Winter im Sommer: Frühling im Herbst: Erinnerungen

Buch von Joachim Gauck

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Winter im Sommer: Frühling im Herbst: Erinnerungen

Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der jüngsten deutschen Geschichte erinnert sich: Joachim Gauck – engagierter Systemgegner in der friedlichen Revolution der DDR und herausragender Protagonist im Prozess der Wiedervereinigung als erster Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. Ihm ist ein gleichermaßen politisches wie emotional berührendes Buch gelungen, in dem er in klaren Bildern die traumatisierende Erfahrung der Unfreiheit und das beglückende Erlebnis der Freiheit beschreibt.
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Bewertungen

Winter im Sommer: Frühling im Herbst: Erinnerungen wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Winter im Sommer: Frühling im Herbst: Erinnerungen

    GENRE : Erinnerungen
    Erschienen : Oktober 2009
    ZUM INHALT/ZUR PERSON :
    Der politische und sehr persönliche Rückblick eines friedlichen Revolutionärs
    Eine Schlüsselfigur der jüngsten deutschen Geschichte erinnert sich: Joachim Gauck, engagierter Systemgegner in der friedlichen Revolution der DDR und herausragender Protagonist im Prozess der Wiedervereinigung als erster Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.
    Joachim Gauck verlebte seine Kindheit in einem Dorf an der Ostseeküste. Später studierte er Theologie in Rostock und fand seinen Weg in die Kirche in Mecklenburg. Distanz zum DDR-System prägte seine Tätigkeit von Anfang an. Wie selbstverständlich wurde er Teil einer kritischen Bewegung und schließlich zu einer Symbolfigur im Umbruch von 1989. Nach dem Mauerfall übernahm Gauck politische Verantwortung, er wurde Abgeordneter im ersten freien Parlament der DDR und erster Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen. Der Kampf gegen das Vergessen und Verdrängen blieb als Redner und Kommentator sein großes Thema, auch als er nach zehn Jahren aus dem Amt ausschied.
    Zu seinem 70. Geburtstag hat Joachim Gauck seine Erinnerungen aufgeschrieben. Ihm ist ein gleichermaßen politisches wie emotional berührendes Buch gelungen, in dem er in klaren Bildern die traumatisierende Erfahrung der Unfreiheit und das beglückende Erlebnis der Freiheit nachzeichnet und den schwierigen Übergang von erzwungener Ohnmacht zu einem selbstbestimmten Leben beschreibt. (Kurzbeschreibung bei Amazon)
    BEMERKUNGEN :
    Sein Name ist uns inzwischen ein Begriff, und nun steht er als gemeinsamer Kandidat der großen Parteien vor der Wahl zum Bundespräsidenten. Sicherlich wird man die Eckdaten überall erneut lesen können oder sich auch im Internet klug machen können, siehe unter anderem den ausführlichen Artikel unter : http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Gauck Aber vielleicht mag dies auch für viele die Gelegenheit sein, sich über die Person Gaucks hinaus nochmals mit Grundgegebenheiten in der DDR auseinanderzusetzen und ein kluge Stimme dazu zu hören als auch den Übergang in demokratische(re) Gefilde. So stieß ich in diesen Tagen auf die « Erinnerungen » von 2009, nach einigen Kommentatoren die « Präsentation » vor der dann verlorenen Bundespräsidentenwahl 2010, für andere schlichtweg eine Bilanz zu seinem damaligen 70. Geburtstag.
    In 14 Kapiteln, 14 bis 55 Seiten lang, begleiten wir Joachim Gauck von seiner Kindheit (geboren 1940), die er als glücklich bezeichnet, über Verlusterfahrungen (sein Vater kam erst nach Jahren aus der Gefangenschaft zurück) ; bei der Geburt des Staates der DDR und der wachsenden Repression ; in seiner frühen Entscheidung zum Anderssein in dieser Gesellschaft, die ihn als Pfarrer auf die Seite der Unterdrückten stellt. Und schließlich kommt es zu Zeichen der Selbstbestimmung in den letzten Jahren vor dem, was man die Wende nennt, doch was eigentlich schon vorher in den Köpfen und Herzen der Akteure im Osten langsam stattfindet. Bei zunehmender politischer Einbeziehung wird er mit dem 3.Oktober 1990 der erste Bundesbeauftragte für die Stasiakten und nach seiner zehnjährigen Arbeit andersweitig aktiv in der Erinnerungsarbeit der Diktaturen auf deutschem Boden. Nun steht er also vor dem Amt als Bundespräsident...
