Birgit Jasmund - Das Geheimnis der Zuckerbäckerin

  • 1730 in der Nähe von Dresden. Die Waise Christina Johanni arbeitet als Magd in einem Haushalt einer Bäckerfamilie, doch am liebsten würde sie immer nur in der Backstube stehen. Doch das gefällt der Hausherrin gar nicht, so verliert Christina ihre Anstellung. Durch einen Zufall lernt sie den Adligen Emilius von Kobsdorff kennen, der ihr ein ungewöhnliches Angebot unterbreitet. Emilius hat eine Wette mit seinem Freund, dem Arzt Laurenz Schumann, laufen, in der es darum geht zu beweisen, dass Adel kein Geburtsrecht, sondern dass er eine reine Erziehungssache ist. So schlüpft Christina in die Rolle von Emilius adliger Cousine und begleitet ihn auf das Große Campement der beiden Monarchen Friedrich August und Friedrich Wilhelm. Für all die dort gesammelten Soldaten wurden extra große Backhäuser aufgestellt, und Christina kann einfach nicht wiederstehen, die eine oder andere Backware selbst herzustellen, obwohl Emilius es ihr verboten hat. Im Backhaus trifft sie auf den Bäcker Adrian, mit dem sie schon bald ein Herz und eine Seele ist. Wird es Emilius gelingen, seine Wette zu gewinnen? Und wie wird Christina ihren neuen Freunden erklären, dass sie gar keine Adelige ist?


    Birgit Jasmund hat mit ihrem Buch „Das Geheimnis der Zuckerbäckerin“ einen ganz passablen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bildgewaltig, schnell findet sich der Leser in einem vergangenen Jahrhundert an der Seite von Christina wieder und darf sie eine Weile begleiten, in der sie eine aufregende Zeit erlebt. Die Autorin erzählt ihre Handlung durch vielfältige Handlungsstränge, so kann der Leser nicht nur die Soldaten beim Formieren auf dem Feld und das Soldatenleben im Allgemeinen beobachten, sondern schnuppert auch Backduft in den großen Feldbäckereinen. Ebenso bekommt er einen Blick auf die adlige Gesellschaft geboten, die sowohl höflich als auch intrigant miteinander umgeht und sich für etwas Besseres hält. Die historischen Fakten wurden von der Autorin schön recherchiert und mit ihrer fiktiven Handlung verwoben. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind farbenfroh und bildhaft gestaltet. Der Spannungsbogen wird sehr gemächlich angelegt und steigert sich auch nicht sehr viel weiter in die Höhe.


    Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Sie wirken aufgrund ihrer individuellen Ecken und Kanten sehr realitätsnah und authentisch. Der Leser kann seine Sympathien gleichmäßig verteilen und sich in den einen oder anderen gut hineinversetzen. Christina Johanni ist eine hilfsbereite und sympathische Protagonistin. Sie scheut keine harte Arbeit, denn nichts wünscht sie sich mehr als Bäckerin zu sein. Doch sie ist auch eine ehrliche Frau, der das Lügen und Taktieren widerstrebt und so ihre Rolle nicht gut spielen kann. Aber gerade ihre erfrischende offene Art öffnet ihr so manches Herz der Adligen. Teresa ist eine wohlerzogene adlige Tochter, die ihren eigenen Kopf hat und sich dem elterlichen Heiratswunsch entgegenstellt. Sie freundet sich schnell mit Christina an. Emilius ist ein Filou erster Güte, ein Mann, der gern spielt und andere bevormundet, solange er nur gewinnt. Laurenz ist Arzt mit Passion, der gleichzeitig elegant und eloquent wirkt. Adrian ist ein junger Bäcker, der den elterlichen Betrieb fortführt. Auch die übrigen Protagonisten wie z.B. die Monarchen oder Adlige stützen die Handlung und machen sie rund.


    „Das Geheimnis der Zuckerbäckerin“ ist ein historischer Roman, der für abwechslungsreiche und unterhaltsame Lesestunden sorgt und einen guten Einblick in das Große Campement der damaligen Fürsten bietet. Verdiente Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Die 22-jährige Magd Christina backt für ihr Leben gerne und möchte Bäckerin werden. Heimlich werkelt sie in der Backstube ihrer Dienstherren und erschafft süße Köstlichkeiten. Deshalb verliert sie ihre Anstellung. Zufällig begegnet sie dem Adeligen Emilius von Kobsdorff, der eine Wette gewinnen möchte. Christina schlüpft in die Rolle einer Adeligen. Das gefällt ihr und sie genießt das unbeschwerte Leben, doch dann verliebt sie sich und muss eine Entscheidung treffen.

    Dies ist mein erstes Buch von Birgit Jasmund und sie konnte mich mit ihrem authentischen und unterhaltsamen Schreibstil gleich packen.

    Es ist gut gelungen, die fiktiven Personen in das historisch belegte Geschehen einzubinden. Es ist großes Tamtam, was des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. und der polnische König August II. bei ihrem großen Campement veranstalten.

    Die Charaktere sind alles sehr gut ausgebildet. Christina ist eine sympathische junge Frau, die das Leben nimmt wie es kommt. Ihre Leidenschaft gilt dem Backen, was sie den Job kostet. Daher lässt sie sich auch auf diese verrückte Geschichte ein. Es ist ein bisschen wie „My fair Lady“. Dass sie sich damit nicht nur Freunde macht, ist ja vorauszusehen. Emilius ist ein Bruder Leichtfuß, dem öfters mal die Leviten gelesen werden müssen. Es kann ihm nicht gefallen, dass Christina sich über seine Anordnungen hinwegsetzt und weiter Backwaren produziert. Bei einer solchen Aktion trifft sie den Bäcker Adrian und es kommt wie es kommen muss…

    Mir hat dieser historische und unterhaltsame Roman rund um den „Dresdner Stollen“ gut gefallen.

  • Ich bin eher kein Fan von historischen Romanen, aber die Rezension von dreamworx hat mich neugierig gemacht.

    Tatsächlich habe ich "Das Geheimnis der Zuckerbäckerin" auch in einem Rutsch durchgelesen und empfand das Buch echt als gute Unterhaltung. Den Schreibstil fand ich wirklich flüssig, die Geschichte hat einen schönen Bogen, wenn auch mit ein paar wenigen Logikfehlern.

    :D

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    "Baumhaus ist, wenn man die Leiter hochzieht, Bauchschmerzen kriegt vom Kirschenessen, Vogeldreck im Haar trägt und trotzdem nie wieder runterkommen will." (Juli Zeh in Corpus Delicti)