Verlagstext
Emma Davis ist Künstlerin und steht am Beginn einer großen Karriere. Niemand ahnt, dass sie in ihren Bildern eine traumatische Erinnerung verarbeitet. Vor 15 Jahren hat sie im Sommercamp in den Wäldern am Lake Midnight etwas Furchtbares erlebt: Ihre drei Freundinnen verschwanden eines Nachts, man fand keinerlei Spuren. Jetzt kehrt Emma zurück an den schwarzen See. So schön die Umgebung, so beklemmend ist die Atmosphäre im Camp. Und dann scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Erneut verschwinden drei Mädchen. Doch Emma ist fest entschlossen, sie zu finden − und endlich herauszubekommen, was damals geschah.
Der Autor
Riley Sager ist ein Pseudonym. Der Autor, in Pennsylvania geboren, ist Schriftsteller, Redakteur und Grafikdesigner und lebt in Princeton, New Jersey.
Inhalt
Emma Davis ist Malerin und malt seit Wochen nur ein
Thema, ihre Waldserie von drei Mädchen. Die Figuren verbirgt sie in den
Bildern, als wollte sie sie schützen und so am Leben erhalten. Nathalie, Vivian
und Allison verbrachten vor 15 Jahren gemeinsam mit Emma ihre Ferien im
feudalen Camp Nightingale für Töchter einflussreicher Familien aus Manhattan.
Eines Morgens wachte Emma allein in ihrer Hütte auf; die drei anderen Mädchen
waren verschwunden und wurden nie gefunden. Emma hat damals jemanden beschuldigt,
der Täter zu sein, und ihre Aussage nie zurückgenommen.
In diesem Sommer nun soll Emma im Camp als Mitarbeiterin
einen Kunstkurs anbieten. Nach 15 Jahren
Leerstand will Franny Harrris-White das Sommercamp wieder zum Leben erwecken
und vermutlich auch den angeknacksten Rufs einer Einrichtung verbessern, in der
damals drei Jugendliche spurlos verschwanden. Das Ferienlager für 75 Teilnehmer
liegt idyllisch auf dem Privatgrundstück der Harris-Whites. Frannys Urgroßvater
hatte nach dem Landkauf kritisiert, dass Gott auf seinem Grund und Boden keinen
See geschaffen hätte und spielte selbst Gott, indem er ein Tal und ein ganzes
Dorf fluten ließ. Bis heute hat sich die Legende gehalten, dass unter dem See
nicht nur das Dorf, sondern auch seine Bewohner begraben liegen.
Auch ohne das Raunen darüber, dass man beim Schwimmen
vielleicht über Tote gleitet, kann ich mir das Camp aus der Sicht verwöhnter
Stadtkinder sehr unheimlich vorstellen. Einfache Hütten ohne Strom, nachts mit
der Taschenlampe durch den Wald zum Klo marschieren, Mücken, Giftsumach und was
die Natur sonst noch an Gemeinheiten bereithält … Was hat sich Franny nur dabei gedacht,
ausgerechnet Emma als Mitarbeiterin einzustellen und ihr auch noch die Hütte
zuzuweisen, die Emma damals mit den vermissten Mädchen teilte?
Emma wirkte auf mich nicht gerade als zuverlässige
Chronistin. Auch wenn die Rückblenden im Buch exakt gekennzeichnet sind, hatte
ich den Eindruck, dass Emma zwischen Alpträumen und Realität und zwischen
Gegenwart und Vergangenheit nicht immer unterscheidet. Wie damals spielt sie
auch in der Gegenwart mit ihren jugendlichen Mitbewohnerinnen „2 Wahrheiten + 1
Lüge“, das in Emmas Jugend im Camp ausufernd gespielt wurde. Die Frage nach
Wahrheit und Lüge war für mich eine weiteres Stilmittel, mit dem Riley Sager
seinen Lesern eine Gänsehaut verschafft. Nachdem Emma durch Vivians Tagebuch
auf eine konkrete Spur gelenkt wurde, eskalieren die Dinge im Camp, als wieder
drei Teilnehmerinnen verschwinden – Emmas drei Mitbewohnerinnen.
Fazit
Du musst wie im Märchen die Brotkrumen immer eine Spur auslegen, damit du deinen Weg zurückfindest, hatte Vivian damals Emma eingeschärft. Genau das tut hier der Autor, indem er zahleiche Spuren auslegt, warum vor 15 Jahren drei Jugendliche am Lake Midnight verschwanden. Wer oder was war Auslöser dafür - das Gelände und seine Vergangenheit, ein bestimmter Täter oder könnte die Ursache in Emmas schwieriger Persönlichkeit liegen? Die unheimliche Atmosphäre im sehr gut getroffenen Lageralltag und die raffinierte Verschachtelung zahlreicher Spuren haben mich konstant an das Buch gefesselt, auch wenn ich nicht gerade Thriller-Elemente darin entdecken konnte.