Der Trafikant

Buch von Robert Seethaler

  • Kurzmeinung

    Submania
    Herrlich - tiefgründiger bissiger Humor. Angenehm gelesen vom Autor selbst.
  • Kurzmeinung

    funny-valentine43
    Ein Buch mit Nachhall - sehr gut

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der Trafikant

Österreich 1937: Der 17-jährige Franz Huchel verlässt sein Heimatdorf, um in Wien als Lehrling in einer Trafik - einem kleinen Tabak- und Zeitungsgeschäft - sein Glück zu suchen. Dort begegnet er eines Tages dem Stammkunden Sigmund Freud und ist sofort fasziniert von ihm. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Männern. Als sich Franz kurz darauf Hals über Kopf in die Varietétänzerin Anezka verliebt, sucht er bei dem alten Professor Rat. Dabei stellt sich jedoch schnell heraus, dass dem weltbekannten Psychoanalytiker das weibliche Geschlecht ein mindestens ebenso großes Rätsel ist wie Franz. Ohnmächtig fühlen sich beide auch angesichts der sich dramatisch zuspitzenden politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse. Und schon bald werden Franz, Freud und Anezka jäh vom Strudel der Ereignisse mitgerissen.
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Bewertungen

Der Trafikant wurde insgesamt 68 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Meinungen

  • Herrlich - tiefgründiger bissiger Humor. Angenehm gelesen vom Autor selbst.

    Submania

  • Ein Buch mit Nachhall - sehr gut

    funny-valentine43

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Trafikant

    Im Spätsommer 1937 kommt der 17jährige Franz aus dem ländlichen Salzkammergut nach Wien, um in einer Trafik bei einem Freund der Mutter in die Lehre zu gehen. Dort muss er Zeitungen lesen (möglichst alle und alles), sich Wissen über Zigarren aneignen, trifft auf die unterschiedlichsten Menschen und lernt zum ersten Mal in seinem Leben die Liebe kennen.
    Es ist Franz' Geschichte, die hier erzählt wird und so erfahren wir Alles was ihm widerfährt gänzlich aus seiner Sicht, der des unerfahrenen Bauernjungen. Mit großen Augen und voller Unbedarftheit beobachtet er aufmerksam seine neue Umgebung, was in einer Sprache wiedergegeben wird, die liebevoll spöttisch ("Die beiden Herren (Ehemännner von Frau Dr. Dr. Heinzl) folgten den meisten anderen Wienern auf ihren letzten Weg zum Zentralfriedhof, die Doktortitel jedoch blieben und wurden fortan von der Witwe Heinzl stolz durch die Gegend getragen') sowie eher schlicht daherkommt. Eben so, wie ich es mir bei einem Bauernjungen vorstellen würde. Drei Geschehnisse beginnen Franz' Leben zu beeinflussen: Erstens seine Freundschaft zu Freud, der regelmäßig in der Trafik verkehrt. Sie ist geprägt von Verehrung und Respekt, doch ohne Furcht vor dem berühmten Professor. Zum Zweiten die Erfahrungen der ersten Liebe, der er sich voller Naivität und Arglosigkeit hingibt. Und zuguterletzt die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen jener Zeit, als die Deutschen in Österreich einmarschierten.
    Obwohl Vieles eher beiläufig daherkommt, wird das Schreckliche jener ersten Zeit der Machtübernahme überdeutlich. Die Manipulation der Presse, das Einschüchtern Andersdenkender bis hin zum Selbstmord oder deren wilkürliche Festnahme mit völligem Verschwinden, das Verschwinden der Juden, der Abtransport von Gefangenen nach Dachau undundund. Franz nimmt all dies wahr und beginnt, sich darauf seine eigenen Gedanken zu machen ebenso wie beispielsweise der Briefträger Pfründner. Wobei Beide zu völlig unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen...
    Ein schöne Geschichte über das Erwachsenwerden in schwierigen Zeiten - und wie man dennoch seinen Überzeugungen treu bleibt.
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  • Rezension zu Der Trafikant

