Jakobs Mantel

Buch von Eva Weaver, Werner Löcher-Lawrence

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Jakobs Mantel

Warschau 1939. Mika liebt seinen Großvater Jakob sehr. Gemeinsam lebt die Familie im Ghetto. Als Jakob stirbt, erbt Mika dessen geheimnisvollen Mantel und entdeckt darin eine Puppe. Jakob hatte sie gebastelt, ebenso wie das Krokodil, den König, den Narren. Mitten in einem Alltag bestimmt von Angst, Hunger und Tod, erfindet Mika neue Puppen. Der Prinz wird sein Liebling, und bald ist Mika im ganzen Ghetto für seine Puppenspiele bekannt. Trotz aller Gefahren spielt Mika immer wieder – bis ihn der deutsche Soldat Max erwischt. Der Prinz rettet ihn, doch dafür muss Mika von da an für die Deutschen spielen.
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Bewertungen

Jakobs Mantel wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Jakobs Mantel

    Autorin: Eva Weaver
    Titel: Jakobs Mantel
    Seiten: 394
    ISBN: 978-3-426-30442-6
    Verlag: Droemer
    Autorin:
    Eva Weaver wurde in Deutschland geboren und lebt seit vielen Jahren in Brighton, England, wo sie als Performance-Künstlerin und Trauma-Therapeutin gearbeitet hat. Vor ihrem Berufsleben studtierte sie Kunst und Medienpraxis an der Universität von Westminster und wird seit dem beruflich von u.a. Kunstkommisionen ihres Landes unterstützt. Sie ist Teil einer Künstleriniative und veröffentlichte 2013 ihren ersten Roman, der inzwischen in viele Sprachen übersetzt wurde.
    Inhalt:
    New York 2009. Eines tages, während eines Spaziergangs mit seinem Enkel, glaubt der alte Mika auf einem Plakat den Mantel seines Großvaters Jakob zu sehen. Mit dem Mantel kehrt die Erinnerung an seine Kindheit zurück, an die lange verdrängten Schrecken des Warschauer Ghettos und an seine Rettung. (Klappentext)
    Rezension:
    Es ist die Geschichte zweier Menschen, die der Krieg zusammenbringt. Der eine, der Willkür des Anderen ausgeliefert, der Andere kann sich der Faszination seines Gegenübers kaum entziehen. Und es ist die Geschichtezweier Familie, deren Schicksale auf unfassbare und grausame Weise miteinander verwoben sind. Mika, ein anfangs 15-jähriger Junge ist hier die Hauptperson, erbt einen Mantel, dessen Taschen viele Geheimnisse aber vor allem Handpuppen bergen, die er von seinem Großvater bekommen hat. Im Warschauer Ghetto erkämpft er sich damit ein Stück Freiheit, wird gleichzeitig aber gezwungen, seine Stücke vor den deutschen Soldaten zu spielen.
    Er spielt um sein Leben und um das Leben anderer als er sich immer mehr den jüdischem Widerstand anschließt und führt damit die Besatzer und vor allem Max an der Nase herum. Der widerum ist eben einer der Besatzungssoldaten, die der Krieg zu Tätern macht, der Max hin und wieder ein Stück Brot zusteckt, dann plötzlich kalt, grausam und unberechenbar agiert. Als schließlich die Tage des Ghettos gezählt sind, tauschen einige Puppen den Besitzer, doch die Geschichte beider Protagonisten ist noch lange nicht beendet.
    Der erste Teil von Eva Weavers Geschichte, erzählt diese aus der Sicht des Jungen Mika, für den der Leser sofort Sympathie entwickelt. In flotten erdrückenden Schreibstil erzählt die Autorin hier zwar eine rein fiktionale Geschichte, die sich aber tatsächlich so abgespielt haben könnte. Zumindest nimmt man es der Autorin ab, weiß man doch um die Willkür, der die Juden in den besetzten Gebieten ausgeliefert waren und insbesondere in den Ghettos und Konzentrationslagern nicht zuletzt von den Stimmungen der Nazis abhängig waren, die sie zusammentrieben, einpferchten und deportierten. Klar und flüssig erzählt, taucht der Leser in die grausame Atmosphäre ein, Gott sei Dank mit dem Wissen, dass der Erzähler, zumindest in der Geschichte, überlebt hat, muss aber ansonsten mit der Schwere und den Wirren des Ghetto-Alltags zurechtkommen. Alleine dafür aber lohnt sich der Roman zu lesen.
    Zweiter Teil ist die Geschichte von Mikas Gegenüber, des Wehrmachtssoldaten Max Meierhauser, und das hätte es nicht gebraucht, zumal es aufgrund der Überschneidungen einfach zu Doppelungen kommt, die im Lesefluss stören. Was anfangs zu viel des Guten ist, wird erst gegen Mitte des zweiten Handlungsstranges interessant als es um das Wiedereingliedern in die Nackriegsgesellschaft geht und auf die letzte Konfrontation mit der Geschichte, durch Max' Enkelin, die auf den zuletzt todkranken Mika trifft. Das wiegt aber die anfängliche Überfrachtung durch die zweite Geschichte kaum auf, schmälert jedoch nicht die erste, die für sich genommen genial ist.
    Insgesamt ein anfangs großartiger Roman, der mit zunehmenden Zeilen und Handlungsverlauf jedoch leider viel verliert. Was schade ist. Wäre die Geschichte auf zwei Bücher, dann eben jeweils dünner, aufgeteilt worden, wäre die Wirkung eine ganz andere gewesen. So aber liest man hintereinander weg und untergräbt damit die Faszination und Genialität des ersten Teils, der einem noch in einem Strudel aus Verzweiflung, Überlebenswillen und Kampf mitreißen mag.Schade eigentlich, denn beide Storys für sich genommen sind ansonsten sehr gut les- und nachvollziehbar. So aneinandergeklatscht wirkt der Roman auf Vielleser über Geschichten dieser Zeit leider einfach nur mittelmäßig.
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  • Rezension zu Jakobs Mantel

