Der Fall Kurilow

Buch von Irène Némirovsky, Dora Winkler

Bewertungen

Der Fall Kurilow wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Fall Kurilow

    Klappentext:
    Im zaristischen Petersburg der Jahrhundertwende soll der Revolutionär und Anarchist Léon M. den Erziehungsminister des Zaren ermorden – den zynischen, schwerkranken, dekadenten Kurilow. Als Hausarzt verschafft Léon sich Zugang zu seinem Opfer. Doch je näher Léon Kurilow kommt, umso mehr gewinnt der Minister menschliche Züge, und Léon zweifelt am Sinn seiner Mission. Ein ebenso spannendes wie sensibel und atmosphärisch dicht gezeichnetes Psychogramm von Opfer und Täter. – Amazon
    Zur Autorin:
    Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter eines reichen russischen Bankiers in Kiew geboren und kam während der Oktoberrevolution nach Paris. Dort studierte sie französische Literatur an der Sorbonne. Irène heiratete den weißrussischen Bankier Michel Epstein, bekam zwei Töchter und veröffentlichte ihren Roman "David Golder", der sie schlagartig zum Star der Pariser Literaturszene machte. Viele weitere Veröffentlichungen folgten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Deutschen auf Paris zumarschierten, floh sie mit ihrem Mann und den Töchtern in die Provinz. Während der deutschen Besetzung erhielt sie als Jüdin Veröffentlichungsverbot. In dieser Zeit arbeitete sie an einem großen Roman über die Okkupation. Am 13. Juli 1942 wurde Irène Némirovsky verhaftet und starb wenige Wochen später in Auschwitz. 2005 entzifferte Némirovskys Tochter Denise Epstein das Manuskript, das als „Suite française“ veröffentlicht und zur literarischen Sensation wurde. – Amazon
    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: L'Affaire Couilof
    Erstmals erschienen 1933 bei Éditions Grasset & Fasquelle, Paris
    Aus dem Französischen übersetzt von Dora Winkler
    Beginn: Erzählung über ein Treffen in einem Café in Nizza aus der Perspektive eines unbeteiligten Beobachters
    Fiktiver autobiographischer Bericht aus dem Nachlass von Léon M. über sein Attentat auf den russischen Erziehungsminister Kurilow
    191 Seiten
    Meine Meinung:
    Die Rezeptionsgeschichte des Romans fasse ich nicht zusammen; wer interessiert ist, kann sie hier detailliert nachlesen unter Punkt 3: "Die Erinnerungen eines Terroristen“ von Boris Savinkov als Quelle Némirovskys" (Achtung, Punkt 1 und 2 erzählen den Inhalt)
    Dem ersten Kapitel, in dem der Protagonist quasi durch ein zufälliges Treffen mit einem Mann, der ihn zu kennen glaubt, vorgestellt wird, schließt sich die weitere Handlung als autobiographischer Bericht aus dem Nachlass an, erzählt in wenigen Blitzlichtern aus der Kindheit, in der Léon zum Revolutionär „erzogen“ wurde: Er kennt nichts anderes, denn der Vater, früh in einem sibirischen Gefängnis gestorben, und die Mutter, die mit dem Kind in die Schweiz zog, betätigten sich in revolutionären Gruppen. 1903 wird Léon auserwählt und nach Russland geschickt, um sich Kurilow, einem Minister des Zaren, inkognito zu nähern und ihn zu liquidieren. Dass das Attentat gelingt und Léon gefasst und zu Zwangsarbeit verurteilt wird, erfährt der Leser bereits durch die zufällige Begegnung im ersten Kapitel.
    Diesmal hat Némirovsky Russland um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als Tableau ihrer Geschichte gewählt. Wieder tritt sie den Beweis an, wie individuelles Leben und die zwischenmenschlichen Beziehungen von der historischen Epoche geprägt werden. Der Aufruhr in Russland, die Wut der Bevölkerung auf das Zarenregime, die Diktatur, der Opportunismus und die unmenschliche Gewalt und die Massaker auf beiden Seiten: Niemand ist unschuldig, auch Léon nicht.
    Kurilows Spitzname „Pottwal“ umschreibt sowohl seine äußere Erscheinung als auch sein Verhalten. Er leidet an Krebs, an seiner Angst, beim Zar in Ungnade zu fallen, und daran, dass seine zweite Frau – vormals seine Mätresse – in den besseren Kreisen nicht anerkannt wird. Léon hat zunächst leichtes Spiel, Kurilows Vertrauen zu gewinnen.
    Eine Logik ist nicht erkennbar. Denn Léon hätte als Arzt viele Möglichkeiten, Kurilow zu töten. Und das Fortschreiten der Krankheit und die Machtenthebung des Ministers machen einen Mord eigentlich sinnlos. Aber die revolutionären Zellen und Léons Verbindungsleute fragen nicht nach dem Sinn. Es geht um Getöse, Krach und Chaos, um die Demonstration von Stärke, Einfluss und Macht.
    Ein Buch, das lange nachhallt (wie fast alle Bücher der Autorin).
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Ausgaben von Der Fall Kurilow

Taschenbuch

Seitenzahl: 192

Der Fall Kurilow in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der Fall Kurilow (Details)
  • Französisch: Laffaire Courilof (Details)

Besitzer des Buches 5

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