Die Ernte

Buch von Amy Hempel, Jakob Jung

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Ernte

New York Times Book Review Book of the Year Amy Hempel ist in Deutschland eine der großen unentdeckten Stimmen der amerikanischen Literatur. Die vier schmalen Bändchen, die sie in den letzten 30 Jahren veröffentlicht hat, sind in den USA und anderen Ländern Europas bereits moderne Klassiker. Die minimalistischen Geschichten von Amy Hempel sind Kleinode, in die man hineingeworfen wird, um verändert wieder aufzutauchen. Sie sind scharfsichtige Portraits scheinbarer Nichtigkeiten. Die immer wiederkehrenden Motive sind zugleich die Grundthemen Amy Hempels: der Tod, als beständiger Begleiter, die omnipräsente Angst vor menschlichen Bindungen, der unsichere Grund, auf dem sich die Figuren bewegen, Schlammlöcher und Erdbeben, das Auftreten von Einzelgängern, die zu empfindsam sind, um das Wanken der Welt nicht zu bemerken. Diese Geschichten entfalten ihren Sog im ersten Satz, sie sind unheimlich, verstörend, immer originell – und jede tritt eine Lawine los, die sich wie eine unbezahlte Rechnung im Kopf des Lesers festsetzt. Amy Hempel (*1951) lebt in New York City und unterrichtet Creative Writing in Harvard. Sie hat vier Bände mit Kurzgeschichten veröffentlicht: Reasons to Live (1985), At the Gates of the Animal Kingdom (1990), Tumble Home (1997) und The Dog of the Marriage (2005). Ihre Collected Stories gehören zu den Top 10 der New York Times Book of the Year Liste. Ihre Geschichten wurden u.a. in Harper’s, GQ, Vanity Fair veröffentlicht und in Anthologien wie The Best American Short Stories and The Norton Anthology of Short Fiction aufgenommen. Sie war Stipendiatin der Guggenheim Foundation und der United Artists Foundation of Arts and Letters. 2008 wurde sie mit dem REA Award for the Short Story ausgezeichnet, 2009 erhielt sie den PEN/Malamud Award for Excellence in the Short Story. 'Literaturereignis des Jahres' Village Voice 'Lebendig und echt. mörderisch komische Stories, die wie alle echte Kunstwerke zur Erlösung führen.' The New York Times Book Review “Alle Sätze sind nicht nur ausgefeilt, sie sind auf Hochglanz poliert. Alle Zitate und Witze, die Hempel wie ein Kabarettist streut, sind so komisch und so wichtig, dass man sie über Jahre nicht wieder vergessen kann. Genauso wie Hempel sie im Gedächtnis behalten hat, daran festgehalten hat, sie aufgespart hat für einen Platz, an dem sie in vollem Glanz erstrahlen können.“ Chuck Palahniuk
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Bewertungen

