Das Bärenfest

Buch von Jordi Soler, Peter Kultzen

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Das Bärenfest

Wozu der Mensch fähig ist - ein Stück Literatur, das unter die Haut geht Oriol, Franco-Gegner und republikanischer Kämpfer, ist bei der Flucht über die Pyrenäen im Schneesturm umgekommen. So weiß es die Familienüberlieferung. Fast siebzig Jahre später jedoch kommt sein Großneffe mit Hilfe eines Ziegenhirten und einer Waldfrau einer unglaublichen Geschichte auf die Spur. Sie erzählt davon, was aus einem Menschen werden kann, der alles verloren hat. Jodi Solers Roman über die menschlichen Abgründe in einer archaisch anmutenden Welt ist ein erzählerisches Meisterstück. Was machen Menschen, die alles verloren haben, Heimat, Familie, Überzeugungen? Im Lauf des Jahres 1939 stoßen in den Pyrenäen aus entgegengesetzten Richtungen kommend zahllose Menschen aufeinander, denen eben dies widerfahren ist. Während von der spanischen Seite aus Bürgerkriegsflüchtlinge versuchen, sich nach Frankreich zu retten, fliehen aus der Gegenrichtung immer häufiger Menschen vor den Nazis. Viele von ihnen verlieren elend ihr Leben. Auch Oriol. In seiner Familie wird er seither wie ein Heiliger verehrt. Bis einem Großneffen ein Gerücht zugetragen wird. Nach abenteuerlichen Recherchen steht er schließlich vor dem Mann, der angeblich seit siebzig Jahren tot ist. Und der damals in aussichtsloser Lage alle Prägungen der Zivilisation abgestreift hat.
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Bewertungen