    Ha, das war nun wirklich ein Buch, an dem ich nichts auszusetzen fand und ein enormes Lesevergnügen erlebte. Die dunkle Seite der Geschichte nimmt im Laufe der Seiten zu, doch auf sehr mysteriöse Weise bleibt das Buch zugänglich. Da liegt zwar dann etwas auf dem Magen und es tut weh, doch mir war als ob Seethaler eine Form gefunden hatte, mit der man über die 1937/38 einsetzenden Ereignisse in Österreich schreiben kann, aufrüttelnd und dennoch wehmütig, auch locker, und dennoch ernst.
    Es überwog der Eindruck eines Leseflusses, dem man sich nicht entziehen kann. Später fand ich auf der Rückseite meiner Ausgabe noch zwei kleine Meinungen aus Zeitungsbesprechungen. Und in Zweien war von einer « Leichtigkeit » (der Sprache, des Erzählens) die Rede. Dem stimme ich voll zu. In dem (und anderem) Zusammenhang kann ich persönlich auch den obigen Vergleich mit dem von mir sehr geschätzten, aber vielleicht doch kryptischeren Kafka nicht ganz nachvollziehen. Hier bei Seethaler finde ich manchmal einen schelmenhaften Humor, eine Schlaksigkeit, die das Herz erfrischen.
    Franz und auch gerade Freud werden sehr menschlich dargestellt, erster in rechtem Eingedenken seiner Ursprünge und der Dankbarkeit zum Trafikanten, zweiter als (noch) sympathischer als wie man es etwa von irgendwelchen Büchern von oder über ihn ableiten könnte.
    Ich denke, dass ich – auch angesichts des nun Gehörten über andere Bücher des Autors – einen neuen Schriftsteller für mich entdeckt habe.
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  • Rezension zu Der Trafikant

    Ich kann nur wiederholen, was vor mir schon geschrieben wurde: Ein wundervolles Buch, das durch die Schlichtheit und Alltäglichkeit besticht. Wunderbar beschrieben sind die Gedanken und das Verhalten des Hauptprotagonisten Franz im Zusammentreffen mit allen anderen Figuren des Romans. Eine überraschende Leichtigkeit ist es mit der Seethaler die schwierige, grausame und wilkürliche Zeit der Machtergreifung der Nazis in Österreich schildert, eine angenehme und gleichzeitig beklemmende Melancholie zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählung.
    Die Sprache Seethalers ist etwas besonderes - er gestaltet mit wunderbaren Bildern und Stimmungen eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Auch wenn es schwere Schicksalsschläge zu verdauen gibt, auch wenn die erwähnte Traurigkeit manches Mal schwer wiegt, so schafft er es doch immer wieder auch einen subtilen Humor einfließen zu lassen.
    Die Charaktere sind grandios, der einfache Franz, der kauzige Professor Freud, der weltmännische, besorgte, erboste Trafikant, die liebende Mutter, die lebensfrohe Anezka und alle anderen, die uns während der Lektüre begegnen, ob liebenswert oder weniger symphatisch - sie sind alle besonders skizziert.
    Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite genossen und werde sicherlich weitere Seethaler-Geschichten lesen.
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  • Rezension zu Der Trafikant

    Der Klappentext aus der ersten Rezension nimmt mir die Worte schon in großen Teilen vorweg, dennoch möchte ich kurz den Inhalt so vorstellen, wie er sich mir darstellte:
    Wir lernen einen kleinen schmächtigen Jungen im zarten Alter von 17 Jahren kennen, der am Atternsee im Salzkammergut Österrreichs aufwächst, behütet von einer ihn liebenden, aber alleinerziehenden Mutter. Plötzlich verschlimmert sich die finanzielle Situation und Franz - so der Name unseres Protagonisten - muss sich nach Arbeit umsehen. Das hat seiner Mutter aber freundlicherweise schon übernommen und so wird er Hals über Kopf vom beschaulichen Walddorf am See in das turbulente Wien des Jahres 1937 geworfen um dort in die Lehre zu gehen. Wie der Titel des Buches schon sagt, soll er Trafikant werden. Der Beruf des Kioskverkäufers - heutzutage - kommt dem am nächsten.
    Und obwohl sich in Wien alles schneller dreht, findet er sich doch recht schnell dort zurecht und findet seine Große Liebe. Aber nur, weil sie seine große Liebe ist, bedeutet das nicht, dass Franz auch Objekt der Liebe ist. Und so ist dann doch alles komplizierter.
    Kompliziert gestaltet sich auch das “normale” Leben mit der Übernahme Österreichs durch das faschistische Deutschland. Besonders Franz’ Lehrmeister Otto Trsnjek spürt das sehr bald, wodurch sich auch Franz’ leben ändert und das nicht zum positiven. So gerät Franz’ Freund Sigmund Freud in das Visier der Nazis, da er Jude und Freunde von Juden werden ebenfalls nicht gerne gesehen. Obwohl Franz lediglich versucht ein vernünftiges leben zu leben, reißen ihn die Ereignisse mit. In welcher Weise, das müsst ihr selbst herausfinden.
    Meine Meinung:
    Ich muss es direkt vorweg nehmen. Das Buch war wundervoll, einfach wundervoll. Es schildert die Gedankenwelt von Franz unglaublich gut, die ja an sich recht einfach gestrickt sind und entsprechend ist auch die Sprache des Buches eine einfache, lockere Sprache, die sich sehr schön lesen lässt und so war ich traurig, dass nach knapp 250 Seiten Schluss war. Obwohl die Sprache eine einfache ist und sich das Buch deswegen, wie ich finde, hervorragend in den Unterrichtsablauf einer 10ten Klasse einfügen würde, wird das Leben im Wien des Jahres 1937 sehr eindrücklich beschrieben und man fängt an auch einen kleinen Schutzinstinkt für Franz zu entwickeln. Er bleibt einfach, obwohl seine Verantwortung wächst, das kleine Kind, das behütet werden muss. Das steht zwischen den Zeilen und das ist auch gut so - nicht so aufdringlich. Faszinierend fand ich es, wie Franz ein ganz normales Leben lebt, er ist weder Sozialist, noch Nazi und dennoch gerät er ins Visier des Staates.
    Das Buch zeigt letztlich, dass man selbst als einfacher Mensch mit kleinen Taten viel bewegen kann und, dass man Unrecht nicht tatenlos zusehen sollte.
    Habe hier noch ein Video dazu gemacht :-)
    https://www.youtube.com/watch?v=ioF1gO8fNq4
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  • Rezension zu Der Trafikant