Die Ernte wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Ernte

    […]
    Diese Eindrücke kann ich alle bestätigen. Aber ich muss schon sagen, dass Amy Hempel eine glänzende Stilistin ist. Sie ist offensichtlich eine Autorin, die genau weiß, was sie tut. Alles wird sehr knapp beschrieben. Und sie ist wirklich sehr treffsicher darin, das für die jeweilige Situation erhellende Verhalten der Figuren zu beschreiben: die Art etwa, wie eine Geste ausgeführt wird, wird zum bedeutsamen Träger der Charakterisierung ihrer Figuren, ist nicht bloß reine Illustration. Und oft erkenne ich doch, auch wenn es keine gängige Beschreibung ist, wie typisch die von ihr herausgepickte Geste oder Situation ist. Was sie als Erzählerin doch sehr auszeichnet: Das Gewöhnliche im Ungewöhnlichen finden oder: eine besondere Beobachtung, die noch nicht als ausgelutschte Beschreibung des Normalen Verwendung findet.
    Obendrein ist Amy Hempel aber auch eine wahre Königin im Auslassen von Informationen. Was schon einen sehr verfremdenden Effekt auf die geschilderte Wirklichkeit hat: Alles wird dadurch auch schnell unheimlich und grotesk (Saunders Stil tatsächlich ähnlich). Und dank dieser Leerstellen, deren Inhalt zu wissen mir wie vorausgesetzt vorkommen soll, wirken diese Kurz- und Kürzestgeschichten eigentlich wie Ausschnitte einer größeren Geschichte. Kaum etwas wird anfangs erklärt. Vorgeschichten muss sich der Leser selbst erschließen oder erraten. Das führt im besten Fall zu einer Verunsicherung des Lesers. Was mir einer der liebsten Zustände ist, in den mich Literatur versetzen kann. Der Autor muss mich nicht in Sicherheit bringen, dafür bin ich schon selbst zuständig. Insofern gefallen mir die Geschichten also. Allerdings entgleiten sie einem auch sehr schnell wieder, da wenig "erzählerisches Fleisch" da ist und die Figuren meist sehr rätselhaft bleiben. Angerissene Existenzen. Aber die sind mir lieber als Langweiler. Nur leider gibt es auch gar nicht so wenige Erzählungen, die mir völlig unverständlich bleiben. Wo bei mir im Grunde gar nichts aus dem Verhältnis Autor - Text - Leser hervorgeht. Und das ist schade bzw. sollte nicht allzu oft pro Erzählungsband vorkommen.
    Tatsächlich würde ich dringend dafür plädieren, den Band in einem Rutsch durchzulesen, als wäre es eine große Geschichte. Sie scheinen mir so besser zu wirken. Vereinzelt bröseln sie doch leicht weg. Hilfreich ist es, wenn sich kleine Gemeinheiten oder groteske Überzeichnungen wie Widerhaken in das Gedächtnis des Zuschauers bohren: Der Junge in "Was an dir am meisten Mädchen ist", der sich den Namen des Mädchens in die Haut näht - wie als besondere Variante der Blutsbrüderschaft, und der obendrein versucht, seine Zähne durch Heiß-Kalt-Wechseltrinken zum Zerspringen zu bringen, was sein individuelles Hineintasten in die Grenzen seines Körpers darstellen mag, in einer Zeit des Heranwachsens, wenn sich der eigene Körper im Begehren den Körpern anderer Menschn öffnet. Oder die junge Frau von der Zeitarbeitsfirma in "Tiefenrausch", die gerufen wird, als sich eine nur unwesentlich ältere Frau ausgerechnet an Halloween den Rücken verrenkt hat, und nicht selber zur Tür kann, um den Kindern Süßigkeiten zu geben, auf dass sie ihr nicht "als Saures" den Garten umgraben oder das Haus beschmieren oder mit Kot verdrecken - eine seltsame Geschichte über die Brüchigkeit der alltäglichen Normalität. Oder die übersteigert sentimentale Tierliebe in "Vor den Toren des Tierreichs" über eine ältere Frau, die fremde Kinder hütet und ins Aquarium ausführt, wo ein Rundumbecken für Schwindel sorgt, was in einem Albtraum über die rituelle Tötung eines Hundes endet. Das Groteske und der schon fast körperlich unangenehme, manchmal unappetitliche Schock in diesen Geschichten helfen, meine Empathie mit den Figuren zu aktivieren. Diese Geschichten gehen mir insofern näher als mancher nur kryptische Text und bleiben mir also auch besser in Erinnerung. Liest man alle Geschichten in einem Rutsch, dehnt sich diese "Beteiligung" auch auf die kryptischen Texte aus, die so weniger enttäuschen, auch wenn ich sie meist kaum über das Verstörende hinaus begreife. Das Bloßlegen von Rissen in unserer gegenwärtigen Gesellschaft? Anscheinend. Alles in allem bin ich vorsichtig für dreieinhalb Sterne zu haben, wobei einzelne Geschichten (z.B. die drei genannten) merklich darüber sind.
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Ausgaben von Die Ernte

Taschenbuch

Seitenzahl: 120

Besitzer des Buches 2

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