Aus den Fugen

Buch von Alain Claude Sulzer

Bewertungen

Aus den Fugen wurde insgesamt 11 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

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Meinungen

  • Großartiger Episodenroman, bei dem ich auf alle Personen und ihre Entwicklung neugierig war!

    towonder

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Aus den Fugen

    Auch der Klappentext geht mit einem wesentlichen Element des Inhalts bis weit über die Mitte des Buches hinaus… Verständlich, da dieses Zentralthema des Konzertes die Menschen zusammenbringt (oder auch nicht), bzw geographisch einigt, wobei sie vorher darauf zustrebten. Diese Zeit vorher aber ist schon « wesentlich » : so verschieden die Protagonisten sind, die sich größtenteils ja nicht kennen, aber aufeinander « zustreben », so spielen sie thematisch schon Variationen einer « Fuge ». Da liegt auch wohl der erste Sinn des Titels. Ich googelte (aus Ignoranz) nochmals diesen musikalischen Begriff nach und finde dies aufschlußreich :
    Die Fuge (von lateinisch Fuga „Flucht“) ist ein musikalisches Kompositionsprinzip polyphoner Mehrstimmigkeit. Kennzeichnend für die Fuge ist eine besondere Anordnung von Imitationen zu Beginn der Komposition: Ein musikalisches Thema wird in verschiedenen Stimmen zeitlich versetzt wiederholt, wobei es jeweils auf unterschiedlichen Tonhöhen einsetzt (in der Regel abwechselnd auf dem Grundton und der Quinte). Usw
    « Aus den Fugen » kann aber nicht nur den inhaltlichen, musikalischen Bezug anzeigen, sondern auch das Durcheinanderbringen, das Entgleiten, wenn es nämlich an das « aus den Fugen gerät » erinnert.
    Das Titelbild stimmt und stimmt nicht. Es liegt zwar etwas Spontanes in der Luft bei der Entscheidung Ohlbergs, aber gleichzeitig "sieht" der Leser nicht den Klavierstuhl quasi in Hast und Hetz umfallen!
    Wie so – Marie drückte es aus – unsere Leben miteinander verwoben sind, « alles mit allem zusammenhängt », gefällt auch mir. Dass eine persönliche Entscheidung andersweitige Konsequenzen hat, und insofern nicht nur individuell ist – macht mich nachdenklich.
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  • Rezension zu Aus den Fugen

    Klappentext:
    Die plötzliche Stille ist lauter als ein Paukenschlag: Mitten in einer atemberaubenden Interpretation der Hammerklaviersonate bricht der international gefeierte Starpianist Marek Olsberg abrupt sein Spiel ab. Mit den Worten »Das war’s« schließt er den Klavierdeckel und verlässt den Saal. Olsbergs unvorhergesehene Tat wird allerdings nicht nur sein eigenes Leben in neue Bahnen lenken. Er ist eine von vielen Hauptfiguren in Alain Claude Sulzers neuem Roman. (Amazon, gekürzt wg Spoiler)
    Achtung! Den Amazontext ignorieren, wenn man das Buch lesen will!
    Zum Autor:
    Alain Claude Sulzer, 1953 geboren, lebt als freier Schriftsteller in Basel, Berlin und im Elsass. Er hat zahlreiche Romane veröffentlicht, zuletzt die Bestseller »Zur falschen Zeit« (KiWi 1249) und »Aus den Fugen« (KiWi 1360). Seine Bücher sind in alle wichtigen Sprachen übersetzt. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Preise, u.a. den Prix Médicis étranger, den Hermann-Hesse-Preis und den Kulturpreis der Stadt Basel. - Amazon
    Allgemeine Informationen:
    Rund um den Hauptstrang werden Episoden über verschiedene Personen erzählt, die alle in irgendeiner Weise mit dem Konzertabend in Verbindung stehen jeweils aus einer personalen Perspektive geschildert
    240 Seiten
    Meine Meinung:
    Marek Olsberg, der international gefeierte Pianist bricht einfach so, mir nichts dir nichts, seinen Klaviervortrag ab und verlässt das Konzerthaus, während seine rechte Hand, Sekretärin Astrid, nach einer schlimmen Migräneattacke hinter der Bühne schläft.
    Die seit Jahren mit Thomas glücklich verheiratete Esther möchte sich mit ihrer besten Freundin, der unglücklich geschiedenen Solveig, einen schönen Konzertabend machen. Auch wenn für den PR-Fotografen Johannes von einem Kunden zwei Karten an der Kasse gratis hinterlegt wurden, zieht er es vor, mit einer Frau von einem Escort-Service den Abend zu verbringen. Alkoholikerin Sophie hat ihre Nichte Klara zum Konzertabend eingeladen. Leihkellner Lorenz soll bei der After Show-Party der reichen Mäzenin Verena bedienen. Künstleragent Claudius, einstmals Mareks Agent und Geliebter, plant, mit seiner attraktiven neuen Liebe Nico, das Konzert seiner alten Liebe zu besuchen.
    Marek bringt mit seiner Entscheidung ohne es zu wissen oder jemals zu erfahren das Leben einiger Konzertbesucher durcheinander. Eine Ehe, die zerbricht, unerwartete Geständnisse, eine schockierende Begegnung, ein neues Glück, ein Verbrechen: all das geschieht nur, weil ein Pianist aus einer plötzlichen unerklärlichen Anwandlung heraus den Klavierdeckel schließt und seine Karriere beendet.
    Alles hängt mit allem zusammen – Sulzer beweist es, indem er alltägliche Geschichten über alltägliche Leute erzählt, denen etwas Unvorhergesehenes passiert ist. Nicht mehr und nicht weniger.
    Einer steht auf und trifft eine Entscheidung, eine, die niemand erwarten kann, nicht einmal er selbst. Und das Karussell beginnt sich zu drehen, und alle, ob sie dabei sind oder nicht, ob sie emotional beteiligt sind oder außen vor, ob sie ihn kennen oder nicht, bewegen sich in Richtungen, die bis dahin eher unwahrscheinlich waren.
    Sulzers Sprache ist klar, einfach, schnörkellos und eingängig. Das Buch lässt sich mühelos lesen ohne banal oder simpel zu sein. Sulzers Figuren leben; sie sind fassbar und real.
    Warum Marek das Klavier schließt? Dazu schweigt Sulzer. Es scheint, als sage er dem Leser: Ich erzähle dir nur, wie meine Personen handeln und was sie so machen. Der Rest, lieber Leser, liegt bei dir.
    Chapeau, Herr Sulzer! Applaus auch für Mareks letzte Handlung, eine großartige, dem Buch angemessene und auf den Protagonisten zugeschnittene Pointe. Ich wusste beim Lesen nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
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  • Rezension zu Aus den Fugen

