Scheintod im Denken: Von Philosophie und Wissenschaft als Übung

Buch von Peter Sloterdijk

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Scheintod im Denken: Von Philosophie und Wissenschaft als Übung

In seinem vielgelesenen und vielgepriesenen Buch Du mußt dein Leben ändern hat Peter Sloterdijk das Üben als entscheidende conditio humana herausgestellt. In seinem neuen Buch analysiert er die von dieser neuen Perspektive auf menschliches Denken und Handeln grundlegend verändernde Beobachtung auf Wissenschaft und das Tun des Wissenschaftlers. Peter Sloterdijk begreift Wissenschaft als eine Art und Weise, mit Hilfe von wissenschaftserzeugenden Übungsverfahren den Wissenschaftler selber ins Leben zu rufen. Diese Geschichte umspannt eine mehr als 2000 Jahre währende Entwicklung. Sie setzt ein mit Platons Berichten über seinen athenischen Lehrer: Der litt darunter, daß er einen starken inneren Monolog mit sich führte, der ihn disponierte, in der Akademie einfach stehenzubleiben. Die ursprüngliche Akademie ist also ein Übungszentrum, in dem die Menschen es lernen, der Welt nach den Regeln der Kunst abhanden zu kommen. Selbst die heutigen Universitäten haben auf diesem Gebiet einiges geleistet. Auch sie stehen in der Tradition dieser platonischen »Absencenbeherbergungen«, auch sie stellen die Liaison her zwischen der Andersartigkeit des Denkens und der Andersortigkeit des Denkens, welche die Einübung der Wissenschaft allererst ermöglicht.
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Bewertungen

Scheintod im Denken: Von Philosophie und Wissenschaft als Übung wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Scheintod im Denken: Von Philosophie und Wissenschaft als Übung

    Sloterdijks Bücher sind philosophische Lesebücher. Da gibt es immer wieder Passagen, die mit ihrer sprachlichen Schönheit an den Lesegenuss erinnern, den mir schon vor langer Zeit so manches Buch von Ernst Bloch gegeben hat.
    Ähnlich wie er ist Peter Sloterdijk belesen in der gesamten philosophischen Literatur und befindet sich auch mit seinem sonstigen Wissen auf der Höhe der Zeit. Das fordert dem Leser große Anstrengungen ab, aber wie wir das schon von seinen früheren Büchern her kennen, Sloterdijk macht es nicht einfacher, einfach weil die Situation komplex ist.
    Sei letztes großes Buch"Du musst dein Leben ändern" war eine groß angelegte Untersuchung über die Natur des Menschen, eine monumentale philosophische Anthropologie. Ein Schwerpunkt , der immer wieder auftauchte,war sein Bemühen, die These von der Rückkehr der Religion als ein Märchen zu entlarven. Es sei eben nicht so, so der Autor, dass die Religion zurückkehre, auch wenn es viele beobachtbare quasi religiöse Phänomene zu beschreiben gäbe. Es sei vielmehr so, dass sich in unserer Gegenwart etwas ganz Grundlegendes ereigne und sozusagen Raum schaffe: der Mensch als Übender. Der Mensch erzeugt sich als Übender immer wieder selbst, ob es nun Bauern sind, Rhetoren, Schreiber, Yogis, Models oder Musiker und der Mensch geht dabei über sich hinaus.
    In ausführlichen Beispielen plädierte Sloterdijk in diesem umfangreichen Buch immer wieder dafür, diese "Übungszonen der Einzelnen" auszuweiten auf die Gesellschaft. Die "Selbstbildung alles Humanen", davon ist er überzeugt, habe die Kraft, der Krise entgegenzutreten:
    "Die Einsicht, dass gemeinsam Lebensinteressen höchster Stufe sich nur im Horizont universaler kooperativer Askesen verwirklichen lassen, muss sich früher oder später von neuem geltend machen. Sie drängt auf eine Makro-Struktur globaler Immunisierungen: Ko-Immunismus. Eine solche Struktur heißt Zivilisation. Ihre Ordensregeln sind jetzt oder nie zu verfassen. Sie werden die Anthropotechniken codieren, die der Existenz im Kontext aller Kontexte gemäß sind. Unter ihnen leben zu wollen würde den Entschluss bedeuten, in täglichen Übungen die guten Gewohnheiten gemeinsamen Lebens anzunehmen."
    Was, so fragt sich der Rezensent, der Sloterdijks Aufdeckung des Märchens von der Rückkehr der Religion nach dem ,Scheitern' der Aufklärung" und seine Herabsetzung der Religion zu mißverstandenen spirituellen Übungssystemen" mit immer stärker werdender Skepsis gefolgt ist, ist das anderes, als es die humane Traditionen der großen Religionen immer schon gewollt haben ? Ernst Bloch hat auf diese rebellischen Traditionen insbesondere im Christentum immer wieder hingewiesen, und Alexander Kissler hat im letzten Jahr mit seinem bei Pattloch erschienen Buch "Der aufgeklärte Gott" überzeugende Beispiele dafür genannt.
    Ich bin nicht überzeugt, dass die Religion obsolet geworden ist, aber davon, dass sie sich hin zur eigenen Aufklärung verändern muss.
    Das hier anzuzeigende kleine Buch „Scheintod im Denken“ ist eine Art Kurzfassung des oben beschriebenen Buches. Es geht auf eine Vorlesung zurück, die Sloterdijk im Juni 2009 im Rahmen der Unseld Lectures am Forum Scientarium der Universität in Tübingen gehalten hat. Durch den Vorlesungscharakter sind die Gedankengänge Sloterdijks leichter zu verstehen, und deshalb eignet sich das kleine Buch gut als Einführung ihn sein aktuelle philosophisches Denken. Auch wenn etliche Kollegen insbesondere aus dem Kreis der Frankfurter Schule ihn in der ZEIT scharf angegriffen haben, Sloterdijk gehört zu den wichtigsten Denkern der Gegenwart.
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Ausgaben von Scheintod im Denken: Von Philosophie und Wissenschaft als Übung

Taschenbuch

Seitenzahl: 146

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