    Inhalt (Klappentext):
    Österreich 1937: Der 17-jährige Franz Huchel verlässt sein Heimatdorf, um in Wien als Lehrling in einer Trafik - einem kleinen Tabak- und Zeitungsgeschäft - sein Glück zu suchen. Dort begegnet er eines Tages dem Stammkunden Sigmund Freud und ist sofort fasziniert von ihm. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Männern. Als sich Franz kurz darauf Hals über Kopf unglücklich in die Varietétänzerin Anezka verliebt, sucht er bei dem alten Professor Rat. Dabei stellt sich jedoch schnell heraus, dass dem weltbekannten Psychoanalytiker das weibliche Geschlecht ein mindestens ebenso großes Rätsel ist wie Franz. Ohnmächtig fühlen sich beide auch angesichts der sich dramatisch zuspitzenden politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse. Und schon bald werden Franz, Freud und Anezka jäh vom Strudel der Ereignisse mitgerissen.
    Autor:
    Robert Seethaler, geboren 1966, wurde 2007 für seinen Roman "Die Biene und der Kurt" mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet. Er erhielt zahlreiche Stipendien, darunter das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste und das Heinrich-Heine-Stipendium. Es folgten 2008 "Die weiteren Aussichten" und 2010 "Jetzt wirds ernst".
    Robert Seethaler lebt und schreibt in Wien und Berlin.
    Meine Meinung und Bewertung:
    Nachdem die Mutter ihren "Unterstützer" verloren hat, ist für Franz die unbeschwerte Zeit im Örtchen Nußdorf am Attersee im Salzkammergut vorbei. Sie schickt ihn zu Otto Trsnjek, der ihr noch einen Gefallen schuldet, nach Wien. Dort soll er eine Lehre in einer richtigen Trafik, mit Zeitungen, Zigaretten und allem Drum und Dran beginnen. Er sitzt auf einem Hocker neben dem Eingang, liest wie befohlen die Zeitungen und hilft dem Kriegsversehrten Trsnjek im Laden und mit den Kunden. Zu den Stammkunden zählt auch der bekannte Professor Freud, dem Franz eines Tages den vergessenen Hut bis zu dessen Haustür nachträgt. Auf recht unkonventionelle Art trifft er sich nun öfters mit dem klugen Professor, und eine ungewöhnliche Freundschaft nimmt ihren Lauf.
    Ich glaube die tiefgründigen Gespräche zwischen dem Jungen und dem Alten werde ich wohl nie vergessen. Franz in seiner Naivität und Unerfahrenheit und der kauzige Freud, bei dem er Rat sucht. Schon bald stellen sie fest eigentlich nichts zu wissen, aber auch das Nichts will erörtert werden.
    Wie in all seinen vorherigen Büchern schildert Robert Seethaler ein Stückchen Alltag in einer komischen Zeit, wie Franz den Aufstieg Hitlers nennt, und den durchgedrehten Menschen. Sensibel, menschlich, mit Ironie und Humor, aber auch tief traurig und erschreckend. Seethaler hat seine eigene Sprache, seinen eigenen Blickwinkel und ein Gespür für das Unterschwellige, stets spannend ohne überzuschäumen. Er gönnt damit dem Leser eine Zeit der Ausgeglichenheit und Ruhe, schickt ihn dennoch in ein Abenteuer. Ein Buch, das berührt und in seiner "Einfachheit" besticht.
    Wer Robert Seethaler schon kennt, wird erneut begeistert sein, wer ihn kennen lernen möchte, wird mit diesem Buch einen wunderbaren Anfang finden!
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind
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Ausgaben von Der Trafikant

Taschenbuch

Seitenzahl: 249

Hardcover

Seitenzahl: 256

E-Book

Seitenzahl: 257

Hörbuch

Laufzeit: 00:06:22h

Besitzer des Buches 107

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