Walt Whitman - Jack Engles Leben und Abenteuer / Life and Adventures of Jack Engle

  • Verlagstext

    "Ein unbekannter Roman Walt Whitmans, der ein multikulturelles Amerika preist – eine Weltsensation zur rechten Zeit." Wieland Freund

    Humorvoll-lakonisch erzählt Walt Whitman eine klassische Aufstiegsgeschichte in der Tradition des großen Charles Dickens, allerdings in der Neuen Welt, mitten in New York. Er schildert die Schattenseiten der rasant wachsenden Metropole, verschweigt weder das Elend der Notleidenden noch die Korrumpierung derer, die an der Wall Street zu schnellem Geld gekommen sind. Doch vor allem feiert er in seinem "Jack Engle" uramerikanische und urdemokratische Tugenden: den Glauben an den unveräußerbaren Glücksanspruch des Einzelnen, die Zuversicht und den Pioniergeist der kleinen Leute, ihren Mut zur Improvisation und nicht zuletzt die alles überragende Leitidee der Einwanderernation – sich gemeinsam, ohne Ansehen von Herkunft, Stand oder Religion, aufzumachen in eine bessere Zukunft.

    1852 als Fortsetzungsroman im "Sunday Dispatch" erschienen und erst 165 Jahre später als Schöpfung Walt Whitmans identifiziert – ein kleines Wunder der Weltliteratur! 2017 ist sie erstmals in deutscher Übersetzung zu entdecken, die Lebensgeschichte eines Waisenjungen, der auf den Straßen New Yorks lernt, sich mit Fäusten, flinker Zunge und viel Köpfchen zu behaupten. Keine ganz gefahrlose Sache in diesem brodelnden Eldorado der Überlebenskünstler aus aller Herren Länder ...


    Der Autor

    Walt Whitman (1819–1892) war Schriftsetzer, Lehrer und Wohnungsmakler, ehe er der erste Weltpoet der USA wurde. Seine sprachmächtigen, rhythmisch frei schwingenden Hymnen, mit denen er das Land und die Leute seiner Heimat besang, die unermesslichen Weiten der Meere und die gewaltigen Städte, die Schönheiten der Natur und die Erhabenheit menschlicher Erfindungen, suchen in der modernen Dichtkunst ihresgleichen. Neben seinem lyrischen Hauptwerk "Leaves of Grass" ("Grasblätter") schrieb er auch Prosa. "Life and Adventures of Jack Engle" erschien anonym und fand deshalb bis zur Aufdeckung der Autorschaft Whitmans durch Zachary Turpin im Jahr 2016 keine Beachtung.


    Inhalt

    Die Entdeckung eines verschollenen oder bisher unbekannten Manuskripts kann ebenso spannend sein wie die darin erzählte Geschichte. Walt Whitmans Roman „Jack Engles Leben und Abenteuer“ lässt sich zum Glück exakt den Arbeitsnotizen des Autors in seinem Notizbuch zuordnen. Whitman erzählt darin vom elternlosen Jack, der von Mr Forster, einem Lebensmittelkaufmann in der New Yorker Bowery, an Kindes statt aufgenommen wird. Fosters einziges Kind ist verstorben. Den eifrigen und lernwilligen Straßenjungen will Foster unbedingt fördern. Möglicherweise, um seinen eigenen Traum vom Aufstieg verwirklicht zu sehen, verschafft Foster dem Jungen eine Stelle als Botenjunge und Lehrling in der Anwaltskanzlei des Herrn Covert. Das Leben auf der Straße hat Jack gelehrt, über sein eigenes Schicksal hinauszusehen, er ist eine wirklich bemerkenswerte Persönlichkeit. Foster trägt den Ruf eines guten Menschen wie aus dem Bilderbuch vor sich her gütig, bescheiden, selbstlos. Jeder wird dem Kaufmann seinen geschäftlichen Erfolg gönnen, den er sich mit Fleiß und Zuverlässigkeit erarbeitet hat, ohne je sein Mitgefühl für weniger Begünstigte zu verlieren. Jack weiß Fosters Fürsorge zu schätzen, nur ist die Arbeit bei einem dubiosen Rechtsanwalt so gar nicht nach seinem Geschmack. Lieber würde Jack richtig arbeiten; Vorbild ist ihm sein alter Freund Tom Petersen, von Beruf Maschinenschlosser. Mit Hilfe eines betagten Bürodieners durchschaut Jack – dem selbst bisher nur Gutes widerfuhr - Covert. Er kann dieses Wissen nicht nur nutzbringend einbringen, sondern zugleich das Rätsel seiner eigenen Herkunft lösen. In Coverts Kanzlei laufen alle Fäden zusammen. In der editorischen Notiz im Anhang erfährt man, dass Whitman die Tätigkeit eines Büroboten aus eigener Anschauung beschreibt.


    Fazit

    Walt Whitmans vom amerikanischen Aufstiegswillen durchdrungener Stoff erinnert spontan an Dickens‘ Romane. Mit einem Abstand von 160 Jahren lässt er sich heute beinahe als historischer Roman lesen, wie kleine Leute in der Bowery lebten, wie es sich als knapp 20jähriger Adoptivsohn lebte und welchen Einfluss die Werte der Quäker im Alltag hatten. Whitmans Figuren wirken recht eindimensional, so sind Mr Foster, Jack und Martha durch und durch gut; Mr Covert dagegen ist durch und durch ein Schuft. Von einem Fortsetzungsroman wurde vermutlich erwartet, dass er die Moral der Geschichte kompakt auf kleinem Raum unterbringt. Sei vorsichtig mit deinem Urteil über andere Menschen, könnte Whitmans Botschaft lauten, selbstverständlich auch, jeder kann es schaffen, der die Ärmel hochkrempelt.


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