    Ich werde nicht weiter auf nachlesbare Grundinformationen eingehen, sondern will nur einige Dinge erwähnen, die mir (unter anderem) besonders aufgefallen sind, und dieses allzeit lesbare, unprätentiöse Buch für mich unter anderem so wertvoll machten :
    - Gauck beschreibt nicht nur Fakten, sondern schafft es auch, die damit verbundenen Auswirkungen im täglichen Leben zu umreißen. Es hat mich sehr berührt, mit welchem Verständnis er von den Schwierigkeiten sprach, die der nach Jahren Gefangenschaft heimkehrende Vater und seine teils entfremeten Kinder, seine Frau im Neuerlernen des Umgangs miteinander hatten. Wie viele « Verschwundene » es doch in dieser Nachkriegszeit und beginnenden neuen Diktatur gab !
    - Was erlaubt es einem Menschen zu widerstehen ? Woher rührte diese frühe Entscheidung im jugendlichen Joachim ? Unter anderem : « Die Pflicht zur unbedingten Loyalität gegenüber der Familie schloss auch die kleinste Form von Fraternisierung mit dem System aus. » Zur selben Zeit erweist sich Gauck immer wieder als verständnisvoll für jene, die dem Druck nicht standhielten. Doch DIE Frage ist nicht nur « ich hätte es ja auch sein können », sondern warum haben nicht mehr widerstehen können ?
    - Ein Thema, das so viele DDR-Bürger beschäftigte... : Soll ich gehen ? Wann ist das Maß voll ? Gauck beschreibt sehr eindrücklich den tiefen Schmerz, der jeder Weggang hinterließ. Fast als Glaubensbekenntnis steht dann eine Ermahnung da wie : « Nicht die Front und die Menschen verlassen. » Bleiben, nicht weil er mußte (er hatte als Pfarrer öfter Reiseerlaubnis ins « nichtsozialistische Ausland »), sondern weil er wollte.
    - Die Frage der Verstellung, Verleugnung und Anpassung : Wie kaum ein anderes System baute die DDR auf Denunziation und Verrat auf. Die Seite der « Opfer » musste manchmal (und sei es im Nachhinein bei Zurkenntnisnahme der Stasiakten) bitter schlucken angesichts der Schuldigen, Informanten oder Mitläufer im nahen und nächsten Umfeld, Menschen, denen man vertraut hatte.
    - Es ist beeindruckend, wie viele Menschen Gauck in seinen Erinnerungen erwähnt. Manchmal zitiert er das Zeugnis anderer, um etwas von sich deutlicher zu machen. Amüsant auch, dass er an einigen Stellen über sich selbst in beabsichtigter Distanzierung oder Zurücknahme in der 3.Person spricht...
    - Die spätere Arbeit an den Stasiakten könnte vielen als undankbare Büro- oder einfache Publizierungsarbeit erscheinen. Gauck spricht davon ausführlich und in einer Weise, dass man versteht, wie wesentlich diese Aufarbeitung für so viele Menschen war.
    - Es ist erfrischend, dass Gauck nie ein eindeutiger Parteigänger ohne notwendige Distanz wird. Bei anderen würde man sagen "er teilt die Hiebe in alle Richtungen gleichmässig aus". Bei ihm ist solch ein Satz unangebracht, doch es stimmt durchaus, dass er (fast) überall die guten Ansätze als auch das weniger Gelungene unterscheidet, ohne sich selber aber als Übermenschen hinzustellen.
    Und aus diesen Seiten spricht ein überzeugter und überzeugender Demokrat.
    Sehr lesenswert !
    Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
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Ausgaben von Winter im Sommer: Frühling im Herbst: Erinnerungen

Taschenbuch

Seitenzahl: 368

Hardcover

Seitenzahl: 352

E-Book

Seitenzahl: 368

Hörbuch

Laufzeit: 00:04:40h

Besitzer des Buches 14

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