Haus der Schildkröten

Buch von Annette Pehnt

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Haus der Schildkröten

»Haus der Schildkröten«, anmutig und scheinbar leicht, ist ein Roman über ein großes Tabu: das Ende unseres Lebens und das Sterben. Ernst und Regina begegnen sich immer dienstags, bei ihrem Besuch im Altenheim »Haus Ulmen«. Sie kommen sich näher an dem Ort, an dem nichts eine Zukunft zu haben scheint.- Annette Pehnt, vielfach preisgekrönt, zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Autorinnen.
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Bewertungen

Haus der Schildkröten wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Haus der Schildkröten

    Welch eine trostlose Geschichte! Sie spielt im Altenheim 'Haus Ulmen', in dem so gut wie alle BewohnerInnen nur darauf zu warten scheinen, dass der alte Tag vergeht und ein neuer anbricht. Die (vermutlich nach einem Schlaganfall) fast völlig gelähmte Frau von Kanter und der unter starker Demenz leidende Professor Sander bekommen jeden Dienstag Besuch von ihren Kindern, wobei es sich jedoch wie in den meisten anderen Fällen auch eher um eine Pflichtübung handelt: "Die Besucher werfen rasch noch einen Blick auf die Uhr, damit sie wissen, wann sie wieder gehen dürfen, zwei Stündchen sollten es schon sein, das gehört sich so." Regina von Kanter fühlt sich unwohl in der Gegenwart ihrer Mutter, die wohl zeit ihres aktiven Lebens immer versuchte, das Dasein ihrer Tochter zu dominieren. Und Ernst Sander kann die immer stärker schwindende Existenz seines einst gelehrten Vaters nicht akzeptieren - als ob dieser sich weigern würde, sich gegen seinen Verfall zur Wehr zu setzen.
    Doch das eigentlich Untröstliche dieses Buches ist die fast völlige Lieblosigkeit und die fehlende Hingabe, die das Leben beinahe aller Handelnden prägt. Bis auf Maik, einen der Altenpfleger, erledigt man seinen Job, wobei die alten Menschen nur selten als Individuum wahrgenommen werden, sondern lediglich als Objekt der täglichen Arbeit. Maiks Aufmerksamkeit und Interesse für die einzelnen Menschen ist derart besonders, dass er prompt eine bessere Stelle in einem anderen Heim angeboten bekommt, wo so etwas auch entsprechend honoriert wird. Doch auch die sonstigen zwischenmenschlichen Beziehungen sind geprägt von Angst, Gleichgültigkeit und/oder Desinteresse: Gabriele, eine Altenpflegerin, kann mit niemandem über ihre Arbeit reden - wird es ihrem Mann zuviel mit dem "Geflenne", verschwindet er in die Kneipe. Reginas Mutter gönnt ihrer Tochter nicht ihren Urlaub mit einem neuen Mann und steigert sich bei deren Rückkehr in einen Anfall hinein. Regina selbst hat zuviel Angst sich zu sehr auf eine neue Liebe einzulassen. Und die zarten Liebesbande einer Heimbewohnerin mit ihrem Zimmernachbarn sollen unterbunden werden, weil "...irgendwo hört es doch auf, wie die Kaninchen, das ist doch unappetitlich in dem Alter...".
    Wieso man etwas derart Trostloses dennoch lesen sollte? Vielleicht um sich darüber klar zu werden, wie man sein Leben NICHT führen sollte.
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  • Rezension zu Haus der Schildkröten

    Die Bücher mit dem rosa Zuckerguss (die dem Leser weismachen, dass Liebe ewig währt, dass sich alle Probleme durch die Liebe lösen lassen, dass sich alle Mitglieder einer Familie immer richtig liebhaben, ... usw.) mag ich nicht, aber ebenso wenig mag ich Bücher mit grauem Guss, die davon erzählen, dass das Leben eigentlich sinnlos ist, dass Liebe nichts weiter ist als das Spiel von Hormonen, und dass der Mensch des Menschen Wolf ist.
    Älter werden (und "Leben" ist nichts anderes als Älterwerden) ist in dem Buch als ein hoffnungsloser, beklagenswerter und einsamer Vorgang dargestellt, nicht nur für die Bewohner des Altenheims, sondern auch für deren Kinder in reiferem Alter. Orangenhaut, schlaffe Brüste, Bauchansatz und die damit verbundene Scham, seinen Körper zu zeigen - das macht das Älterwerden aus. Und ist man dann richtig alt und gebrechlich und muss versorgt werden, dann landet man in einem Altersheim, wo sich Tag für Tag das gleiche abspielt, wo persönliche Freiheit ein Fremdwort ist und wo man, wenn man Glück hat, einmal wöchentlich von unwilligen Familienmitgliedern Besuch bekommt.
    Annette Pehnt hat ein literarisch gutes Buch geschrieben in einer klaren einfachen Sprache. Sie beschreibt nicht den Zustand der Hinfälligkeit, der Trostlosigkeit, sondern lässt ihre Personen agieren und überlässt den Leser seinem eigenen Bild. Als Kontrapunkt zu Erichs und Reginas Bemühungen um die gelähmte Mutter, bzw. den dementen Vater hat die Autorin Erichs 7jährige Tochter Lili geschaffen, die mit kindlicher Unbefangenheit ihrem Großvater begegnet. Ebenso hat Pehnt in der Person des Maik den Pflegern Achtung erwiesen, für die die Alten nicht nur Versorgungsfälle sind, sondern Individuen mit persönlicher Geschichte.
    Und trotzdem: Mir stellt sich die Frage, warum die rosaroten Bücher ungestraft Kitsch genannt werden dürfen, während die grau übergossenen vom Feuilleton als Realitätsliteratur gelobt werden?
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  • Rezension zu Haus der Schildkröten

