Einfach liegen lassen

Buch von John Perry, Maria Andreas-Hoole

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Einfach liegen lassen

    Klappentext:
    Wer kennt das nicht? Auf dem Schreibtisch türmen sich zwischen Notizen, Papierstapeln und leeren Kaffeetassen allerlei Projekte. Das E-Mail-Postfach quillt über, der Anrufbeantworter ist voll mit wahnsinnig wichtigen Nachrichten, und vor allem sollte die Arbeit heute noch erledigt werden – oder am besten letzte Woche. Statt uns aber mit dem Arbeitsberg auseinander zu setzen, verbummeln wir lieber die Zeit, indem wir ausgiebig Bleistifte spitzen oder uns in den Tiefen des Internets verlieren.
    Der Philosophie-Professor John Perry, selbst ein bekennender »Liegenlasser«, kennt dieses Phänomen aus eigener Erfahrung und verblüfft in seinem unterhaltsamen Buch mit einer provokanten These: Notorische »Liegenlasser« können ihre oft verpönte Schwäche in eine Stärke verwandeln, wenn sie diese richtig nutzen. mit Perrys Tipps wird das Aufschieben und Trödeln zur produktiven Lebensphilosophie und zum Schlüssel zu wahrer Gelassenheit, wenn man es gezielt und mit Methode angeht.
    »Einfach liegen lassen« zeigt so auf charmante Art: mit gepflegtem Nichtstun stellt sich der richtige Zeitpunkt, um etwas zu erledigen, meist von alleine ein, und so manche dringende Arbeit erübrigt sich von selbst, wenn man sie nur lange genug liegen lässt. (von der Verlagsseite kopiert)
    Zum Autor:
    John Perry, Jahrgang 1943, ist Professor emeritus für Philosophie an der amerikanischen Stanford University. Für sein wissenschaftliches Werk zur Sprachphilosophie und zur Theorie des Bewusstseins wurde er u. a. mit dem deutschen Humboldt-Preis ausgezeichnet. Er co-moderiert ein philosophisches Radioprogramm und beschäftigt sich seit Jahren mit der Kunst des gezielten Aufschiebens. Dafür erhielt er 2011 den Ig-Nobelpreis (den renommierten satirischen Preis der Harvard University für unnütze, skurrile aber geistreiche wissenschaftliche Arbeiten). Er und seine Frau Frenchie sind mittlerweile Großeltern von zehn Enkelkindern. (von der Verlagsseite kopiert)
    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: “The Art of Procrastination. A Guide to Effektive Dawdling, Lollyragging and Postponing”
    Erstmals erschienen 2012 bei Workman Publishing Company New York
    10 Kapitel, Anhang, Dank, Anmerkungen auf 123 Seiten.
    Man könnte das Buch ein „autobiographisches Sachbuch“ nennen: Anhand seiner persönlichen Eigenart als „Liegenlasser“ rollt der Autor das Problem für Leser auf, die unter der gleichen Schwäche leiden. Er berichtet von Momenten, in denen seine Bummelei ihm peinlich war, in denen er sich von ihr behindert fühlte, aber er entdeckte auch den Nutzen und die Freude daran und teilt sie mit Gleichgesinnten.
    Inhalt:
    „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“. „Morgen morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute“. Sind es nicht Sprüche wie diese, die den hartnäckigen Bummelanten und den notorischen Liegenlasser sein Leben lang begleiten und unter Druck setzen? Muss man wirklich für jede Aufgabe, die man in Angriff nimmt, erst den inneren Schweinehund besiegen?
    Nachdem der Markt gesättigt ist von Ratgebern für effektives Arbeiten, strukturierten Tagesablauf und organisiertes Zeitmanagement, tritt John Perry mit diesem Buch auf und wehrt sich, sagt NEIN zu denjenigen, die den Liegenlassern ihre Form von Arbeitsbewältigung aufzwingen wollen und plädiert für einen unbeschwerten Umgang mit Trödelei und Unzuverlässigkeit.
    Eigene Meinung / Bewertung:
    „Prokrastination“ ist der Fachausdruck aus dem Lateinischen, was soviel bedeutet wie „Vertagung“ (pro = für, cras = morgen). Glaubt man Perry, so leidet ein großes Teil der Menschheit an Aufschieberitis. Doch ein Aufschieber ist nicht per se ein Faulenzer, Drückeberger oder Versager. Im Gegenteil. In der aufgeschobenen Zeit, die er damit verbringt, sich um bestimmte Aufgaben zu drücken und mit seinem inneren Schweinehund zu kämpfen, widmet er sich anderen, durchaus nützlichen und sinnvollen Pflichten.
    Jeder hat (auf Papier, im PC oder Kopf) eine Liste mit Dingen, die unbedingt zu tun sind. Diese Liste gliedert sich nach Priorität oder Dringlichkeit. Wenn man sich zu Aufgabe 1 nicht durchringen kann, wendet man sich den anderen zu, die man lieber macht. (Beispiel: Wenn ich diese Rezension schreiben muss, das Wetter aber so schön ist, dass ich lieber im Garten grabe, schwimmen gehe oder Fahrrad fahre, werde ich diesen Tätigkeiten den Vorzug geben; sobald aber das Haus geputzt, zwei Körbe Wäsche gebügelt werden müssen, verschiebe ich die ungeliebte Hausarbeit auf Morgen und schreibe die Rezension).
    Perry selbst ist das beste Beispiel für seine Theorie. Er wäre sicher nicht Dozent, Buchautor, Rezensent, Familienvater und Philosoph in Personalunion, wenn er in seinem Leben nicht gearbeitet und Effektives geleistet hätte. Er hat lediglich einen anderen Rhythmus und ein anderes Verfahren, die geforderten Pflichten anzugehen.
    Das erste und wichtigste Anliegen Perrys ist es daher, den Prokrinasten ihr Selbstwertgefühl wieder zu geben, ihnen deutlich zu machen, dass sie nicht weniger fleißig, weniger wertvoll und weniger liebenswert sind als die strukturierten und unermüdlichen Arbeitsbienen.
    Ganz kurz geht der Autor auf mögliche Hintergründe ein ohne sich jedoch in psychologischer Ursachenforschung zu verlieren, sein Hauptaugenmerk liegt auf dem Typ „Aufschieber mit Plan“ vor, zu dem vermutlich die meisten Prokrastinasten gehören.
    Daneben erzählt er von seinen persönlichen Erfahrungen mit den Vorzügen der Prokrastination: Manche Aufgaben haben sich in der Wartezeit längst von selbst erledigt oder sind überflüssig geworden; manches wird besser, wenn man es nicht selbst macht, sondern an jemanden delegiert, der es gern und sofort macht; man hat Verständnis für Leidensgenossen.
    Perry erzählt augenzwinkernd mit selbstironischem Humor, und sein Buch ist eine Wohltat für die gequälten Trödel-Seelen, denen jeder neue Ratgeber nicht die erhoffte Linderung, sondern immer neue Frustration bescherte.
    Am Ende bietet er zwar tatsächlich (nicht ganz ernst gemeinte) Gedanken zu „Wie Sie sich das Aufschieben abgewöhnen können“ an, empfiehlt aber im Zweifelsfall, das Buch vorher zuzuklappen.
    Leider schreibt Perry vor allem für die begünstigten Leute, die wie er einen Beruf mit viel Freiraum und selbstverantwortlichen Pflichten haben. Wem dagegen von vorneherein acht oder mehr Stunden seines Tages zur freien Gestaltung fehlen, wird es beim kreativen „Aufschieben mit Plan“ schwerer haben.
    Fazit:
    Ein Buch für alle Aufschieber und vor allem für diejenigen, die von ihnen tagtäglich genervt sind.
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Ausgaben von Einfach liegen lassen

Hardcover

Seitenzahl: 128

Besitzer des Buches 2

  • Mitglied seit 8. Juli 2012
  • Mitglied seit 4. Juni 2004
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