Etta und Otto und Russell und James

Buch von Emma Hooper, Michaela Grabinger

Bewertungen

Etta und Otto und Russell und James wurde insgesamt 9 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,7 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Etta und Otto und Russell und James

    Inhalt
    Der letzte Pilgerweg einer 83-Jährigen
    Die 83-jährige Etta hat ihren Mann Otto allein gelassen und sich zu Fuß auf den Weg ans Meer gemacht. Aus Saskatchewan wäre der Weg an den Pazifik nach Vancouver näher. Doch Etta marschiert in Richtung Halifax, zum kanadischen Hafen, von dem aus kanadische Soldaten zum Militärdienst im Zweiten Weltkrieg verschifft wurden und zu dem manche von ihnen wieder zurückkehrten. Für Etta hat Halifax eine weitere persönliche Bedeutung; hierher wurde ihre einzige Schwester geschickt, als sie als Jugendliche ungeplant schwanger wurde. Etta hat einen Merkzettel in der Tasche, auf dem sie ihre Familienangehörigen notiert hat: ihre Eltern, ihre verstorbene Schwester, ihr Mann Otto Vogel, ihr Nachbar Russell – keine Kinder. Der Zettel gibt die Richtung vor, in die Ettas Pilgerweg führen wird: Etta leidet an Altersdemenz und kämpft mit dem Zettel gegen das bevorstehende Vergessen, das ihr bewusst ist. Da Otto und sein Nachbar Russell ebenfalls hochbetagt sind, wäre es nicht ungewöhnlich, wenn auch die beiden alten Männer am Ende ihrer Kräfte angelangt wären.
    Eingeschoben in Ettas Erlebnisse der Gegenwart – die stark an den Pilgerweg des Harold Fry erinnern, - sind Erinnerungen an die gemeinsame Jugend der drei Personen und der Briefwechsel zwischen Otto und Etta während des Krieges. Otto Vogel stammt aus einer Familie mit 15 Kindern, von denen jedes Kind Pflichten auf dem elterlichen Hof zu erledigen hatte. Russell, der Neffe des Nachbarn, wird als Kind Nr. 7 ½ mit allen Rechten und Pflichten seinem Alter entsprechend in die Reihe der Vogelschen Kinder aufgenommen. Vogels Kinder gehen nur zur Schule, wenn gerade keine Landarbeit ansteht, so dass Otto mit 17 Jahren noch nicht besonders gut schreiben kann. Etta ist zu diesem Zeitpunkt auch 17 und nach zweijähriger Ausbildung die Lehrerin der kleinen Dorfschule. Otto will unbedingt weg aus dem Dorf und meldet sich als Freiwilliger zum Militärdienst im Zweiten Weltkrieg. Erst durch seinen Briefwechsel mit Etta lernt Otto richtig schreiben. Während in der Gegenwart Ettas Weg durch Kanada bereits von Fans und Followern verfolgt wird, entfaltet sich die Vergangenheit der drei alten Leute und man versteht, warum Etta und Otto genauso handeln müssen, wie sie es tun.
    Fazit
    Emma Hoopers rührend einfache Erzählung aus dem ländlichen Kanada werden Leser mit großem Gewinn verfolgen, die schon Kontakt zu hochbetagten oder dementen Menschen hatten. Sonderbare Gedanken und Ereignisse, wie Ettas Gespräche mit dem Kojoten James, werden mit Demenzerkrankungen vertraute Leser in völlig anderem Licht sehen. Für Etta lassen sich Gegenwart und Vergangenheit nicht mehr trennen und sie erkennt ihre Angehörigen vielleicht schon nicht mehr. Wer offen für Emmas und Ottos eigenwillige Gedanken ist, findet in diesem Roman beispielhaft den biografischen Ansatz zum Verständnis Dementer, ohne den man sich in der Betreuung dementer Angehöriger in kurzer Zeit bis zum eigenen Zusammenbruch aufreiben würde. Wie Ettas Erkrankung tragen auch Ottos Kriegserlebnisse, über die er vermutlich vorher nicht gesprochen hat, dazu bei, dass „Etta and Otto and Russel and James“ einem beim Lesen eine fremde Gedankenwelt öffnen, mit der Leser des Buches belastbar sein sollten.
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  • Rezension zu Etta und Otto und Russell und James

    Etta ist 83 Jahre alt und merkt, dass ihre geistigen Fähigkeiten nachlassen. Manchmal weiß sie gar nicht mehr so richtig, wer sie ist. Doch dass sie noch nie das Meer gesehen hat, weiß sie, und deshalb schnürt sie eines Tages die Wanderstiefel, packt einen Rucksack mit dem Nötigsten und macht sich auf den Weg an die kanadische Ostküste, die nur schlappe dreitausend Kilometer entfernt liegt. Ihrem Mann Otto hinterlässt sie einen Zettel und eine Rezeptesammlung, damit er nicht verhungert, während sie unterwegs ist.
    Während ihres langen Marsches schlägt sich Etta zunächst alleine durch, bis sich ein Kojote zu ihr gesellt, den sie James tauft, und schließlich wird die Presse auf sie aufmerksam, und Etta wird zu einer kleinen Berühmtheit. Doch das ist ihr alles gar nicht so wichtig. Sie will einfach nur ans Meer.
    Auf dem Weg lässt sie ihr langes Leben Revue passieren, erinnert sich an ihre Kindheit, an ihre Schwester, an ihre erste Begegnung mit Otto und Russell, die wie Brüder aufgewachsen sind, und an den Krieg, der zunächst nur eine ferne Bedrohung schien, von der im Radio zu hören war, bis dann immer mehr junge Männer einrückten.
    Otto und Russell sind heute noch Nachbarn und gute Freunde, und während Otto zu Hause versucht, alleine zurechtzukommen, macht sich Russell mit seinem alten Truck auf den Weg, um Etta zu suchen.
    Die Ausgangssituation des Buches ist reizvoll - eine alte Frau, die spürt, dass es um ihren Verstand nicht gut bestellt ist, will sich einen Herzenswunsch erfüllen und zieht kurzerhand zu Fuß los, ungeachtet des weiten Weges. Ettas schwankender Geisteszustand ist über das ganze Buch hinweg auch gut eingefangen, glasklare Phasen wechseln sich mit Verwirrtheit ab, und manchmal verschwimmen sogar die Grenzen ihrer eigenen Erinnerungen mit denen Ottos, die sie eigentlich nur aus seinen Briefen von früher kennt.
    Schön eingefangen sind auch Ottos und Russells Kindheit auf der Farm, ein karges, von harter Arbeit geprägtes, aber dabei gar nicht unglückliches Leben, Ottos Erlebnisse im Krieg und Ettas Werdegang, die, selbst kaum den Kinderschuhen entwachsen, schon mit sechzehn Jahren als Lehrerin zu arbeiten begann. Wenige Seiten genügen, um ein lebhaftes Bild der Menschen und der damaligen Zeit zu zeichnen, und es steckt sehr viel an persönlicher und globaler Geschichte in diesen gut 300 Seiten.
    Umso mehr ist zu bedauern, dass das Buch stilistisch gewöhnungsbedürftig ist. Fehlende Anführungszeichen stören den Lesefluss, die Erzählweise wirkt oft eher distanziert, und die Autorin scheint nicht ganz sicher zu sein, ob das Ganze nun realistisch oder märchenhaft daherkommen soll. Irgendwie wird es am Ende ein Mix aus beidem, mit einigen surrealen Einsprengseln, die es nicht gebraucht hätte. Schade auch, dass sich Russells Geschichte irgendwann belanglos im Sande verläuft, während Ottos und Ettas Parts zu einem angemessenen Ende gebracht werden.
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Ausgaben von Etta und Otto und Russell und James

Hardcover

Seitenzahl: 336

Taschenbuch

Seitenzahl: 336

Hörbuch

Laufzeit: 00:06:15h

Etta und Otto und Russell und James in anderen Sprachen

  • Deutsch: Etta und Otto und Russell und James (Details)
  • Englisch: Etta and Otto and Russell and James (Details)

Besitzer des Buches 15

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