    Als der berühmte Pianist Marek Olsberg sich auf ein abendliches Konzert in der Berliner Philharmonie vorbereitet, ahnt er noch nicht, dass dieser Abend sein Leben verändern wird. Genauso wenig wie einige der Besucher dieses Konzerts, deren Leben, ohne dass sie es zunächst bewusst wahrnehmen können, ähnlich aus den Fugen geraten scheint, wie das des Pianisten.
    Behutsam und mit großer erzählerischer Kunst führt Alain Claude Sulzer seinen schon von den ersten Seiten an gebannten Leser in die Geschichte der verschiedenen Protagonisten ein. Neben dem berühmten Pianisten selbst sind das Esther, die mit ihrer Freundin Solveig, die gerade von ihrem Ehemann verlassen wurde, sich zu diesem Konzert verabredet hat. Der Szenefotograf Johannes, der gerade in Berlin ist und dem man Konzertkartengeschenkt hat, und der es in Begleitung einer Hostess besuchen will. Da sind auch Sophie und ihre jugendlich aufsässige Nichte Klara, der Leihkellner Lorenz und die beiden Homosexuellen Claudius und Nico.
    Das gegenwärtige Leben aller eingeführten Personen ist brüchig, widersprüchlich, bei manchen geradezu prekär. Immer wieder spüren sie, dass ihr Leben an der Oberfläche treibt, dass ihnen Konstanz und Tiefgang fehlen, doch schon seit langem sehen sie entweder keinen Ausweg oder können nicht die Kraft für eine wirkliche Veränderung aufbringen.
    Als Marek Olsberg kurz vor der Pause seines Konzertes während der Hammersonate von Beethoven sein bisher gewohnt geniales Spiel abbricht, für alle im Saal wahrnehmbar sagt: „Das war`s dann“, den Klavierdeckel herunterklappt und über einen Hinterausgang den Saal verlässt, da ist nicht nur das Leben des Musikers aus den Fugen geraten, sondern auch die Lebensentwürfe und Lebenslügen der anderen Personen werden offenbar.
    Nach außen hin ein ordentliches und geachtetes Leben führend, zeigen sich die Risse, verursacht von Untreue, Verrat und von Misstrauen. Eine Zeit lang lässt Alain Claude Sulzer seine Leser noch Anteil nehmen, wie das jäh in seinen Täuschungen unterbrochene Leben der Protagonisten weitergeht, er lässt sie hineinblicken in die schmerzhafte Tragödie von Lügen, Selbsttäuschungen und Unklarheiten, doch dann enden die Geschichten, und dem Leser bleibt es überlassen, wie die Menschen wohl mit der nun teilweise erkannten Wahrheit ihres aus den Fugen geratenen Lebens umgehen werden.
    Wie in etlichen seiner Romane zuvor auch spielt auch in „Aus den Fugen“ das Thema Homosexualität eine herausragende Rolle. Alain Claude Sulzer ist ein großer Erzähler, dem es in diesem Buch hervorragend gelingt, mit dem musikalischen Bild der Fuge die Schönheit und die Brüche menschlichen Lebens zu beschreiben.
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Ausgaben von Aus den Fugen

Taschenbuch

Seitenzahl: 240

Hardcover

Seitenzahl: 240

E-Book

Seitenzahl: 240

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