Der elektrische Kuss

Buch von Susanne Betz

Bewertungen

Der elektrische Kuss wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der elektrische Kuss

    Worum es geht
    Die pfälzische Landadelige Charlotte von Geispitzheim ist 25 Jahre alt und lebt noch immer auf dem heruntergekommenen Gut ihres Vaters, nachdem die Mutter als Mätresse des Fürsten von Nassau-Weilheim Karriere gemacht hatte. Charlotte interessiert sich auch mehr für die Wissenschaft als für potentielle Ehemänner und experimentiert mit einem neu entdeckten Phänomen, der Elektrizität. Außerdem liest sie mit Vorliebe die verbotenen Bücher französischer Philosophen, glaubt nicht an die Lehren der Kirche und wählt sich ihre Liebhaber nach Lust und Laune.Als sie sich mit der Tochter eines Pächters ihres Vaters anfreundet und mit den strengen Regeln der amischen Glaubensgemeinde konfrontiert wird, prallen zwei Welten aufeinander. Dieses Zusammentreffen sollte nicht nur Charlottes Leben grundlegend verändern.
    Wie es mir gefallen hatBildhaft kann man es sich vorstellen, das Fräulein von Geispitzheim wie es, schlampig bekleidet, auf staubigen Böden herumkriecht, um die Bestandteile seiner Experimentiergeräte zu suchen, oder wie es sich in einer Fensternische bequem macht, um beim Verspeisen einer Pastete auch verbotenes Gedankengut in sich aufzunehmen.Charlottes Vater kümmert sich weder um das Treiben der Tochter noch um seinen Besitz, doch ist sein ignorantes Verhalten weniger auf Bosheit oder beabsichtigte Gleichgültigkeit zurückzuführen, sondern vielmehr auf ein melancholisches Gemüt, das ihn seit dem Fortgang der Gattin nicht mehr verlassen wollte. Ob Geld im Haus ist, wie es um Charlottes Zukunft bestellt ist, oder womit sich die blitzgescheite, junge Frau ihre Zeit vertreibt, interessiert ihn kaum.Kein Wunder, dass sich Charlotte sehr oft einsam fühlt und die Welt ihrer Freundin Sarah als wohltuenden Kontrast empfindet. In der amischen Gemeinde gelten zwar strenge Gesetze, doch herrscht auch ein liebevolles Miteinander, weder Armut noch Überfluss, sondern ein wohldosiertes Maß an Ordnung, in der auch jeder Gegenstand seinen Platz und seinen Sinn hat.Sarahs Vater Samuel hingegen hat mit der schillernden Figur und ihren gotteslästerlichen Gedanken aus einer ihm fremden Welt gar keine rechte Freude; und doch zieht ihn diese Person mit ihrem kritischen Verstand und ihrer wilden Haarmähne, die meist auch noch offen ihr Haupt umweht, magisch an.Wie sich die beiden trotz ihrer konträren Ansichten näher kommen, und eines Tages sogar auf demselben Schiff in die Neue Welt reisen werden, schildert Susanne Betz mit einer Sprachgewalt, die ihresgleichen sucht.Nicht nur mit der unkonventionellen Protagonistin Charlotte ist ihr eine ganz außergewöhnliche Figur gelungen, auch die Verflechtung mit der Lebensform der amischen Gemeinde fand ich sehr interessant. Dazu kommen noch die exzellenten und detaillierten Beschreibungen der betreffenden Alltagswelten, die unstrukturierte, aber sehr kreative der Charlotte von Geispitzheim und die wohlgeordnete der Hochstettlers.Besonders beeindruckt hat mich außerdem die Beschreibung der Überfahrt nach Amerika, die einen guten Einblick in die unglaublichen Strapazen gibt, die diese mutigen Auswanderer während der monatelangen, gefahrvollen Überfahrt zu ertragen hatten.Stilistisch hat die Autorin meiner Meinung nach besonders im mittleren Teil der Geschichte zu ihrer Höchstform gefunden, während ich den Schlussteil etwas langatmig und das Ende leicht enttäuschend fand. Vielleicht war aber gerade das beabsichtigt, um die Glaubwürdigkeit wahren zu können.Diese sachte Kritik ändert aber nichts an meiner generellen Begeisterung für diese ungewöhnliche Geschichte, sodass ich bei meiner Bewertung gerne die höchste Punktezahl vergebe, bei einem historischen Roman ja fast schon eine Ausnahme.
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Ausgaben von Der elektrische Kuss

Hardcover

Seitenzahl: 384

E-Book

Seitenzahl: 385

Besitzer des Buches 4

Update: