - Isabell Allende" (Minileserunde)