Pour Mémoire

Buch von Pingeot Mazarine

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Pour Mémoire

    Original : Französisch, 2011
    INHALT :
    Ein siebenjähriger Junge sieht zufällig und ohne Begleitung den französischen Film « Nuit et brouillard » über die Shoah und ist tief getroffen. Es wird ihn begleiten und prägen : Zwar ist er selber schon Kind von Eltern, die nach dem II Weltkrieg geboren und damit « vom Leben und von der Geschichte verschont » worden sind, doch es erscheint ihm unmöglich so weiterzuleben als ob nichts passiert wäre. Wohin und wie weit führt den Jungen, dann Heranwachsenden und jungen Erwachsenen seine Weise der Identifizierung mit den Opfern ?
    BEMERKUNGEN :
    In den letzten Jahren ist so mancher Roman erschienen, der direkt an der Shoah beteiligte fiktive oder reale Figuren in Szene setzt. Teils führte das zu beachteten Büchern, die aber auch eventuell ein Fragezeichen auslösten. Mazarine Pingeot-Mitterrand entwickelt hier eine andere Perspektive : Es handelt sich also um die Gefühle, Prozesse, das Erleben, das ein (zu früh) als siebenjähriger Junge geschauter Film über die Shoah auslöst, auslösen kann. Meines Erachtens gewinnt dadurch das hier Gesagte an möglichem Wahrheitsgehalt und Nachvollziehpotential, denn ziemlich sicher hat hier die Autorin eigenes Gedankengut und eigene Fragen verarbeitet und weiß insofern, wovon sie spricht und was eventuell so manchen beschäftigt in der Konfrontation mit dem grenzenlos Bösen und Inhumanen.
    Zum Auslöser, dem Film, siehe auch hier mehr : http://de.wikipedia.org/wiki/Nuit_et_brouillard
    Ich-Erzähler ist der inzwischen schon circa 30jährige ehemalige Junge, den dieses Traumata jahrelang begleitet hat, in gewisser Hinsicht bis zur Jetztzeit. Er erzählt in aufeinander chronologisch folgenden voneinander durch neue Seitenanfänge leicht angedeuteten sieben Kapiteln seine Entwicklung von jener Schau des Films an. Dabei redet er sich selbst teils in der zweiten Person an, eventuelle Distanzierung des Erwachsenen von seiner Kindheit und Jugend, bzw von der Grenzsituation, in der er sich befand? Er macht sich nach und nach die Geschichte der dargestellten Figuren des gesehenen Films zu eigen und identifiziert sich, trotz aller Anmaßung und Unmöglichkeit dazu, immer mehr mit den Opfern der Shoah. Das führt zu einer Distanzierung vom Leben, Tränen und bringt ihn gar zu einer Art Angleichung im Äußeren an die Opfer, einer Form von Todessehnsucht. Auf dieser Ebene beschreibt die Autorin sehr eindringlich und überzeugend, selbst wenn der ein und die andere sich solche Identifikation für sich selbst nicht vorstellen können.
    Was wird ihn aus dieser Spirale herausführen können ?
    Meine Erwartung an den Umgang mit dieser Problematik wäre über die angezeigten Wege hinaus noch mehr darauf ausgerichtet, uns einige Pisten zu geben, die ein Bewußtsein des Geschehenen (= der Shoah) zusammenbringen mit einer Möglichkeit, sich nicht dabei zu verlieren und zu versinken. Hier ist der Roman nicht immer ein Ratgeber, natürlich, das soll er ja auch nicht sein. Er betont gewisse Motivationen und auch gewisse « Heilungsmöglichkeiten », die wohl nicht den ganzen Bogen abdecken.
    Die Autorin ist 1994 als Zwanzigjährige über Nacht bekannt geworden als die uneheliche Tochter des damaligen Sozialistenchefs und späteren Präsidenten François Mitterand mit seiner langjährigen Freundin Anne Pingeot. Es mußte heikel sein, dann später schriftstellerisch nicht nur als « Tochter von » bekannt zu werden (was ihr angekreidet oder vorgesetzt wurde), sondern sich durch Qualitäten hervorzutun. Meines Erachtens hat dieser letzte Roman – fast schon eine Persönlichkeitsstudie oder eine Fallbeschreibung - etwas nicht nur Persönliches an sich, sondern auch eine starke Ausdruckskraft. Zu diesem Thema schrieb sie hier einige sehr beeindruckende Reflexionen und mögliche Erfahrungen. Sie hätten eventuell noch ausführlicher sein können ; gute 90 Seiten scheinen etwas knapp für dieses interessante Thema.
    Insofern von mir drei bis dreineinhalb Sterne !
    AUTORIN :
    Mazarine Marie Pingeot (* 18. Dezember 1974 in Avignon, Vaucluse) ist eine französische Journalistin, Schriftstellerin und Philosophieprofessorin. Sie ist die nichteheliche Tochter des ehemaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand mit Anne Pingeot, seiner langjährigen Freundin. Mazarine Pingeots Existenz war eines der am besten gehüteten Staatsgeheimnisse Frankreichs.
    Sie unterrichtet an der Universität von Aix-en-Provence, arbeitete an verschiedenen Chroniken bei Zeitungen und Fernsehen, schrieb inzwischen mehrere Romane, Erzählungen und Essays und fand ein gemischtes Echo auf ihre Werke.
    ( Quelle und mehr: http://fr.wikipedia.org/wiki/Mazarine_Pingeot )
    Produktinformation
    Taschenbuch: 96 Seiten
    Verlag: JULLIARD (18. August 2011)
    Sprache: Französisch
    ISBN-10: 2260018319
    ISBN-13: 978-2260018315
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Ausgaben von Pour Mémoire

Taschenbuch

Seitenzahl: 96

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