Brigitte Riebe - Pforten der Nacht

  • Kurzmeinung

    Smoke
    dicht und authentisch erzählt, aber so schrecklich düster und voll von ekligem Fanatismus
  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Eine ergreifende Dreiecksgeschichte um Reichtum und Armut, Liebe und Eifersucht.
    Köln im Jahre 1338. Als Kinder schworen sie sich ewige Freundschaft: Esra, Neffe eines Rabbiners, und Johannes, Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns. Beide begehren gegen ihre Familien auf. Esra wehrt sich gegen die engen Fesseln des Ghettos, Johannes will Mönch werden. Aber die Freundschaft droht zu scheitern – denn beide kämpfen um die Liebe derselben Frau: Anna, die Halbwaise aus dem Färberviertel. Doch die Pest bricht aus, und das Schicksal kettet die Rivalen auf tragische Weise aneinander …


    Autorin (Quelle: amazon)
    Für promovierte Historikerinnen ist es nicht unbedingt typisch, dass sie historische Romane zu verfassen. Doch Brigitte Riebe, 1953 in München geboren, hat sich nach ihrer Tätigkeit als Lektorin genau dafür entschieden. Sie möchte, wie sie sagt, „Geschichte durch Geschichten erzählen.“ Ihr erster Roman, „Palast der blauen Delphine“, erschien 1994, zahlreiche weitere schriftstellerische Reisen in die Vergangenheit folgten. Unter dem Pseudonym Lara Stern veröffentlicht sie zudem eine erfolgreiche Krimireihe. Riebe lebt heute als freie Schriftstellerin in der bayerischen Landeshauptstadt.


    Allgemeines
    Erschienen am 5. Mai 2008 im Diana Verlag als TB mit 512 Seiten
    Gliederung: Prolog – drei Bücher mit nummerierten Kapiteln – Epilog – Nachwort – Danksagung – Personenverzeichnis – Glossar
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsorte und -zeit: Köln und andere Orte, 1338 bis 1349


    Inhalt
    Der Jude Esra, Neffe eines Rabbiners, der Kaufmannssohn Johannes und Anna, die Tochter eines Färbermeisters, sind von Kindheit an durch Freundschaft und „Blutsbrüderschaft“ miteinander verbunden. Jeder der drei hat sein Päckchen zu tragen. Esra fühlt sich und seine Familie durch die wachsende Judenfeindlichkeit der christlichen Mehrheitsbevölkerung bedroht. Außerdem glaubt er, dass Anna, in die er verliebt ist, den Christen Johannes bevorzugt und er als Jude keine Chance bei ihr haben kann. Johannes wiederum fühlt sich ebenfalls sehr zu Anna hingezogen, noch mehr aber liebt er Gott. Er möchte Mönch werden, was ihm größte Probleme mit seinem Vater einbringt, denn dieser fordert, dass Johannes wie sein älterer Bruder ins Geschäft einsteigt. Anna fühlt sich beiden jungen Männern sehr verbunden, sie würde am liebsten durch Heirat ihrer Familie entfliehen, da sie mit der zweiten Frau ihres Vaters nicht zurechtkommt. Infolge eines schicksalhaften Vorfalls wird ihr dieser Wunsch zwar erfüllt, aber nicht so, wie sie es sich erträumt hatte…


    Beurteilung
    Die drei Protagonisten stehen exemplarisch für Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Gruppen, doch neben ihnen gibt es noch weitere Romanfiguren, denen die Autorin viel Aufmerksamkeit schenkt, so z.B. Annas Tante, die Begine Regina, die ein düsteres Geheimnis mit sich herumträgt.
    Die Autorin entwirft ein farbenprächtiges Bild der Vierzigerjahre des 14. Jahrhunderts, einer Zeit, die von tiefer Religiosität einerseits, aber auch „sündiger“ Lebensfreude und Grausamkeit andererseits geprägt ist. Die Juden Kölns leben in einem von Mauern umgebenen Teil der Stadt, für einen Schutzbrief des Kaisers müssen sie eine „Kopfsteuer“ entrichten. Die Christen agieren zunehmend antisemitisch; als die Pest ausbricht, glaubt man, in den Juden als vermeintlichen Brunnenvergiftern einen passenden Sündenbock gefunden zu haben und es kommt am 24. August 1349 zu einem Pogrom, das viele Menschen das Leben kostet. In einem informativen Nachwort äußert sich die Autorin zu der Entwicklung, in deren Verlauf die Juden von im Hochmittelalter geschätzten Mitbürgern zu rechtlosen und vielen Bürgern verhassten Menschen wurden. Ein Glossar erklärt Begriffe aus dem jüdischen Alltag und erleichtert damit Lesern ohne größere Vorkenntnisse das Verständnis.
    Der Erzählstil ist flüssig und anschaulich, allerdings hätte es nicht ganz so viele erotische Szenen geben müssen – diese erinnern gelegentlich an seichtere Vertreter des historischen Genres.


    Fazit
    Ein unterhaltsamer und informativer Roman, der ein farbenprächtiges Panorama der mittelalterlichen Stadt Köln zur Zeit des Schwarzen Todes entfaltet und besonders den Antisemitismus der Epoche thematisiert!

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    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998