Das Bärenfest wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Bärenfest

    BEMERKUNGEN :
    Wie so oft finde ich die Verlagsbeschreibungs schon zu weitgehend : man hätte einiges dem Leser überlassen können, zumal sich die Frage stellt, ob eine sensationsheischende Inhaltsangabe dem Roman wirklich gerecht wird.
    Ganz zu Anfang könnte man meinen, dass es etwa ein Roman über den Bürgerkrieg wird. Dann wiederum ist der Hauptprotagonist schnell auf der Flucht, und man hält sich nicht mit Einzelheiten aus den Auseinandersetzungen selber zu sehr auf. Dennoch ist alles Gewesene, und bis heute, ein « Produkt » des Krieges, oder zumindest eine darin eingeschlossene Folge. So ist das Schreiben des Autors (und wir könnten da ruhig auch vergleichsweise an andere Kontexte denken, wie halt für uns hier in Deutschland) nicht einfach nur ein Schreiben einer Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart.
    Dabei steht der Ich-Erzählers des Romans, bzw die ganze Geschichte, dem Autor wohl sehr nahe, siehe oben die Biographie von Soler im Beitrag von Conor: Er wurde in La Portuguesa in einer Gemeinschaft katalanischer Exilierter in Veracruz/Mexico geboren (wie die zweite Generation der Familie von Arcadi, der wohl tatsächlich sein Großvaters Namen ist/war!). Und so handelt es sich tatsächlich um ein dreibändiges halb autobiographisches, halb fiktives Romangeschehen unter dem Titel « La Guerra Perdida » (« Der verlorene Krieg », 2012), eine Kompilation von « Los Rojos de Ultramar », « La Última Hora del Último Día » und eben « La Fiesta del Oso », also "Das Bärenfest », der de, letzten Band darstellt. Siehe weiter hier: http://www.amazon.fr/guerra-pe…ords=jordi+soler+espagnol
    Soler erzählt den Stand der Dinge, des vermeintlichen Wissens um den Großonkel im Laufe der Zeit bis hin zur Wiederbelebung eines sehr akuten Interesses im Jahre 2007 : Darin ist er wie ein Erforscher, ja Chronist. Und das Buch liest sich dann auch wie ein Krimi, wie ein Thriller.
    Farast schrieb :
    Abgesehen von dem was Conor und Wirbelwind geschrieben hatte, war für mich das interessanteste dabei, wie sich das Bild von einem Menschen ändert und wie man damit letztendlich umgeht. Und genauso beschäftigte mich auch die Frage, inwiefern wirkt sich das Tun eines Vorfahrens auf unser eigenes Handeln aus.
    Dem schließe ich mich an. Es gibt hier einerseits eine wahre Mythenbildung innerhalb der Familie, insbesondere scheinbar beim Bruder Oriols, Arcadi. Was aber ist wirklich passiert ? Man baute sich eine Geschichte zurecht, und findet zunächst in den Fetzen, die der Erzähler erhält wie eine Bestätigung. Ja, die Erzählung, der Brief von Rodrigo, tragen dazu bei, aus Oriol einen Held zu machen.
    Kleine Anmerkung : der Übergang vom « Idealbild » hin zur Konfrontation mit der Realität (in ein, zwei Adjektiven schon direkt ausgesprochen) war recht abrupt. Vielleicht hätte der Autor uns hier noch geschickter an die Wendung heranführen können?
    […]
    Das stimmt sicherlich, doch müsste man auch hinzufügen, was den ersten Teil des Romans anbetrifft, dass wir dies auf Oriol zu münzen haben. Andere in ähnlich armer Lage waren durchaus zu anderem fähig. Allen voran die Gestalt des etwas einfachen, aber herzensguten Novembre ! Er gönnt uns auch ein, zwei Kapitel (Gefängnis in Spanien und Rückkehr in seine Hütte), die etwas Leichtigkeit aufkommen lassen, ja Schmunzeln.
    Dieses Ende war übrigens doch schon einige Kapitel vorhersehbar, doch das ändert nichts daran, dass Soler uns stufenweise und spannend zum Höhepunkt führt.
    Ein überaus reiches Buch, zu dem ich noch mehr hätte schreiben können: es setzt vieles in Gang!
    Wer die Schreibweise von Jordi Soler und das Thema geschätzt hat, könnte auch mal bei Javier Cercas reinschnuppern "Die Soldaten von Salamin". Ich habe es hier schon besprochen.
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  • Rezension zu Das Bärenfest

    Ich hatte am Anfang so meine Probleme mit dem Buch. Und das hatte nichts mit dem Inhalt zu tun, sondern mit dem Aufbau und mit mir. Fast kein Absatz. Und ich bin im Moment nicht gerade die geduldigste und ruhigste Leserin, sehr oft unterbreche ich meine Lektüre und hatte dann erst Mal meine Schwierigkeiten wieder zum richtigen Anfang zu kommen um weiterlesen zu können. Mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und hilfreich kam mir auch das Schriftbild und die Zeilenabstände entgegen.
    Die Geschichte selbst ist sehr spannend und wenn ich so schreiben darf, eine unbequeme Geschichte! Abgesehen von dem was Conor und Wirbelwind geschrieben hatte, war für mich das interessanteste dabei, wie sich das Bild von einem Menschen ändert und wie man damit letztendlich umgeht. Und genauso beschäftigte mich auch die Frage, inwiefern wirkt sich das Tun eines Vorfahrens auf unser eigenes Handeln aus.
    Und dann ganz zum Schluss das Bärenfest. Ich dachte schon die ganze Zeit über beim lesen, warum heißt der Titel "Bärenfest"? Was hat das damit zu tun und stellte die abenteuerlichsten Überlegungen darüber an.
    @Conor und Wirbelwind, wie seid ihr dann mit diesem neuen Blickwinkel umgegangen? Ich schreibe meinen Eindruck als Spoiler, bitte nur lesen (!), wenn man das Buch gelesen hat.
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  • Rezension zu Das Bärenfest

