Ce que j'ai voulu taire

Buch von Sándor Márai

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ce que j'ai voulu taire

    Original : Hallgatni Akartam (Ungarisch, verfasst zwischen 1949/50, erschienen 2013)
    INHALT :
    Dieser verloren geglaubte und erst kürzlich in Ungarn erscheinene 3. Teil der « Bekenntnisse eines Bürgers » ist eine Chronik der Jahre Marais in Ungarn exakt vom Tage der Nachricht vom Anschluß Österreichs ans « Reich » im März 1938 bis hin zum August 1948 und dem Weggang der Familie ins Exil. Es geht hier aber, neben einigen Schilderungen persönlicher Art (eingeflochten in diesen geschichtlichen Zusammenhang) um die zentrale Frage : Wie ist Ungarn da gelandet ?, das heißt : mit dem Deutschen Reich zu paktisieren und im Anschluß an den II. Weltkrieg ein Satelitenstaat der UdSSR zu werden ? Marai liefert hier eine tiefgründige Analyse der ungarischen Gesellschaft, eingebunden in das Weltgeschehen. Dabei nimmt er die Ausgangsstellung eines Bürgers und Humanisten ein, als der er sich in der bis dahin bestehenden ungarischen Gesellschaft verstand.
    BEMERKUNGEN :
    Einige Eckdaten und Schlüsselfiguren dieser zehnjährigen Periode dienen als Ausgangspunkt für die essayistischen (finde kein anderes Wort) Überlegungen und Kommentare Marais zum Zeitgeschehen. Man muss es sich aber auch mal vorstellen (und Marai selber merkt es nahezu ungläubig an), wie innerhalb von gerade mal zehn Jahren, zwischen 1938 und 1948, Ungarn aus einer alten Epoche, zumindest gemäß dem Empfinden Marais, hinüberkippte in ein Verschwinden einer ganzen Welt, hier insbesondere des Bürgertums, hineinschwankte in eine Kollaboration mit dem III. Reich und dann nach Ende des Weltkrieges in eine andere Diktatur überging. Den ersten Übergang macht Marai am Tag des Anschlusses Österreichs ans « Reich » fest : verschwanden da nicht für Leute wie ihn die letzten Hoffnungen einer friedlichen Welt ? War dies nicht schon quasi die Vorausankündigung noch weiterer Schritte ?
    Gekonnt analysiert der Autor die Umstände zeitgeschichtlicher Art, die die Annexion, bzw Wiedereingliedrung ermöglichten : das Schweigen der Großmächte… Aber auch, als Gegenstück in Ungarn, neben der berechtigten Sorge einiger weitschauender Menschen auch schon eine mehr oder weniger latente Bereitschaft mitzuziehen, zunächst passiv, dann auch als Alliierte der Nazis.
    Immer wieder scheint durch, wie sehr sich Marai dem kultivierten, traditionellen Bürgertum verbunden wußte, das in diesen Jahren verschwand und zwischen die Fronten geriet. Dies hat wohl nichts mit den Assoziationen zu tun, die für manche später diese Bezeichnung auslöste (Enge, Muffigkeit etc). Man erahnt auch, welche Gewalt man dem Schriftsteller antut, wenn man ihn etwa unter diesem Vorwand in jüngster Zeit allgemein in Ungarn unterrichtete, allerdings im Kontext einer rechts-nationalen Politik ! Womit Marai ebenso wenig zu tun hatte wie später dem « Bolschewismus », wie er die Eingliederung als Satelitenstaat in den Machtbereich der UdSSR nannte.
    Im zweiten Teil geht es um Folgeerscheinungen und Analysen des Trianon-Vertrages, durch den Ungarn Zweidrittel seines Landes an die Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien verlor. Für Marai nicht nur eine Untat, aber auch Erfahrung eines Heimatverlustes : er selber wurde in Oberungarn (Kassa/Kaschau) geboren und verließ als junger Mann diese Heimat als sie an die Tschechoslowakei fiel. So erst kam er nach seinen ausgedehnten Studienreisen nach Budapest. Als im November 1938 dieser ungarische- »tschechische » Teil wieder zurück an Ungarn fiel, kehrte er kurz zurück in seine Heimatstadt, vielleicht erfüllt von einer gewissen Erleichterung. Doch der Umgang der dorthin ausgesandten Truppen aus Ungarn ernüchterten schnell. Er versteht, wie hier « nationale Geühle » geschickt ausgenützt worden waren, um einige Ungarn mit dem Zeitgeschehen zunächst einmal zu versöhnen ! In dem Zusammenhang schildert Marai die wachsenden, und schon latenten, Sympathien gegenüber den Nazis und die Kollaboration, eine wahre moralische Niederlage.
    Einige Portraits gewisser ungarischer politischer Persönlichkeiten und ihre nahezu tragische Verwicklung in die historischen Ereignisse durchziehen das Buch. Einige hat Marai persönlich gekannt und gekreuzt.
    Es handelt sich hier also um den dritten Band der « Bekenntnisse eines Bürgers ». Zumindest den ersten Band habe ich als erzählerisch reicher in Erinnerung, ging es vielleicht auch (noch) um eine sorglosere Zeit ? Hier aber lädt die Schicksalsträchtigkeit der geschichtlichen Epoche Marai zu seinen Überlegungen an, die vielen Interessierten an Zeitgeschichte einiges Interessante zu sagen haben. Mag sein, dass Marai unbewußt auch eine gewisse Naivität entschuldigen will mit der er selber quasi in die Ereignisse stolperte ?
    In den Eingangsbetrachtungen finden wir Passagen, die geprägt sind von einer Verpflichtung, aber auch einer Nostalgie einem Bürgertum gegenüber, das verlorengegangen ist. In diesen Passagen schien mir Marai der Haltung eines Stefan Zweigs nahe, so wie sie in der « Welt von Gestern » durchscheint.
    AUTOR :
    Sándor Márai (* 11. April 1900 als Sándor Károly Henrik Grosschmid in Kaschau/Kassa, Österreich-Ungarn; † 22. Februar 1989 in San Diego/USA durch Selbstmord) war einer der bedeutendsten ungarischen Lyriker, Schriftsteller und Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er studierte in Leipzig, lebte in Frankfurt, Berlin und Paris bevor er in den 30iger Jahren nach Ungarn heimkehrte (allerdings nicht in das durch den Trianon-Vertrag slowakisch gewordene Heimatstädtchen, sondern nach Budapest!). Und dort ein auch international gefeierter Autor wurde. Márai führte nach seiner Emigration aus Ungarn ein Wanderleben, das in Einsamkeit und Depressionen endete.
    Mit der Neuausgabe seines Romans « Die Glut » erfuhr er 1998 eine vielbeachtete Renaissance in Deutschland. Márai hatte unter anderem deutsche Wurzeln und schrieb zunächst auch auf Deutsch, ab 1928 publizierte er nur noch in ungarischer Sprache. (Quelle : http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A1ndor_M%C3%A1rai und auch wiki.fr)
    Broché: 200 pages
    Editeur : ALBIN MICHEL (29 octobre 2014)
    Collection : LITT.GENERALE
    Langue : Français
    ISBN-10: 2226312382
    ISBN-13: 978-2226312389
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Ausgaben von Ce que j'ai voulu taire

Taschenbuch

Seitenzahl: 200

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