    So, habe mir heute das Buch gekauft (war ziemlich teuer! € 17.40) und sofort zu lesen begonnen.
    Der Beginn gefällt mir schon mal sehr gut! Die Beschreibung der Heimbewohner mit allen Einschränkungen und Eigenheiten ist absolut realistisch. Besonders gut gefällt mir die Darstellung von Frau von Kanter, die sich zwar verbal nicht mehr ausdrücken kann, körperlich in einem schlechten Zustand ist - aber geistig noch sehr rege ist. Auch die Schnelligkeit der Tochter, sie redet und redet, läuft und läuft, anstatt sich ein bißchen zu "Entschleunigen" und auf die Mutter und ihre Reaktionen zu warten.... Doch genau diese Probleme sehe ich auch im realen Pflegeheimalltag
    Die Betroffenheit der Angehörigen ist überhaupt gut charakterisiert, eigentlich fehlt nur die - oft unbegründete - Unzufriedenheit mit den Betreuern. Das erlebe ich immer wieder, kommt aber vielleicht ja noch im Buch.
    Sehr schön auch die Szene als das kleine Mädchen Lili den Opa besuchen kommt. Könnte einem Tagebuch von meiner Station entnommen sein , ich beobachte auch immer wie die alten Leute aufblühen wenn Kinder anwesend sind. Ganz egal ob es sich um eigene oder fremde, große oder kleine handelt. (Die eigenen werden oft vergessen, wie auch der Hr. Professor Lili für Anna hält). Kinder haben auch einen ganz ungezwungenen Umgang mit alten Menschen, sehr schön zu beobachten!
    Zwischen dem Sohn und der Tochter bahnt sich etwas an....
    Werde gleich weiterlesen und hier berichten.
    Danke nochmal für diesen wirklich gelungenen Tipp an Rita und Rosalita :thumright:
    Liebe Grüeß aus dem sommerlichen Wien
    Gabi
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  • Rezension zu Haus der Schildkröten

    Annette Pehnt hat sich mit ihrem neuen Werk eines sehr aktuellen Themas angenommen. Und wer Annette Pehnt kennt, ahnt, wie treffend, wie schnörkellos, unsentimental und trotzdem unendlich berührend sie das Thema auf nur rund 150 Seiten behandelt.
    Die Besuche von Regina und Ernst bei ihren Elternteilen werden eher aus Pflichtgefühl absolviert, die Gespräche sind oberflächlich, belanglos, doch lassen sie auf die Eltern-Kind-Beziehung rückschließen. Reginas Mutter dominiert(e) das Leben ihrer Tochter, selbst jetzt - an den Rollstuhl gefesselt und unfähig zu sprechen - kann sich Regina nicht von ihr loslösen.
    Der Vater von Ernst - einst ein angesehener Professor - will und kann den altersbedingten Verfall nicht wahrhaben und verbringt die meiste Zeit am Schreibtisch, um an seinem "Projekt" zu arbeiten. Seine Alzheimerkrankheit verhindert einen Fortschritt dieses Projektes, er arbeitet sozusagen "im Kreis". Dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - ist er wohl einer der glücklicheren Personen im Heim.
    Die aufkeimende Zuneigung von Ernst und Regina gleicht eher einer Zweckgemeinschaft. Auch hier macht das Unvermögen, miteinander offen und ehrlich zu sprechen, wahre Gefühle ein- und zuzugestehen, die Beziehung sehr fraglich.
    Ebenso beleuchtet wird die Situation des Pflegepersonals, das Engangement aber auch die Nüchternheit, die eine solche Einrichtung am Laufen hält.
    Das Buch lebt von der Atmosphäre, die den berühmten "Kloss im Hals" erzeugt, Ungesagtes liest man zwischen den Zeilen. Großartig!
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Ausgaben von Haus der Schildkröten

Taschenbuch

Seitenzahl: 192

Hardcover

Seitenzahl: 192

E-Book

Seitenzahl: 192

Besitzer des Buches 14

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