    „Diese bewegende, vor dem Hintergrund des Warschauer Ghettos und seiner Nachwirkungen erzählte Gesichte ist ein beeindruckender Beweis der erlösenden Kraft von Kunst in einer brutalen, gewalttätigen Welt.“
    Mit diesen Worten hat der Professor für Holocaust-Studien, Antony Polonsky, der selbst 1989 das Tagebuch von Abraham Lewin aus dem Warschauer Ghetto unter dem Titel „A Cup of Tears“ veröffentlicht hat, den hier vorliegenden Debütroman von Eva Weaver geadelt.
    Eva Weavers Roman führt den Leser nicht nur zurück in das Leben der Juden im Warschauer Ghetto, sondern ist meines Wissens auch einer der ersten Romane, die das Schicksal der nationalsozialistischen Täter und das der jüdischen Opfer versuchen in einer Erzählung zusammen zu denken.
    In einer Rahmenhandlung im schneeverschneiten New York am 12. Januar 2009 liest der alte Überlebende des Warschauer Ghettos Mika in der 72, Straße, in der er zusammen mit seinem dreizehnjährigen Enkel Daniel unterwegs ist, ein Plakat mit der Aufschrift „Der Puppenspieler von Warschau – seine bewegte Geschichte, von Puppen erzählt“. Auf dem Plakat ist ein alter Mantel zu sehen mit einem blauen Davidstern am Ärmel. Lange vergessen und auch verdrängt, steht ihm in diesem Augenblick seine eigene Geschichte vor Augen, und er schafft es mit Hilfe seines Enkels gerade noch so nach Hause. Dort lässt er Daniel aus einem alten Schrank ein in braunes Papier eingewickeltes Paket herausholen. „Ich will dir erzählen, wie es im Getto war, Danny. Bevor ich sterbe. Ich will dir die Wahrheit erzählen – dir und meinem Herzen. Deiner Mutter und vielleicht der ganzen Welt.“ Und er öffnet das Paket und holt einen alten Mantel heraus. „Die Soldaten haben die geheime Welt meines Mantels nie entdeckt, Danny, all die Taschen in den Taschen. Dieser Mantel besitzt seine ganz eigene Magie. Aber lass uns von vorne beginnen. Lass mich erzählen, wie es wirklich war.“
    Und dann erzählt er, wie dieser Mantel für seinen Großvater Jakob, Professor für Mathematik von dem genialen Schneider Nathan 1938 geschneidert wurde. Doch nur kurz währt die Zeit der Freiheit. Schon bald, 1941, werden die Juden von den Nazis in das Ghetto zusammengepfercht und bald danach sein Großvater Jakob von den Nazis erschossen wird auf offener Straße, als er einem jungen Mädchen helfen will.
    Mika erbt den schweren Mantel und die darin versteckten Puppen. Er stellt noch weitere Puppen her und erfreut unter anderem die Kinder in Janusz Korczaks Waisenheim mit seinem Spiel. Auch ein deutscher Offizier namens Max, der in der Folge auf der Täterseite als Hauptfigur von Eva Weaver eingeführt wird, entdeckt Mikas Spiel und findet Gefallen an dem Jungen. Es ist dieser Max, der letztendlich Mikas Leben rettet und von ihm dafür seine Lieblingspuppe geschenkt bekommt.
    Mika engagiert sich im Widerstand im Ghetto, überlebt seine Zerstörung und geht irgendwann in die USA, wo er, wie so viele Überlebende über Jahrzehnte schweigt, bis zu jener Szene, als er auf dem Plakat seiner eigenen Geschichte wieder begegnet. Doch auch auf der Täterseite wird nach dem Krieg kräftig geschwiegen. Eva Weaver gelingt es hervorragend herauszuarbeiten, wie erst Max` Enkelin die Kraft findet, der Wahrheit über die Zeit des Großvaters im Warschauer Ghetto ans Licht zu bringen und die Wahrheit über den „Prinzen“, jene Puppe, die Mika dem Offizier Max im Ghetto geschenkt hatte als Gegenleistung für die Freiheit.
    Mara, so heißt die Enkelin von Max, beschäftigt sich ausführlich mit der Geschichte der Puppe und des Puppenspielers, die ihr, sozusagen als Gegenstück zu der Erzählung des alten Mika nach langem Ringen und Drängen endlich von Max erzählt wird. Mara gründet eine Gruppe, mit der sie zunächst in kleinen Veranstaltungen die Geschichte des „Puppenspielers von Warschau“ erzählt. Die Berichte über die Laienspielgruppe in Nürnberg werden zahlreicher, und irgendwann erhält Mara eine Einladung nach New York. Dort sollen sie auf einen Festival ihr Stück präsentieren. Und so schließt sich der Kreis, indem es zu einer bewegenden Begegnung zwischen Mara und Daniel kommt.
    „Jakobs Mantel“ ist ein ganz beachtliches Debüt und sollte bei der Auswahl für den deutschen Buchpreis 2013 nicht übersehen werden.
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Ausgaben von Jakobs Mantel

Taschenbuch

Seitenzahl: 400

E-Book

Seitenzahl: 400

Hardcover

Seitenzahl: 400

Besitzer des Buches 14

Update: