Schicksal

Buch von Tim Parks, Ulrike Becker

Bewertungen

Schicksal wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Schicksal

    Aus dem Klappentext (gekürzt):
    Christopher Burton, englischer Journalist, wird an der Rezeption seines Hotels über den Selbstmord seines Sohnes unterrichtet. Aber warum ist bei dieser schrecklichen Nachricht sein erster Gedanke, jetzt, nach fast 30 Jahren, seine Frau zu verlassen? Burton weiss, dass er seiner vitalen, sprunghaften Frau, einer Italienerin, seine Karriere als hochgeschätzter Italienkorrespondent verdankt. Aber er verdankt ihr auch, dass sein Leben unerträglich geworden ist. Und irgendwie ist ihr Sohn Opfer dieser explosiven Liebes- und Hassbeziehung geworden ...
    Glücklicherweise ist das Buch nicht so simpel gestrickt, wie der Klappentext vermuten lässt. Ab dem Moment, in dem er vom Tod seines Sohnes erfährt, beginnt der Ich-Erzähler, ein Mann in den schlimmsten Jahren, seine Vergangenheit, seine Ehe, seinen Beruf und seine Vaterschaft zu durchdenken und zu analysieren. Er ist dabei unbarmherzig seiner Frau und auch sich selbst gegenüber. Über ihrer beider Fehler, ihre Fehden und Fehltritte denkt er nach, über die komplizierte Verflochtenheit der Eltern mit dem Sohn, der schizophren wurde, und der russisch gebürtigen Adoptivtochter, die sich von der Familie abgewendet hat. Doch eines ist spürbar: Hinter der intellektuellen Beschäftigung mit dem Geschehen, und wenn es das quälende Eingeständnis der Schuld ist, lauert die Trauer. Im Grunde zerbricht sich Christopher seinen Kopf, um das Zerbrechen seines Herzens hinauszuzögern.
    Dies ist wieder einer der Romane, die ich als Komposition bezeichnen möchte. Während die Geschichte weitergeht - Abschied vom toten Sohn, Zugfahrt nach Hause, Gespräche mit Tochter - wird immer mehr von der Vergangenheit aufgedeckt. Als würde ein Reißverschluss langsam aufgezogen, kommen nach und nach Fäden und Stränge der Familiengeschichte zum Vorschein und verweben sich am Ende zu der Tragödie, dessen Opfer nicht nur der Sohn ist.
    Das Buch ist nicht leicht zu lesen; fast keine Dialoge, keine Absätze. Dazu kommt, dass der Autor ausschließlich das Imperfekt benutzt, dass sich also die einzelnen Zeitebenen nicht voneinander abheben. Natürlich wird die Sprache dadurch flüssiger und leichter, aber das Verständnis, v.a. am Anfang schwieriger. Doch wenn man erst einmal die Zusammenhänge verstanden, die Bruchstücke aus der Vergangenheit aneinanderreihen kann, hat man keine Probleme mehr.
    Ein großartiges Buch. Wohltuend, dass es dem Autor trotz des Themas und trotz der Ich-Erzähler-Perspektive gelingt, keine Nabelschau und keinen Exhibitionismus zu betreiben.
    Empfehlenswert für alle (aber nicht nur für die), die wissen oder erlebt haben, dass eine langjährige Beziehung kein linearer Weg ist, sondern aus Liebe und Hass und weiteren hundertundeinem Gefühlen besteht und aus Wunden, die jeder dem andern schlägt, und dass sich "halt-mich-fest" und "hau-endlich-ab" nicht ausschließen.
    Marie
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Ausgaben von Schicksal

Taschenbuch

Seitenzahl: 288

Hardcover

Seitenzahl: 288

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Besitzer des Buches 7

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