    Inhalt:
    Wozu der Mensch fähig ist – ein Stück Literatur, das unter die Haut geht
    Oriol, Franco-Gegner und republikanischer Kämpfer, ist bei der Flucht über die Pyrenäen im Schneesturm umgekommen. So weiß es die Familienüberlieferung. Fast siebzig Jahre später jedoch kommt sein Großneffe mit Hilfe eines Ziegenhirten und einer Waldfrau einer unglaublichen Geschichte auf die Spur. Sie erzählt davon, was aus einem Menschen werden kann, der alles verloren hat. Jodi Solers Roman über die menschlichen Abgründe in einer archaisch anmutenden Welt ist ein erzählerisches Meisterstück.
    Was machen Menschen, die alles verloren haben, Heimat, Familie, Überzeugungen? Im Lauf des Jahres 1939 stoßen in den Pyrenäen aus entgegengesetzten Richtungen kommend zahllose Menschen aufeinander, denen eben dies widerfahren ist. Während von der spanischen Seite aus Bürgerkriegsflüchtlinge versuchen, sich nach Frankreich zu retten, fliehen aus der Gegenrichtung immer häufiger Menschen vor den Nazis. Viele von ihnen verlieren elend ihr Leben. Auch Oriol. In seiner Familie wird er seither wie ein Heiliger verehrt. Bis einem Großneffen ein Gerücht zugetragen wird. Nach abenteuerlichen Recherchen steht er schließlich vor dem Mann, der angeblich seit siebzig Jahren tot ist. Und der damals in aussichtsloser Lage alle Prägungen der Zivilisation abgestreift hat.
    (Quelle: Verlagsseite)
    Der Autor:
    Jordi Soler, Jahrgang 1963, Sohn katalanischer Emigranten, die am Ende des Spanischen Bürgerkriegs nach Mexiko flohen, gehört zu den bedeutendsten spanischen Autoren der Gegenwart. In seinen hoch gelobten, historisch fundierten Romanen setzt er sich – aus der Perspektive der Enkelgeneration – mit Flucht und Exil auseinander. Dabei deckt er in literarischer Form Verschwiegenes und Verdrängtes auf.
    (Quelle: Verlagsseite)
    Originaltitel: La fiesta del oso
    Originalverlag: Mondadori Barcelona
    Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
    (Quelle: Verlagsseite)
    Meine Meinung:
    Lange galt Oriol als tot, umgekommen auf der Flucht vor den Franquisten im spanischen Bürgerkrieg 1939. Die republikanisch eingestellte Familie, die im mexikanischen Exil lebt, verehrt und idealisiert seitdem Oriol. Nur sein Bruder Arcadi glaubt nicht an Oriols Tod, stellt ihn sich als Pianist erfolgreich vor.
    Der Ich-Erzähler, Oriols Großneffe, erhält Jahrzehnte später auf einer seiner Lesungen von einer alten Frau einen Brief. Dieser Brief enthält Indizien, dass Oriol noch am Leben ist. Der Erzähler begibt sich auf Spurensuche.
    Seine Recherche führt ihn an den Ort, wo Oriol angeblich überlebt hat.Die unmenschlichen Seiten des Bürgerkrieges und die menschlichen Abgründe werden lebendig dargestellt. Eigene Interessen, gar auch Raub, gehen vor Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe.
    Das idealisierte Bild von Oriol gerät ins Schwanken, der Großneffe muss Schlimmes erfahren. Mit dieser neuen Entdeckung muss der Erzähler lernen, umzugehen.
    Warum der Roman "Das Bärenfest" heißt, erfährt der Leser erst ganz am Ende des Romans.
    Jordi Soler schreibt atmosphärisch dicht und bildhaft.
    Seine Familie ist selbst aus politischen Gründen am Ende des spanischen Bürgerkriegs geflohen. Als Ich-Erzähler setzt Soler sich sicherlich mit seiner Familiengeschichte auseinander.
    Die ganze Geschichte ist so spannend erzählt, dass ich als Leser das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
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Ausgaben von Das Bärenfest

Hardcover

Seitenzahl: 224

E-Book

Seitenzahl: 225

Besitzer des Buches 7

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