Autor: Jón Kalman Stefánsson
Titel: Sommerlicht, und dann kommt die Nacht, aus dem Isländischen von Karl-Ludwig Wetzig
Originaltitel: Sumarljós og svo kemur nóttin, erschien erstmals 2005
Seiten: 320 Seiten in acht Kapiteln
Verlag: Piper Taschenbuch
ISBN: 9783492302289
Der Autor: (von der Piper-Verlagshomepage)
Jón Kalman Stefánsson, geboren 1963 in Reykjavík, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern seines Landes. Er arbeitete in der Fischindustrie, als Maurer und Polizist, bevor er sich in Mosfellsbær bei Reykjavík niederließ. Sein Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und in ganz Europa ausgezeichnet, u.a. mit dem isländischen Literaturpreis. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit dem Roman »Himmel und Hölle«, zuletzt erschienen »Fische haben keine Beine« und »Etwas von der Größe des Universums«. 2018 war Jón Kalman Stefánsson für den alternativen Literaturnobelpreis nominiert.
Inhalt: (Klappentext)
Wie nur erträgt man die langen dunklen Winter dicht am Polarkreis auf der Suche nach ein bisschen Leben und Liebe? Eine Frage, mit der sich auch die Bewohner eines kleinen 400-Seelen-Orts im äußersten Westen Islands konfrontiert sehen. Stets sind sie in Gefahr, in Kleinstadtlethargie zu verdämmern – und so müssen sie selbst dafür sorgen, dass ihre Tage aufregend werden.
Meinung:
Von Jón Kalman Stefánsson las ich bislang «nur» die Himmel und Höllen-Trilogie, drei empfehlenswerte Bücher, in der es vor Schnee, Eis und Kälte nur so strotzt. Daher hatte ich den isländischen Schriftsteller immer mit Romanen für die kalte Jahreszeit in Verbindung gesehen, und auch dieses Buch längere Zeit liegen gelassen. So ein Quatsch - Jón Kalman Stefánsson kann auch ganz tolle Geschichten erzählen, die nicht von Kälte handeln; in Island ist ja auch nicht das ganze Jahr über Winter…
Hier also porträtiert er ein Dorf, etwas abgelegen von der Hauptstadt Reykjavík und erzählt in jedem der insgesamt acht Kapiteln von einem anderen Bewohner/in, von ihren Sehnsüchten, Träumen und Ängsten. Und weshalb sie so sind, wie sie sind. Denn teilweise leben hier schon eigenbrötlerische Gestalten: der ehemalige Fabrikbesitzer, der plötzlich über Nacht Latein lernt und sich für Sterne und den Sinn des Lebens interessiert, ein depressiver Dorfsheriff, ein ehemaliger Bauer, der Angst vor der Dunkelheit im Lagerraum hat, eine resolute Restaurantbetreiberin, etc.
Alles sorgsam skizzierte Protagonisten, die kurz ins Blickfeld des Erzählers rücken, und in späteren Kapiteln nur noch kurz in Erscheinung treten – eben im Leben der Anderen. Und so entsteht nach und nach eine abwechslungsreiche Skizze des Lebens im ländlichen Island, wo Realität und Spuk, Fantasie, Magie noch so eng beieinander liegen, dass man auch als Leser nicht recht zu unterscheiden weiß. Hat mir sehr, sehr gut gefallen. Und nun werde ich Bücher des Autors auch im Sommer lesen…